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Der Journalist Peter Scowen zeigt in diesem Buch, wie amerikanische Politik sich darstellt, wenn man die USA von außen betrachtet - und zwar nicht aus dem befreundeten Ausland.

Produktbeschreibung
Der Journalist Peter Scowen zeigt in diesem Buch, wie amerikanische Politik sich darstellt, wenn man die USA von außen betrachtet - und zwar nicht aus dem befreundeten Ausland.
Autorenporträt
Peter Scowen, geboren in Montreal, aufgewachsen in Kanada und den USA, arbeitet seit 1983 als Journalist und Herausgeber in Quebec und Ontario und schreibt für den "Toronto Star".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.06.2004

Auf den Bush klopfen
Nach den Verschwörungstheoretikern kommen nun die Entlarvungsspezialisten

Craig Unger: Die Bushs und die Saudis. Öl, Macht und Terror. Aus dem Amerikanischen von Helmut Dierlamm. Piper Verlag, München 2004. 421 Seiten, 19,90 [Euro].

John Dean: Das Ende der Demokratie. Die Geheimpolitik des George W. Bush. Aus dem Amerikanischen von Udo Rennert. Propyläen Verlag, Berlin/München 2004. 300 Seiten, 20,- [Euro].

Peter Scowen: USA. Ein Schwarzbuch. Aus dem Englischen von Sibylle Hunzinger und Kurt Neff. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2004. 297 Seiten, 15,- [Euro].

Es ist Wahlkampf in Amerika. Die Heerscharen der beiden Konkurrenten um die Präsidentschaft haben sich formiert. Weil die Politik des Amtsinhabers sehr umstritten und mit einigen spektakulären Fehlschlägen belastet ist, verwundert es kaum, daß die Welle Bush-kritischer Bücher drastisch angestiegen ist. Als Ausgangspunkt der Kritik dient meist der 11. September 2001. Die Terroranschläge wirkten als Schock auf Amerika und einen großen Teil der Welt. Die Reaktion des Präsidenten war - nach einer kurzen Phase der Unsicherheit - von Führungskraft und kalkuliertem Tatendrang bestimmt. Beides wußte er der amerikanischen Öffentlichkeit und den Verbündeten überzeugend zu vermitteln. Der "Krieg gegen den internationalen Terrorismus" schien eine Zeitlang auf einer erdumspannenden Koalition unter amerikanischer Führung zu beruhen. Bald jedoch begann sie zu bröckeln. Der Militäreinsatz gegen das Taliban-Regime in Afghanistan stieß zunächst noch auf gebremste Kritik. Gegen den irakischen Diktator Saddam Hussein, den die amerikanische Regierung als einen besonders gefährlichen Komplizen von Usama Bin Ladin darstellte, wollten jedoch nur noch viel weniger Staaten den Amerikanern in den Krieg folgen.

In kurzer Zeit begann die Bush-Administration international, aber auch im eigenen Lande, an Ansehen zu verlieren. Die erste Welle solcher kritischen Rundumschläge brachten die in den meisten Fällen wahnhaft verbohrten Verschwörungstheoretiker auf den Markt. Damit konnte man ganz gut Kasse machen. Jetzt kommt die zweite Welle auf uns zu - Entlarvungsbücher, deren Verfasser die politischen Abgründe, in welche die Politik der Vereinigten Staaten (allgemeine Version) oder der Bush-Administration (spezielle Wahlkampf-Version) das Land und die Welt geführt haben, exakt auszumessen vorgeben.

Mit der Qualität dieser Erzeugnisse ist es in der Regel nicht weit her. Manche darunter sind zumindest gut recherchiert oder konzentrieren sich auf einen wichtigen Aspekt der amerikanischen Politik. Andere muß man mehr als Ausdruck der persönlichen Obsessionen ihrer Verfasser nehmen. In diese Kategorie fallen auch die Berichte frustrierter Insider, die sich nach ihrem Ausscheiden aus der Administration als Bekehrte Gehör verschaffen wollen. Drittens gibt es noch die knallig aufgemachten Schnellschüsse, deren Autoren noch rasch ein einträgliches Süppchen aus dem von anderen schon breitgetretenen Quark kochen wollen.

