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Was bewegt eine junge Frau aus besten Kreisen, die sich zunächst von den machtvollen Botschaften des Hitler-Regimes mitreißen lässt und dann den Weg in den Widerstand findet? Welche inneren Hürden überwindet sie, um trotz größter Gefahr zur Rettung Deutschlands aufzurufen? Libertas Schulze-Boysen - eine lebenshungrige, faszinierende Frau in einer unheilvollen Zeit.
Am 22. Dezember 1942 endete im Gefängnis Plötzensee das schöne kurze Leben der Libertas Schulze-Boysen. Zusammen mit ihrem Mann, dem Luftwaffenoffizier Harro Schulze-Boysen, wurde sie als Mitglied der Widerstandsgruppe "Rote
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Produktbeschreibung
Was bewegt eine junge Frau aus besten Kreisen, die sich zunächst von den machtvollen Botschaften des Hitler-Regimes mitreißen lässt und dann den Weg in den Widerstand findet? Welche inneren Hürden überwindet sie, um trotz größter Gefahr zur Rettung Deutschlands aufzurufen? Libertas Schulze-Boysen - eine lebenshungrige, faszinierende Frau in einer unheilvollen Zeit.

Am 22. Dezember 1942 endete im Gefängnis Plötzensee das schöne kurze Leben der Libertas Schulze-Boysen. Zusammen mit ihrem Mann, dem Luftwaffenoffizier Harro Schulze-Boysen, wurde sie als Mitglied der Widerstandsgruppe "Rote Kapelle" von der Gestapo hingerichtet. Unbändige Begeisterungsfähigkeit und Freiheitsdrang kennzeichneten Libertas schon als junges Mädchen; sie liebte ihren Mann und flüchtete sich doch in zahlreiche Affären. In ihrem Aufbegehren gegen den Kriegswahnsinn durchlitt sie eine Gratwanderung zwischen Mut und Angst. Was Libertas von der Mehrheit der Deutschen in jener Zeit unterschied, war Zivilcourage. "Kurz und schön" hatte sie sich als 15-Jährige ihr Leben ausgemalt. Auf grausame Art ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen.
Autorenporträt
Silke Kettelhake, geboren 1967, arbeitet als Filmredakteurin im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung für das Jugendmagazin fluter und als freie Journalistin. Silke Kettelhake lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.08.2009

