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Es ist das Jahr 1899. In Südafrika herrscht Krieg zwischen den Buren und der britischen Kolonialmacht. Ladysmith, eine kleine Stadt nahe der Grenze zu den Burenrepubliken, wird belagert. Hundertachtzehn Tage sehen sich ihre Bewohner von der Außenwelt abgeschnitten und unter täglichem Beschuß. Granaten und Kanonen fordern ihre Opfer, die Häuser zerfallen, und viele der Eingeschlossenen müssen in einem geheimen Tunnelsystem am Flußufer Schutz suchen. Nur der schönen Bella Kiernan und ihrem Geliebten Torres gelingt die spektakuläre Flucht in einem Heißluftballon. Zwischen Verzweiflung und…mehr

Produktbeschreibung
Es ist das Jahr 1899. In Südafrika herrscht Krieg zwischen den Buren und der britischen Kolonialmacht. Ladysmith, eine kleine Stadt nahe der Grenze zu den Burenrepubliken, wird belagert. Hundertachtzehn Tage sehen sich ihre Bewohner von der Außenwelt abgeschnitten und unter täglichem Beschuß. Granaten und Kanonen fordern ihre Opfer, die Häuser zerfallen, und viele der Eingeschlossenen müssen in einem geheimen Tunnelsystem am Flußufer Schutz suchen. Nur der schönen Bella Kiernan und ihrem Geliebten Torres gelingt die spektakuläre Flucht in einem Heißluftballon. Zwischen Verzweiflung und Langeweile veranstalten die Städter schließlich ein groteskes Kricketspiel, bis die lang ersehnte Rettung eintritt: die Armee General Bullers rückt auf die ausgehungerte Stadt vor ... Voller Dramatik breitet "Die letzte Stadt von Afrika" ein gewaltiges Panorama vor dem Leser aus. Foden gelingt es, authentische Geschichte zu einem fesselnden Roman zu verdichten.
Autorenporträt
Giles Foden, geb. 1967 in Warwickshire, England, lebte seit seinem fünften Lebensjahr mit seiner Familie in Afrika. Der Vater arbeitete im Auftrag der Vereinten Nationen an Projekten in mehreren afrikanischen Staaten. Seitdem fühlt er sich eng mit dem afrikanischen Kontinent verbunden und machte ihn zum Handlungsort all seiner Romane. 1993 zog Foden zurück nach England, arbeitete drei Jahre lang für das "Times Literary Supplement" und ist jetzt Redakteur beim "Guardian". Er lebt in London. Er erhielt 1998 den "Whitbread First Novel Award", den renommiertesten Literaturpreis für einen Erstlingsroman.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.04.2007

Die Schlacht um Ladysmith
Giles Fodens afrikanisches Drama aus dem Burenkrieg

Ladysmith, die kleine Stadt in Südafrika nahe der Grenze zum einstigen Oranje-Freistaat Natal, ist jedem Engländer ein Begriff. Im Burenkrieg waren dort, zusammen mit den Bürgern und zahlreichen Flüchtlingen, britische Truppen hundertachtzehn Tage lang von einer Übermacht bewaffneter Buren eingeschlossen. Nicht nur Winston Churchill, damals Korrespondent der "Morning Post", hat das Drama beschrieben ("From London to Ladysmith via Pretoria", 1900). Tausende auf beiden Seiten fielen, verhungerten oder starben an Seuchen. Der Krieg von 1899 bis 1902 verschonte weder britische Militärs oder die bäuerlichen Truppen der Buren noch Zivilisten und schon gar nicht die eingeborenen Zulus, Xhosas und Angehörige anderer Stämme, denen das Land ursprünglich gehörte.

Ladysmith wurde zum Symbol eines grausamen Krieges zwischen Weißen, bei dem lange vor den beiden Weltkriegen in Europa neue Waffen erprobt und Gesetze zum Schutz der Zivilbevölkerung außer Acht gelassen wurden. Es ging um die britische Vision eines zusammenhängenden Kolonialreichs vom Kap bis Kairo, insbesondere aber um Ansprüche auf Transvaal, wo reiche Gold- und Diamantenfunde entdeckt worden waren. Nicht zuletzt ging es aber auch um die von England ausgehende Sklavenbefreiung, die von den Buren als Gefährdung ihrer wirtschaftlichen Grundlage angesehen wurde.

