Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 10,00 €
  • Buch mit Leinen-Einband

In Jirí Weils mehrschichtig erzähltem Roman »Leben mit dem Stern« findet sich Autobiographisches wie Dokumentarisches, über allem aber liegt ein Netz literarischer Bezüge, Motive und Symbole. Es ist ein Roman von überwältigender Authentizität und Tiefe.
Alles ist dahin, seit den Juden auch in Prag alle Rechte genommen sind. Von der immer bedrohlicher, gespenstischer werdenden Außenwelt zieht sich Josef Roubicek zurück in seine Gedankenwelt und führt fiktive Gespräche mit seiner Freundin Ruzena, die mit ihm ins Ausland reisen wollte. Diese Gespräche ersetzen ihm das wirkliche Leben, das,…mehr

Produktbeschreibung
In Jirí Weils mehrschichtig erzähltem Roman »Leben mit dem Stern« findet sich Autobiographisches wie Dokumentarisches, über allem aber liegt ein Netz literarischer Bezüge, Motive und Symbole. Es ist ein Roman von überwältigender Authentizität und Tiefe.

Alles ist dahin, seit den Juden auch in Prag alle Rechte genommen sind. Von der immer bedrohlicher, gespenstischer werdenden Außenwelt zieht sich Josef Roubicek zurück in seine Gedankenwelt und führt fiktive Gespräche mit seiner Freundin Ruzena, die mit ihm ins Ausland reisen wollte. Diese Gespräche ersetzen ihm das wirkliche Leben, das, nicht ohne sein Zutun, mehr und mehr eingeschränkt wird. So vernichtet er nach und nach alle Gebrauchsgegenstände in seiner Wohnung - das ist wie eine Vorwegnahme dessen, was ihm selbst droht. Täglich rechnet er mit dem Abtransport nach Theresienstadt oder Auschwitz. Schließlich gibt er sein Ich auf. Ist das sein Ende? Oder ist dies der Versuch, aus aller Verzweiflung herauszukommen? Geht er in den Untergrund, um zu überleben, auch wenn es andere das Leben kosten kann?
Autorenporträt
Jirí Weil (1900-59) war ein Intellektueller, der sein Jahrhundert mitgestalten wollte. So geriet er zwischen alle ideologischen Fronten: als Kommunist in der tschechischen Avantgarde, der die neue russische Literatur übersetzte; als Tscheche in Moskau, der aus der Partei ausgeschlossen wurde, eine Deportation nach Mittelasien (1934) überlebte. Als Jude entkam er in Prag dem nationalsozialistischen Mordprogramm nur knapp. Danach wurde er auch in poetischen Texten zu einem Chronisten der deutschen Gräuel. Seiner öffentlichen Wirksamkeit in der kommunistischen Tschechoslowakei setzte ein Publikationsverbot bald ein Ende, Weils Werke wurden aus den Bibliotheken entfernt. Für eine Generation von Schriftstellern des Prager Frühlings ist Jií Weil dennoch zu einer Leitfigur geworden.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Zum 100.Geburtstag des 1959 verstorbenen tschechischen Schriftstellers ist eine Neuausgabe dieses 1949 erstmals erschienenen Romans publiziert worden. Alena Wagnerová zeichnet in ihrer Besprechung zunächst den Lebensweg des Autors nach: bereits 1937 verfasste er, der bis dahin als linker Publizist in Prag gearbeitet hatte, nach einer Reise in die Sowjetunion den ersten Roman der europäischen Literatur über die stalinistischen Säuberungen. Sein Freund und Kollege Julius Fucík schrieb "auf Geheiß der Partei" eine Denunziation des Buches, deren Wirkung sich vor allem nach dem Krieg entfaltete. Als Weil - nachdem er durch vorgetäuschten Selbstmord der Deportation entgangen war und im Versteck überlebt hatte - nun auch den ersten Roman über die Judenverfolgung schrieb, wurde das alte Fucík-Verdikt hervorgeholt, um ihn als "kleinbürgerlich" und "nihilistisch" abzukanzeln. Bis zu seinem Tode arbeitete Weil im Jüdischen Museum in Prag, wo er die Ausstellung der Kinderzeichnungen aus Theresienstadt ("Schmetterlinge leben hier nicht") initiierte. Den Roman selbst bezeichnet Wagnerovà als "stark autobiografisch" und empfiehlt "Geduld", um sich einzulesen. Die alltägliche Verfolgung der Juden, ihre Übernahme des "Diskurses des Todes" sind das Thema; aber es geht um mehr als den Nationalsozialismus, so Wagnerová, es geht um die Bedrohung, sich und andere einer Ideologie zu opfern; der Widerstand dagegen braucht ein Beharren auf den "Diskurs des Lebens", was dem "unpraktischen und hilflosen" Josef Roubícek nur mit Hilfe einer "imaginierten großen Liebe" und des "unbeugsamen Katers Thomas" gelingt. Der ebenfalls wieder abgedruckte "Klagegesang", meint Wagnerová, ist leichter zugänglich, wenn auch noch "bedrückender".

© Perlentaucher Medien GmbH
…mehr