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Deutschland und Italien nach dem Krieg, die Zeit des Neuanfangs - auch für Edith. Doch die Schatten der jüngsten Vergangenheit zwingen sie zu einem Doppelleben.
Nürnberg, wenige Jahre zuvor: Im Justizgefängnis, wo Edith als Zeugin interniert ist, begegnet sie einem Mann, der sie fasziniert. Es ist der Anfang einer romantischen Liebe und einer tiefen Beziehung, die Haft und Flucht des Geliebten nach Rom überdauert - sieben Jahre lang treffen sich die beiden heimlich und schwören sich in ihren Briefen ewige Liebe. Doch der Mann war ein hoher Regierungsbeamter und SS-Standartenführer,…mehr

Produktbeschreibung
Deutschland und Italien nach dem Krieg, die Zeit des Neuanfangs - auch für Edith. Doch die Schatten der jüngsten Vergangenheit zwingen sie zu einem Doppelleben.

Nürnberg, wenige Jahre zuvor: Im Justizgefängnis, wo Edith als Zeugin interniert ist, begegnet sie einem Mann, der sie fasziniert. Es ist der Anfang einer romantischen Liebe und einer tiefen Beziehung, die Haft und Flucht des Geliebten nach Rom überdauert - sieben Jahre lang treffen sich die beiden heimlich und schwören sich in ihren Briefen ewige Liebe. Doch der Mann war ein hoher Regierungsbeamter und SS-Standartenführer, mitverantwortlich für den Tod von Hunderttausenden.

Gisela Heidenreichs Spurensuche nach dem verborgenen Leben ihrer Mutter führt mitten hinein in das Schweigen der 50er Jahre, das aus Schuld und Verdrängung erwuchs.

Autorenporträt
Gisela Heidenreich, geboren 1943 in Oslo, aufgewachsen in Bad Tölz und München, studierte Pädagogik, Sonderpädagogik und Psychologie. Weitere Ausbildungen in Paar- und Familientherapie und Mediation. Langjährige Lehrtätigkeit in Schulen und Instituten, seit vielen Jahren Paar- und Familientherapeutin und Mediatorin in freier Praxis. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Schon einmal hat der Historikerin Gisela Heidenreich die Geschichte der Mutter Edith Heidenreich zum Anlass gedient, ein Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte, nämlich das Lebensbornprojekt der Nationalsozialisten, zu beleuchten, erinnert Linda Benkner. In ihrem neuen Buch schildert die Autorin die Liebesgeschichte zwischen Edith Heidenreich und dem ranghohen SS-Mann Horst Wagner, den sie in der Haft während der Nürnberger Prozesse kennen lernte. Was in ihrem ersten Buch gelang, Geschichte im Spiegel einer individuellen Lebensgeschichte zu schildern, missglückt in diesem Werk, bedauert die Rezensentin. Ihr sind die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie nicht deutlich genug gezogen und sie ist ständig im Zweifel, wann es sich in dem Buch um handfeste historische Fakten und wann um die Einfälle der Autorin handelt. Dass dann auch noch die Fußnoten im Text und im Anhang nicht übereinstimmen, lässt Benkner gänzlich an diesem Versuch, individuelle und politische Geschichte zu verknüpfen, zweifeln.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.03.2007

