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Solveig lebt allein in ihrer Welt, in einem Appartment, hoch über der dunklen Stadt, nur der Hund ist noch da. Sie kreist um Telefon und Anrufbeantworter, sucht Kontakt zur Welt und will ihn doch nicht haben. Kein Wunder, dass jedes Treffen mit einem Mann zum erotischen Spiel wird, das unweigerlich in einer Katastrophe endet.
Ein weites Appartement hoch über der dunklen Stadt, eine Frau, ein Hund. Solveig lebt in ihrer eigenen Welt, und sie weiß nicht, wie sie weiter in ihr leben kann. Unablässig kreist sie um Telefon und Anrufbeantworter, lauscht den anonymen, unbekannten Stimmen hinter
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Produktbeschreibung
Solveig lebt allein in ihrer Welt, in einem Appartment, hoch über der dunklen Stadt, nur der Hund ist noch da. Sie kreist um Telefon und Anrufbeantworter, sucht Kontakt zur Welt und will ihn doch nicht haben. Kein Wunder, dass jedes Treffen mit einem Mann zum erotischen Spiel wird, das unweigerlich in einer Katastrophe endet.
Ein weites Appartement hoch über der dunklen Stadt, eine Frau, ein Hund. Solveig lebt in ihrer eigenen Welt, und sie weiß nicht, wie sie weiter in ihr leben kann. Unablässig kreist sie um Telefon und Anrufbeantworter, lauscht den anonymen, unbekannten Stimmen hinter einer fremden, zufällig gewählten Nummer, sucht nach Kontakt und bricht ihn doch im gleichen Augenblick wieder ab. Hans Löfflers Geschichte spielt in einer Gegenwart, die nicht enden will und die doch mit immer stärker werdendem Sog auf eine unbekannte Zukunft hinführt. Denn Solveigs Spiel aus Sich-Öffnen und Sich-Verschließen wird tödlich in dem Moment, als sie wieder unter wirkliche Menschen geht, als sie sich, zunächst selbstbewusst und attraktiv, den Blicken der Männer aussetzt, denn das Missverständnis im erotischen Spiel führt geradewegs in die Katastrophe. Doch jeder Mann, der sie in ihrer Einsamkeit verletzt, soll sterben, und als Solveig dem "Killer" begegnet, zögert sie nicht. Hans Löffler, einer der eigenwilligsten Dichter unserer Zeit, hat ein Buch geschrieben, das sich allen Normen entzieht, auf unvergleichliche Weise oszilliert zwischen Parabel und Spannungsroman.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.10.2001

Die aufgehobene Zeit
Verbaler Bluff: Hans Löfflers romantische Mordgeschichte

Drei Leichen pflastern ihren Weg, aber alles Morden vollzieht sich zart und poetisch, als müßten die Opfer dankbar sein, daß ihnen die Last des Lebens abgenommen wurde. Solveig, so der Name der schönen Mörderin, ist am liebsten allein, ein Setter, ein CD-Player und ein Handy, mehr braucht sie nicht. Sie wirkt keusch in einem Grade, daß jede Berührung mit anderen Menschen als Beschmutzung erscheint. Irritierend an dieser Madonna ist allerdings ihre Neigung, sich am Spiegel selbst zu küssen, die eigenen Lippen zu betasten und die Brüste zu drücken. Als erstes läßt sie den Mann umbringen, der lange nur Stimme war, eine scheue, wirklichkeitsreine Telefonromanze. Von einer warmen Sandkuhle schließlich zur Reife gebracht, nimmt die Affäre dann ihren Verlauf, welchen Solveig starr über sich ergehen läßt. Aber wer sie berührt, muß sterben, lautet ihr Gesetz. Man hat es schnell verstanden.

Seelische Berührung reicht, das zeigt Fall zwei. Diesem Mann hatte sie sich angeboten, war ihm aufs Zimmer gefolgt, mitleidig hatte er sie zurückgewiesen, weil er ihre wunde Seele spürte, und sie sanft nach Hause geschickt; ein guter Mensch. Macht nichts, sterben muß er. Der dritte ist der Killer, der Auftrag eins und zwei präzise abgewickelt hat, sich aber seinerseits in Solveig verliebt, was seinen Exitus zur Folge hat. Vorher darf er noch vom Töten schwärmen, wie frei und weit und leicht es doch macht. "Wenn ich es tue, hebe ich die Zeit auf." Am Ende heiratet Solveig eher grundlos einen adeligen Yachtbesitzer. Der Roman bricht ab, ohne daß wir erfahren, ob der reiche Mann das überlebt. Ein offener Schluß kann Qualität haben, zweifellos, aber manchmal bedeutet er auch nur, daß der Autor nicht mehr weiter wußte.

