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"Alle Welt spricht von Identität, aber kein Mensch spricht von der Sozial-, Wirtschafts- und Antidiskriminierungspolitik, die wir für unser Zusammenleben brauchen und die umso mehr nach eingehenden und unaufgeregten Debatten verlangt, als die Herausforderungen neuartig und die Fragen, vor die sie uns stellen, offen sind. Ob es um den Zugang zu Bildung, Beschäftigung oder Wohnraum, zu Sicherheit, Respekt und Würde geht - die herkunftsbezogene Ungerechtigkeit ist so himmelschreiend wie noch nie zuvor. Und doch wurde noch nie so wenig wie heute über Gerechtigkeit, über gleiche Rechte und darüber…mehr

Produktbeschreibung
"Alle Welt spricht von Identität, aber kein Mensch spricht von der Sozial-, Wirtschafts- und Antidiskriminierungspolitik, die wir für unser Zusammenleben brauchen und die umso mehr nach eingehenden und unaufgeregten Debatten verlangt, als die Herausforderungen neuartig und die Fragen, vor die sie uns stellen, offen sind. Ob es um den Zugang zu Bildung, Beschäftigung oder Wohnraum, zu Sicherheit, Respekt und Würde geht - die herkunftsbezogene Ungerechtigkeit ist so himmelschreiend wie noch nie zuvor. Und doch wurde noch nie so wenig wie heute über Gerechtigkeit, über gleiche Rechte und darüber gesprochen, wie Rassismus sich messen und Diskriminierung sich bekämpfen lässt. An alle Bürger, die sich mit dieser Lage der Dinge nicht abfinden wollen, richtet sich dieser Text." Thomas Piketty

Kein Land hat ein perfektes System zur Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung erfunden. Die Herausforderung besteht darin, ein neues und besseres universalistisches Modell zu entwerfen,das die Antidiskriminierungspolitik in den allgemeinen Rahmen einer Sozial- und Wirtschaftspolitik stellt, die auf Gleichheit und Universalität abzielt und die Realität von Rassismus und Diskriminierung wahrnimmt - um sie zu messen und zu korrigieren, ohne die Identitäten, die immer plural und vielfältig sind, dadurch zu fixieren. Genau dies ist das Anliegen der brillanten kleinen Schrift, mit der Thomas Piketty, der Autor des Weltbestsellers "Das Kapital im 21. Jahrhundert", zu einem der wichtigsten Themen unserer Zeit Stellung bezieht.
Autorenporträt
Thomas Piketty lehrt an der École d¿Économie de Paris und an der renommierten École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS) in Paris
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Jens-Christian Rabe lernt aus Thomas Pikettys Essay, dass ein Perspektivwechsel in Sachen Diskriminierung nottut. Nicht das Sprechen von Identität führe weiter, sondern eine beherzte Antidiskriminierungspolitik, legt der Wirtschaftswissenschaftler nahe. Dass Piketty vor allem französische Verhältnisse in den Blick nimmt, schmälert den Gewinn der Lektüre für deutsche Leser nicht, meint Rabe, der den Aktionismus à la Piketty durchaus ansteckend findet, etwa wenn der Autor eine "Beobachtungsstelle für Diskriminierung" fordert, die einer ungerechten Bildungspolitik auf die Finger schaut.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.12.2022

