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Was geschah zwischen den verfeindeten Clans der Vatunas und der Ducal? Als Sri Lanka unabhängig wird, kommt für beide die große Stunde. Ihr Konkurrenzkampf um Industrien und Hotelketten ist so gnadenlos wie ihr Stolz, und ihre benachbarten Villen am Strand werden zu Festungen. Als die Macht beider Familien schließlich zerbricht, versuchen die Söhne, Licht in die geheimen Tragödien, Intrigen und Liebschaften zu bringen, durch die die Patriarchen aneinander gekettet waren.

Produktbeschreibung
Was geschah zwischen den verfeindeten Clans der Vatunas und der Ducal? Als Sri Lanka unabhängig wird, kommt für beide die große Stunde. Ihr Konkurrenzkampf um Industrien und Hotelketten ist so gnadenlos wie ihr Stolz, und ihre benachbarten Villen am Strand werden zu Festungen. Als die Macht beider Familien schließlich zerbricht, versuchen die Söhne, Licht in die geheimen Tragödien, Intrigen und Liebschaften zu bringen, durch die die Patriarchen aneinander gekettet waren.
Autorenporträt
Gunesekera, RomeshRomesh Gunesekera, geboren 1954 in Colombo, wuchs in Sri Lanka und auf den Philippinen auf, ehe er sich 1971 in London niederließ, wo er seitdem lebt. Riff, sein erster Roman, wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und stand auf der Shortlist des Booker Prize. Sandglas war sein zweiter Roman und wurde mit dem BBC Asia Award for Achievement in Writing & Literature ausgezeichnet.

Induni, Giò WaeckerlinGiò Waeckerlin Induni, in einer italienischsprachigen Familie in Zürich aufgewachsen, ist Lektorin und Übersetzerin vorwiegend aus dem Italienischen, Spanischen und Englischen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.05.2000

Fruchtbarer Landvermesser
Romesh Gunesekera erzählt eine Familiensaga aus Sri Lanka

Zwei Familien, zwei Stammbäume, vier Generationen; exotische Namen, nächtliche Stimmung, entlegene Schauplätze: schon vor der Lektüre setzt dieser Roman des srilankischen Autors Romesh Gunesekera eindeutige Zeichen. Besonders die genealogische Tafel, die dem Text voransteht, spannt die Erwartungen. Sie erinnert an andere große Familiensagas, Beschwörungen von bürgerlichen Handelshäusern und ihrem unaufhaltsamen Verfall, weit gespannt durch die Jahrzehnte und mit historischem Geschehen dicht verknüpft - berückende Geschichten, wie Salman Rushdie über Bombay oder Michael Ondaatje über Ceylon sie erzählen können. In seinem ersten Roman "Riff", 1994 erschienen und damals für den renommierten Booker-Preis nominiert, hat Gunesekera gezeigt, dass er den Vergleich mit diesen Meistern postkolonialer Fabulierkunst nicht zu scheuen braucht. "Sandglas", sein zweiter Roman, protokolliert ein nächtliches Zwiegespräch, das die Schatten des Vergangenen erhellen will und sich doch aus ihrem Bann nicht lösen kann.

Erzählt wird von den Fehden, Wirren und Verwicklungen zweier mächtiger Familien, die zwischen Colombo und London um Marktanteile, Grundbesitz und Herzensangelegenheiten kämpfen. Beide nutzen sie die Chance, die der Zerfall des alten Empire bietet, und beide binden so ihr eigenes Geschick an die gewalt- und wechselvolle politische Geschichte. Alles beginnt mit einem kolonialen Grundstückskauf um 1880 und der bizarren Aufteilung des begehrten Bodens. Der Patriarch "hatte sich nach reiflichem Überlegen darangemacht, seinen ausgedehnten Grundbesitz zu abwegigen Figuren für seine Kinder zu schnitzen. Für den einen sollten es Hoden sein, für den anderen eine Vulva, für einen dritten ein Lingam, geschwollene Hoden für einen vierten und so weiter. Seine älteren Testamente waren ein Karussell aus gezeichneten Zeugungsorganen." Aus solchem Erbe, das ist klar, kann keine gute Nachbarschaft entstehen, und so zeugt der Zwist sich fort und reicht bis in die vierte Generation. Streit führt zu Hass, Hass zu Geschäftsintrigen und womöglich gar zu Mord; auf Bankrott und Tod folgt für die einen die Auswanderung nach London, für die anderen umso größerer Triumph. Erst mit der Geburt der Urenkel scheint sich das Los zu wenden. Zum Ende jener langen Nacht, als die Verstrickungen zutage liegen, kommt "Dawn" zur Welt, deren Name verheißungsvoll von einer neuen Morgenröte kündet.