Das Geheimnis um Horsti
„Sieben Jahre Ewigkeit”: Gisela Heidenreich schreibt ihre Autobiographie fort
,,Warum muss ich mich noch einmal mit dem Leben meiner Mutter auseinandersetzen? Habe ich das nicht lange genug getan, als ich sie viele Jahre lang bat und schließlich bedrängte, bis sie einen Teil ihrer und meiner Lebensgeschichte preisgegeben hat?‘‘ Gisela Heidenreich hat sich diese Frage in den vergangenen Jahren nicht nur einmal gestellt. Doch mit der Antwort zögert sie auch jetzt keine Sekunde: ,,Das ist nicht nur Teil meines Lebens, sondern Zeitgeschichte. Und die muss berichtet werden.‘‘ Zur Zeit humpelt die Münchner Autorin auf Krücken von einem Termin zum anderen – Leipziger Buchmesse, Interviews, Lesungen, Hausbesuche von Fernsehteams. Absagen, das kommt nicht in Frage. Es geht schließlich um die Wahrheit. Und der zweite Band ihrer Autobiographie ,,Sieben Jahre Ewigkeit‘‘ verspricht ebenso viel Aufmerksamkeit zu erregen wie der erste ,,Das endlose Jahr‘‘, dessen Verfilmung vor kurzem in der ARD lief. Darin hatte die Autorin die Geschichte ihrer Kindheit erzählt.
Gisela Heidenreich ist 1943 in einem Lebensbornheim der Nationalsozialisten in Oslo geboren, wo ihre Mutter angestellt war. Der Lebensborn: ein Verein, den die Nazis als karitative Organisation ausgaben, der in Wahrheit aber mehr der Zucht der ,,arischen Rasse‘‘ diente. Heute, nach jahrelangen Recherchen, ist die Autorin überzeugt: „Er war die Kehrseite des Holocaust.” Dort Vernichtung, hier Züchtung. Denn außereheliche SS-Nachkömmlinge waren durchaus erwünscht. Und so ein Kind war Gisela. ,,Waisenkind aus Norwegen‘‘, ,,SS-Bankert‘‘, ,,Lebensborn-Kind‘‘, mit diesen Stigmata wuchs sie in Bad Tölz auf. Wer ihr Vater war, erfuhr sie erst mit 18, durch Zufall. Und erst mit Mitte 50 begann sie, inzwischen dreifache Mutter, Frau des Schriftstellers Gert Heidenreich und ausgebildete Familientherapeutin, die Geschichte ihrer Eltern aufzuarbeiten. In mühsamen Gesprächen hatte sie ihrer Mutter Einzelheiten entlockt, immer wieder blockierte die alte Frau. Dennoch fand eine Annäherung statt, die Mutter hat am Ende das Buch sogar für gut befunden. Das Presseecho war riesig, und Tausende Frauen und Männer mit ähnlichen Schicksalen aus aller Welt schrieben der Münchnerin.
Jetzt also Band zwei. Und man ahnt zwischen den Zeilen, dass dieses Buch fast noch mehr Schmerz verursacht hat als das erste. „Ich saß mit meinen 63 Jahren oft heulend am Fußboden”, sagt Gisela Heidenreich, eine große, blonde Frau mit festem Händedruck, „und versuchte, das Puzzle zusammenzusetzen”. Mit jedem Teilchen wuchs die Gewissheit: Ihre Mutter hatte ein noch viel größeres Geheimnis als den Lebensborn, und das hat sie mit ins Grab genommen. Beim Ausräumen des Kellers der mütterlichen Wohnung entdeckte die Tochter eine Mappe mit der Aufschrift „erst nach meinem Tode zu öffnen”. Darin befanden sich mehr als 300 Liebesbriefe. Ein neuer Krimi begann, der wieder alle Wunden aufriss, alle vermeintlichen Gewissheiten wie Asche durch die Luft wirbelte.
