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Die Römische Republik - hervorgegangen aus einer kleinen Gemeinschaft von Siedlern auf den Hügeln am Tiber - wuchs in zwei Jahrhunderten von der Herrscherin Italiens zur globalen Supermacht. Tom Holland erzählt die Geschichte ihres Niedergangs: Er porträtiert Julius Cäsar, der aus Machtgier den Rubicon überschritt und einen Weltkrieg in Kauf nahm; Cicero, den glänzenden Redner und Verfechter des freien Staates; den Sklavenführer Spartakus und Cleopatra, Geliebte Cäsars und Mark Antons, die erfolglos gegen Rom kämpfte. Zugleich charakterisiert er Roms Bürgerschaft in all ihren Facetten:…mehr

Produktbeschreibung
Die Römische Republik - hervorgegangen aus einer kleinen Gemeinschaft von Siedlern auf den Hügeln am Tiber - wuchs in zwei Jahrhunderten von der Herrscherin Italiens zur globalen Supermacht. Tom Holland erzählt die Geschichte ihres Niedergangs: Er porträtiert Julius Cäsar, der aus Machtgier den Rubicon überschritt und einen Weltkrieg in Kauf nahm; Cicero, den glänzenden Redner und Verfechter des freien Staates; den Sklavenführer Spartakus und Cleopatra, Geliebte Cäsars und Mark Antons, die erfolglos gegen Rom kämpfte. Zugleich charakterisiert er Roms Bürgerschaft in all ihren Facetten: ehrgeizig, blutrünstig, getragen von Selbstaufopferung und Sehnsucht, fremdartig und doch häufig ein Spiegel unserer eigenen Gesellschaft.
Autorenporträt
Tom Holland, geboren 1968, studierte in Cambridge und Oxford Geschichte. Der Autor und Journalist hat sich mit BBC-Sendungen über Herodot, Homer, Thukydides und Vergil einen Namen gemacht. Holland lebt mit Frau und zwei Kindern in London.
Tom Holland ist Bestseller-Autor für Fiction und Historisches Buch.Er hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a."Steven-Runciman-Preis für historische Erzählungen"zusammen mit Robin Lane Fox.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.05.2005

Da hat Caesar nur geblinzelt
Gelungen: Tom Holland läßt die römische Republik untergehen

Kann es sein, daß mit dem vorliegenden Buch ein neues Genre geschaffen worden ist? Bücher zu historischen Themen sind entweder reine Fachbücher, die nur von Fachleuten gelesen werden sollen und können; oder es sind ebenfalls von Fachleuten geschriebene übergreifende Darstellungen, die manchmal sogar lesbar sind; oder es sind popularisierende Werke, die abermals von Fachleuten geschrieben, aber um einen lockeren Ton bemüht sind, was nicht so leicht gelingt; oder es ist Popularisierendes, von Nichtfachleuten geschrieben und von den Fachleuten mit höchsten Mißtrauen betrachtet, meist zu Recht.

Tom Hollands Buch ist nichts davon, und das soll jetzt erläutert werden. Vierhundert dicht bedruckte, bleiwüstenartige Seiten, gelegentlich durch Karten unterbrochen, in der Mitte einige Schwarzweißabbildungen: Das ist zunächst nicht das, was zum Konsum verlocken dürfte. Aber sehr bald wird man feststellen, daß das Buch in lebendiger Weise geschrieben ist und einen die dramatischen Ereignisse, von denen es berichtet, miterleben läßt, ohne daß das auch nur im geringsten auf Kosten des sachlich Zutreffenden ginge.

Dazu tragen nicht nur plastische Formulierungen bei, die nie versuchen, sich durch übertriebene Alltagssprache bei den Lesern beliebt zu machen - etwa die, daß die römische Verfassung einem "Spiegelkabinett" zu vergleichen sei, weil sie je nach Blickwinkel anders aussah, oder daß sich hinter Ciceros Eitelkeit eine "nagende Unsicherheit" verborgen habe oder daß bei einem Wortwechsel zwischen Cato und Caesar dieser "geblinzelt" habe, "ausgewichen" und daher unterlegen sei. Aber auch wenn die Darstellung schon den historischen Roman streift und etwa gesagt wird, Sulla sei in einer kritischen Situation "entgeistert" gewesen und habe mit "wachsender Wut reagiert", merkt man genau, daß so etwas nur der Lebendigkeit der Darstellung dient und daß nicht behauptet wird, es stehe in irgendeiner Quelle.