Giles Foden, Jahrgang 1967, hat in seinem Roman "Die letzte Stadt von Afrika" ein imponierendes, vielschichtiges Tableau dieses Krieges ausgebreitet. Er wuchs in verschiedenen afrikanischen Ländern auf. Heute ist er Redakteur bei der Londoner Wochenzeitung "Guardian" und Spezialist für islamischen Terror. Er kann hinreißend erzählen, am liebsten von afrikanischen Schauplätzen. Sein Roman "Der letzte König von Schottland", die Geschichte des ugandischen Diktators Idi Amin aus der Sicht eines europäischen Leibarztes, wurde mit dem höchsten britischen Literaturpreis für einen Erstling ausgezeichnet. Der gleichnamige Film erhielt im Februar einen Oskar, der an Forest Whitaker als den besten männlichen Hauptdarsteller ging.

Für sein drittes Buch "Die letzte Stadt von Afrika" konnte Foden sich auf zahlreiche Darstellungen des Burenkriegs stützen, unter anderen auch auf die Briefe seines Urgroßvaters, der als britischer Soldat in Ladysmith gekämpft hat. Einige der authentischen Chronisten - heute würde man sie Kriegsberichterstatter nennen - hat Foden als Figuren mit unterschiedlicher Weltanschauung in seinem ungemein spannenden Roman eingesetzt. Sie bilden das Pressezentrum der belagerten Stadt, in dem die Ereignisse registriert, kommentiert und mit Hilfe von Telegrammatomen, Botenjungen, Brieftauben und Lichtzeichen, auf Wolken projiziert, an die Weltöffentlichkeit weitergegeben werden.

Einer der Berichterstatter, Biograph genannt, steht den Briten und deren Kolonialpolitik als Anarchist und Kropotkin-Anhänger kritisch gegenüber. Er hat den wichtigsten Part unter seinen Kollegen. Mit kaum verhehlter Wut begegnet er dem arroganten Churchill, der seine Informationen nur in Stäben sammelt und für seinen fotografierenden Kollegen nur Spott übrig hat. Der Biograph und die anderen Korrespondenten können sich dagegen nur am Anfang in trügerischer Sicherheit wähnen.

Foden verwendet äußerst geschickt filmische Mittel, indem er das Schicksal mehrerer fast gleichrangiger Protagonisten in kurzen Sequenzen verfolgt. Kunstvoll zeigt er dabei die Hintergründe des historischen Konflikts wie das aktuelle dramatische Geschehen in der belagerten Stadt und auf beiden Seiten der Front auf. Manchmal erinnert die faszinierende Beschreibung der kriegerischen Szenen und auch der Hungersnot in Ladysmith an Tolstois Schlacht von Borodino in "Krieg und Frieden". Im Burenkrieg gab es allerdings keine herausragende Figuren wie Napoleon und den russischen Heerführer Kutusow.

Drastisch hart und zugleich anteilnehmend schildert Foden das Elend der Einheimischen, die von ihrem Land vertrieben, als "Kaffer" verachtet und zu Schwerstarbeit gezwungen sind und beim geringsten Verdacht auf Widerstand oder Parteinahme niedergeschossen werden. Der holländische Arzt, der Verwundeten ungeachtet ihrer Hautfarbe bis zur Erschöpfung hilft, verkörpert den guten Menschen schlechthin. Genau so realistisch beschreibt Foden die Verzweiflung eines Kavalleristen, der sein halbverhungertes Pferd auf Befehl erschießen muss, weil er und die Kameraden nichts zu essen haben.

