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Das Desaster macht ihn mit einem Schlag zum Mann im Mond. Sprachlos, machtlos und verloren durchstreift er das Berlin des 11. September - das Berlin der Gegenwart: ein erotisch Gestrandeter, ein ästhetisch Gegenläufiger, ein gewesener Utopist. Voll Klugheit, Witz und Härte kehrt der Erzähler zu seinen Anfängen zurück ins Berlin der 80er Jahre: ein Schwulenparadies aus überbordender Lust, Spleen und Dekadenz, in dem jeder auf der Suche nach dem neusten Kick, der nächsten Eroberung ist. Seine innere Reise läßt noch einmal die Momente eines Lebens gegen alle Regeln aufscheinen und vollzieht doch…mehr

Produktbeschreibung
Das Desaster macht ihn mit einem Schlag zum Mann im Mond. Sprachlos, machtlos und verloren durchstreift er das Berlin des 11. September - das Berlin der Gegenwart: ein erotisch Gestrandeter, ein ästhetisch Gegenläufiger, ein gewesener Utopist. Voll Klugheit, Witz und Härte kehrt der Erzähler zu seinen Anfängen zurück ins Berlin der 80er Jahre: ein Schwulenparadies aus überbordender Lust, Spleen und Dekadenz, in dem jeder auf der Suche nach dem neusten Kick, der nächsten Eroberung ist. Seine innere Reise läßt noch einmal die Momente eines Lebens gegen alle Regeln aufscheinen und vollzieht doch unweigerlich das Scheitern dieses Unzeitgemäßen. Die Welt von einst ist implodiert. Was bleibt, ist der virtuose Dialog mit den Bildern und Büchern seines Lebens - und mit dem Leser, der für ihn ebenso ein Mann im Mond ist.
Was geschieht, wenn nichts geschieht? Eingekreist von den Büchern seiner Bibliothek, versucht der Erzähler, seine schriftstellerische Existenz zu rechtfertigen. Doch kapituliert er angesichts seiner versandenden Geschichten in jenem Sommer, den die Terroranschläge vom 11. September abrupt beenden. Dieses Ereignis läßt ihn, den ehemals politisch Engagierten, erotisch Gestrandeten, ästhetisch Gegenläufigen, in die Desaster unseres Zeitalters und seiner eigenen Vergangenheit abtauchen. Der Ort all seiner Utopien ist Berlin zu jener Zeit, als ihm die Liebe plötzlich leicht schien, aber auch schon wieder vom Tode bedroht, als der langsame Abschied von der Idee eines existenzfähigen Sozialismus begann und damit die Einbunkerung in sich selbst. Nach Die Baumeister und Über Wasser ist Wenn der Mann im Mond erwacht der dritte Band einer Trilogie des Scheiterns. Ein Text, der das Ende aller gesellschaftlichen Relevanz von Literatur reflektiert, ein Buch der Einsamkeit, der Einsamkeit dessen, der nicht mehr eingreifen und teilhaben kann, als wäre er auf dem Mond gelandet, auf Distanz gehalten und zum Zuschauen verdammt.
Autorenporträt
Christoph Geiser, geb. 1949, lebt in Bern und Berlin. Er hat bereits zahlreiche Romane veröffentlicht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.02.2009

Existenz des Zweifels

Wer heute gegen poetische Regeln verstoßen will, hat es schwer. Christoph Geiser unternimmt dennoch den dezidierten Versuch; die Gattungsangabe seines jüngsten Buches lautet schlicht: "Ein Regelverstoß". Dieser mäandernde Strom von Gedanken ist Erinnerungs- und Skizzenbuch, zugleich kulturhistorischer Essay, autobiographisches Bekenntnis und streckenweise provozierende politische Streitschrift. Vor allem aber ist es ein Buch über Liebe und Kunst, und kunstvoll verschlungen ist auch seine Sprache, die von Wortspielen durchzogen wird. Geiser beschreibt wie schon in früheren Werken detailliert die Freuden der gleichgeschlechtlichen Lust und erkundet verschiedene Formen des Begehrens, wofür er gern den biologischen Begriff der "Appetenz" verwendet. Verbunden sind teilweise sehr persönliche Erinnerungen mit Reflexionen über Politik und Gesellschaft - den Ausbruch der Aids-Epidemie, das Ende des Ostblocks, die Terroranschläge des 11. September 2001. Bei alledem zieht Geiser sein eigenes Lebenskonzept einer poetisch-ästhetischen Existenz immer wieder in Zweifel. Zentral ist für diesen skeptischen Romantiker die Frage, wie nach dem Ende der Utopien die Suche nach dem Absoluten - in der Kunst, in der Liebe, in der Politik - überhaupt noch möglich ist. (Christoph Geiser: "Wenn der Mann im Mond erwacht". Ein Regelverstoß. Ammann Verlag, Zürich 2008. 304 S., geb., 19,90 [Euro].) sdoe

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Nicht nur ein Roman, sondern auch ein "Romandiskurs" ist dieser Abschlussband von Christoph Geisers "Trilogie des Scheiterns" für den höchst angeregt aus der Lektüre aufgetauchten Rezensenten Jochen Schimmang. Denn gerade das dieses Buch nicht zu den oberflächlich so sauber gebauten Büchern gehört, die gegenwärtig die Kritik entzücken, macht es für Schimmang so lesenswert. Hier handelt es sich, schreibt er, auch um Nachrichten aus dem "Echoraum der Sprache" und der Literatur. Schimmang nennt als Bezugsgrößen Autoren von Shakespeare über Baudelaire bis Gertrude Stein. Und Peter Weiss, dessen "Ästhetik des Widerstands" hier eine besonders wichtige Rolle spiele, wenngleich der Rezensent den Reflex dieses Bezugs auf die Gestaltung des Buchcovers eher naserümpfend zur Kenntnis nimmt. Dass man Geduld mitbringen muss, um durch Geisers mäanderndes intertextuelles Buch zu kommen, diese Vermutung lässt Schimmangs Schilderung jedoch ebenfalls zu.

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