Atemraubende
Scheinheiligkeit
Der französische Ökonom
Thomas Piketty will die
Identitätsdebatte versachlichen
Der Streit über Identität und Herkunft war einer der zentralen des Jahres und er ist weit davon entfernt, beigelegt zu sein. Zumal die Diskussion entweder eine rechte, essenzialistisch-rassistische Logik des Generalverdachts bedient oder das rätselhaft unerschöpfliche Potenzial offenbart, Menschen gegeneinander aufzubringen, die ideologisch sonst gar nicht so viel trennt. Gut zu beobachten war das gerade wieder einmal bei der PEN-Berlin-Tagung, wo es in den Unterdisziplinen Cancel Culture und Meinungsfreiheit zum Konflikt kam.
Der 51-jährige französische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty, der vor knapp zehn Jahren mit seiner Studie „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ zur Entwicklung der Ungleichheit berühmt wurde, ist der Aufregung überdrüssig. Man spürt es deutlich bei der Lektüre seines kurzen neuen Essays. Dessen Titel signalisiert ohne Umschweife, wohin er die Debatte lieber steuern würde: „Rassismus messen, Diskriminierung bekämpfen“. Wenn er „Identitätshysterie“ beklagt, ist sein zentraler Bezugspunkt zwar Frankreich, aber die meisten seiner Ideen sind auch für deutsche Leser und Leserinnen relevant.
Vor allem missfällt ihm nämlich, dass zwar alle von Identität sprechen, aber niemand ernsthaft von Sozial-, Wirtschafts- und Antidiskriminierungspolitik. Piketty sucht mit seinem Vorstoß letztlich so etwas wie den heiligen Gral: ein universalistisches Modell des Kampfes gegen Diskriminierung. Entscheidend ist für ihn ein Wechsel der Perspektive auf das Problem. Wir sollen uns endlich von einem „kulturellen Verständnis“ von Rassismus verabschieden. Die vielfältigen diskriminierenden Konstruktionen, Diskurse und Vorstellungen, die wir aus der Geschichte kennen, seien vielmehr „stets in einen spezifischen sozio-ökonomischen Kontext eingebettet“, in dem soziale Gruppen um Löhne, Anerkennung und Würde konkurrierten.
Und was heißt das konkret? Etwas hemdsärmelig, aber ansteckend aktionistisch schlägt Piketty vor, eine bestens ausgestattete nationale „Beobachtungsstelle für Diskriminierung“ einzurichten, die das Problem mit Hilfe von Umfragen und (streng anonymisierten) Volkszählungen systematisch erforscht. Nur so, akribisch und nüchtern, lasse sich die atemraubende Scheinheiligkeit etwa der ungerechten Bildungspolitik effektiv bekämpfen und eine große Koalition schmieden.
Wer glaubt, das sei naiv, den erinnert er daran, dass zahlreiche Studien belegten, wie viel sensibler jüngere Generationen auf Diskriminierungen reagieren. Die „Erbitterten“ würden ihren Platz dagegen irgendwann räumen müssen: „Machen wir uns daran, der darauf folgenden Welt den Weg zu ebnen!“
JENS-CHRISTIAN RABE
Thomas Piketty:
Rassismus messen,
Diskriminierung
bekämpfen. Aus dem
Französischen von
Stefan Lorenzer.
C. H. Beck, München 2022.
76 Seiten, 10 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Ein überfälliger Debattenbeitrag."
STERN

"Piketty, als egalitär ausgerichteter Vertreter eines 'partizipativen und dezentralen Sozialismus' zum wirtschaftswissenschaftlichen Weltstar geworden, versucht in 'Rassismus messen, Diskriminierung bekämpfen' das Gift des Rassismus vom verblendeten Kopf auf die sozioökonomischen Beine zu stellen. (...) Piketty macht eine Vielzahl praktischer Vorschläge"
Der Tagesspiegel, Gregor Dotzauer

"Lesenswert!"
Tania Martini, Platz 1 der taz FUTURZWEI-Buchliste Frühjahr 2022

"Darin erweist sich Piketty als brillanter Analytiker ökonomischer Verhältnisse in der gegenwärtigen Gesellschaft."
SonntagsBlick, Daniel Arnet

"Sein zentraler Bezugspunkt ist zwar Frankreich, aber die meisten seiner Ideen sind auch für deutsche Leser und Leserinnen relevant."
Süddeutsche Zeitung, Jens-Christian Rabe

"Lesens- und bedenkenswert"
International, G. Matzner

"Zur Eindämmung latenter Gewaltgefahren durch ideologisierte Identitätspolitik empfiehlt Thomas Piketty, systemischen Rassismus durch Minderung von Ungerechtigkeit zu bekämpfen."
Buchkultur, Hans-Dieter Grünefeld