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Schwarzbuch NPD: Zwei Journalisten auf den Spuren der Feinde unserer Demokratie
"Sozial geht nur national" - unter diesem Motto will die NPD flächendeckend in die Landtage einziehen. Die Strategen der Partei haben die Wahlen im Superwahljahr 2009 von langer Hand vorbereitet. Schon bald wollen sie in den Bundestag einziehen - zusammen mit ihren neonazistischen Bundesgenossen. Zwei Jahre lang haben die Autoren dort recherchiert, wo die rechtsextremen Milieus prosperieren. Sie waren auf Europas größtem Rechtsrock-Festival und bei Aufmärschen der autonomen Nationalisten. Sie waren dort, wo die…mehr

Produktbeschreibung
Schwarzbuch NPD: Zwei Journalisten auf den Spuren der Feinde unserer Demokratie

"Sozial geht nur national" - unter diesem Motto will die NPD flächendeckend in die Landtage einziehen. Die Strategen der Partei haben die Wahlen im Superwahljahr 2009 von langer Hand vorbereitet. Schon bald wollen sie in den Bundestag einziehen - zusammen mit ihren neonazistischen Bundesgenossen.
Zwei Jahre lang haben die Autoren dort recherchiert, wo die rechtsextremen Milieus prosperieren. Sie waren auf Europas größtem Rechtsrock-Festival und bei Aufmärschen der autonomen Nationalisten. Sie waren dort, wo die NPD Sportvereine und Feuerwehren unterwandert. Und sie haben alle maßgeblichen Vertreter der Partei getroffen - auch in den Dörfern und Kommunen, in denen der Sprung an die Macht vorbereitet wird. So unmittelbar wie Olaf Sundermeyer und Christoph Ruf hat sich bislang noch kein Journalist mit der NPD befasst. Deshalb gelingt ihnen die authentische Nahaufnahme einer wandlungsfähigenPartei, deren Ideologie eine existenzielle Gefahr für die parlamentarische Demokratie darstellt.
Autorenporträt
Christoph Ruf, geb. 1971, Politologe und Journalist, schreibt für die Süddeutsche Zeitung, den Stern, Spiegel-Online, die Frankfurter Rundschau, die taz und andere überregionale Medien. Er studierte Politische Wissenschaften in Hamburg und Toulouse. Er publiziert seit seiner Studienzeit über die rechtsextreme Szene in Deutschland und Frankreich und wurde für seine journalistische Arbeit mehrfach ausgezeichnet.

Olaf Sundermeyer, geb. 1973, studierte Journalistik und Jura und recherchiert seit Jahren im rechtsextremen Milieu. Als Experte für Rechtsextremismus ist er regelmäßig in Presse, Funk und Fernsehen vertreten.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.07.2009

