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Keine englische Königin, kein englischer König vor oder nach ihr war so lange an der Regierung: Queen Victoria (1819-1901). Eine ganze Epoche ist mit ihrem Namen verbunden: das Viktorianische Zeitalter. Ihre Tagebücher und Briefe - ein Gesamtwerk von 700 Bänden - sind nicht nur einmaliges Dokument einer außergewöhnlichen Frau, sondern auch herausragendes Zeugnis der englischen wie europäischen Geschichte des 19.Jahrhunderts. Die Anglisten Kurt Tetzeli von Rosador und Arndt Mersmann haben die schriftliche Hinterlassenschaft der Königin, die täglich im Durchschnitt 2500 Wörter schrieb, gesichtet…mehr

Produktbeschreibung
Keine englische Königin, kein englischer König vor oder nach ihr war so lange an der Regierung: Queen Victoria (1819-1901). Eine ganze Epoche ist mit ihrem Namen verbunden: das Viktorianische Zeitalter. Ihre Tagebücher und Briefe - ein Gesamtwerk von 700 Bänden - sind nicht nur einmaliges Dokument einer außergewöhnlichen Frau, sondern auch herausragendes Zeugnis der englischen wie europäischen Geschichte des 19.Jahrhunderts. Die Anglisten Kurt Tetzeli von Rosador und Arndt Mersmann haben die schriftliche Hinterlassenschaft der Königin, die täglich im Durchschnitt 2500 Wörter schrieb, gesichtet und ein autobiographisches Lebensbild in Lesebuchform geschaffen. Es erscheint anläßlich des 100. Todestags Queen Victorias als Originalausgabe im Deutschen Taschenbuch Verlag. Die 1819 geborene Victoria ist gerade mal achtzehn Jahre alt, als sie den Thron besteigt. Die geistreiche und leidenschaftliche junge Frau widmet sich ihrer großen Aufgabe mit Engagement, Selbstdisziplin und Selbstaufgabe . Als sie im Herbst 1839 ihrem drei Jahre jüngeren Cousin Albert begegnet, ist es Liebe auf den ersten Blick und sie macht ihm kurzerhand einen Heiratsantrag. Ein Jahr später stehen die beiden vor dem Traualtar - die glückliche Ehe, die nach einundzwanzig Jahren mit dem jähen Tod des geliebten Ehemanns endet, bringt neun Kinder hervor. Mit ihren Briefen und Tagebucheinträgen setzte Victoria dieser Liebe selbst ein Denkmal.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.01.2001

