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Das letzte Geheimnis des antiken Genies
Die Entzifferung einer verschollen geglaubten Handschrift stellt unser wissenschaftliches Weltbild auf den Kopf. Ein packender Wissenschaftskrimi, der den legendären Mathematiker Archimedes in einem völlig neuen Licht zeigt. Unlängst wurden in einem Gebetbuch für Mönche aus dem 13. Jahrhundert verloren geglaubte Texte und Zeichnungen des antiken Mathematikers Archimedes entdeckt. Die verborgenen Handschriften, die von Wissenschaftlern nun allmählich wiederhergestellt und lesbar gemacht werden, zeigen, daß Archimedes vor 2200 Jahren Überlegungen…mehr

Produktbeschreibung
Das letzte Geheimnis des antiken Genies

Die Entzifferung einer verschollen geglaubten Handschrift stellt unser wissenschaftliches Weltbild auf den Kopf. Ein packender Wissenschaftskrimi, der den legendären Mathematiker Archimedes in einem völlig neuen Licht zeigt.
Unlängst wurden in einem Gebetbuch für Mönche aus dem 13. Jahrhundert verloren geglaubte Texte und Zeichnungen des antiken Mathematikers Archimedes entdeckt. Die verborgenen Handschriften, die von Wissenschaftlern nun allmählich wiederhergestellt und lesbar gemacht werden, zeigen, daß Archimedes vor 2200 Jahren Überlegungen anstellte, die seiner Zeit und selbst einem Isaac Newton weit voraus waren. Archimedes hat den Wert der Zahl ∏ entdeckt, eine Theorie der Gravitation aufgestellt und die Wahrscheinlichkeitsrechnung vorweggenommen.
Alles, was wir über Archimedes wissen, den viele für den größten Mathematiker aller Zeiten halten, geht auf drei Handschriften zurück, von denen zwei verschollen sind. Die dritte ist dieses Palimpsest – der ursprüngliche Text wurde abgeschabt, das Buch zerpflückt und das Pergament sodann neu beschrieben. William Noel, der Kurator des Museums, das den Kodex des Archimedes aufbewahrt, und Reviel Netz, ein Wissenschaftshistoriker, erzählen die fesselnde Geschichte der Entdeckung und Entzifferung des unschätzbar wertvollen Textes und erklären, warum er so bedeutend ist. Ihr Ergebnis lautet: Die Geschichte der Wissenschaft und der Mathematik muß neu geschrieben werden.
Autorenporträt
Reviel Netz ist Professor für antike Wissenschaft an der amerikanischen Stanford University. Er bereitet eine kommentierte Neuausgabe der Schriften von Archimedes vor. Sein Koautor William Noel ist Handschriftenkurator des Walters Art Museum in Baltimore, wo der Kodex des Archimedes aufbewahrt wird. Noel leitet das Archimedes-Projekt, das die alte Handschrift mit Hilfe neuester Technologie entziffert.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.11.2007

Ein Quadrat, 14 Dreiecke
Wieder aufgetaucht und entziffert: der Archimedes-Codex
Die SZ berichtete am 24. Oktober 1998 über die bevorstehende Versteigerung einer mittelalterlichen byzantinischen Handschrift. Dem Codex wurde große Beachtung zuteil, denn er enthielt nicht nur eine Sammlung von Gebeten, sondern auch einen älteren, gelöschten Text, bei dem es sich um Schriften des Archimedes handelte. Zwei amerikanische Gelehrte – Reviel Netz, der Herausgeber der Werke des Archimedes bei Cambridge University Press, und William Noel, Handschriftenforscher des Walters Art Museum in Baltimore – haben über diesen Codex jetzt eine umfangreiche Monographie vorgelegt, in der eingehend beschrieben wird, wie die Handschrift nach der Versteigerung wissenschaftlich untersucht wurde. Zwei weitere Themen stehen im Zentrum des Buches, die Herkunft des Codex, der lange Zeit als verschollen galt, und seine Bedeutung für unsere Kenntnis der antiken Mathematik. Daneben gehen Netz und Noel immer wieder auf einen Gelehrten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts ein, dessen Vita und Leistung in dem Buch aber ähnlich wie der Text eines Palimpsestes undeutlich und schemenhaft bleiben.
