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"Ich habe sie gewarnt, ja, das habe ich getan, aber was bringt das schon? Woher nimmt ein Junge, der das dritte Niveau noch nicht hinter sich gelassen hat, das Recht, einem Erwachsenen etwas vorschreiben zu wollen?" Mit diesen Worten beginnt Tim seinen Bericht aus einer Welt nach einer Umweltkatastrophe. Fassungslos muss er feststellen, dass alle Erwachsenen und die meisten Jungen ihr abgeschirmtes Heim verlassen haben, obwohl im Draußen Limit erreicht ist. Limit, der Gift-Grenzwert, bei dem niemand mehr ins Freie darf! Nun ist es an Tim, die kostbaren Mädchen-Kinder zu versorgen, die im Heim…mehr

Produktbeschreibung
"Ich habe sie gewarnt, ja, das habe ich getan, aber was bringt das schon? Woher nimmt ein Junge, der das dritte Niveau noch nicht hinter sich gelassen hat, das Recht, einem Erwachsenen etwas vorschreiben zu wollen?" Mit diesen Worten beginnt Tim seinen Bericht aus einer Welt nach einer Umweltkatastrophe. Fassungslos muss er feststellen, dass alle Erwachsenen und die meisten Jungen ihr abgeschirmtes Heim verlassen haben, obwohl im Draußen Limit erreicht ist. Limit, der Gift-Grenzwert, bei dem niemand mehr ins Freie darf! Nun ist es an Tim, die kostbaren Mädchen-Kinder zu versorgen, die im Heim behütet werden, weil es nur noch so wenige von ihnen gibt. Noch zeigt ihm die Kontrolle, die höchste Macht seiner Welt, wann es Zeit zur Nahrungsaufnahme und für die Schlafintervalle ist. Aber Tim beginnt zu zweifeln: Haben ihm seine Lehrer wirklich die Wahrheit über die Welt beigebracht? Ist das System, in dem er lebt, wirklich so unfehlbar? Tim ahnt, dass er in einem Raum jenseits alle r Kontrolle angelangt ist. Und je weiter er sich in ihn hineinzudenken versucht, desto schwerer fällt es ihm ...
Autorenporträt
Peter Pohl, geboren 1940 in Deutschland, zieht mit fünf Jahren nach Schweden und wächst dort auf. Er lehrt an der Technischen Hochschule und lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Stockholm. Anhand von Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Gesprächen mit Kinna Gieth hat er das Buch "Du fehlst mir, du fehlst mir" geschrieben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.03.2003

Hüter der Mädchen-Kinder
"Unter der blauen Sonne": Peter Pohl blickt in die Zukunft

Heile Welten hat der schwedische Jugendbuchautor Peter Pohl noch nie beschrieben. Seine mehrfach preisgekrönten Romane widmen sich oft den Schattenseiten der menschlichen Existenz. Den jungen Helden geht es selten gut. Hautnah beschreibt Pohl Ausgrenzung und Erniedrigung, Angst, Einsamkeit, Trauer und Verlust, physische wie seelische Grausamkeit. Und nicht nur die Altersgenossen sind gnadenlos, auch das Schicksal ist unbarmherzig.

Peter Pohls jüngstes Buch ist bereits vor vier Jahren in Schweden erschienen. Jetzt hat der Arena Verlag es in der Übersetzung von Birgitta Kicherer auch in Deutschland herausgebracht. "Unter der blauen Sonne" spielt in einer Welt nach unserer Zeit, die als die "Epoche der Barbaren" im Fakteninfo des Ich-Erzählers Tim überlebt hat. Merkwürdig blind hatten die Barbaren damals, im "Langzuvor", den eigenen Untergang beschleunigt. Nach der Katastrophe ist vor der Katastrophe - auch um die Welt, in der Tim nun lebt, ist es nicht gut bestellt. Sein Bericht setzt in dem Moment ein, da alle Erwachsenen zusammen mit den männlichen Kindern ihr abgeschirmtes Heim verlassen haben, obwohl im Draußen "Limit" erreicht ist. Limit, das ist der Gift-Grenzwert, bei dem niemand mehr ohne Gefahr für Leib und Leben ins Freie darf.