Lebendigkeit charakterisiert den gesamten Inhalt. Mit großer Kunst wird die Geschichte der römischen Republik der gut hundert Jahre von der Mitte des zweiten Jahrhunderts vor Christus bis zur Errichtung des Kaisertums des Augustus erzählt, und zwar zum einen so, daß die Ereignisse der Reihe nach berichtet und daß die führenden Personen plastisch charakterisiert werden. Zum anderen werden allgemeine Sachverhalte eingefügt wie etwa die römische Verfassung oder die römische Sozialstruktur oder die Prinzipien, nach denen sich die Römer aller Schichten jeweils verhielten. Der Alltag wird geschildert, das äußere Bild der Stadt Rom oder auch das Badeleben im mondänen Seebad Baiae und vieles andere mehr bis hin zu Mitteilungen über die klimatischen Verhältnisse; ab und zu werden wörtliche Quellenzitate eingestreut, einschließlich von Gedichten zeitgenössischer Dichter.

Schließlich gibt es einen schriftstellerischen Kunstgriff, der sehr zur Lebendigkeit beiträgt. Er besteht darin, daß viele Sachverhalte oder Personenschilderungen nicht zusammenhängend abgehandelt werden, sondern der Facettenreichtum des historischen Geschehens oder einer Persönlichkeit wird dadurch besonders anschaulich gemacht, daß mehrfach an verschiedenen Stellen mit unterschiedlichen Tatsachen und Wertungen davon die Rede ist.

Inhaltlich stimmt das meiste, und zwar so viel, daß man sich im allgemeinen darauf verlassen kann - das ist viel für ein Buch, das von einem Nichtfachmann geschrieben worden ist, zumal da sich die allgemeine Richtigkeit nicht nur auf die Fakten, sondern auch auf deren Bewertung und Zusammensicht bezieht. Ich will aber auf das Manko hinweisen, daß die Bibliographie von dem sonst vorzüglichen Übersetzer so gut wie nicht auf deutsche Verhältnisse umgestellt worden ist. Freilich hat das auch sein Gutes, denn so kann man erkennen, daß die fast ausschließliche Bezugnahme auf englischsprachige wissenschaftliche Literatur manche inhaltlichen Schieflagen erklärt. So hätte einer Bewertung Sullas die Berücksichtigung von Karl Christs Biographie gutgetan, Caesars Frühzeit hätte durch Hermann Strasburgers Forschungen zutreffender dargestellt werden können, das Vorwiegen des Militärischen bei Caesar ist durch Werner Dahlheims Caesar-Biographie besser herausgearbeitet worden, und für die komplexe Wirklichkeit des politischen Lebens der späten Republik kann auf Christian Meiers "Res publica amissa" nur schwer verzichtet werden - und für das wenig spektakuläre Aussehen Kleopatras hätte der Verfasser sich nicht auf Münzbilder beziehen sollen, sondern auf die im Alten Museum in Berlin stehende Büste.

Noch ein weiterer Hinweis. Daß der Verfasser sich eben doch nur auf - verständig ausgewertete anglophone - Sekundärliteratur stützt, kann man daran erkennen, daß ihm ein unmittelbarer Blick in die Quellen gutgetan und auch zur weiteren Verlebendigung beigetragen hätte. Zur Entscheidungsschlacht bei Pharsalos wird gesagt, daß der ehemalige Konsul Domitius in der Schlacht "getötet" wurde, "als seine Legionen nachgaben", und von Pompeius heißt es, er sei "durch die Hintertür des Lagers geritten". Nun schildert Caesar selber ja seinen eigenen Bürgerkrieg in einem Buch, und da klingen diese und andere Begebenheiten viel anschaulicher: Domitius wird auf der Flucht erschlagen, als er einen Berg hinaufkeucht, und Pompeius verdrückt sich, nachdem er seine Soldaten zum Widerstand aufgefordert und dann seine Feldherrnkennzeichen abgemacht hat, damit ihn niemand erkennt. Hier hätte der Autor sogar von Caesar noch etwas lernen können.