Die Versteigerung des Codex, der in einem extrem schlechten Zustand war, fand am 29. Oktober 1998 in New York statt und erbrachte 2 Millionen Dollar. Dieser hohe, die Schätzung weit übertreffende Preis ist damit zu erklären, dass zwei mittelalterliche Handschriften mit Schriften des Archimedes bereits vor 1600 verloren gegangen waren und die Textüberlieferung daher nur auf späten, aus der Zeit der Renaissance stammenden Abschriften und auf der lateinischen Übersetzung von Wilhelm von Moerbeke aus dem Jahr 1269 beruhte. Der Codex mit dem Palimpsest selbst galt seit etwa 1920 als verschollen.
Netz und Noel geben dem Leser einen gründlichen Einblick in die Geschichte der antiken Texte, die zunächst auf Buchrollen aus Papyrus geschrieben wurden. In der Spätantike wurden die Buchrollen durch Codices, also Bücher mit Seiten aus Pergament und festen Buchdeckeln, ersetzt. Im Mittelalter war Pergament ein kostbarer Beschreibstoff; deshalb haben Mönche in den Scriptorien die Pergamentseiten aus alten Codices herausgelöst, die Texte gelöscht, die Seiten neu beschrieben und zu einem neuen Codex in kleinerem Format gebunden. Der ältere, gelöschte Text ist oft nur sehr schwer mit bloßem Auge oder der Lupe zu lesen. Wichtige antike Texte konnten allein aufgrund solcher Palimpseste ediert werden, darunter etwa Ciceros „De re publica” („Über das Gemeinwesen”).
Die Handschrift mit den Texten des Archimedes stammt aus der Zeit der byzantinischen Renaissance (9./10. Jahrhundert); die Seiten des Codex wurden im Jahr 1229 für eine Sammlung von Gebeten wiederverwendet. Das Buch befand sich in einem Kloster bei Jerusalem, kam im 19. Jahrhundert nach Istanbul und ging dort nach dem Ersten Weltkrieg verloren. Recherchen ergaben, dass der Kunsthändler Salomon Guerson in Paris den Codex spätestens seit 1932 besaß und zu verkaufen suchte. Wie Anne Guersan, die den Codex versteigern ließ (die Ähnlichkeit der Namen ist zufällig), in den Besitz der Handschrift gelangte, bleibt unklar.
Der Hauptteil des Buches ist der Untersuchung des Codex im Walters Art Museum gewidmet. Die durch Feuchtigkeit und Schimmelbefall zum Teil schwer geschädigten Seiten mussten aufwendig restauriert werden. Um das Palimpsest vollständig lesen zu können, war es zudem notwendig, den Codex zu zerlegen. Damit konnten auch die Zeilen des Textes erfasst werden, die vorher im Buchrücken verschwunden waren. Aufgrund der Schäden war es extrem schwierig, den Text zu entziffern, und nur mit komplexen Verfahren der Bildverarbeitung war es möglich, große Teile des Textes zu digitalisieren und für die Arbeit am Computer vorzubereiten.
Die Bedeutung der Handschrift beruht auf dem wissenschaftlichen Rang des Archimedes, der sicherlich zu Recht als der größte Mathematiker der Antike gilt. Unbekannte Texte, und seien es nur wenige Zeilen, verdienen daher die Beachtung der Forschung, und angesichts der Tatsache, dass die griechischen Mathematiker Überlegungen und Resultate sehr oft durch Zeichnungen zu demonstrieren pflegten, ist das Palimpsest, das einige solcher Zeichnungen enthält, die von bisherigen Rekonstruktionsversuchen abweichen, besonders wertvoll.
