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Das Freudenschiff erzählt die außergewöhnliche, aber wahre Geschichte von dem ersten Schiff, dessen Fracht das Besiedeln der britischen Kolonien in Australien unterstützen sollte. 1789 werden zweihundertvierzig Frauen aus den Gefängnissen Englands an Bord der "Lady Julian" gebracht. Sie sollen als Mätressen nach Australien. Sie sind Diebinnen, Betrügerinnen und Prostituierte, und in London bliebe ihnen als Alternative nur der Galgen. Diese ungewöhnliche Schiffsladung dienstbarer Mädchen steht der männlichen Besatzung der "Lady Julian" ebenso ungerührt und gern zur Verfügung wie den…mehr

Produktbeschreibung
Das Freudenschiff erzählt die außergewöhnliche, aber wahre Geschichte von dem ersten Schiff, dessen Fracht das Besiedeln der britischen Kolonien in Australien unterstützen sollte. 1789 werden zweihundertvierzig Frauen aus den Gefängnissen Englands an Bord der "Lady Julian" gebracht. Sie sollen als Mätressen nach Australien. Sie sind Diebinnen, Betrügerinnen und Prostituierte, und in London bliebe ihnen als Alternative nur der Galgen.
Diese ungewöhnliche Schiffsladung dienstbarer Mädchen steht der männlichen Besatzung der "Lady Julian" ebenso ungerührt und gern zur Verfügung wie den ausgehungerten Seemännern anderer Schiffe in den Häfen auf der Route des Schiffs. Und nach einem Jahr kommen in Australien Familien an, sogar Babys sind bereits geboren. Anhand von Gerichtsakten und dokumentierten Zeugenaussagen hat Sian Rees eine faszinierende Mischung aus dramatischem Seeabenteuer und einem bislang unbekannten Stück Geschichte geschaffen.
Autorenporträt
Sian Rees ist in Cornwall als Tochter einer Familie von Seefahrern und Bootsbauern geboren. Nach ihrem Geschichtsstudium lebte sie einige Jahre im Ausland. Dort wurde sie auch erstmals auf die "Lady Julian" aufmerksam. Später entdeckte sie, daß sie mit einer der Frauen auf dem Schiff entfernt verwandt ist. Das Freudenschiff ist ihr erstes Buch.
Rezensionen
Das Frauenschiff
Am 29. Juli 1789 verlässt die Lady Julian mit rund 240 verurteilten Frauen den Hafen von Plymouth. Ihr Ziel: Sydney Cove, das heutige Sydney im Süden Australiens, eine gottverlassene Sträflingskolonie am anderen Ende der Welt, die überwiegend von Männern bewohnt war. In ihrem Buch Das Freundenschiff. Die wahre Geschichte von einem Schiff und seiner weiblichen Fracht im 18. Jahrhundert berichtet die Historikerin Sian Rees von der 11-monatigen Reise der Frauen, den Umständen ihrer Verurteilung und von ihrem Schicksal nach ihrer Ankunft auf dem fünften Kontinent.
Kleine Diebinnen und gerissene Verbrecherinnen
