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Wie werden wir altern? Der große Report der Max-Planck-Gesellschaft Das Buch informiert in allgemeinverständlicher Sprache über den neuesten Stand der Alternsforschung und die relevanten biologischen Prozesse. Die Autoren sind international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vorwiegend der Max-Planck-Gesellschaft. Ihre Erkenntnisse helfen, das Phänomen "Altern" grundlegend zu verstehen. In den wohlhabenden Staaten werden die Menschen immer älter. Während die durchschnittliche Lebenszeit steigt, boomt der Absatz von Anti-Aging-Produkten. Es wollen zwar alle lange leben, dabei…mehr

Produktbeschreibung
Wie werden wir altern? Der große Report der Max-Planck-Gesellschaft
Das Buch informiert in allgemeinverständlicher Sprache über den neuesten Stand der Alternsforschung und die relevanten biologischen Prozesse. Die Autoren sind international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vorwiegend der Max-Planck-Gesellschaft. Ihre Erkenntnisse helfen, das Phänomen "Altern" grundlegend zu verstehen. In den wohlhabenden Staaten werden die Menschen immer älter. Während die durchschnittliche Lebenszeit steigt, boomt der Absatz von Anti-Aging-Produkten. Es wollen zwar alle lange leben, dabei aber jung bleiben. Erstaunlich jedoch ist, wie wenig wir über den Prozess des Alterns und seine Hintergründe und Zusammenhänge wissen.
Autorenporträt
Peter Gruss, geb. 1949, ist Biologe und seit 2002 Präsident der Max-Planck-Gesellschaft. Peter Gruss hat für seine wissenschaftliche Arbeit zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten, darunter den "Niedersächsischen Staatspreis", den "Leibniz-Preis", den "Louis-Jeantet-Preis" für Medizin sowie den "Zukunftspreis des Deutschen Bundespräsidenten".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.05.2007

Altern - ein Verlustgeschehen

"Aus welchem Dunkel kommen wir, und in welches Dunkel gehen wir? Alle Priester, Künstler, Dichter und Philosophen haben über das Alter nachgedacht." In der Öffentlichkeit wird die Langlebigkeit der Menschen und die Überalterung der Gesellschaft in Deutschland abwechselnd als Bedrohung oder als Segen präsentiert. Ist der lebensverlängernde medizinische Fortschritt zu feiern, oder sollte das drohende langwierige körperliche wie geistige Verblühen das Fürchten lehren?

Diese Fragen zu beantworten versuchen nun gleich mehrere Professoren. Peter Paul Gantzer, Vizepräsident des Bayerischen Landtags, geht mit einer "Verteidigung des Alters", so der Untertitel seines Buches ("Alt ist was?", Sequenz Verlag, Fuchstal 2007. 167 S., br., 12,80 [Euro]), in die Offensive. Als Betroffener wehrt er sich gegen den Vorwurf, die Krise des Rentensystems, des Gesundheitswesens und der Pflegeleistungen sei auf die Überalterung der Gesellschaft (bis zum Jahr 2050 werde sich die Zahl der Jugendlichen fast halbieren, während sich die Zahl der über Achtzigjährigen verdreifachen werde) zurückzuführen. Vielmehr seien diese Schwierigkeiten systemimmanent, den Älteren sei lediglich fehlendes Selbstbewusstsein im Umgang mit diesen Problemen vorzuwerfen. Reifere Menschen ruft er zu mehr Aktivität auf, nicht nur im öffentlichen Diskurs, sondern auch im Privatesten ("Dabei ist es nicht unanständig, wenn man sich der Hilfen bedient, die die Wissenschaft zur Verfügung stellt. Für den Mann gibt es bestimmte Tabletten, deren Beipackzettel man aber wegen möglicher Nebenwirkungen genau lesen sollte").

In seinem appellativen Ton eines Ratgebers ähnelt es Leopold Rosenmayrs Buch ("Schöpferisch Altern". Eine Philosophie des Lebens. LIT Verlag, Münster 2007. 398 S., Abb., br., 24,90 [Euro]). Obwohl dieses in philosophierendem Gestus abgefasste Werk weiter als Gantzer ausholt und das Altern in Asien, Afrika und Europa, von der Antike bis hinein in die Zukunft miteinander vergleicht, so haben beide Bücher doch dieselbe Aussage, die Rosenmayr gleich im ersten Satz seines Buches verrät: "Wir können uns glücklich schätzen - wir leben länger."

