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Ferraghani ist Perser, Sanda ist Deutsche. Sie begegnen sich als Studenten in Wien. Ihre Geschichte ist so alt wie die von Romeo und Julia: Sie handelt von den Wonnen und Schrecken der großen Liebe, vom Inbegriff der Seligkeit und vom Absturz in die Realität. Und von der Ergründung dieser Gefühle. Eine Liebesgeschichte voller Sinnlichkeit und zarter Melancholie - und von orientalischer Inspiration, denn das Orakel des großen Hafis, das Sanda und Ferraghani befragen, erschließt sich auch dem Leser: im Anhang des Buches.

Produktbeschreibung
Ferraghani ist Perser, Sanda ist Deutsche. Sie begegnen sich als Studenten in Wien. Ihre Geschichte ist so alt wie die von Romeo und Julia: Sie handelt von den Wonnen und Schrecken der großen Liebe, vom Inbegriff der Seligkeit und vom Absturz in die Realität. Und von der Ergründung dieser Gefühle. Eine Liebesgeschichte voller Sinnlichkeit und zarter Melancholie - und von orientalischer Inspiration, denn das Orakel des großen Hafis, das Sanda und Ferraghani befragen, erschließt sich auch dem Leser: im Anhang des Buches.
Autorenporträt
Sibylle Mulot wurde 1950 in Reutlingen geboren. Sie studierte Germanistik und Romanistik und promovierte 1977. Danach arbeitete sie als Journalistin bei der "Süddeutschen Zeitung". Sie lebte viele Jahre in Rom, Wien und München. Heute arbeitet Sibylle Mulot als freie Autorin und wohnt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Frankreich.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.2001

Du kommst auch darin vor
Mit Kitschtropfen: Sibylle Mulots deutsch-iranische Liebesgeschichte

Mit ihrem fünften Buch ist Sibylle Mulot ein literarisches Meisterwerk gelungen: Ein Werk, an dem jedes Wort stimmt, an dem alles wie aus einem Guß ist und von dem alles, was über seinen Gegenstand zu sagen ist, so gesagt wird, daß es am Ende abgeschlossen ist und weiterwirkend zugleich. Man behält es, wenn man den letzten Satz gelesen hat, noch lange in der Hand und läßt das Gelesene noch einmal an sich vorübergleiten.

Dieses Glücksbuch, das nach Art und Umfang als Erzählung zu bezeichnen ist, umfaßt hundertdreißig Seiten (zuzüglich fünfundvierzig Seiten Anhang) und rekapituliert, eingebettet in eine Rahmenhandlung, die Geschichte der Liebe einer jungen Frau zu einem Iraner. Sanda studiert in Wien und in Venedig Kunstgeschichte, ihr Geliebter Ferraghani - noch zu Schahs Zeiten - ebenfalls in Wien Architektur. Das soll und muß hier nicht weiter ausgeführt werden: soll nicht, damit die Leser dieser Rezension nicht um das Vergnügen einer spannenden Lektüre gebracht werden; muß nicht, weil sich auf dem Gebiet der Liebe seit Menschengedenken nichts wesentlich Neues mehr ergeben hat. Aber wie das geschrieben ist, darüber darf hier ein Wort gesagt werden. Zuvörderst: Meisterhaft!

Das "Glück", das Sibylle Mulot uns miterleben läßt, entfaltet sich in vierzehn Kapiteln, die kaum mehr als Skizzen von Situationen und Ereignissen sind. Aber Skizzen, die völlig ausreichen, um uns ahnen oder wissen zu lassen, welche Erfahrungen von Glück und Schmerz sich zwischen dem ersten Anblick und dem letzten Telefonat aufeinanderhäufen. Mythologie und Literatur dienen als Spiegel. Mehr aber als ein Spiegel ist das "Orakel" des von Goethe so sehr bewunderten und nachgeahmten Hafis (um 1326 bis 1390): eine Folge von 41 Tafeln, auf denen je hundertfünfzig oder mehr Buchstaben in Zeilen und Reihen so angeordnet sind, daß man aus jeder der zunächst völlig sinnlos scheinenden Tafeln mit Hilfe eines kleinen Schlüssels vier Sprüche des berühmtesten persischen Dichters herauslesen kann.

Ferraghani hat dieses Tafelwerk mitgebracht und erklärt es Sanda, nachdem sie unter seiner wilden Felldecke zusammengefunden haben; und er vergißt nicht, zu bemerken, daß die Sprüche des Orakels oft dunkel und interpretationsbedürftig sind. Dann wird die erste Befragung vorgenommen, und der Spruch, der sich aus den von Sanda gewählten Buchstabenreihe ergibt, lautet: "Ach, ich sterbe vor Verlangen nach Umarmung mit dem Geliebten!" Das ist zwar sehr gut verständlich, aber dennoch sehr auslegungsfähig: "Sie ließen das Buch fallen. Das Orakel hatte recht. Sie interpretierten es, und die Felldecke glänzte und lebte wie ein Tier."

Ist das nicht ein bißchen kitschig? Ja, gewiß, aber das spricht nicht gegen dieses Buch. Seit Hermann Brochs Reflexionen über "Kitsch und Literatur" wissen wir, "daß es ohne einen Tropfen Effekt, also ohne einen Tropfen Kitsch, in keiner Kunst abgeht". Und seit Gottfried Benns Ausführungen über den "Stil der Zukunft" ist uns bekannt, daß es den Menschen längst nur noch "in Anführungsstrichen" gibt - als Zitat sozusagen, als Wiederholung eines Musters oder eben als Klischee.