Genug der Kritik, die an den Qualitäten des Buches nicht das geringste ändert. Dafür weitere Beispiele: Ausgiebig und durchaus mit Lust am abstoßenden Detail werden die vielen Grausamkeiten Sullas geschildert, so daß handgreiflich wird, warum sich spätere Politiker bei allen Unterschieden ihrer politischen Haltung darin einig waren, sich auf jeden Fall von Sulla zu distanzieren. Mit ebensolcher Lust am glücklicherweise andersgearteten Detail kann man Charakter und Lebensweise der Clodia miterleben, einer hochadeligen und das Leben sehr genießenden Dame, die gleichwohl keine geringe Rolle auch in der Politik spielte. Auch die Beurteilung Ciceros wird auf viele Einzelheiten gestützt und ist in ihrer Mehrdimensionalität zutreffend und gerecht. Es wird nicht mit Kritik an seinem Hang zur Panik oder an seinen wechselnden Ansichten gespart, aber dann heißt es doch abschließend von ihm, er sei "tapfer und als Märtyrer für Freiheit und Redefreiheit" gestorben. Das ist er.

Was für ein neues Genre soll mit diesem Buch also geschaffen worden sein? Ganz einfach. Zwei Elemente treffen hier zusammen, die man sonst nur selten gleichberechtigt beieinander hat. Zum einen hat sich hier ein Nichtfachmann mit Gewissenhaftigkeit, Detailkenntnis und Einfühlungsvermögen in einen außerordentlich komplexen historischen Stoff eingearbeitet und ihn sich so zu eigen gemacht, daß er ihn mit selbständiger Urteilskraft darstellen konnte. Seine Seriosität geht so weit, daß das Buch in seiner äußeren Erscheinung auf den allerersten Blick allzu nüchtern und trocken erscheinen könnte. Zum anderen aber merkt man beim zweiten und bei allen weiteren Blicken, daß große schriftstellerische Kunst in der Lage war, das sachlich Richtige anschaulich und miterlebend darzustellen. Bleiwüste vielleicht ja, aber die Bleiwüste lebt.

WOLFGANG SCHULLER

Tom Holland: "Die Würfel sind gefallen". Der Untergang der römischen Republik. Aus dem Englischen von Andreas Wittenburg. Econ Verlag, Berlin 2004. 445 S., Abb., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Tom Holland präsentiert mit seiner Darstellung des "Untergangs der römischen Republik" eine überaus gelungene Kreuzung aus historischem Roman und Sachbuch, so das Rezensentenurteil. Wolfgang Schuller, als Althistoriker selbst nicht unbeschlagen in Sachen Antike, freut sich nicht nur an den beeindruckend "plastisch" dargestellten Fakten, sondern auch an deren richtiger Bewertung und Einordnung. Es stimme inhaltlich immerhin so viel, dass man sich im Allgemeinen darauf verlassen könne - "das ist viel für ein Buch, das von einem Nichtfachmann geschrieben worden ist", findet der Rezensent. Dass mitunter "inhaltliche Schieflagen" enthalten seien, ist für Schuller verzeihlich und letzten Endes damit zu erklären, dass der Autor fast ausschließlich englischsprachige wissenschaftliche Literatur zu Rate gezogen und wichtige europäische Forschungsarbeiten beiseite gelassen habe, wie einem Blick in die Bibliografie zu entnehmen sei. Die nicht herabzusetzende Leistung Hollands bestehe nichtsdestotrotz darin, den komplexen historischen Stoff derart lebendig, detailreich und dramatisch behandelt zu haben, dass der Leser die Ereignisse quasi "miterlebt".

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