Intern Tacheles
Eine Recherche in den Abgründen der NPD
Die NPD ist gebeutelt von Finanznöten und internen Grabenkämpfen, ihr Bundesvorsitzender Udo Voigt steht verstärkt unter Rechtfertigungsdruck. Voigt hat die jahrzehntelang bedeutungslose NPD laut Verfassungsschutz zum Gravitationszentrum des Rechtsextremismus gemacht. Damit ist vor allem die Strategie gemeint, unverblümt den „Kampf um die Straße, die Köpfe, die Parlamente und den organisierten Willen” und damit gegen die demokratische Ordnung zu führen. Die Anti-System-Partei sitzt in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern im Landtag. Lässt sich durch die Selbstschwächung der NPD Entwarnung geben? Nein – lautet das Fazit eines Buchs, das dem Phänomen im wahren Sinne des Wortes auf den Grund geht. Die Journalisten Christoph Ruf und Olaf Sundermeyer gingen investigativ vor: Sie recherchierten zwei Jahre lang in der Partei, machten sich auf die Reise in die regionalen Brennpunkte. Ohne Dramatisierung und Hysterie sprechen die Beschreibungen für sich.
Alte Ressentiments
Die Personaldecke ist auch im Osten des Landes dünn. In Mecklenburg-Vorpommern etwa, wo die NPD nur 200 Mitglieder hat, zog sie dennoch in den Schweriner Landtag ein. Der Schulterschluss mit den Kameradschaften half ihr dabei. Die Nachwuchsorganisation der Jungen Nationaldemokraten errichtet Schulungszentren. In das Vakuum einer fehlenden funktionierenden Zivilgesellschaft stoßen die Rechtsextremisten, wenn sie im Osten Vorpommerns alte Ressentiments gegen den polnischen Nachbarn neu beleben. Oder wenn sie sich wie in Leipzig unter die Fußballhooligans mischen. Kommunalwahlen haben eine zentrale Bedeutung für die NPD bekommen, durchaus mit Erfolg, wie etwa in Sachsen 2008.
Geschickt wendet sich die NPD den Sorgen und Nöten der Zu-Kurz-Gekommenen zu, das Zücken der sozialen Karte war entscheidend für die Landtagseinzüge. Eine wichtige Rolle spielt der sächsische Landtagsabgeordnete Jürgen Gansel, den Autoren zufolge Cheftheoretiker der Partei. Den Hauptfeind macht er in der Globalisierung aus. Karl Marx habe in seiner Sicht des Kapitalismus viel analytische Schärfe bewiesen. Keineswegs bedeutet dieser sozial angereicherte Rechtsextremismus eine Abkehr von der Grundausrichtung. Der Aussteiger Uwe Luthardt, einst Mitglied des Jenaer Ortsverbandes, macht es klar. Intern werde Tacheles gesprochen, die NPD sei durch und durch nationalsozialistisch.
Kritik an der eigenen Zunft sparen die Autoren nicht aus. Gerade Lokaljournalisten ignorierten das Problem, druckten sogar die zahlreichen Leserbriefe der Rechtsextremisten ab. Zusätzlich ließe sich kurzatmige Hysterie statt langatmige Sachlichkeit anführen. Der kommunal auftretende militante Rechtsextremismus funktioniert auch weiter – unabhängig vom Rumoren in der Partei. Die Autoren prophezeien Andreas Molau eine große Zukunft in der Partei, obwohl er inzwischen der Partei den Rücken gekehrt hat und nun Pressesprecher der DVU ist. Damit wird auch klar, warum sich die Autoren nicht für ein Parteiverbot aussprechen. Rechtsextremismus ist dafür ein zu komplexes gesellschaftliches Phänomen. Neue Phänomene wie die autonomen Nationalisten, die sich äußerlich nicht von linken Autonomen unterscheiden, haben auch im Westen Zulauf. Die Fallstudie in Nordrhein-Westfalen zeigt aber auch, dass sich die NPD selbst mit der Dynamik dieser Gruppierung schwertut.
Offenbar reichen wenige geschulte Leute wie der porträtierte sächsische Fraktionschef Holger Apfel und einige jugendliche Eiferer als Frontmänner des Nachwuchses aus, um den Rechtsextremismus als neue soziale Bewegung ernst nehmen zu müssen. Achtungserfolge im Superwahljahr 2009 in Thüringen und im Saarland sind nach Ansicht der Autoren in Reichweite. Der Wiedereinzug in den sächsischen Landtag erscheint angesichts des schrittweisen Aufbaus kommunaler Strukturen wahrscheinlich. Das alles sollte Grund genug für eine längerfristig angelegte Gegenstrategie sein. Gefragt sind Zivilcourage und pädagogische Rezepte zur Bekämpfung des Rechtsextremismus. FLORIAN HARTLEB
CHRISTOPH RUF/OLAF SUNDERMEYER: In der NPD. Reisen in die National Befreite Zone. Beck-Verlag, München 2009. 228 Seiten, 12,95 Euro.
Scheinbar bieder-bürgerlich: die NPD-Größen Udo Pastörs, Stefan Koester (beide Mecklenburg-Vorpommern) und Holger Apfel (Sachsen). Foto: Stern/Laif
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Als Einstieg ins Thema mag Rezensentin Insa Wilke dieses Buch noch gelten lassen, in dem die Journalisten Christoph Ruf und Olaf Sundermeyer verschiedene Reportagen, Porträts und Interview zur NPD versammeln. Mitunter fühlt sie sich sogar ganz gut unterhalten. Doch angesichts dessen, dass das Thema nicht ganz neu ist und auch schon einige Analysen erschienen sind, hätte sie sich doch etwas mehr erwartet. Zum Beispiel Recherchen. Zu oft begnügten sich Ruf und Sundermeyer ihrer Ansicht nach mit einem Blick von außen, anstatt Hintergründe zu liefern, etwa zum familiären oder sozialen Hintergrund einiger Protagonisten. Bei einigen wichtigen Fragen - wie etwa der Finanzierung der Partei - hat Wilke nur verstreut Antworten gefunden, insgesamt blieb das Bild für sie "diffus".

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