Marktplatzangebote
17 Angebote ab € 1,85 €
  • Gebundenes Buch

Daß die legendäre Widerstandsgruppe um die Geschwister Scholl kein naiver Studentenclub war, ist längst bekannt. Der Historiker Detlef Bald geht mit dieser packenden Darstellung einen Schritt weiter: Erstmals schildert er die Hintergründe für die Entwicklung vom passiven zum aktiven Widerstand der Gruppe. Im Sommer und Herbst 1942 waren Hans Scholl, Alexander Schmorell, Willi Graf, Jürgen Wittenstein und Hubert Furtwängler an die Ostfront abkommandiert. Welche existentielle Erschütterung die »Schrecken des russischen Krieges« für die jungen Männer mit sich brachten, belegt Bald auf der…mehr

Produktbeschreibung
Daß die legendäre Widerstandsgruppe um die Geschwister Scholl kein naiver Studentenclub war, ist längst bekannt. Der Historiker Detlef Bald geht mit dieser packenden Darstellung einen Schritt weiter: Erstmals schildert er die Hintergründe für die Entwicklung vom passiven zum aktiven Widerstand der Gruppe.
Im Sommer und Herbst 1942 waren Hans Scholl, Alexander Schmorell, Willi Graf, Jürgen Wittenstein und Hubert Furtwängler an die Ostfront abkommandiert. Welche existentielle Erschütterung die »Schrecken des russischen Krieges« für die jungen Männer mit sich brachten, belegt Bald auf der Grundlage von bislang unveröffentlichten Briefen, Aufzeichnungen und militärhistorischen Akten.
Autorenporträt
Detlef Bald, geboren 1941, Dr. phil.; lebt seit 1996 als freischaffender Historiker und Publizist in München, Mitarbeiter am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.03.2003

Macht des Flugblatts

WIDERSTAND. Am 18. Februar 1943 fand laut Oberreichsanwalt Lautz der "schwerste Fall hochverräterischer Flugblattpropaganda . . . im Altreich" statt. An jenem Donnerstag verließen die Geschwister Scholl gegen 10.30 Uhr ihre Münchener Wohnung mit einer Aktentasche und einem Koffer in Richtung Universität. Schätzungsweise 1500 bis 1800 Flugblätter mit dem Aufruf zum Sturz des Regimes legten sie hastig am Haupteingang sowie auf den Fluren und Treppen vor den Hörsälen aus. Den Rest von etwa 100 Stück warfen sie voller Übermut vom 2. Stock des Universitätsgebäudes in den Lichthof hinunter. Dabei wurden sie beobachtet, so daß die Widerstandsgruppe aufflog, die sich in Anlehnung an ein Gedicht von Clemens Brentano - die "weise Rose, gleich dem Geiste einer Nonne" - selbst "Weiße Rose" nannte. "Sie, die ,weise' und die ,weiße Rose', symbolische Trägerin einer unbefleckten und heilbringenden Zukunft in einem schicksalhaft in Schuld verstrickten Leben, symbolisiert den teleologischen, guten Wandel in der Welt." Das meint der Militärhistoriker Bald, der zum 60. Jahrestag der Hinrichtung der widerständigen bürgerlichen Studenten und ihres nationalkonservativen Mentors, des außerplanmäßigen Professors für Philosophie Kurt Huber, neue Quellen erschließt. Bald stellt das durch den romantischen Namen der Gruppe und durch die Verklärung ihres Handelns "öffentlich verfestigte Bild idealistisch-weltfremder Harmlosigkeit" in Frage und zeigt statt dessen auf, wie der Ostfront-Einsatz der Medizinstudenten Hans Scholl, Alexander Schmorell, Hubert Furtwängler, Wilhelm Graf, Jürgen Wittenstein und Christoph Probst den entscheidenden Schritt vom eher passiven zum aktiven Widerstand gegen das "Dritte Reich" bewirkte. Furtwängler und Wittenstein standen als Zeitzeugen zur Verfügung, letzterer stellte erstmals Briefe, Tagebuchaufzeichnungen und Fotos von der Famulatur an der Ostfront zur Verfügung. Außerdem wurden die Akten der 252. Division ausgewertet, die "das System der Besatzung und der Truppenversorgung, den Umgang mit der russischen Bevölkerung, die Partisanenbekämpfung sowie das Kriegsgeschehen an der Ostfront" offenlegen. So kann Bald das in der Widerstandsliteratur häufig wenig beachtete militärische Umfeld überzeugend rekonstruieren. Sein Fazit lautet: "Die Mitglieder der ,Weißen Rose' hatten keine Machtposition inne, aber sie nutzten die Kraft der Gesittung und die Macht des Wortes, um für Freiheit und Menschenwürde zu werben." (Detlef Bald: Die Weiße Rose. Von der Front in den Widerstand. Aufbau-Verlag, Berlin 2003. 203 Seiten, 18,- [Euro].)

rab.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Volker Ullrich sieht in diesem Buch über die "Weiße Rose" ein bislang übersehenes Kapitel in der Geschichte der Widerstandsgruppe aufgegriffen, was er nachdrücklich begrüßt. Der Autor kann in seiner Studie nämlich zweifelsfrei zeigen, dass Hans Scholl und seine Freunde entscheidend durch die Erfahrungen während ihrer Sanitäterausbildung, die sie obligatorisch vor ihrem Medizinstudium zu absolvieren hatten, geprägt worden sind, so der Rezensent angetan, der es ziemlich erstaunlich findet, dass sich bisher niemand dieser Zeitspanne im Leben der Widerstandskämpfer angenommen hat. Sowohl über die Judenvernichtung als auch über das Warschauer Ghetto und die Erschießung von russischen Kriegsgefangenen hätten sie im Lauf ihrer Ausbildung an der Ostfront erfahren, woraus sich ihre überzeugte Widerstandshaltung gegenüber dem NS-Regime ergeben habe, fasst Ullrich die Ergebnisse des Autors zusammen. Er preist das Buch dafür, einen "wichtigen Beitrag" dazu zu leisten, der "Weißen Rose" ihren gebührenden Platz in der Geschichte des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus zu geben.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Einer der wichtigsten Beiträge zur deutschen Widerstandsforschung." (Tages-Anzeiger) "Bald holt den studentischen Widerstand aus den Höhen einer idealisierten Widerstandsethik herunter und stellt ihn hinein in die Wirklichkeit des Vernichtungskrieges - und damit gleichsam vom Kopf auf die Füße." (SWR) "Ein wichtiger Beitrag, um der "Weissen Rose" neben Stauffenberg und Elser den herausragenden Platz in der Geschichte des Widerstands zu geben, der ihr gebührt." (Die Zeit)