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Königin Elizabeth und Prinz Philip verkörpern die Monarchie schlechthin. Doch obwohl sie unter ständiger Beobachtung der Boulevardpresse stehen, ist wenig über das Paar bekannt. Gyles Brandreth war ein besonderer Zugang zum englischen Hof gestattet, er konnte das Herrscherpaar viele Monate begleiten und zahlreiche Mitglieder der königlichen Familie interviewen. Seine Doppelbiographie gewährt einen Einblick in das private Leben der Windsors. Elizabeth und Philip, beide Ur-Ur-Enkel der legendären Königin Victoria, kommen aus Elternhäusern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der…mehr

Produktbeschreibung
Königin Elizabeth und Prinz Philip verkörpern die Monarchie schlechthin. Doch obwohl sie unter ständiger Beobachtung der Boulevardpresse stehen, ist wenig über das Paar bekannt. Gyles Brandreth war ein besonderer Zugang zum englischen Hof gestattet, er konnte das Herrscherpaar viele Monate begleiten und zahlreiche Mitglieder der königlichen Familie interviewen. Seine Doppelbiographie gewährt einen Einblick in das private Leben der Windsors. Elizabeth und Philip, beide Ur-Ur-Enkel der legendären Königin Victoria, kommen aus Elternhäusern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der griechische Prinz mit deutschen Wurzeln war bis zu seiner Heirat quasi heimatlos, verbrachte Kindheit und Jugend zwischen Paris, Darmstadt, Salem und Schottland. Dagegen steht die behütet aufgewachsene Elizabeth, die sich schon als Teenager in ihn verliebte. Brandreth sucht nicht nur das Geheimnis dieser in vielen privaten wie politischen Krisen erprobten Ehe zu ergründen, sondern richtet seinen Blick auch auf ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte.

Autorenporträt
Gyles Brandreth wurde 1948 in Wuppertal geboren. Der Oxford-Absolvent arbeitete als Verleger, danach als Moderator für Funk und Fernsehen. Er war Mitglied der Regierung John Majors und saß zwischen 1992 und 1997 für die Tories im Parlament. Nebenbei schrieb er Romane und Kinderbücher sowie seine große Biographie »Philip und Elisabeth« (2005 auf deutsch erschienen). Brandreth gilt als der beste Kenner des britischen Königshauses.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2005

Der letzte der idealen Gatten
Unerschütterliche Begeisterung für den Herzog von Edinburgh: Prinzgemahl und ewiger Einwanderer / Von Karina Urbach

An einem sonnigen Sommertag des ausgehenden 20. Jahrhunderts besuchte Prinz Philip ein kleines College in Cambridge. Der Rasen war frisch geschnitten, die Mülltonnen beiseite geräumt und das Empfangskomitee in Stellung gebracht. Es bestand aus der obligatorischen ethnischen Mischung, wobei in der Auswahl der Studentinnen besonders auf die äußere Schönheit geachtet worden war. Eine attraktive Griechin (Medizin, drittes Semester) war folglich auch die erste Anlaufstelle des Prinzen. Ob es ihr denn in Großbritannien gefalle? "Natürlich", antwortete die Schöne: "Wir Griechen haben uns hier doch ein ganz nettes Auskommen geschaffen." Die Anspielung kam überraschend schlecht an. Prinz Philip wird weder gerne an seine Einkommensquelle noch an seine griechische Herkunft erinnert. "Phil the Greek" titelt die britische Klatschpresse regelmäßig, wenn wieder einmal etwas in seinem Leben schiefgelaufen ist. Bis heute ist der Herzog von Edinburgh der ewige Einwanderer, der arme Schlucker, der jahrelang ohne feste Adresse lebte, bis man ihn großzügig aufnahm.