Man hat die süffig geschriebene Liebes- und Mordgeschichte zwar in einem Nachmittag gelesen und nicht viel Zeit damit vertan, fragt sich am Ende aber doch, ob man nicht besser spazierengegangen wäre. Weder psychologisch noch philosophisch, noch ästhetisch - ganz zu schweigen von der völligen Abwesenheit irgendeiner ethischen Überlegung - wird hier irgend etwas zu Ende gedacht. Undeutlichkeit mimt Vieldeutigkeit. Erlesene Rätselworte, Kapitelüberschriften wie "Fern lächeln einsame Segler" oder "Kostbar die strengen Abendflügel" proben vergeblich Tiefsinn. Romantik entartet zu Schmalz. Ein Hund preßt seinen Kopf an ihren Leib "wie in einem stummen Gesang". Offene Haare fallen "wie Meereswogen im leichten, frühen Morgenwind". Wellen kommen "wunderbar zur Ruhe". Eine lyrisch sein wollende Prosa scheitert, weil sie im Ohr den Ton von Hofmannsthal, Rilke oder George heraufruft, ohne ihn je zu erreichen. Requisiten werden zu Sinnbildern erhoben, der Trenchcoat zum Symbol der Verschlossenheit ihres Leibes, das Handy zum Symbol des Narzißmus, die Pistole zum Symbol der Befreiung, aber die Bedeutungsebene, ohne die Symbole nun einmal nicht sein können, ist nur verbaler Bluff, Verweis ins Nirgendwo.

Wenn überhaupt etwas bleibt, dann ein Paradox. Mit einer Art Wehmut werden die Verbrechen begangen, so als könne es nun einmal nicht anders sein. Die Täterin ist wie ein Stück leidende Natur, bewußtlos wie ihr Hund. Ihr Handeln ist passiv, das Töten widerfährt ihr. Wollte man dem Roman Gewicht zusprechen, dann wäre seine Botschaft die unabwendbare Grausamkeit des Seins, in weltschmerzliche Romantik getaucht. Derlei hatte man freilich schon, vor hundert und vor zweihundert Jahren, auf höherem Niveau.

HERMANN KURZKE.

Hans Löffler: "Letzte Stunde des Nachmittags". Roman. Carl Hanser Verlag, München 2001. 254 S., geb., 35,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Nicht so richtig gelungen findet Verena Auffermann Hans Löfflers neuen Roman, auch wenn er Potential besitze. Sein Stil gefällt ihr an manchen Punkten: "Er kann überhaupt sehr gut schweigen und ins Nebensächliche zwischen Zehenspitze und Zigarettenkippe abschweifen". Seinen Ansatz, den Rhythmus, dem er folgt, und Löfflers Erzählton vergleicht sie mit Marguerite Duras Prosa: "dieser kurze schwebende Rhythmus ist verführerisch". Die erzählerische Umsetzung findet die Rezensentin aber an einigen Punkten ungeschickt, sie bemängelt die Überspanntheit der Erzählung und die daraus resultierenden gelegentlichen Abstürze in den Kitsch. Auch die Protagonistin, eine moderne Frau, die scheinbar im Leben steht, in Wirklichkeit aber an den Männern leidet und Schmerz sucht, empfindet sie als Kunstprodukt. Ihr Fazit: als Drehbuch würde Löfflers Erzählung besser funktionieren.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Es ist die Ökonomie der Mittel, durch die der Text besticht. Der lyrisch-expressive Ton ist durch die harte Schule des Gedichts gegangen: subversive Bildkraft, sparsame Rhetorik und präzises Timing. Im Zentrum einer Sprache, die diesen Ton sicher zu halten weiß, treibt eine lautlose Dramaturgie die Handlung unweigerlich voran. Selten hat ein Text der deutschen Gegenwartsliteratur den Abgrund der Stille vernehmbarer gemacht." Stephan Krass, Neue Zürcher Zeitung, 15.3.01 "Hans Löfflers 'Roman' überschriebenes neues Buch 'Letzte Stunde des Nachmittags' hat die Raffinesse eines Psychodramas, die Spannung eines Thrillers und die Mehrdeutigkeit eines Gedichts. Er ist mit seinen zwölf Kapiteln ein durchkomponiertes Gewebe aus Raum und Zeit. Was im Zeitlupentempo mit minutiösen Beschreibungen von winzigen Gesten, Szenen und Bewegungsabläufen beginnt, wird fast unmerklich in einen Strudel gerissen, dreht sich schließlich um sich selbst in rasender Geschwindigkeit." Dorothea von Törne, Die Welt, 17.3.01 "Löffler agiert wie ein Stimmungsmaler, wirft Farben und Licht in Situationen, spiegelt Gemütszustände in Erscheinungen der Natur." Thomas Kraft, Frankfurter Rundschau, 21.3.01 "Es ist die Ökonomie der Mittel, durch die der