Begegnung der Kulturen - östliche Weisheit und westliche Philosophie
Die Entdeckung der spirituellen Vorstellungswelten Asiens, erst Chinas, dann Indiens, durch die deutsche Philosophie im 17. bis 19. Jahrhundert ist eines der eindrucksvollsten Beispiele interkultureller Begegnung und Beeinflussung. Die Rezeption der Sittenlehre der »Sineser«, der Mystik der Upanishaden und der Erlösungslehre des Buddhismus steht im Gegensatz zur kolonialistisch-missionarischen Geisteshaltung Europas in dieser Zeit und bringt entscheidende neue Impulse.
Die von Ludger Lütkehaus zusammengestellten Texte dokumentieren die wichtigsten Etappen dieser Begegnung von Leibniz über Kant und Herder, Schelling und Schlegel bis zu Hegel und Schopenhauer, dem »Buddha von Frankfurt«.
Die Entdeckung der spirituellen Vorstellungswelten Asiens, erst Chinas, dann Indiens, durch die deutsche Philosophie im 17. bis 19. Jahrhundert ist eines der eindrucksvollsten Beispiele interkultureller Begegnung und Beeinflussung. Die Rezeption der Sittenlehre der »Sineser«, der Mystik der Upanishaden und der Erlösungslehre des Buddhismus steht im Gegensatz zur kolonialistisch-missionarischen Geisteshaltung Europas in dieser Zeit und bringt entscheidende neue Impulse.
Die von Ludger Lütkehaus zusammengestellten Texte dokumentieren die wichtigsten Etappen dieser Begegnung von Leibniz über Kant und Herder, Schelling und Schlegel bis zu Hegel und Schopenhauer, dem »Buddha von Frankfurt«.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.12.2004Verlöschen, sekundär
Deutsche Denker flirten mit dem Nirwana - eine Anthologie
Texte zum Nirwana von deutschen Denkern und Philosophen enthält eine Anthologie, die Ludger Lütkehaus herausgegeben und mit einer knapp fünfzig Seiten umfassenden Einleitung versehen hat. Angefangen von Gottfried Wilhelm Leibniz über Zedler, Brucker, Wolff, Kant, Herder, Schelling und Hegel geht es mit weiteren kleinen Zwischenstationen bis hin zu Arthur Schopenhauer. Alle Texte sind gekürzt und in ihrem fragmentarischen Charakter aus größeren Zusammenhängen gerissen. Sie sind weder kommentiert, noch mit Anmerkungen versehen worden, sodass viele Anspielungen der Autoren unaufgelöst bleiben (Herder verweist zum Beispiel auf „die Dänische Mission”). Das ist ärgerlich, zumal die Beschäftigung der westlichen Welt mit der fernöstlichen Philosophie ja nicht mit Leibniz begonnen hat und viele der abgedruckten Texte in Kurzform auf Referenzen verweisen, aus denen sie ihr Wissen haben - Jacob Brucker nennt alleine Matthäus Riccius, Johann Adam Schall, Ferdinand Verbiest und Clemens Philipp Grimaldus.
Denn keiner der Autoren hat China oder Indien bereist, alles Wissen kam aus sekundären Quellen. Die „deutsche” Beschäftigung mit dem Nirwana steht in einem viel größeren Kontext, als es diese Ausgabe zeigen möchte; es ist unverständlich, warum das Thema nicht in seinem gesamteuropäischen Zusammenhang betrachtet wird. Hinweise auf Literatur, die das Nirwana im Buddhismus behandelt, fehlen. So sind diese Auszüge nicht sehr viel mehr als eine Ansammlung von kuriosen Meinungen.
Lütkehaus Einleitung ist gelehrt, doch gibt sie sich neckisch. Kant wird bezeichnet als „Kritiker der reinen Unvernunft”, ein Urteil Herders wird kommentiert mit dem Satz: „Der Tee als potenzschwächende Droge, als Anti-Viagra sozusagen . . .” Punkte sollen an dieser wie an anderen Stellen des Textes Tiefsinnigkeit andeuten. Das Büchlein liest sich schnell und kann verstanden werden als ein erster Überblick über ein die deutschen Philosophen irritierendes Problem: eine Lehre, die das Verlöschen aller Leidenschaften und Daseinsfaktoren fordert.