Die Geschichte von Sanda und Ferraghani ist eine Erfindung von Sibylle Mulot - wenn sie denn erfunden und nicht vielmehr vom Leben geschrieben wurde. Das Hafis-Orakel aber gibt es seit längerer Zeit, bisher allerdings wohl nur in persischer Sprache. Daß es nun auch eine deutsche Version gibt, verdanken wir Sibylle Mulot, die unter Verwendung der schönen Hafis-Übersetzungen, die im 19. und 20. Jahrhundert erschienen sind, ein deutschsprachiges Hafis-Orakel geschaffen hat: 41 Tafeln, aus denen man sich je vier Sprüche zusammenlesen kann. Dies zu tun ist unterhaltsam und spannend, doch sehe man sich vor; denn unversehens kann ein Spruch kommen, der so wirkt, als sei er just auf die eigene Lebenslage gemünzt.

HELMUTH KIESEL.

Sibylle Mulot: "Das ganze Glück". Eine Liebesgeschichte. Diogenes Verlag, Zürich 2000. 175 S., geb., 34,90 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.05.2001

Lesetipp zum Wochenende
Hafis fragen
Sibylle Mulots Liebesgeschichte
von Sanda und Ferraghani
„Das ganze Glück” der schlauen und einfallsreichen Sibylle Mulot, schon ihr Opus Nr.5 im Diogenes-Verzeichnis, könnte das Libretto für eine melancholisch getönte Opera buffa mit zarter zeit- und literaturgeschichtlicher Grundierung hergeben. Szenen in raschem Wechsel, überraschende Auftritte unerwarteter Figuren, situationskomische Nebenhandlungen pointieren und kontrapunktieren diese Variation über das alte Thema von Leila und Madschnun, von Romeo und Julia und von all den Königskindern, die, auch wenn sie zusammenkommen, zusammen nicht bleiben können.
Aus gegebenem Anlass, nach einem für ihre Silvestergäste scheinbar peinlichen Orakel- und Offenbarungsspiel, kramt Sanda Lenz im geflochtenen Köfferchen und holt die Reliquien der Liebesgeschichte ihres Lebens hervor. Vor 25 Jahren, als sie 25 und noch Studenten waren, ist sie in Wien ihrem „indischen Prinzen” begegnet, dem Perser Cyrus M. (später, nach Antritt der Ayatollahs: Mohammed C.) Ferraghani. Erst wehrte sie sich heftig gegen die Macht des großen Gefühls. Doch schon bald steckten die beiden unter der „glänzenden Felldecke”, von der es nun wieder und wieder persisch- poetisch heißt: sie „wand sich und lebte wie ein Tier”.
Einander ganz verfallen und womöglich auch vom Schicksal oder einer anderen hohen Instanz füreinander bestimmt, konnten die Beiden dennoch kein gemeinsames Leben beginnen. Nicht nur die fremde Herkunft des Geliebten empfand Sanda als Hindernis: Das ganze Glück, das sie wollte, ließ sich nicht mit den Kompromisse verlangenden Forderungen des Tages, des Studiums und Berufs vereinbaren. Und dann waren da noch die älteren Ansprüche und letztlich erfolgreichen Schachzüge der hausfraulichen Gegenspielerin Zenta Herbst.
Auch Hafis hat nicht aus ihrer Not geholfen... Nach persischem Vorbild und mit Farraghanis Hilfe hatte Sanda 41 Buchstaben- Quadrate aus je vier Versen des großen Diwan-Dichters und Liebes-Experten verfertigt. Mit geschlossenen Augen mussten die Beiden die Nummer des für sie „richtigen” Quadrats finden und dann aus diesem ihren Orakelspruch heraus buchstabieren. „Die Tür der Wahl steht mir und dir nicht offen”, lautet der Vers, den niemand anderer als die schreibende „Schicksalsgöttin” Sibylle Mulot ihnen zubestimmt hat – womit sie ihre eigene vormalige Orakelanfälligkeit sanft ironisiert. Denn in keiner der einst natürlich von ihr selbst zusammengestellten 41 Tafeln, die sie nun der Geschichte vom ganzen Glück als das von Sanda erstellte Hafis-Orakel angehängt hat, ist dieser Vers versteckt. Das soll aber Orakelgläubige nicht daran hindern herauszufinden, welcher Hafis-Vers auf sie gemünzt sein könnte. Und womöglich werden sie von dessen Trefflichkeit ebenso überrascht werden wie Sandas überhaupt nicht gekränkte Gäste, die am Neujahrsmorgen bei ihr anrufen und sich für die spielerisch erlangte Selbsterkenntnishilfe überschwänglich bedanken. WOLFGANG WERTH
SIBYLLE MULOT: Das ganze Glück. Eine Liebesgeschichte. Mit einem Hafis- Orakel. Diogenes Verlag, Zürich 2001. 176 Seiten, 34,90 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Rezension von Helmuth Kiesel liest sich, als stamme sie vom Papst der Literaturkritik höchstpersönlich: von "einem literarischen Meisterwerk" ist da die Rede. Da hat man doch gleich MRRs Stimme im Ohr, die reklamiert, viel zu oft würde dieser Begriff strapaziert, aber manchmal müsse er eben herhalten. An der Erzählung von Mulot stimmt einfach alles, schwärmt Kiesel, kein überflüssiges Wort, eine runde Handlung, ein literatur- und mythengetränktes literarisches Spiel, das die paar Tropfen Kitsch vergessen macht, die der Liebesgeschichte unweigerlich beigemengt sind. Was den Kitsch angeht, bemüht Kiesel Hermann Broch und Gottfried Benn als Zeugen, dass sich Kitsch und Literatur, Literatur und Klischee keinesfalls ausschließen. Der Erzählung angehängt ist ein "Hafis-Orakel", das von dem berühmten persischen Dichter stammt und in dieser Form, so Kiesel, erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt.

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