15,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Eine erste Psychoanalyse des postmodernen Charakters
Der neue Persönlichkeitstyp unseres postmodernen Zeitalters ist der Ich-Orientierte. Selbstbestimmt und frei von allen Vorgaben erzeugt er seine eigene Wirklichkeit, anstatt sich der gegebenen, oft bedrückenden Realität auszuliefern. Aber wie sieht es in seinem Innersten aus? Welche Bedürfnisse, Triebe, Sehnsüchte, Träume hat er, und erlaubt sein postmoderner Lebensstil ihre Befriedigung?
Die Merkmale sowie die Auswirkungen der postmodernen Ich-Orientierung zeigt der Psychoanalytiker Dr. Rainer Funke kenntnisreich, profund und gut nachvollziehbar.
…mehr

Produktbeschreibung
Eine erste Psychoanalyse des postmodernen Charakters

Der neue Persönlichkeitstyp unseres postmodernen Zeitalters ist der Ich-Orientierte. Selbstbestimmt und frei von allen Vorgaben erzeugt er seine eigene Wirklichkeit, anstatt sich der gegebenen, oft bedrückenden Realität auszuliefern. Aber wie sieht es in seinem Innersten aus? Welche Bedürfnisse, Triebe, Sehnsüchte, Träume hat er, und erlaubt sein postmoderner Lebensstil ihre Befriedigung?

Die Merkmale sowie die Auswirkungen der postmodernen Ich-Orientierung zeigt der Psychoanalytiker Dr. Rainer Funke kenntnisreich, profund und gut nachvollziehbar.
Autorenporträt
Rainer Funk, Dr. phil., Jahrgang 1943, ist Psychoanalytiker und lebt in Tübingen. Er studierte Philosophie und Theologie und hat über Erich Fromms Sozialpsychologie und Ethik promoviert. Er war 1974 bis zu seinem Tod 1980 Fromms Assistent und gab die 10-bändige Gesamtausgabe seines Werks heraus. Von Erich Fromm als literarischer Rechte- und Nachlassverwalter eingesetzt, hat er aus dem Nachlass und der Bibliothek Erich Fromms das Erich-Fromm-Archiv aufgebaut und ist im Vorstand der Internationalen Erich-Fromm-Gesellschaft. Zahlreiche Veröffentlichungen, unter anderem: 'Erich Fromm heute. Zur Aktualität seines Denkens', 'Ich und Wir. Psychoanalyse des modernen Menschen', 'Der entgrenzte Mensch. Warum ein Leben ohne Grenzen nicht frei, sondern abhängig macht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.04.2005

Der neue Typ
Eine Psychoanalyse der postmodernen Ich-Orientierung
„Im 21. Jahrhundert ist ein neuer Persönlichkeitstypus klar konturiert hervorgetreten: der postmoderne Ich-Orientierte. Selbstbestimmt erzeugt er seine eigene Wirklichkeit oder will an gemachten Lebenswelten teilhaben.” Schenkt man dem Tübinger Psychoanalytiker Rainer Funk Glauben, dann hat sich Großes ereignet, als Internet und Nabelpiercings über die Leute kamen. Die postmoderne Persönlichkeitsstruktur war da. Seither wird das „Ich” in „performances” de- und rekonstruiert, man taucht in Erlebnisräume ein, irgendwie ist das Leben ein Event. Flächendeckend durchgesetzt hat sich der neue Typ trotzdem nicht. „Nach bisherigen empirischen Untersuchungen ist die postmoderne Ich-Orientierung derzeit nur bei etwa acht bis zwölf Prozent der Bevölkerung als dominierende Grundstrebung nachzuweisen.” Vorzugsweise bei Programmierern, Webdesignern, PR- und Kultur-Menschen. Offenbar sind sie besonders anfällig für die Versuchung, die Welt als Pixel-Ekstase und sich selbst als Herren des Programms zu begreifen.
Die „Grundüberzeugung postmoderner Ich-Orientierung” fasst Funk in den Satz: „Lass dir von niemandem sagen, wer du bist. Du bist der, der du bist. (‚Bleib du du!‘ War schon vor Jahren der Slogan der Zitronenlimonade ‚Sprite‘).” Das Neue des postmodernen Ichs liege darin, dass es auf der „freien, spontanen Ich-Setzung” und einer „faszinierenden Selbsterzeugung” beruhe, ohne narzisstisch oder egoistisch im herkömmlichen Sinne zu sein. Denn Welt und Ich werden prinzipiell nur als „gemachte Konstrukte” verstanden. „Die Wirklichkeit als eine definitiv erkennbare, vorgegebene Realität gibt es nicht. Will man Wirklichkeit erkennen, so gilt es, sie zu inszenieren und zu konstruieren.”
Nun wäre Funk kein Psychoanalytiker, würde er nicht die pathogenen Tendenzen der postmodernen Seele behutsam herausarbeiten. Dazu zählt an erster Stelle der Verlust von Ich-Kompetenzen, die systematisch zugunsten „gemachter Fähigkeiten” ausgeblendet werden. Weiterhin zählt dazu die Neigung zur Illusionierung, eine zum Teil weitreichende Unfähigkeit, Spannungen und Ambiguitäten des Lebens aufrechtzuerhalten, sowie eine penetrant unreflektierte „Gefühlsinkontinenz”, der jede Plattitüde recht ist, wenn sie nur „authentisch” klingt. Schließlich blendet der postmoderne Charakter Gefühle der Passivität, Ohnmacht und Schwäche aus. Sie stehen seiner Ich-Konstruktion nur im Weg.
Die kritische Deutung der „Postmoderne” leuchtet unmittelbar ein. Der Erkenntnisgewinn bleibt trotzdem bescheiden. Die Sprüche, Illusionen und Realitäten, an denen die Studie sich abarbeitet, entstammen einer Zeit, der die Fantastischen Vier die Zeilen gewidmet haben: „Wo sind denn jetzt die Jobs der neunziger Jahre geblieben? / Mit gute Laune, Dot Com und Partyinsel im Süden? / Die ganzen Leute von früher, irgendwie keiner mehr hier / Deine Flammen alle schwanger, aber keine von dir.” Anders gesagt: Der postmoderne Mensch kam und träumte. Und dann verschwand er wieder. Die Studie hätte vermutlich gut daran getan, das andere Prinzip des Typs zu beherzigen: „Don’t believe the hype.”
CLEMENS PORNSCHLEGEL
RAINER FUNK: Ich und Wir. Psychoanalyse des postmodernen Menschen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005. 257 Seiten, 15 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent "lx" schaut Rainer Funk bei dessen Versuch, die seelische Landschaft des postmodernen Menschen zu beschreiben, nur eine Weile lang zu. Funk erkläre die "kompromisslose Ich-Orientierung" der jüngeren Zeit nicht als Wiederkehr des Narzissmus, sondern als neuen Persönlichkeitstypus, der sowohl auf der ökonomischen Lage als auch auf der "Philosophie der postmodernen Selbstsetzung" beruhe. Mit der Zeit aber gewinnt der Rezensent den Eindruck, dass Funks Beschreibung schon wieder veraltet und der von im postulierte Typ seit den 1990er Jahren "schon deutlich wieder am Aussterben" ist. Denn die wirtschaftlichen Voraussetzungen hätten sich seit Beginn des 21. Jahrhunderts schon wieder verändert. Und das "nicht zum Guten".

© Perlentaucher Medien GmbH