Die britischen Truppen setzen ihr Leben trotz verheerender Verluste weiterhin "für die Queen" ein. In Gefechtspausen spielen sie zur Stärkung der Disziplin Cricket. Ihre Offiziere üben sich in heldenhaften oder stoischen Posen, während die Einwohner von Ladysmith aus ihren von Granaten zerstörten Häusern fliehen und Schutz suchen in Erdhöhlen und Tunnels. Außer Essbarem wird allmählich auch das Wasser knapp, Seuchen breiten sich aus. Zwar lassen die Buren noch Verwundete und Kranke durch, aber auch bei ihnen fehlt Nachschub an Lebensmitteln; die Menschen sterben zu Hunderten in den Lagern.

Foden lässt einen prominenten Sanitäter auftreten: Mahatma Gandhi, der mit seinem indischen Ambulanzkorps Erste Hilfe leistet, Verwundete versorgt und in Sicherheit bringt. Sein Heimatland befindet sich zwar im Kampf um seine Unabhängigkeit, möchte aber trotzdem das britische Bürgerrecht für seine Einwohner haben, deshalb bietet es seine friedlichen Dienste auf dem afrikanischen Schlachtfeld an. Manchmal wechselt Foden die Szenen verwirrend schnell und droht damit die Zusammenhänge zu zerreißen. Dass der verfolgte irische Freiheitskämpfer, von dessen Flucht nach einem Attentat im Prolog berichtet wird, der Hotelbesitzer in Ladysmith ist, wird erst allmählich deutlich. Mit Hilfe der Bruderschaft ist er nach Südafrika gekommen und muss nun zusammen mit seinen beiden Töchtern widerwillig die verhassten Briten bedienen. Der rasche Szenenwechsel ist erzählerisches Prinzip. Damit wird der Leser von Anfang an eingefangen in ein Netz vielfältiger Verbindungen, die sich gegen Ende nicht nur immer mehr verknoten und verdichten, sondern auch die Spannung steigern. (Iren kämpften übrigens auf beiden Seiten dieses dilettantisch geführten Krieges.) Die beiden jungen irischen Frauen sorgen für Liebesgeschichten in diesen Kriegswirren. Und dass sie beide ihr persönliches Glück finden, ist geradezu ein Wunder. Ein Wunder oder ein bizarrer und phantastischer Einfall ist auch die Rettung in einem Fesselballon des zum Tode verurteilten portugiesischen Geliebten einer der irischen Töchter.

Im letzten Teil des Romans mit der Überschrift "Die Monologe der Toten" rafft Foden noch einmal einige Einzelschicksale in diesem afrikanischen Drama zusammen, ergänzt sie aber auch noch um neue Berichte, die der Stoff für einen weiteren Roman sein könnten. So schreibt die Frau des Arztes von der Hungersnot im burischen Lager, in dem Frauen und Kinder von britischen Truppen bewacht werden. "Die Frauen des Feindes werden ernährt und versorgt", sei in der "Times" zu lesen gewesen. "Das ist eine Lüge", schließt sie ihre Aufzeichnungen.

Das Thema Afrika wird Giles Foden vermutlich noch weiter verfolgen. Wer brisante historische Ereignisse so eindrucksvoll und fesselnd zu vermitteln versteht wie er, braucht sich um mangelnde Leserschaft gewiss nicht zu sorgen.

MARIA FRISÉ.

Giles Foden: "Die letzte Stadt von Afrika". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrich Blumenbach. Aufbau-Verlag, Berlin 2006. 378 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Richtig gefesselt ist Maria Frise von diesem Roman, der das "afrikanische Drama" der Schlacht um die Stadt Ladysmith während des Burenkrieges zum Thema hat. Schuld daran ist Giles Fodens Kenntnis der Fakten (u. a. aus alten Familiendokumenten) und sein mitreißendes Erzähltalent. Frise muss schon aufpassen, um sich in der Vielschichtigkeit der Handlung nicht zu verlieren, die Fodens durch die "geschickte" Handhabung filmischer Mittel auffächert. Einen Meister des "raschen Szenenwechsels" erkennt sie in ihm ebenso wie einen Schöpfer Tolstoi'scher Schlachtszenen und einen kunstvollen Dokumentator historischer Hintergründe. Frises Fazit zum Buch: Drastisch und spannend und Stoff genug für wenigstens einen weiteren Roman.

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