Lebenslustig und leidvoll
Die widersprüchliche Geschichte der Libertas Schulze-Boysen
Silke Kettelhake hat ein dokumentarisches Buch geschrieben, das sich wie ein Roman liest. Die Geschichte vermittelt einen tiefen Einblick in das Leben unter der NS-Diktatur – auf andere Art, als historische Abhandlungen es gewöhnlich tun. Sie zeigt nicht nur auf, welche Herausforderung es für junge Menschen bedeutete, sich mit Unrecht und Willkür auseinanderzusetzen, und welchen Preis sie zu zahlen hatten. Sie stößt den Leser geradezu in das Drama hinein.
Die lebenslustige, anziehende Libertas Schulze-Boysen endete mit 29 Jahren unter dem Fallbeil. Ihr Appell „Erzähl allen, allen von mir!” ist der Titel des Buchs. Als sie den Satz an ihre Mutter schrieb, wusste sie, dass man sie hinrichten wird. Ihr Leben: aufregend, hedonistisch, spartanisch, leidvoll und sehr kurz. Mit 20 Jahren lernte sie ihren späteren Ehemann und Mentor Harro Schulze-Boysen kennen, der einige Tage nach ihr hingerichtet wurde. Ein kluger, unkonventioneller Mann aus angesehener Familie, voller Schwung und Tatendrang, der sich im Auge des Orkans eingerichtet hat: im Luftfahrtministerium.
Selten wohl ist es angebrachter, von einer schicksalhaften Begegnung zu sprechen. Libertas ist der Spross einer Adelsfamilie. Ihre Kindheit verlebte sie im großväterlichen Schloss in Liebenberg bei Berlin. Bei diesem Großvater, der ihr als wunderbarer Märchenerzähler in Erinnerung geblieben ist, handelt es sich um Philipp zu Eulenburg. Der Botschafter und Vertraute des letzten deutschen Kaisers stand im Mittelpunkt eines Skandals wegen seiner angeblichen (damals strafbaren) homosexuellen Aktivitäten.
Die selbstbewusste junge Frau begann 1933, ihr Leben in Berlin einzurichten. Der nationalsozialistische Rausch hatte auch sie ergriffen. Früh trat sie in die NSDAP ein, wollte arbeiten für die neue Welt in einer neuen Zeit. Sie träumte davon, Filmkritiken zu schreiben, was sie auch bald tat. Das Leben erschien ihr verheißungsvoll. Sie war davon überzeugt, wenn mehr verantwortungsbewusste Menschen in der Partei arbeiten, so ließe sich die Judenfeindschaft, die sie abstieß, sicherlich beeinflussen. Dann trat Harro Schulze-Boysen auf den Plan, sie heirateten. Beide arbeiteten viel: schreiben, übersetzen. Das Geld reichte kaum. Trotzdem lebte man gut. Wochenendtouren in der märkischen Umgebung, das nächtliche Berlin erforschen, Feste feiern, flirten und mehr. Das normale Leben, es fand statt. Dabei bewegte es sich für Libertas langsam aber stetig in die andere Richtung.
Die Autorin hat mit bemerkenswerter erzählerischer Begabung ein erschütterndes Dokument geschaffen – da spielen die gelegentlich ein wenig prätentiösen Metaphern keine große Rolle. Sie beleuchtet das Umfeld, schildert die kleinen Alltagsbegebenheiten neben den großen Ereignissen. Lässt das Berlin der Dreißiger- und frühen Vierzigerjahre lebendig werden. Wenn Libertas in die Partei eintritt, zitiert Silke Kettelhake die zwölf Gebote, die das Organisationshandbuch der NSDAP vorschreibt. Die klingen derart absurd, dass man glauben könnte, es handle sich um Satire (der Führer hat immer Recht, lautet etwa das erste). Absolviert sie 1934 einen halbjährigen Frauendienst, dann wird aus staatlichen Dokumenten oder aus NS-Literatur zum Thema zitiert. Auch hier findet sich der reinste Aberwitz.
Schwächen nicht verschwiegen
Bald arbeiteten die Schulze-Boysens im Widerstand. Die Gestapo zählte sie zum Kreis der „Roten Kapelle”. Deren Mitglieder bekämpften durch unterschiedlichste Aktionen den Nationalsozialismus: Sie hörten ausländische Sender, halfen Verfolgten, verbreiteten Flugblätter, forderten zum passiven und aktiven Widerstand auf. Fast alles war mit der Todesstrafe bedroht. Harro gab Informationen an die Sowjets weiter, dieser Krieg musste ein Ende nehmen! Die Dinge spitzten sich zu und Libertas’ Angst vor Entdeckung wurde so groß, dass sie kaum noch imstande war, sie zu bezwingen. Sie wollte aufhören. Sie wollte doch leben! Aber es war schon zu spät. Ihrer Verhaftung entging sie so wenig wie ihr Mann und viele andere aus dem Kreis der Widerständler.
Silke Kettelhake gelingt es, sich in die seelische Verfassung von Libertas Schulze-Boysen hineinzuversetzen. Und doch tritt sie ihr niemals zu nahe. Sie verschweigt nicht deren Schwächen und weist gleichzeitig auf ihre tiefe Menschlichkeit hin. Nach der Verhaftung beging Libertas, wie so viele andere, Verrat in der Hoffnung, die eigene Haut zu retten. Etwas, das sie schwer belastete, wie die letzten zu Herzen gehenden Briefe beweisen, die sie aus der Haft der Mutter schrieb. Und es klingt, als befreite sie der Gedanke geradezu, diese Bürde nicht länger tragen zu müssen. ELKE NICOLINI
SILKE KETTELHAKE: Erzähl allen, allen von mir! Das schöne kurze Leben der Libertas Schulze-Boysen 1913-1942. Droemer Verlag, München 2008. 432 Seiten, 19,95 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Sehr gute Noten vergibt Rezensentin Anja Maier an dieses Buch, das das Leben von Libertas Schulze-Boysen erzählt, die 1942 als Mitglied der Widerstandsgruppe "Rote Kapelle" hingerichtet wurde. Die Biografin beeindruckt ihre Rezensentin vor allem durch die Einfühlsamkeit, mit der sie selbst schwierige Momente wie die charakterlichen Schwächen der jungen Frau abzubilden versteht. Und den Verrat der inhaftierten Widerstandskämpferin an ihren Mitstreitern. Aber auch insgesamt lobt sie das unideologische, differenzierte Bild, das die Journalistin Silke Kettelhake von dieser Tochter einer brandenburgischen Landadelsfamilie zeichnet, die den hitlerkritischen SS-Offizier Harro Schulze-Boysen geheiratet hatte - eine Ehe, die Kettelhake zufolge zum Zeitpunkt der Hinrichtung beider längst zerbrochen gewesen sei.

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