Die Mutter hatte 1947 bei den Nürnberger Prozessen, wo sie als Lebensborn-Zeugin monatelang interniert war, die Liebe ihres Lebens getroffen. Der Mann war ein hochrangiger Nazi, dem katholische Geistliche später zur Flucht über Rom nach Südamerika verhalfen. Seinen Lebensabend verbrachte er unbehelligt in Francos Spanien, von wo er den letzten Brief an sein „geliebtes Edilein” schickte. Noch 1972 hebt Heidenreichs Mutter einen Spiegel-Artikel auf: Es geht um ihr „Horstilein”, ihr „Herzenskind”, ihren „Lausbub”: Dem ehemaligen SS-Standartenführer und Legationsrat im Auswärtigen Amt, Horst Wagner, so steht da, angeklagt wegen Beihilfe zum tausendfachen Judenmord, gelang es weiter, sich dem Gericht zu entziehen – wie so vielen anderen hochrangigen NS-Tätern. 1977 starb er.
„Es ist mir völlig klar, dass man versuchen wird, Dich für Dinge verantwortlich zu machen, die Dein Herz und Deine Art immer schon abgelehnt haben”, schrieb ihm seine Geliebte ins Nürnberger Gefängnis, als sie selbst wieder zu Hause in Tölz war. „Und wenn sie Dich bloßstellen und Dir die Ehre nehmen wollen, Deine Edileinfrau wird immer in andächtiger Verehrung zu Deinen Füßen knien und Dich anbeten, denn sie glaubt fest und stark an Dein begnadetes Herz” . . . „Für mich bist Du zum Symbol eines übernatürlichen Wesens geworden, zu dem ich mit der tiefsten Gläubigkeit aufschaue.” So geht das, mehr als tausend Seiten lang, hin und her. Statt sich der Gegenwart zu stellen, phantasieren sich die beiden ehemaligen SS-Angehörigen (denn auch der Lebensborn war eine SS-Einrichtung) eine Zukunft als „Horstediwesen”, die sie „in Seligkeit veratmen” wollen.
Die Briefe sind in ihrer Schwülstigkeit kaum zu ertragen. Kein Wunder, dass Gisela Heidenreich, die ihre Mutter immer als kühl, unnahbar, fremd erlebte, heulen musste. Das Ausblenden der Wahrheit war wohl auch eine Überlebenstechnik, meint die Therapeutin. Oder, so zweifelt die Tochter, war es einfach nur der Nazischwur: „Unsere Ehre heißt Treue”, den ihre Mutter bis zum Tod beherzigt hat und der stärker war als ihre Mutterliebe? „Liebstes, wenn alles vorbei sein wird, dann nehme ich dich in meine starken Arme und führe dich vom Dunkel in unser lichtes, strahlendes Nest, in dem du dann gesunden und alles Trübe vergessen sollst, das man dir angetan hat”, schreibt sie ihm ins Gefängnis. „Dir angetan?” – dem tausendfachen Judenmörder?
Die Liebesbriefe seiner Mutter zu veröffentlichen, mag moralisch zweifelhaft erscheinen. Gisela Heidenreich hat solche Andeutungen gehört, doch sie sagt: „Ich musste es tun.” Diese Briefe stehen für das ganze Ausmaß an Verblendung und Selbsttäuschung, das zwölf Jahre nationalsozialistischer Propaganda hinterlassen haben. Sie sind ein Beispiel für die Macht der Sprache und die Verführbarkeit von Menschen durch Ideologie und Fanatismus. „Das erleben wir ja leider auch in der Gegenwart”, sagt Gisela Heidenreich, die schon weiterrecherchiert. Dieser Wagner lässt sie noch nicht los. Sie sammelt weiteres Material. Und weil das Personenschutzrecht des Bundesarchivs auch für ehemalige Kriegsverbrecher gilt, darf man erst 30 Jahre nach Wagners Tod, also in diesem Jahr, seine Akten einsehen. Jetzt will Gisela Heidenreich alles über ihn wissen, auch wenn es noch einmal den ganzen Schmerz aufwühlt (Gisela und Gert Heidenreich lesen am Donnerstag um 20 Uhr im Literaturhaus aus dem Buch). MARTINA SCHERF
„Mein geliebtes Herzenskind” – schwülstige Liebesbriefe aus der Nachkriegszeit fand Gisela Heidenreich im Keller ihrer Mutter. Fotos: privat, Isolde Ohlbaum
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.04.2007