Die Kritik an ausländischen Prinzen hat eine gewisse Tradition. Schon 1870 schrieb Königin Victoria ihrer Tochter, der preußischen Kronprinzessin, die Briten hätten eine Aversion gegenüber ausländischen Heiraten entwickelt, besonders wenn die Heiratskandidaten arm wären oder politische Verwicklungen mit sich brächten. Für den Historiker David Cannadine ist die englische Königsfamilie über die Jahrhunderte hinweg von wahren "Invasionswellen deutscher Parvenus" heimgesucht worden - von den Hannoveranern über die Coburger zu den Mountbattens (Battenbergs). Tatsächlich ist dieser deutsch-britische Kulturkontakt jedoch nicht kontinuierlich als eine feindliche Übernahme empfunden worden. Internationale Heiraten boten immer wieder politische Vorteile und ein Standbein auf dem Kontinent. Der "Hannoveraner" George III. stieg zum nationalen Symbol gegenüber dem revolutionären Frankreich auf, und auch der Coburger Prinz Albert durchlief Phasen, in denen die Briten ihn zumindest schätzten, wenn auch nicht gerade liebten. Erst die Ereignisse des Ersten Weltkrieges führten dazu, daß George V. seine Kinder ermunterte, sich Ehepartner in der britische Aristokratie zu suchen - mit durchschlagendem Erfolg. Über George VI., mit der schottischen Queen Mum verheiratet, schrieb einmal der britische Generalkonsul in Berlin: "Es ist wirklich unglaublich. Royal George kann kein Wort deutsch, und sein Französisch ist absolut grauenhaft." Philips Einzug in die königliche Familie war demzufolge eher ein zufälliger Atavismus als eine orchestrierte Verschwörung gegen das britische Volk.

Gyles Brandreth interessiert sich in seinem Buch "Philip und Elizabeth" jedoch nicht für diesen Kontext. Brandreth, ehemaliger Tory-Abgeordneter und Journalist, der sich für after dinner speeches buchen läßt, hat ein amüsantes Klatschbuch über Prinz Philip geschrieben. Es ist geschwätzig, hagiographisch und wird folgerichtig vom ARD-Adelskenner Rolf Seelmann-Eggebert im Klappentext enthusiastisch gefeiert. Doch anders als die unselige Hofberichterstattung bringt Brandreth genug Selbstanalyse auf, um dem Leser seine schmachtende Liebe gegenüber den Royals einzugestehen. Als Prinzenfreund ist er in Großbritannien oft persifliert worden, und Brandreth zitiert auch Satiren über seine eigene Person ausführlich: "Buckingham Palast, 22. Januar. Ich begrüße den Prinzen: ,Sie sind ein Juwel unseres Landes Sir!' Der Prinz holt aus und versetzt mir mit der Faust einen gutmütigen Schlag ins Gesicht. ,Wunderbar Sir!' rufe ich begeistert und bücke mich nach meinen Vorderzähnen unten auf dem herrlich blankpolierten Boden."

Das scheint die Quintessenz ihrer Beziehung zu sein: Die unerschütterliche Begeisterung für den Prinzgemahl legt Brandreth immer wieder ein großes Maß an Selbstverleugnung auf. Beide Herren neigen zur Rechthaberei und können sich - diesmal authentisch - seitenlang darüber unterhalten, ob der Hauptsitz der britischen Bahn früher in einem Gebäude in Euston oder im Landmark Hotel untergebracht war. Die von Brandreth geführten Gespräche mit der Queen lassen diese bellizistische Verve vermissen, haben dafür aber einen größeren Unterhaltungswert:

Brandreth: "Hatten Sie heute viel zu tun, Ma'am?" - Queen: "Ja."

Brandreth: "Der Premierminister?" (damals noch John Major) - Queen: "Ja."

Brandreth: "Er ist sehr nett." - Queen: "Ja, sehr." Endlose Pause.

Brandreth: "Wissen Sie, Ma'am, meine Frau ist Vegetarierin." - Queen: "Das muß sehr eintönig sein."

Brandreth: "Und eine meiner Töchter ist auch Vegetarierin." - Queen: "Sie Ärmster!"

