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Produktdetails
  • Verlag: Beck C. H.
  • ISBN-13: 9783406456794
  • ISBN-10: 3406456790
  • Artikelnr.: 24970728
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.08.2000

Kriminelle Schattenwirtschaft
Zwei Handbücher über Tricks und Methoden der "Weiße-Kragen-Täter"

Heinz-Bernd Wabnitz/Thomas Janovsky (Herausgeber): Handbuch des Wirtschafts- und Steuerstrafrechts. Verlag C. H. Beck, München 2000, 1438 Seiten, 198 DM.

Christian Müller-Gugenberger/Klaus Bieneck (Herausgeber): Wirtschaftsstrafrecht. Handbuch des Wirtschaftsstraf- und -ordnungswidrigkeitenrechts. Aschendorff Rechtsverlag/Verlag Dr. Otto Schmidt, Münster/Köln 2000, 2430 Seiten, 248 DM.

Zu den wenigen Bereichen der polizeilichen Kriminalstatistik, die in den vergangenen Jahren an Umfang zugenommen haben, zählt die Wirtschaftskriminalität. Die Strafverfolgung durch Polizei und Justiz auf diesem Feld betrifft nicht nur Massendelikte des Alltags; auch vor Großunternehmen und Banken machen spezialisierte Schwerpunktstaatsanwaltschaften und Wirtschaftsstrafkammern keineswegs halt, wie spektakuläre Durchsuchungen und Ermittlungsverfahren zeigen. Gleich zwei Standardwerke zum Wirtschafts- und Steuerstrafrecht sind jetzt neu erschienen. Denn mit der Weiterentwicklung von Wirtschaft und Technik haben sich Straftäter neue Betätigungsfelder und Methoden erschlossen. Das hat den Gesetzgeber zu vielen Neuregelungen veranlaßt, die wegen mangelnder gefestigter Rechtsprechung einer Erläuterung bedürfen.

Das Handbuch von Heinz-Bernd Wabnitz und Thomas Janovsky beschränkt sich nicht auf die Darstellung des Rechtsrahmens. Der fast ausschließlich von Praktikern aus Justiz, Anwaltschaft und Behörden verfaßte Sammelband räumt auch den trickreichen Methoden der "Weiße-Kragen-Täter" verschiedener Branchen breiten Raum ein. Neben "klassischen" Erscheinungsformen wie Korruption, Kartell- und Zollvergehen oder Produktpiraterie und betrügerischer Werbung stehen die Computerkriminalität, Straftaten im Gesundheitswesen und illegale Beschäftigung sowie Insolvenzdelikte und der Mißbrauch staatlicher Transferleistungen. Beleuchtet werden auch organisierte Geldwäsche, Betriebsspionage und die Einschaltung ausländischer Domizilgesellschaften ("Briefkastenfirmen"). Die Erörterung von Verfahrensfragen, Fahndungs- und Verteidigungsstrategien sowie ein historischer Abriß runden die Darstellungen ab.

Einen anderen Ansatz haben Christian Müller-Gugenberger und Klaus Bieneck gewählt. Wenngleich auch hier kriminologische und rechtstatsächliche Ausführungen nicht fehlen, spannen die Autoren im wesentlichen einen Bogen von Pflichtverstößen bei der Gründung über den Betrieb bis hin zur Beendigung eines Unternehmens. Eine Untergliederung nach einzelnen Wirtschaftszweigen läßt Raum für Sonderfragen wie Produkthaftung, Insiderhandel, Haushaltsuntreue im Bereich öffentlicher Kassen oder Umweltstrafrecht. Berücksichtigt werden auch Verletzungen des Betriebsverfassungsgesetzes und des besonders unübersichtlichen Ordnungswidrigkeitenrechts. Ein eigenes Kapitel widmen die Autoren den Vergehen nach dem politisch brisanten Außenwirtschaftsstrafrecht, das Verstöße gegen Kriegswaffenkontroll- und Außenwirtschaftsgesetz umfaßt sowie Zuwiderhandlungen gegen internationale Embargos.

Konzipiert sind die beiden Handbücher in erster Linie als Nachschlagewerk im "Bedarfsfall" für den praktisch tätigen Juristen. Fündig wird jedoch auch, wer sich einen näheren Einblick in die kriminelle Schattenwirtschaft verschaffen will, die nicht ohne Grund als in die Illegalität verlängertes Spiegelbild unserer Gesellschaft gilt. So ist es vielleicht kein bloßer Zufall, daß sich das derzeit wohl spektakulärste Strafverfahren - die Ermittlungen gegen den früheren Bundeskanzler Helmut Kohl nämlich - auf den zentralen Straftatbestand des gesamten Wirtschaftsstrafrechts stützt: den der Untreue.

JOACHIM JAHN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In einer Doppelrezenion bespricht Joachim Jahn zwei Bücher zum Wirtschafts- und Steuerstrafrecht. Beide sind seiner Ansicht nach "Standardwerke" und vor allem zum Nachschlagen für "praktisch tätige Juristen" konzipiert. Zwar hält sich Jahn mit einem dezidierten Urteil über die beiden Bände zurück. Aus seiner Rezension lässt sich dennoch schließen, dass er beide recht hilfreich für den Umgang mit den zahlreichen gesetzlichen Neuregelungen im Wirtschaftsrecht findet.
1.) Heinz-Bernd Wabnitz/Thomas Janovsky (Hrsg.): "