Tim bleibt fassungslos zurück. Wie können nur alle Großen sehenden Auges ins Unglück rennen! Tim tut das, was naheliegt, kümmert sich zunächst einmal um seine kleine Schwester Pya und dann um all die anderen Mädchen, die hilflos im Heim zurückblieben. Während er vergeblich auf die Rückkehr seiner Eltern wartet und dabei in die Aufgabe des Hüters der kostbaren Mädchen-Kinder hineinwächst, versucht Tim das Geschehene zu analysieren. Was ist überhaupt passiert? Wie konnte es passieren? Und was wird aus ihm und den Mädchen?

Tims Weg zur Analyse führt über die Erinnerung direkt in die Verwirrung. Zunächst liest sich das noch ganz nett: Man erfährt, warum Mädchen und Frauen als "Geheiligte" verehrt werden und warum ihr männliches Pendant als das Schlechte, Krankmachende und Schwache die Luft im wahrsten Sinne des Wortes verpestet. Man ahnt, wie steril es in der neuen Welt zugeht, die unter der Herrschaft einer seltsam schemenhaft bleibenden "Kontrolle" steht. Man sinnt den kritischen Kommentaren zur Epoche der "Barbaren" nach, die Tim in seine Geschichtsaufsätze einflicht - und findet manches davon bedenkenswert. Was der Geschichte allerdings fehlt, ist jede Form von Sinnlichkeit. Die Figuren haben weder eine greifbare Physiognomie noch einen erkennbaren Charakter, sie huschen wie Schatten durch ihre keimfreie Welt, reden und handeln wie ferngesteuerte Motoren.

Spätestens mit dem Anfang von Tims Ende, der schleichenden Sprachverwirrung, dürfte bei vielen Lesern die Geduld erschöpft sein. "Ich erzähle und erzähle Pya", schreibt Tim, "und meine Erzählung immer mehr erinnert an eine Beschreibung aus Ende von Epoche der Barbaren, als die große Krank gezogen ihre Welt über und viel Menge leblose Körper gelassen zurück." Wenn das Lesen zur Qual wird, sollte wenigstens die Botschaft es wert sein. Doch die Zivilisationskritik des Autors bleibt trivial. Ginge es uns tatsächlich besser, wenn das "Objekt des Bösen" nie erfunden worden wäre? Das Rad, in Tims Welt als Wurzel allen Übels ausgemerzt, läßt sich nun einmal nicht zurückdrehen, und auch seine Erfindung nicht. Insgesamt wirkt dieser Roman wie eines der vielen Problemjugendbücher, mit denen Erwachsene ihr Leiden an der Welt nur auf die nächste Generation abwälzen.

Peter Pohl hat seinem Werk ein Nachwort und Tims Geschichte damit eine Rahmenhandlung gegeben. Darin wird die Erzählung aus dem Reich der Fiktion ins weltweite Netz geborgen. Daran dürften immerhin Computerfreaks ihren Spaß haben.

ANNE OVERLACK.

Peter Pohl: "Unter der blauen Sonne". Aus dem Schwedischen übersetzt von Birgitta Kicherer. Arena Verlag, Würzburg 2002. 192 S., geb., 13,90 [Euro]. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Nur wenig kann Rezensentin Anne Overlack dem neuen Roman des schwedischen Jugendbuchautors abgewinnen. Trivial findet sie die darin enthaltene Zivilisationskritik. Insgesamt wirkt der Science-Fiction-Roman auf sie "wie eines der vielen Jugendbücher, mit denen Erwachsene ihr Leiden an der Welt nur auf die nächste Generation abwälzen". Ich-Erzähler und Protagonist lebt ihren Informationen zufolge in einer Epoche "nach unserer Zeit", die im "Fakteninfo des Ich-Erzählers" als Epoche der Barbaren überlebt hat, die damals ihren eigenen Untergang blind beschleunigt hätten. Doch auch in der geschilderten Zeit sei das Leben im Freien wegen längst überschrittener Giftgrenzwerte in der Luft nicht mehr möglich. Von Zivilisation kann bei den beschriebenen apokalyptischen Lebensbedingungen wohl keine Rede mehr sein. Zunächst liest sich die Geschichte, lesen wir, sogar noch "ganz nett". Zunehmend stört die Rezensentin jedoch ihre wachsende "Sprachverwirrung", sprich die unübersichtliche Verschachtelung der Erzählebenen, sowie die Tatsache, dass der Geschichte "jede Form von Sinnlichkeit" fehlt. Auch die Figuren haben weder eine greifbare Physiognomie noch einen erkennbaren Charakter, findet Overlack, so dass irgendwann ihre Geduld erschöpft ist und das Lesen sogar richtig zur Qual wird.

© Perlentaucher Medien GmbH"