Die Geschichte zweier Mädchen zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Es ist die 19-jährige Sarah Dorset, die wegen eines eines gestohlenen Mantels zu sieben Jahren Deportation verurteilt wurde, und die 17-jährige Sarah Whitelam, die einer Betrügerin aufgesessen war und zu Unrecht dasselbe Urteil wie Sarah Dorset erhalten hatte. Sarah Whitelam wurde John Nicols große Liebe. 30 Jahre nach der Überfahrt diktierte der ehemalige Stewart und Böttcher auf der Lady Julian einem Journalisten seine Geschichte und hinterließ damit den einzigen Augenzeugenbericht, der sich mit der Reise der Lady Julian befasst.
Liebes-Leben an Bord
Sehr schnell bildeten sich Pärchen; nach den damaligen Sitten zur See war es üblich, dass sich Männer ein Mädchen ihrer Wahl "zur Frau nahmen". Während der Reise wurden einige Kinder geboren; Sarah Whitelam wurde Mutter eines Sohnes. Doch das Liebesleben auf der Lady Julian hatte weitere Facetten: Während des ersten Landgangs in Santa Cruz auf Teneriffa wurde das Schiff zu einem schwimmenden Bordell für die Matrosen der Nachbarschiffe. Es war, so vermutet Sian Rees, ein Arrangement, das allen nutzte: Die Frauen und ihre Zuhälter, d.h. die Mannschaft der Lady Julian, verdienten Geld, und die Matrosen der anderen Schiffe bekamen, was sie wollten!
Ankunft in Australien
Das Freundenschiff ist weit weniger spektakulär, als der Titel vermuten lässt. In ihrem sehr lebendigen Bericht gewährt Sian Rees ihren LeserInnen anfangs einen sehr detaillierten Einblick in die Rechtsprechung in England, später schildert sie den Alltag an Bord, die Begegnung der Frauen mit verschiedenen Kulturen, die Verpflegung auf hoher See, die medizinische Versorgung und natürlich auch das Zusammenleben der Männer und ihrer Frauen. Trotz vieler Qualen haben die Frauen mit der Lady Julian ein gutes Los gezogen: Während fast alle von ihnen die Überfahrt überlebten, erreichten viele Sträflinge des Nachfolgeschiffs Australien todkrank oder bereits tot - sie wurden in der Hafeneinfahrt von Sydney einfach über Bord geworfen. (Birgit Kuhn)
"Rees gelingt es, dank ihrer genauen Recherche, die Atmosphäre von Ungerechtigkeit, Elend und Verzweiflung wieder aufleben zu lassen, die zu Zeiten des Freudenschiffes "Lady Julian" herrschte. Das ist ein Buch für jene, die sich für die Vielfalt sozialer und kolonialer Geschichte interessieren, vor allem für die, die sich mit Frauengestalten in der Geschichte beschäftigen. Andere werden den Mut und das menschliche Durchhaltevermögen fesseln ... während der Leser die Frauen auf ihrer Reise um die Welt in ihr neues Leben begleitet." (Publishing News)