Eine grundlegend neue Einsicht zur antiken Mathematik ergab die Lesung eines Abschnitts des „Stomachion”, einer Schrift über die Teilung eines Quadrates in 14 Dreiecke. Es ging Archimedes dabei um die Frage, auf wie viele verschiedene Arten diese Dreiecke so kombiniert werden können, dass sie ein Quadrat ergeben. Wie die Lesung und Interpretation des Palimpsestes zeigen, steht Archimedes am Anfang der Kombinatorik, einer mathematischen Disziplin, die nach bisheriger Auffassung erst in der Frühen Neuzeit entwickelt worden ist.
Das gelöschte Mathe-Genie
Das Buch von Reviel Netz und William Noel bietet einen faszinierenden Einblick in die moderne Erforschung antiker Wissenschaftsgeschichte. Allerdings wirkt der Aufbau des Buches bisweilen verwirrend; kürzere Kapitel über die Untersuchung des Codex nach 1998, über die Herkunft und Geschichte des Buches bis 1998 und zur griechischen Mathematik wechseln einander ab – der Leser hat bisweilen Schwierigkeiten, Ordnung in dieses Mosaik von Einzelfeststellungen zu bringen. Die Verfasser der Kapitel werden nicht genannt, weswegen der Leser nicht immer sicher weiß, wer mit dem jeweiligen „ich” gemeint ist. Wie in vielen neueren Büchern werden Quellen grundsätzlich nicht aufgeführt; so wird der Leser beispielsweise nicht darüber informiert, wo sich der bemerkenswerte Text mit dem Rätsel über die Rinder des Sonnengottes Helios findet (zumindest für diesen einen Fall sei die Information hier nachgereicht: den griechischen Text mit englischer Übersetzung bietet I. Thomas, Greek Mathematical Works II, Cambridge, Mass. 1980).
Man muss darauf hinweisen, dass der Gelehrte, auf dessen Ergebnisse die Forschergruppe um Netz und Noel immer wieder zurückgriff und ohne dessen Leistung dieses Buch nicht hätte geschrieben werden können, der dänische Gelehrte Johan Ludvig Heiberg (1854-1928) war, der mit großem Engagement die Geschichte der antiken Mathematik erforschte und sich dabei auch dem Werk des Archimedes widmete. Im Jahr 1906 hat Heiberg den Codex in Istanbul gesehen und 1907 den Text des Palimpsestes ediert, allerdings mit größeren Lücken. Schon Heiberg bediente sich der neuesten technischen Methoden: Er hat die Seiten des Codex, der damals noch nicht die gravierenden Schäden aufwies, fotografiert, und diese Fotografien waren für die jüngsten Forschungen oft eine entscheidende Hilfe. Das Buch von Netz und Noel ist damit faktisch auch eine Hommage an den bedeutenden Forscher und Gelehrten J. L. Heiberg. HELMUTH SCHNEIDER
REVIEL NETZ, WILLIAM NOEL: Der Kodex des Archimedes. Das berühmteste Palimpsest der Welt wird entschlüsselt, Verlag C. H. Beck, München 2007. 303 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Faszination angesichts des Archimedes-Codex ist dem Rezensenten anzumerken. Die vorliegende Monografie, die sich mit der Herkunft und der Bedeutung sowie mit der wissenschaftlichen Erschließung der Handschrift befasst, wie Helmuth Schneider mitteilt, hat dem Rezensenten außerdem einen "gründlichen" Einblick in die Historie antiker Texte gewährt. Weniger erkenntnisfördernd fand Schneider den Aufbau des Bandes mit seinen vielen Kurzkapiteln, deren Verfasser für den Rezensenten zudem oft nicht eruierbar waren. Dass Quellenangaben "grundsätzlich" fehlen, quittiert Schneider mit Unverständnis, insbesondere, wenn sie zu Ludvig Heiberg zurückführen, dem die Autoren laut Schneider nicht wenig verdanken.

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