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Große Tiere sind mächtige Schutzgeister - davon waren unsere Vorfahren fest überzeugt. Als Kaor geboren wird, stellen Ihn seine Eltern unter den Schutz des großen Bären. Kaor ist Jäger, und eines Tages muss er sich der größten Herausforderung stellen: dem Kampf mit dem großen Bären.

Produktbeschreibung
Große Tiere sind mächtige Schutzgeister - davon waren unsere Vorfahren fest überzeugt. Als Kaor geboren wird, stellen Ihn seine Eltern unter den Schutz des großen Bären. Kaor ist Jäger, und eines Tages muss er sich der größten Herausforderung stellen: dem Kampf mit dem großen Bären.
Autorenporträt
Francois Place, geboren 1957, war als Zeichner zuerst im audiovisuellen Bereich tätig. Seine Kinderbuchkarriere startete er 1991. Heute zählt er zu den aufsehenerregendsten und ungewöhnlichsten Bilderbuchkünstlern Frankreichs. Im deutschsprachigen Raum ist er vor allem durch sein Buch 'Die letzten Riesen' und die Triologie 'Phantastische Reisen' bekannt geworden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2006

Die Abenteurer der Frühzeit und ihre Beschützer
Mit archaischer Poesie und kraftvollen Bildern: François Place zaubert den Mythos vom Großen Bären

Finster und grimmig blickt er vom Buchdeckel den Leser an. Der Große Bär hat Riesenkräfte, und es ist nicht gut, ihn zu reizen. Er lebte einst in dieser Welt, aber er lebte zugleich auch in einer anderen, in der Welt der mächtigen Geister. Das war in der Vorzeit - dabei will einem immer das Adjektiv "grau" einfallen, obwohl die Sonne damals genauso hell schien wie heute. Menschen tauchten erst ziemlich spät in der Vorzeit auf. Vergleicht man die gesamte Erdgeschichte von Anfang an bis heute mit einem 24-Stunden-Tag, dann gibt es die Menschen erst sei wenigen Minuten. Es sind schwache Lebewesen, nach der Geburt noch jahrelang hilflos, ohne schützendes Fell, ohne scharfe Krallen und Zähne wie die Raubtiere, ohne die Schnelligkeit der Antilopen, ohne die Kraft der Elefanten. Und doch haben sie nicht nur überlebt, sondern sind zur dominierenden Spezies auf der Erde geworden, mit allen Gefährdungen, die das inzwischen für die Erde und für sie selbst bedeutet.

Die Menschen der Vorzeit wußten freilich nichts von den ambivalenten Triumphen ihrer Nachfahren. Sie hatten es schwer, sich in ihrer jeweiligen Umwelt zu behaupten, in der Steppe und dem Wald, unter den wechselnden Bedingungen von Hitze, Kälte, Nässe und Trockenheit. Sie lebten in größeren Gruppen zusammen, in Clans, Stämmen Großfamilien. Das half zwar, das Überleben besser zu organisieren. Aber die Angst vor der Natur blieb und trieb sie an, nach ihren Geheimnissen zu suchen und sich, mal demütig, mal selbstbewußt, ihres Beistands zu vergewissern. Wie ist ihnen das gelungen?

Über diese Frage haben Völkerkundler und Anthropologen, Theologen und Philosophen viel geschrieben, auch Kunsthistoriker übrigens, denn zur menschlichen Vergewisserung der Natur gehört auch die frühe Kunst. Die Menschen haben die Natur mit all den Mitteln, die sie zur Verfügung hatten, angefleht, gezwungen, sich ihrer anzunehmen. So ist es zu "Bündnissen" mit der Natur gekommen, vertreten durch die Sonne, den Mond, die Sterne, durch Tiere oder durch die "Geister" der Verstorbenen. So wurde die Natur dazu gebracht, die Menschen zu schützen.