FRIEDRICH NIEWÖHNER
LUDGER LÜTKEHAUS (Hrsg.): Nirwana in Deutschland. Von Leibniz bis Schopenhauer. Deutscher Taschenbuch Verlag. München 2004, 222 S., 12 Euro.
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Deutsche Denker flirten mit dem Nirwana - eine Anthologie
Texte zum Nirwana von deutschen Denkern und Philosophen enthält eine Anthologie, die Ludger Lütkehaus herausgegeben und mit einer knapp fünfzig Seiten umfassenden Einleitung versehen hat. Angefangen von Gottfried Wilhelm Leibniz über Zedler, Brucker, Wolff, Kant, Herder, Schelling und Hegel geht es mit weiteren kleinen Zwischenstationen bis hin zu Arthur Schopenhauer. Alle Texte sind gekürzt und in ihrem fragmentarischen Charakter aus größeren Zusammenhängen gerissen. Sie sind weder kommentiert, noch mit Anmerkungen versehen worden, sodass viele Anspielungen der Autoren unaufgelöst bleiben (Herder verweist zum Beispiel auf „die Dänische Mission”). Das ist ärgerlich, zumal die Beschäftigung der westlichen Welt mit der fernöstlichen Philosophie ja nicht mit Leibniz begonnen hat und viele der abgedruckten Texte in Kurzform auf Referenzen verweisen, aus denen sie ihr Wissen haben - Jacob Brucker nennt alleine Matthäus Riccius, Johann Adam Schall, Ferdinand Verbiest und Clemens Philipp Grimaldus.
Denn keiner der Autoren hat China oder Indien bereist, alles Wissen kam aus sekundären Quellen. Die „deutsche” Beschäftigung mit dem Nirwana steht in einem viel größeren Kontext, als es diese Ausgabe zeigen möchte; es ist unverständlich, warum das Thema nicht in seinem gesamteuropäischen Zusammenhang betrachtet wird. Hinweise auf Literatur, die das Nirwana im Buddhismus behandelt, fehlen. So sind diese Auszüge nicht sehr viel mehr als eine Ansammlung von kuriosen Meinungen.
Lütkehaus Einleitung ist gelehrt, doch gibt sie sich neckisch. Kant wird bezeichnet als „Kritiker der reinen Unvernunft”, ein Urteil Herders wird kommentiert mit dem Satz: „Der Tee als potenzschwächende Droge, als Anti-Viagra sozusagen . . .” Punkte sollen an dieser wie an anderen Stellen des Textes Tiefsinnigkeit andeuten. Das Büchlein liest sich schnell und kann verstanden werden als ein erster Überblick über ein die deutschen Philosophen irritierendes Problem: eine Lehre, die das Verlöschen aller Leidenschaften und Daseinsfaktoren fordert.
FRIEDRICH NIEWÖHNER
LUDGER LÜTKEHAUS (Hrsg.): Nirwana in Deutschland. Von Leibniz bis Schopenhauer. Deutscher Taschenbuch Verlag. München 2004, 222 S., 12 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Friedrich Niewöhner lässt kein gutes Haar an dieser Anthologie, für die Ludger Lütkehaus Texte von deutschen Dichtern und Denkern zum Nirwana zusammengestellt hat. Von Leibniz über Kant, Herder, Schelling, bis zu Schopenhauer. Meist sind die Texte aus dem Zusammenhang gerissen, gekürzt und dann auch noch unkommentiert, ärgert sich der Rezensent. Gefallen hat ihm auch nicht die allein deutsche Auswahl von Autoren, seiner Ansicht nach kann die Beschäftigung mit dem Nirwana aus einer europäischen Perspektive besser verstanden werden. Und die Einleitung von Lütkehaus findet er zwar recht gelehrt, aber in ihrem neckischen Tonfall konnte sie ihn auch nicht überzeugen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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