Erzählt wird all dies in der Rückschau eines Freundes namens Chip, ein teilnehmender Beobachter der Familienclans, der nach dem Tod der Hauptperson das düstere vergangene Geschehen teils durch Gespräche mit den Überlebenden, teils durch eigene Erinnerung sowie die Hinterlassenschaften der Verstorbenen aufzuklären sucht. Im Morgengrauen, auf der Durchreise in einem trostlosen Hotelzimmer, beginnt er, fragmentarische Versatzstücke des Überlieferten zu sichten und provisorisch zu einem Bild zu fügen: Archiv- statt Trauerarbeit. Auf diese Weise wird seine Erzählung von einem grauen Ton grundiert. Viele der entscheidenden Szenen spielen in den Tropen, doch ihre Szenerie ist karg. Alle glühende Exotik von Sonne, Sand und Meer wird als touristisches Klischee entlarvt, um Besucher in die Strandhotels zu locken, die den familiären Wohlstand auf Sri Lanka schaffen.

Gunesekeras Roman widersetzt sich standhaft allen üppigen Kulissen, aber die Anstrengung misslingt. Zu eng scheint der Erzählraum, zu kurz der Atem und zu flüchtig sind die Spuren, um der Vielzahl der verschlungenen Geschichten mit Anteilnahme nachzugehen. Die Figuren bleiben schemenhaft, eine prägnante Physiognomie wird selten kenntlich. Immer wieder blättern wir beim Lesen auf die Vorderseite, damit uns wenigstens der Stammbaum über die Personen Auskunft gebe. Man mag darin vielleicht ironisches Kalkül erkennen, denn der Roman will die ererbten Identitäten doch gerade in Frage stellen. Die Generation der Töchter und Söhne, die keinen festgefügten Ort mehr kennen, lebt im permanenten Übergang: "Wir waren die Visa people: Bürger auf Zeit. Zeitlich befristete Pseudo-Immigranten der siebziger Jahre. Ständig provisorisch." Doch diese Diagnose rechtfertigt weder die erzählerischen Provisorien noch die begreifliche Verwirrung selbst des Lektorats: An einer Stelle gerät der deutschen Übersetzung die Verwandtschaft durcheinander, wenn ein Bruder als Sohn ausgegeben wird. Das Problem ist symptomatisch, erst recht für die deutsche Fassung, die Gunesekeras subtile und vieltönige Sprachregister durch krude Anglizismen und zuweilen tollkühne Metaphorik wiedergibt.

Einmal begründet der Erzähler Chip sein ständiges Bemühen, die Lücken der Familienüberlieferung sinnhaft auszufüllen, mit dem "Hunger nach Geschichte. Der Dauerhaftigkeit einer Geschichte. Selbst einer Geschichte des Verschwindens." Diesen Hunger weckt auch der Roman. Stillen kann er ihn jedoch nicht.

TOBIAS DÖRING.

Romesh Gunesekera: "Sandglas". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Gió Waeckerlin Induni. Unionsverlag, Zürich 1999. 251 S., geb., 38,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Große Erwartungen an den Roman hatte Tobias Döring. Doch schon als er sie zu Anfang seiner Kritik ausbreitet, ahnt man - sie wurden nicht erfüllt. Man liest von Familiensagas, exotischen Schauplätzen, nächtlichen Stimmungen und davon, daß der srilankische Autor den Vergleich mit "Meistern postkolonialer Fabulierkunst" wie Ondaatje oder Rushdie nicht zu scheuen brauche. Aber dann fehlt es dem Autor nach Dörings Ansicht doch an Durchhaltevermögen, seine verschlungene Geschichte nachvollziehbar zu erzählen. Man müsse ständig im vorangestellten Stammbaum nachsehen, um den Überblick nicht zu verlieren. Den Überblick verloren hat allerdings das Lektorat der deutschen Übersetzung, die Guneskeras reiche Sprache in "zuweilen tollkühne Metaphern" übertragen hat.

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»Vom Vergehen der Zeit aber und vom Zerrinnen dessen, was man für Leben hält, erzählt, fast lautlos, dieses Buch.« Angela Schader Neue Zürcher Zeitung