François Place stellt uns hier die Geschichte eines solchen Bündnisses zwischen einem Menschen, Kaor heißt er, und seinem mächtigen Beschützer, dem Großen Bären, vor Augen. Wer seine anderen Bücher kennt, insbesondere die drei wunderschönen Bände mit den "Phantastischen Reisen", weiß, daß es das besondere Talent dieses Autors ist, seine Geschichten sowohl mit Worten als auch mit Bildern zu erzählen. So auch hier. Die Sprache von Place ist manchmal karg und knapp, dann wieder von einer archaischen Poesie mit einer meistens herben Aura. Die großformatigen Bilder illustrieren den Text nicht einfach, sondern geben ihm eine neue Dimension. Hier unterstreichen sie das Düstere und Bedrohliche im Leben der Vorzeit. Die Menschen leben im Unwegsamen. Jeden Augenblick kann eine Gefahr vor ihnen auftauchen. Das Dunkel des Waldes, das noch tiefere Dunkel der Höhlen, das Schwarz der Schatten, das Braun und Ocker der Fellkleider - dies sind die bestimmenden Grundtöne.

Es ist der Große Bär selbst, dieses gewaltige Totemtier, der uns von den Abenteuern des heranwachsenden Kaor erzählt. Die Abenteuer der Menschen in der Vorzeit waren sehr oft solche auf Leben und Tod. Der Große Bär hat viel zu tun, als Kaor aufwächst. Oft wird es knapp. Wäre Kaor auf sich allein gestellt, könnte er nicht überleben, vor allem, als er zeitweise von seinem Stamm ausgeschlossen wird. Ein Todesurteil wäre das, gäbe es nicht den Großen Bären. Der im übrigen alles andere als ein lieblicher Beschützer ist. Ein im Grunde gutmütiger und sich immer wieder über die Menschen wundernder Geselle ist er zwar, aber sein grimmiges Brummen und seine tödlichen Pranken mahnen die Menschen, ihm mit tiefem Respekt zu begegnen.

Am Ende aber dreht sich die Geschichte, sie ist zu einem Mythos ausgewachsen. Der Mythos vom Großen Bären wird von nun an Kaors Stamm begleiten, eine jener mündlichen Überlieferungen, die Tausende von Jahren später von Völkerkundlern bestaunt und aufgezeichnet werden. Aus Indianergeschichten kennen wir Totems und wissen wir von der mythischen Verbundenheit zwischen den Naturmenschen mit Tieren und Geistern. Und wir wissen auch, daß wir all das nicht einfach als Aberglauben und Unvernunft abweisen können, auch wenn wir nicht an solche Mythen glauben können. Das wird uns, die die Natur nicht mehr schützt, weil wir sie nicht recht zu schützen wissen, auch nicht mehr möglich sein. Aber ein Stück weit verstehen sollten und können wir diese Verbundenheit schon, vor allem, wenn sie uns so liebevoll und bezaubernd vorgeführt wird wie in diesem Buch.

WILFRIED VON BREDOW

François Place: "Großer Bär". Aus dem Französischen übersetzt von Bernadette Ott. Boje Verlag, Köln 2006. 64 S., geb., 16,90 [Euro]. Ab 8 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Gedichte für Kinder ab sechs Jahren. Man mag es kaum glauben, liest man Tilman Spreckelsens begeisterte Besprechung. Die Innigkeit der in diesem postum herausgegebenen Band versammelten Gedichte, Miniaturen und Briefpoeme von Josef Guggenmos und ihre gleichzeitige Leichtigkeit beeindrucken den Rezensenten tief. Im unzugänglichen Rest aber (der sich vielleicht ja beim Lautlesen enträstelt, wie Spreckelsen vermutet) erkennt der Rezensent das "große Vermögen" des Autors zur Anarchie. Die macht auch vor poetologischen Gesetzmäßigkeiten nicht Halt. Kein Problem, meint Spreckelsen, wer so elegant wie Guggenmos dichtet, darf das, gern auch über 200 Seiten.

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