So eindeutig beantwortet der von Peter Gruss herausgegebene Report ("Die Zukunft des Alterns". Die Antwort der Wissenschaft. C.H. Beck Verlag, München 2007. 288 S., 20 Abb., geb., 16,90 [Euro]) die Frage nach Fluch oder Segen des Älterwerdens nicht. Biologen, Mediziner, Mathematiker, Philosophen, Soziologen, Psychologen und Rechtswissenschaftler verschiedener Max-Planck-Institute fassen in dem Buch ihre Ansätze zum Thema zusammen. Die Vielzahl der Perspektiven erlaubt es dem Buch, nicht nur das im öffentlichen Diskurs hinreichend besprochene Phänomen der auf Demographiebäume kletternden und in Rentenlöcher stolpernden Masse zu betrachten, sondern kann, wie der mittlerweile verstorbene Bildungsforscher Paul B. Baltes in einem seiner letzten Texte "Altern(n) als Balanceakt", dem Einzelschicksal Aufmerksamkeit schenken.

Baltes zeigt am Beispiel des achtzigjährigen Konzertpianisten Rubinstein, wie "gutes Altern" und "effektives Lebensmanagement" zu erreichen sei. Dieser könne immer noch auf hohem Niveau Klavier spielen, da er nicht mehr so viele Stücke wie früher einübe, diese dafür intensiver. Zudem nutze er größere Kontraste im Tempo, das lasse sein Spielen schneller erscheinen. Baltes spricht von der "Theorie der selektiven Optimierung mit Kompensation". Mit Hilfe von Techniken wie dieser und körperlichem Training könnten Sechzig- bis Achtzigjährige, die damit dem als Drittes Alter bezeichneten Lebensabschnitt zuzurechnen sind, das Schwächerwerden aufschieben. In der Kunst führe diese Gruppe die generationenübergreifende Leistungsskala sogar an, viele Komponisten und Autoren erlebten in diesem Abschnitt ihren kreativen Höhepunkt. Das Dritte Alter bringe ein Mehr an "emotionaler Intelligenz", "beruflicher Expertise" und "Weisheit" mit sich, wie Studien hätten zeigen können. Ein heutiger Siebzigjähriger sei zudem körperlich so fit wie vor dreißig Jahren ein Sechzigjähriger, seine Lebenszufriedenheit entsprechend hoch.

Die Zufriedenheit finde ihr Ende mit Erreichen des Vierten Alters. Das Leben der über Achtzigjährigen sei vom Schicksal "eines mehr und mehr gleichförmigen Verlustgeschehens in praktisch allen Dimensionen des Lebens" und schließlich von "der zunehmenden Pathologie, der wohlbekannten Alters-Multimorbidität" geprägt. Unter Demenz etwa hätten fünf Prozent der Siebzigjährigen, fast fünfzehn Prozent der Achtzigjährigen, aber beinahe die Hälfte der Neunzigjährigen zu leiden.

Sosehr sich in Baltes' Ausführungen und denen seiner Kollegen Optimismus und Pessimismus die Waage halten, so evident ist ein bitteres Fazit dieses Reports: "Längeres Leben als solches macht noch keine Verzauberung des Alters." Die historische Erfolgsgeschichte des jungen Alters lasse sich nicht auf das Vierte Lebensalter, "die radikalste Form biokultureller Unfertigkeit", ausdehnen. Vom "positiven Altersbild", das etwa Gantzer fordert, dürften sich die heutigen Alten durchaus angesprochen fühlen. Für die Ältesten aber klingt es zynisch.

MARTIN WITTMANN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als überaus perspektivreich lobt Rezensent Martin Wittmann diesen von Peter Gruß herausgegebenen Band, der zahlreiche Beiträge von Biologen, Medizinern, Mathematikern, Philosophen, Soziologen, Psychologen und Rechtswissenschaftlern verschiedener Max-Planck-Institute zum Thema Altern versammelt. Er begrüßt, dass sich der Band nicht nur Fragen widmet, die momentan im öffentlichen Diskurs über das Altern hitzig debattiert werden, sondern sich auch mit dem Altern als Einzelschicksal befasst. Besonders gefallen hat ihm der optimistische Beitrag des inzwischen verstorbenen Bildungsforschers Paul B. Baltes. Dieser zeige in "Alter(n) als Balanceakt" am Beispiel des achtzigjährigen Konzertpianisten Rubinstein, wie "gutes Altern" und "effektives Lebensmanagement" zu erreichen seien. Insgesamt konstatiert Wittmann bei den Beiträgen ein ausgewogenen Verhältnis von eher optimistischen und eher pessimistischen Einschätzungen zum Phänomen des Alterns. Recht nüchtern scheint ihm schließlich das Fazit des Bands, wonach "Längeres Leben" als solches noch "keine Verzauberung des Alters" bedeute.

© Perlentaucher Medien GmbH