Das Buch des erfahrenen Journalisten Craig Unger gehört zweifellos in die erste Kategorie. Außerdem hat er sich eines hochinteressanten Themas angenommen. Der Einfluß Saudi-Arabiens auf die amerikanische Politik und die Beziehungen zwischen der Herrscherschicht dieses Landes und amerikanischen Politikern und Geschäftsleuten hat eine längere Tradition. Beides ist aber erst in den letzten Jahren richtig brisant geworden, weil ein Teil der Geldmittel des internationalen Terrorismus und einige seiner führenden Figuren aus Saudi-Arabien stammen. Ungefähr ein Viertel des derzeit weltweit geförderten Rohöls stammt aus saudischen Quellen. Die saudische Herrscherfamilie hat eine theokratische Monarchie errichtet, deren sozial immer gefährdete Stabilität auf dem engen Bündnis mit dem wahhabitischen Klerus des Landes beruht, für den Unger zu Recht die Adjektive strenggläubig und fanatisch verwendet. Das Haus Saud muß die Spannung zwischen dem muslimischen Fundamentalismus und der Amerika-Orientierung seiner Außen- und besonders seiner Ölpolitik austarieren. Es kommt damit seit dem Golfkrieg 1990/91 und der amerikanischen Militärpräsenz im eigenen Land immer schlechter zurecht. Auch aus der Gegensicht ist das saudisch-amerikanische Verhältnis äußerst komplex. Im Nahen Osten unterstützen die Vereinigten Staaten weitgehend unbeirrt die Politik Israels. Man weiß oder ahnt in Washington seit langem, daß der internationale Terrorismus von manchen der superreichen Familien in Saudi-Arabien Unterstützung erhält. Und doch ist man eher an der fragilen Stabilität des Landes interessiert als an der Durchleuchtung der Zusammenhänge und den sich daraus ergebenden Konsequenzen.

Craig Unger verschenkt allerdings sein Thema, weil er es sensationalistisch überzieht, Politik auf persönliche Beziehungen reduziert sowie schließlich ohnehin nicht Politik, sondern Geschäftsdinge im Auge hat. Er hat unzählige Informationen à la "Wer traf wen?" und "Wer half wem aus?" gesammelt. Daraus zieht er oft völlig absurde Schlüsse: Der jetzige Präsident erscheint als eine Art Marionette saudiarabischer Politik. Die Investoren der Carlyle Group werden als "Herren des Universums" bezeichnet. Unger knüpft um die Familie Bush und ihre engen Freunde sowie um die saudische Herrscherfamilie ein Netzwerk gegenseitiger finanzieller Transaktionen. Um dieses Netzwerk dichter zu spinnen, greift er nicht selten auf Gerüchte und Vermutungen zurück. Trotz vieler Fakten bleibt das Buch Fiktion.

John Dean, langjähriger republikanischer Kongreßabgeordneter und ab 1969 Rechtsberater von Präsident Nixon, wurde von seinen Erfahrungen im Watergate-Skandal offenbar politisch traumatisiert. Das schändliche Verhalten Nixons ist ihm zur negativen Meßlatte für die Politik amerikanischer Präsidenten geworden. Und da schneidet die jetzige Regierung nicht gut ab. Dean identifiziert Vizepräsident Cheney als den führenden Kopf der Bush-Administration. Er wirft ihm vor, die Regierungspolitik in eine Sphäre der Geheimhaltung gerückt zu haben, was weitaus schlimmer als die Watergate-Affäre sei und den Fortbestand der Demokratie gefährde. Er sieht Parallelen zwischen Nixon und Bush, die sich bei näherem Hinsehen allerdings wieder auflösen. Er kritisiert die Irak-Politik, die Umweltpolitik der Regierung und immer wieder ihre Geheimniskrämerei. Das ist alles nicht neu, teilweise berechtigt, aber es reicht keineswegs für die alarmistischen Schlußfolgerungen, die er seinen Lesern mit grimmiger Indignation anbietet.

Dürfte man das "Schwarzbuch USA" von Peter Scowen mit einem Ausruf rezensieren, wäre "Ach, du meine Güte" angebracht. Der kanadische Journalist hat es innerhalb dreier Monate im Frühjahr 2002 recherchiert und geschrieben. So ist es auch geworden - das schlecht komponierte Buch eines flott argumentierenden Dünnbrett-Intellektuellen, der ein bißchen Geschichte mit ein bißchen Kulturkritik mischt und seine Weisheiten aus einer kleinen Zahl von Bezugstexten herausmontiert hat. Deren Verfassern wird treulich gedankt, immerhin. "Vor allem bin ich meiner Schwester unendlich dankbar dafür, daß sie den Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 überlebt hat." Darüber freut sich der Leser, aber das ist auch das einzige an diesem Buch, was Freude bereitet.

WILFRIED VON BREDOW

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ein kurzer Verriss. Wilfried von Bredow kritisiert Peter Scowens USA-Schwarzbuch mit einem "Ach, du meine Güte!". Innerhalb von drei Monaten habe der kanadische Journalist das Buch recherchiert und geschrieben, entsprechend schlampig und kurzschlüssig sei es ausgefallen. Ein bisschen Kulturkritik, ein bisschen Historie und eine übersichtliche Anzahl von Bezugstexten ergäben eine ausgesprochen dünne Kompilation eines "flott argumentierenden intellektuellen Dünnbrettbohrers", schimpft von Bredow. Das einzig positiv Erwähnenswerte findet der Rezensent ansonsten in der Tatsache, dass der Autor den Verfassern der Bezugstexte getreulich dankt, bemerkt dieser bissig.

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