Königin Elisabeth redet tatsächlich in pointierten Einzeilern, und so ist es vor allem ihr und Philips Humor, der dieses Buch trägt. Wie sonnig sich Prinz Philips Gemüt - trotz gelegentlich politisch unkorrekter Ausrutscher - entwickelt hat, erscheint um so beeindruckender, wenn man seine Charles Dickens'sche Kindheit in Betracht zieht. Seine Familienverhältnisse als disfunktional zu bezeichnen wäre eine Untertreibung. Der Großvater, Georg I. von Griechenland, wurde ermordet, die Mutter Alice saß zeitweise in einer Irrenanstalt, der Vater vorübergehend im Gefängnis. Alice scheint von Sex und Religion besessen gewesen zu sein. Sie gab sich nur der frömmeren der beiden Passionen hin - im Gegensatz zu ihrem pragmatisch veranlagten Mann Andreas, dem eine Dame in Monte Carlo ihre Gunst schenkte. Andreas war nach der Flucht der Familie aus Griechenland 1922 beschäftigungslos geworden und verwendete seine Zeit darauf, über seine desaströse Teilnahme an dem Anatolien-Feldzug von 1921 zu schreiben. Seine Memoiren hatten den treffenden Titel "Towards Disaster".

Philip wurde nach Jahren im französischen Exil auf Kurt-Hahn-Schulen geparkt, zuerst in Salem und dann im schottischen Gordonstoun - was ihm wie eine Befreiung vorgekommen sein muß. Zur Bewertung dieser ganze Kindheitsmisere hat Brandreth unglücklicherweise einen Freudianer der Winnicott Clinic zu Rate gezogen, der zu dem küchenpsychologisch wenig überraschenden Schluß kommt, der Prinzgemahl müsse schwere Bindungsschäden erlitten haben. Daß seine Eltern geringes Interesse an ihm entwickelten, war jedoch in keiner Weise ungewöhnlich für ihre Zeit und Klasse. Seine Schwestern übernahmen die Mutterrolle, und bis heute verteidigt der Prinzgemahl das Andenken seiner Eltern. Ähnlich verfährt er auch im Falle seiner angeheirateten Verwandten, der Prinzen von Hessen. Ihre Nazi-Vergangenheit nimmt er - genauso wie sein Biograph - nicht zur Kenntnis. Philips Überleben wurde durch ein weites Verwandtschaftssystem gesichert, das heute noch in der britischen Hocharistokratie verbreitet zu sein scheint. Man kümmert sich um die Kinder von Déclassé-Verwandten, indem man ihnen die Ausbildung bezahlt und sie nicht aus dem gesellschaftlichen Netzwerk ausschließt. Auf diese Weise ist ein Wiedereinstieg möglich. Niemand hat diesen brillanter vollzogen als der Herzog von Edinburgh. Sein Aussehen und sein Charme waren dabei sicherlich nicht hinderlich.

Ähnlich wie ihre Ururgroßmutter Victoria suchte sich die junge Elisabeth ihren Ehemann nach rein ästhetischen Gesichtspunkten aus. Doch nicht einmal der investigativ arbeitende Brandreth kann behaupten, die Mechanismen dieser Ehe wirklich verstanden zu haben. Unterscheiden sich die beiden zu sehr, oder ergänzen sie sich gerade dank ihrer Unterschiede? Auf der einen Seite die mit einem Kinderglauben gesegnete, zurückhaltende, intellektuell eher desinteressierte Königin, auf der anderen Seite der extrovertierte Prinz, der mehr seelische Abgründe in sich birgt, als man vermuten würde. Die außergewöhnliche Religiosität seiner Mutter scheint auch ihn zu beschäftigen - in seiner Bibliothek gibt es neben 200 Lyrikbänden laut Brandreth'scher Zählung 634 Bände zu religiösen und spirituellen Themen. Im Gegensatz zu seinem Sohn Charles redet Philip jedoch klugerweise nicht über solche Interessen - in einer säkularisierten Gesellschaft wie der englischen würde er damit auf Unverständnis stoßen.

Daß Philip und Elisabeth trotzdem zu einer ausgezeichneten Arbeitsgemeinschaft zusammengewachsen sind, ist evident. Gestählt durch Krisen, Familienkatastrophen und unzählige gemeinsame Auslandsreisen, sind sie ein enorm erfolgreiches roadshow team geworden, das sich die Bälle gekonnt zuwirft. Bei einem Elton-John-Konzert, in dem der Künstler ihnen demonstrativ seinen Rücken zudrehte, kommentierte die Königin: "Es wäre schön, wenn er das Mikrofon zur Seite drehen würde." Darauf Prinz Philip: "Es wäre schön, wenn er das Mikrofon ausschalten würde."