"Rees´ kraftvolle Beschreibung der Reise, die sich auf zeitgenössische Quellen, wie die des Schiffsverwalters, beruft, erweckt einen der faszinierendsten und unzüchtigsten Aspekte der Gesellschaft des 18. Jahrhunderts zum Leben." (The Good Book Guide)

"Rees´ Haltung den Frauen gegenüber ist modern und unsentimental: Sie sind weder hilflose, passive Opfer der Gesellschaft, wie sie oft in der zeitgenössischen Literatur dargestellt wurden, noch typische feministische Ikonen. Die Wahrheit, so Rees, liegt irgendwo zwischen den beiden Polen." (The Mail on Sunday)
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.04.2002

Gegen den Triebstau
Siân Rees’ Geschichte eines Frauentransports nach Australien
Frauen an Bord bringen Unglück. Schenkt man dieser Matrosenfolklore Glauben, dann ließ Kapitän Aitken sich 1789 auf eine der riskantesten Touren in der Geschichte der christlichen Seefahrt ein. Anfang Juli verließ Aitkens Schiff, die „Lady Julian”, London mit dem Ziel Sydney Cove, einer britischen Strafkolonie im australischen Neu-Südwales. Nicht mit Saatgut oder Werkzeug machte sich die „Lady Julian” auf den Weg zur unterentwickelten Siedlung am Ende der Welt. Im Rumpf der dreimastigen Bark drängten sich 240 weibliche Gefangene. Mit ihnen sollte der Frauenmangel in Sydney Cove behoben werden, der unter Gefangenen wie Bewachern triebstauhalber schon einige Male zu Unruhen geführt hatte.
Verbannung statt Verbrennung
Viele Australier behaupten stolz, sie stammten von einem der ersten in Botany Bay abgesetzten Sträflinge ab. Doch auch in Großbritannien lassen sich noch Verwandte der „convicts” finden. Siân Rees ist eine von ihnen. Die Oxford-Absolventin aus Cornwall hatte sich schon länger mit den Ladies auf der „Lady Julian” befasst, als sie auf Unterlagen stieß, die ihre eigene Verwandtschaft mit einer der Zwangspassagiere bewiesen. „Das Freudenschiff” heißt Rees’ Darstellung des etwas bizarr wirkenden Menschentransports. Der Originaltitel lautet, weniger verschämt, „The Floating Brothel” – das schwimmende Bordell.
Die meisten deportierten Frauen waren für kleinere Straftaten wie Diebstahl verurteilt worden. Es befanden sich auch Prostituierte an Bord, die aber meist nicht auf Grund ihres Gewerbes, sondern wegen räuberischer Delikte in die Strafkolonie geschickt wurden. In einigen Fällen von Kapitalverbrechen, wie dem der Falschmünzerin Catherine Heyland, war die vom Gesetz vorgesehene Verbrennung in Verbannung umgewandelt worden.
Über Teneriffa, Rio de Janeiro und Kapstadt ging die knapp elf Monate lange Fahrt. Schon in den ersten Tagen hatten sich die 30 männlichen Besatzungsmitglieder – damaligem Gewohnheitsrecht folgend – eine „Braut” genommen. Das bedeutete für die Erwählten eine Verbesserung der Lebensumstände, auch wenn die meisten bald schwanger wurden. In allen angesteuerten Häfen blühte der Handel mit sexuellen Gefälligkeiten, die ein Teil der Frauen den Besatzungen anderer Schiffe gegen Geld gewährten. Aitken ließ derweil die besten Näherinnen unter den Gefangenen antreten, um Hemden herzustellen, durch deren Verkauf der Kapitän sich schadlos zu halten gedachte.
Siân Rees hat sich offensichtlich tief in Register und Akten hineingearbeitet. Dabei verliert sie sich einige Male im Wust von Namen und Gerichtsvorgängen, die eher verwirren als informieren. Insgesamt ist Rees’ nüchterne, unpolemische Art der Darstellung jedoch wohltuend bei einem saftigen Thema, das leicht zur Kolportage hätte verführen können. Dort, wo Berichte aus erster Hand fehlen, entwirft sie mögliche Szenarien, die eine solide Kenntnis der Lebensumstände im 18. Jahrhundert verraten.
Als die Frauen am 11. Juni 1790 endlich in Sydney Cove an Land gingen, brachten viele von ihnen ein Seemannskind mit. Und auch in ihrer neuen Umgebung blieben sie fruchtbar und mehreten sich. Betrachtet man die weitere wirtschaftliche Entwicklung in und um Sydney, hat sich die Tour der „Lady Julian” gelohnt.
ALEXANDER MENDEN
SIÂN REES: Das Freudenschiff. Die wahre Geschichte von einem Schiff und seiner weiblichen Fracht im 18.Jahrhundert. Europa Verlag, Hamburg 2001. 283 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Thematik wirkt auf Rezensent Alexander Menden zwar etwas "bizarr", aber alles in allem zeigt er sich recht angetan von Sian Rees' Darstellung eines Frauentransports von England nach Australien im Jahre 1789. Mit dem Transport von 240 weiblichen, zumeist wegen kleiner Delikte verurteilten Gefangenen nach Sydny Cove, Australien sollte der dort herrschende Frauenmangel behoben werden, berichtet Menden. Ein Unterfangen, das - betrachtet man die weitere wirtschaftliche Entwicklung in und um Sydney - ein voller Erfolg war. Der Rezensent hebt hervor, dass sich Rees für ihre Arbeit tief in Register und Akten hineingearbeitet hat. Dabei verliere sie sich einige Male im Wust von Namen und Gerichtsvorgängen, die den Rezensenten eher verwirrt als informiert. Nichtsdestoweniger lobt er Rees' "nüchterne, unpolemische Art der Darstellung" als sehr "wohltuend", denn das "saftige Thema" der Arbeit hätte sie leicht zur Kolportage verführen können.

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