Spazierengegangen. Geweint.
Zum 100.  Todestag: Queen Victoria in sensiblen Selbstzeugnissen
Eigentlich war alles wieder mal ganz anders, und mit der Formel vom Viktorianismus kommt man nicht besonders weit, nach der die so genannte viktorianische Ära eine Zeit der steifen, sinnfeindlichen Verklemmtheit gewesen sei. „Stürmische Liebe und ausgeprägtes Pflichtbewusstsein halten sich bei ihr die Waage”, resümiert dagegen das vorliegende biografische Lesebuch: „Weder als unwürdige Greisin noch als prüde Matrone endet für Victoria der epochenspezifische Konflikt zwischen einem Leben der sinnenhaften Freude, des sinnlichen Begehrens . . . und einem Leben der Herzensdisziplin, der bürgerlich ge- und verfügten Ordnungen. ”
Wer sich anlässlich des 100.  Todestages – am kommenden Montag – mit Queen Victoria und ihrer Zeit befassen möchte, ohne einen schweren Folianten zur Hand nehmen zu müssen, für den ist die Auswahl der Briefe dieses Taschenbuches gedacht. Die Schreiberin hat reiches Material hinterlassen – über 7000 Briefe sind allein an ihre Mutter, die Prinzessin aus dem Haus Sachsen-Coburg-Gotha, gegangen. Dazu kommt Victorias Tagebuch als eine ergiebige Quelle, in der sich eine freimütige, naive und vom Recht auf Emotionen geprägte Persönlichkeit darstellt.
Dieser emotionale Zug kommt vor allem in der schwärmenden Zuneigung und der tiefen Liebe zum Ausdruck, die Victoria für ihren Gatten Albert gehegt hat. „Wir küssten uns immer wieder, und ich schmiegte mich an seine liebe, weiche Wange, so jung und rot wie eine Rose. Dann war es zehn Uhr, die Zeit seiner Abreise . . . ich weinte und war so traurig. Schrieb mein Tagebuch. Ging spazieren. Weinte. ” So lautet beispielsweise ein Eintrag am 14. 11. 1839. Sie weinte damals um den Geliebten, dem sie in unverbrüchlicher Liebe verbunden war, und sie trauerte, nachdem sein früher Tod sie zur Witwe gemacht hatte. Auch in der Trauer hat sie sich ihren Überschwang bewahren können.
Ihre herrscherlichen Pflichten ordnet die spätere Königin von Großbritannien und Irland und Kaiserin von Indien konsequent ein, wenn sie 1849 an ihren Prinzgemahl schreibt: „Du vergisst, teuerster Geliebter, dass ich die Herrscherin bin und dass die Arbeit um nichts auf der Welt hintangestellt werden oder ruhen kann. Das Parlament tagt, und irgendetwas ereignet sich beinahe jeden Tag, wofür ich gebraucht werden könnte . . .” 
Jeden Tag irgendein Ereignis – was hier so simpel umschrieben wird, bedeutet, gewichtiger ausgedrückt: Victoria stellt die Verkörperung von Großbritanniens imperialer Macht und die Inkarnation bürgerlicher Moral dar. Die englischen Premiers Lord Melbourne und Benjamin Disraeli wussten sehr wohl mit diesem Image umzugehen, es zu nutzen.
Als die „Großmutter Europas” 1901 starb, hinterließ sie sechs Kinder, 32 Enkel und 37 Urenkel und war die am längsten regierende Monarchin Großbritanniens gewesen.  Jenseits solcher royalesker Statistik zeigt dieses Lesebuch, dass die pflichterfüllte Herrscherin Victoria obstinat immer auch an privater Lebensfreude und an bestimmten Formen des Lustgewinns festhielt – sich dabei offensichtlich auch nicht durch Klatsch und öffentlichen Spott abbringen ließ, etwa von ihrer Beziehung zu ihrem Hochland-Diener John Brown: Was ihr gut tat, konnte doch nicht unschicklich, nicht unmoralisch sein.
 Ihr langes Leben hat dazu beigetragen, dass sie schon zu Lebzeiten als Ikone verklärt wurde. Hier wird nun vor allem die private Seite Victorias präsentiert, als Frau, als Witwe, als Mutter und Großmutter – und die offizielle Legendenbildung zurechtgerückt, unaufdringlich, aber deutlich.
BIRGIT WEIDINGER
KURT TETZELI VON ROSADOR, ARNDT MERSMANN: Queen Victoria. Ein biographisches Lesebuch. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2000 (Band 12846). 319 Seiten, 19,50 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Die Regierungszeit von Queen Victoria war lang. Das ist allgemein bekannt, denn schließlich wurde nach ihr eine ganze Epoche benannt. Ähnlich ausdauernd zeigte sich Victoria in ihrer Schreibwütigkeit, berichtet Werner von Koppenfels. 700 Bände umfasst der Nachlass -120 Tagebücher und eine riesige Sammlung von politischen und privaten Briefen. Eine Herausforderung, aus dieser "erschreckenden Fülle" eine Auswahl zu treffen, meint der Rezensent. Den Herausgebern Kurt Tetzeli von Rosador und Arndt Mersmann sei es jedoch gelungen: Die Texte seien gut zusammengestellt, flüssig übersetzt und reizvoll illustriert. Victoria werde hier nicht demontiert, sondern auf ungewohnte Weise verjüngt und lebendig. Gemeinhin galt sie als streng, prüde und konservativ. Ihre Selbstzeugnisse lassen ein anderes Bild zu. Das einer offenherzigen, willensstarken und leidenschaftlich empfindenden Frau. Doch in einer Hinsicht gehen die Herausgeber dem Rezensenten zu weit. Ihr Nachwort sei zwar lesenswert, aber das Attribut "sinnenfreudig" hätten sie zur Charakterisierung der Queen deutlich sparsamer einsetzen können. Die Grundaussage des Lesebuchs, unbekannte Seiten der Königin kennenzulernen, wird so noch lange nicht geschmälert, so der Rezensent.

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