Auf die Frage nach dem Geheimnis seiner Ehe hat Philip einmal geantwortet: "Die Königin besitzt Toleranz im Übermaß." Brandreth will dies jedoch auf keinen Fall falsch verstanden wissen. Er ist rührend besorgt um des Prinzen Ruf, anders als die Mehrheit der klatschfreudigen Briten. Bei einer englischen Historikertagung vor nicht all zu langer Zeit wurde ein Besuch auf Lord Palmerstons ehemaligem Landsitz Broadlands als Begleitprogramm angeboten. Der Andrang der Historiker war enorm. Wie sich herausstellte, galt ihr Interesse nicht in erster Linie der Palmerston-Forschung, sondern der jetzigen Hausherrin, Lady Romsey. Sie ist Philips Partnerin bei Kutschenrennen und gilt auch sonst als seine bevorzugte Begleiterin, so daß die vielen Historiker Lady Romsey verlegen über einem Glas Limonade beäugten. Dabei zeigt ihnen doch ihr Souverän, wie man sich in solchen Situationen verhält. Bei den Rennen in Windsor Park steht die Königin immer demonstrativ neben Lord und Lady Romsey.

Untreue ist für die englische upper class nie ein Problem gewesen. Prinzessin Diana hat dies aufgrund ihrer Herkunft sehr genau gewußt und trotzdem bürgerliche Moralvorstellungen als Propagandawaffe benutzt - ein klarer Verstoß gegen die Spielregeln, den ihr bis heute niemand in der englischen Oberschicht verziehen hat. Doch auch Prinz Charles' Obsession, seine Geliebte Camilla im kommenden April unbedingt heiraten zu müssen (und damit seiner Familie und seinem Land nichts als überflüssigen Ärger zu bereiten), muß auf die Königin und Philip als extrem selbstsüchtig wirken. Die Selbststilisierung der Aristokratie verlangt es, Dinge stoisch zu ertragen. Härte gegen sich selbst, Disziplin und freundliche Distanz wahren, das sind die Losungen. Dies entspricht natürlich nicht der Realität - und hat ihr auch nie entsprochen, aber es ist ein Ideal, das zumindest nach außen hin aufrechterhalten wird. Philip und Elisabeth haben es völlig verinnerlicht. Während Charles nach dem Tod seiner Großmutter öffentlich weinte, besuchte die Königin Elisabeth freundlich winkend eine Kinderklinik. In einer Zeit, in der Gefühl alles ist und die Medien auf die Tränen lauern, war dies beinahe ein heroischer Akt des Widerstands. Prinz Philip handelte bei ähnlichen Anlässen ebenso. Womit wir wieder bei der einzigen Fragestellung dieses Buches wären: Wie kann eine solche Ehe, wie kann überhaupt eine Ehe fast sechzig Jahre funktionieren? Die banale, aber ewig wahre Antwort hat Harold Nicolson im Jahr 1929 in einer Rundfunksendung der BBC gegeben: durch "gute Laune, Beschäftigung und Liebe, die von Intelligenz gelenkt wird".

Gyles Brandreth: Philip und Elizabeth. Porträt einer Ehe. Aus dem Englischen von Bernhard Jendricke, Gerlinde Schermer-Rauwolf, Rita Seuß und Robert Weiß. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2005. 528 S., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Gyles Brandreth hat mit diesem Buch ein "Meisterwerk des Indifferenten, also des Nichtssagenden" vorgelegt, spottet Rezensentin Ursula März. Im Zentrum steht dabei die Frage nach der ehelichen Treue des Prinzgemahlen, für die, so die Rezensentin, Brandreth die Hand ins Feuer lege. Was März am erstaunlichsten findet ist, dass der Autor es schafft, bei gleichzeitiger Auflistung sämtlicher Gerüchte um Prinz Philips Liebschaften zu betonen, dass dessen Privatleben ausschließlich seine Sache sei. Der wahre Wert dieses Werkes liege aber laut März darin, in Stil und Aussagegehalt aufs Genaueste der "Nullrhetorik" der Queen zu entsprechen, wenngleich die Rezensentin befürchtet, dass Elizabeth, die mit dem Autor natürlich nicht geredet habe, dies wohl nicht würdigen wird. Fazit: "Ein ganz besonderes Lektüreerlebnis. Nach über 400 Seiten weiß man weniger als vorher."

© Perlentaucher Medien GmbH