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"Benno Hurt ist ein poetischer Realist." Heribert Prantl, Süddeutsche Zeitung Michael Kaltenbrach, ein junger Jurist, folgt der Einladung eines Verlages nach Köln; er hofft, dass seine Erzählungen veröffentlicht werden. Während der Zug durch die Nacht rattert, erinnert er sich an die vergangenen Jahre in seiner Heimatstadt Kürren: Fußball, Mädchen und das Nachtleben sind die großen Passionen. Kathrin heißt die hoffnungsvolle erste Liebe, Margarete steht für die erste erotische Niederlage. Michael will den allzu geordneten Verhältnissen Mitte der sechziger Jahre entfliehen - aber sind er und…mehr

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Produktbeschreibung
"Benno Hurt ist ein poetischer Realist." Heribert Prantl, Süddeutsche Zeitung
Michael Kaltenbrach, ein junger Jurist, folgt der Einladung eines Verlages nach Köln; er hofft, dass seine Erzählungen veröffentlicht werden. Während der Zug durch die Nacht rattert, erinnert er sich an die vergangenen Jahre in seiner Heimatstadt Kürren: Fußball, Mädchen und das Nachtleben sind die großen Passionen. Kathrin heißt die hoffnungsvolle erste Liebe, Margarete steht für die erste erotische Niederlage. Michael will den allzu geordneten Verhältnissen Mitte der sechziger Jahre entfliehen - aber sind er und sein Freund Eugen, der ihn begleitet, bereit für die Verlockungen in Köln?

"Benno Hurt ist ein großer deutscher Erzähler." Denis Scheck

"Ein Roman, den ich in seinem ironischen Witz und seinem skizzenhaften Detailreichtum in anhaltender Amüsiertheit gelesen habe." Dieter Wellershoff
Autorenporträt
Benno Hurt, geboren 1941, lebt in Pettendorf bei Regensburg. In den sechziger Jahren veröffentlichte er Lyrik, Prosa und Essays, schlug dann jedoch die Richterlaufbahn ein und wandte sich gleichzeitig der Fotografie zu. 1986 begann er, Theaterstücke zu schreiben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.04.2011

Bis hin zum allerletzten Mörtelspritzer

Seine Werke beschreiben Lebensläufe der Bonner Republik. Was die Menschen aus ihren Möglichkeiten machten, und was im Wirtschaftswunder aus ihnen wurde: Jetzt liegt Benno Hurts neuer Roman "Im Nachtzug" vor.

Auch Juristen brauchen manchmal Anwälte. Während seines Jurastudiums in München lernte Benno Hurt 1964 die legendäre Marieluise Fleißer kennen, die sich von seinem literarischen Talent überzeugen ließ und ihn dem Hanser Verlag empfahl, der dann im folgenden Jahr Hurts ersten Erzählungsband "Frühling der Tage" herausbrachte. Aber die große literarische Bühne betrat er eigentlich erst, als er auf dem Richterstuhl in Regensburg saß. Für Lyrik fand Hurt Verleger, für Theaterstücke Bühnen, aber für seine Romane auch ein breites Publikum.

Er erzählte Geschichten aus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, genauer: der Bonner Republik. In Romanen wie "Eine deutsche Meisterschaft", "Der Wald der Deutschen", "Ein deutscher Mittelläufer", "Eine Reise ans Meer" und "Wie wir lebten", erschienen zwischen 1991 und 2008, sammeln sich die Facetten der Lebensläufe von Bundesbürgern, zumal Kleinbürgern und Emporkömmlingen. Hier zeigt sich, was sie aus ihren Möglichkeiten nach der Währungsreform machen und was dann das Wirtschaftswunder aus ihnen macht.

Berichtet wird von der Kumpanei der Seilschaften aus der Nazizeit, von den sich wandelnden Moralvorstellungen, von den Reisesehnsüchten der Deutschen, von den Automobilen als Prestigeobjekt, vom Sport als Massenphänomen. Jenseits des Horizonts liegen die großen geistigen Debatten der Nachkriegsjahrzehnte, nicht aber das Echo der Studentenrevolte des Jahres 1968. Geschichte wird als Geschichte der Lebensweisen verstanden, was den Personen und Handlungen der Romane die Nähe gibt - wir glauben, sie alle so oder so ähnlich zu kennen.