Liebe in Zeiten der Nürnberger Prozesse

Ende der neunziger Jahre schrieb Gisela Heidenreich (unsere Abbildung) einen internationalen Bestseller, dessen Verfilmung vor einigen Wochen im Fernsehen lief (F.A.Z. am 21. Februar): In "Das endlose Jahr" schilderte sie die Geschichte der Mutter, die als Sekretärin in einem Lebensbornheim arbeitete, dem 1935 von Heinrich Himmler gegründeten Zuchtprojekt für nordische Kinder. Aufgewachsen war Heidenreich mit wenig Andeutungen und vielen Lügen, was die Vergangenheit der Mutter betraf - bis das Schweigen die Tochter zu einer leidenschaftlichen Historikerin machte. Was die Mutter nie erzählte, fand sie in neunjähriger Recherche selbst heraus: Sie war die uneheliche Tochter eines SS-Standartenführers und selbst das Produkt des nationalsozialistischen Menschenexperiments "Lebensborn".

Eine zufällige Entdeckung bei der Auflösung der mütterlichen Wohnung gab nun erneuten Anlass, sich auf Spurensuche zu begeben: Im Keller stieß Gisela Heidenreich auf eine Schachtel mit Briefen aus dem Gefängnis, in dem die Mutter als Zeugin der Nürnberger Prozesse fast ein Jahr lang inhaftiert war - Liebesbriefe. Über sieben Jahre verband die Mutter eine Liebesaffäre mit einem ebenfalls inhaftierten Nationalsozialisten, dem ranghohen SS-Funktionär Horst Wagner.

Werfen die Briefe ein neues Licht auf die Vergangenheit? Es ist das Herzensgeflüster zweier Ungeheuer, die sich selbst keiner Schuld oder auch nur Verantwortung bewusst sind. Wegen Beihilfe zu Mord in über 350000 Fällen war Wagner angeklagt, Edith Heidenreich als Hauptzeugin des Lebensborn-Projekts inhaftiert, für das Tausende Kinder verschleppt wurden, die man zur sogenannten "Aufnordung" der Deutschen brauchte.

Das erstaunliche Fazit der Briefeschreiber aber: Edith Heidenreich bezeichnet die Nürnberger Inhaftierung als "die schönste Zeit meines Lebens". Ihr Geliebter Horst Wagner beteuert: "Alles, was war, war richtig, es führte zu dir." Das vermeintliche Liebesglück blieb für beide die prägendste Erfahrung; Kriegsverbrechen und Haft wurden zum Weg dorthin stilisiert. "Muttilein" nennt Wagner Edith, "Horstedileinwesen" schreibt sie zurück.

Nach sieben Jahren endete das Liebesverhältnis. Edith Heidenreich zog in einer bayrischen Kleinstadt ihre Tochter groß, Horst Wagner konnte sich bis zu seinem Tod 1977 einer Verurteilung entziehen. In Rom arbeitete er als Fluchthelfer, indem er ehemaligen Nationalsozialisten zur Ausreise nach Südamerika verhalf.

Wie schon im vorangegangenen Buch hat es sich die Autorin zur Aufgabe gemacht, die Liebesgeschichte in historische Zusammenhänge einzuordnen. Doch was zuvor gelang, scheitert nun in "Sieben Jahre Ewigkeit". Die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen. Was Rekonstruktion, was Phantasie ist, bleibt für den Leser undeutlich.

Gegen Buchende laufen historische Fakten und persönliche Geschichtsschreibung immer weiter auseinander, bis schließlich keine Fußnote mehr stimmt. 43 Fußnoten stehen im Text, 46 zählt der Anhang. Da es der historische Rahmen ist, der diese Liebesgeschichte interessant macht, wiegen die Ungereimtheiten schwer. Anders gesagt: Einer Tochter mag man solche Fehler verzeihen - einer Autorin nicht.

LINDA BENKNER

Gisela Heidenreich: "Sieben Jahre Ewigkeit". Eine deutsche Liebe. Verlagsgruppe Droemer Knaur, München 2007. 400 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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