Die Tatsache mag verblüffen: Der Merzkünstler Schwitters, der so viele Sparten der Kunst revolutionierte, schrieb auch literarische Prosa, meist Satiren, Märchen, Fabeln, Erzählungen, Kurzgeschichten, Abenteuer- und Lügengeschichten. Was so gattungsgeschichtlich ordentlich klingt ist freilich bei diesem Avantgardisten extraordinär: Er experimentiert mit Montage, Kürzung, Textverstümmelung und Wiederholung, mit Parodie und Phantasie und lässt das Trivale zu Wort kommen. Dies ist in den Jahren 1918 - 1930 sein Weg, um gegen den Erstarrungsprozess in Politik und Gesellschaft anzugehen. Kunst für die Befreiung, Kunst für alle.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ob diese fünf "schön aufgemachten" Taschenbuchbände, die das gesamte literarische Werk von Kurt Schwitters versammeln, einen Schub in der Beschäftigung mit Schwitters auslösen werden? Rezensent Helmuth Kiesel hofft es. Denn neben den berühmten "Glanzstücken" wie Anna Blume oder das i-Gedicht, biete diese Ausgabe auch weniger bekannte Texte, die die Lektüre durchaus lohnen, so der Rezensent. Dazu zählt er etwa die zahlreichen Märchen, die Bühnentexte und die "Tran"-Texte, in denen Schwitters den "außergewöhnlichen Schafssinn" seiner Kritiker aufs Korn nahm. Die erneute Beschäftigung mit Schwitters könnte außerdem eine "qualifizierende Beschreibung" der Entwicklung des Dichters anregen und die Frage klären helfen, welche Bedeutung seinem Werk insgesamt zukommt. Friedhelm Lach behauptet in seinem Vorwort, es gebe eine qualitative Steigerung im Schaffen Schwitters. Für Kiesel dagegen hat Schwitters ab Mitte der zwanziger Jahre nur noch wenig Bemerkenswertes geschaffen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Hier, bei Schwitters, lacht man sich nicht schief oder tot, sondern lebendig und frei." (Die Zeit)