Die Widmung zum neuen Roman, "Im Nachtzug. Eine Entfernung", kündigt eher ein literaturinternes Interesse an: "Mit herzlichem Dank an Renate Matthaei und Dieter Wellershoff für den freundlichen Empfang". Beide waren in den sechziger Jahren Lektoren im Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch und hielten sich in ihrer Arbeit an ein neues, vom "Nouveau Roman" mitinspiriertes Literaturprogramm Wellershoffs, das bald als "Neuer Realismus" der "Kölner Schule" bekannt wurde. Beiden Lektoren war offenbar eine Erzählung des jungen Benno Hurt aus einem Sammelband aufgefallen, so dass sie ihn zu einer Besprechung nach Köln einluden. Der Roman überträgt das Faktum dieser Begegnung in eine fiktive Geschichte, deren Hauptperson, Michael Kaltenbrach, schon in anderen Romanen auftauchte, ebenso wie sein Freund Eugen, ein Dokumente sammelnder Nazihasser, der gleichwohl seine Geschäfte mit den Souvenir- und Devotionalienjägern macht. Beide begeben sich im März 1965 im Nachtzug von Kürren (einem Ortspseudonym für Regensburg) auf die Reise nach Köln, wo sie am Aschermittwoch eintreffen.

In die Nachtfahrt nach Köln schiebt sich nun eine Rückkehr in die Vergangenheit. Die Erinnerung holt jene Ereignisse zurück, die den Großteil des Romangeschehens ausmachen: die Jugenderlebnisse des Anwaltssohns Michael Kaltenbrach, in denen sich wieder exemplarische Situationen bundesrepublikanischer Verhältnisse spiegeln. Doch tauchen auch Motive auf, die man ähnlich aus anderen Romanen Hurts kennt. Und die Abenteuer, in die Benno Hurt die beiden Freunde Michael und Eugen in Köln hineinführt, wirken eher herbeigeholt und aschermittwochmatt.

Lebendig und geistreich dagegen erzählt Benno Hurt von der Audienz und der Lehrstunde, die im Verlag die beiden Lektoren geben. Die Fiktion bleibt gewahrt: Michael wird von Dr. Flachenberg und Frau Dr. Ney empfangen. Er berichtet über das Treffen mit einer Hochachtung, die er durch Ironie unterläuft; so hält sich der Eindruck der Faszination in Grenzen. Auf dem Tisch der Lektoren liegt eine Erzählung Michaels, die von einem Maurer handelt, der sich nach acht Stunden Arbeit mit Notizblock und Bleistift in einen Hörsaal begibt. Gelobt wird die genaue Beschreibung "bis hin zum letzten Mörtelspritzer". Allerdings sei die Erzählung noch verbesserungsbedürftig. Lernen könne man - so meint Frau Dr. Ney und überreicht ihm trotz abwehrender Geste Flachenbergs eine Broschüre - aus dem ersten Kapitel von Flachenbergs Roman "Ein schöner Montag" (Wellershoff: "Ein schöner Tag", 1966). Sich an das exemplarische Detail zu halten, wird dem jungen Autor aufgetragen, von dem sich der Verlag eine neue Erzählung wünscht.

Dass die Erzählung auf diesen Zielpunkt zuläuft, unterscheidet den Roman von den anderen Romanen Hurts. Wir treffen in der Figur des Michael Kaltenbrach den Autor selbst in einem Stadium an, wo er ein eigenes Profil zu entwickeln beginnt. Dieser Roman "Der Nachtzug" erscheint zu einem Zeitpunkt, an dem es Grund gibt, den Autor zu ehren. Heute feiert Benno Hurt seinen siebzigsten Geburtstag.

WALTER HINCK

Benno Hurt: "Der Nachtzug. Eine Entfernung". Roman.

Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2011. 257 S., br., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wirklich begeistern kann uns Walther Hinck nicht für den neuen Roman von Benno Hurt, in dem sich der Autor in Gestalt seiner Romanfigur an seine Anfänge als Autor im Verlag Kiepenheuer und Witsch Mitte der 60er Jahre erinnert. Möglicherweise ist die Rezension ja auch bloß ein Geburtstagsgruß an den Autor, der heute seinen siebzigsten Geburtstag feiert. Hurts Kunst liegt für Hinck jedenfalls in der Verwandlung von bundesrepublikanischer Nachkriegsgeschichte in die Geschichte der Lebensweisen, was Handlung und Personen dem Leser recht nahebringt, wie Hinck versichert.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein großer Roman, versehrt von der individuellen und kollektiven Historie: so etwas wie eine visionäre Chronik mitten aus der Dunkelkammer der Geschichte.« -- Helmut Hein, Mittelbayerische Zeitung 05.02.2011

»'Im Nachtzug' wurde ein poetischer Roman einer Autoren-Reise zu sich selbst, ins eigene Ich.« -- Wolf Peter Schnetz, Bernhard M. Baron, Literatur in Bayern März 2011

»Ein bestechend verfasster und ein zeitloses Lebensgefühl transportierender Roman, der auch anspruchsvollste Erwartungen überfüllen, sogar übertreffen wird.« -- Johannes Schaack, literaturmarkt.info 28.03.2011
"Ein großer Roman, versehrt von der individuellen und kollektiven Historie: so etwas wie eine visionäre Chronik mitten aus der Dunkelkammer der Geschichte."
Helmut Hein, Mittelbayerische Zeitung 05.02.2011