Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 19,75 €
  • Broschiertes Buch

Am Beispiel der Jurisprudenz veranschaulicht Bernd Rüthers den Umgang geistes- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen mit ihrer eigenen Geschichte nach Systemwechseln und Verfassungsumbrüchen. Nach den zahlreichen Wechseln der politischen Systeme in Deutschland zwischen 1918 und 1990 sind regelmäßig 'Wendeliteraturen' entstanden, und zwar in allen humanwissenschaftlichen Disziplinen, nicht zuletzt auch in der Belletristik. Sie beschäftigen sich mit dem Aufstieg der neuen und/oder dem Niedergang der abgelebten Verfassungsordnung im Sinne der Legitimation oder der Kritik.Diese Wendeliteraturen…mehr

Produktbeschreibung
Am Beispiel der Jurisprudenz veranschaulicht Bernd Rüthers den Umgang geistes- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen mit ihrer eigenen Geschichte nach Systemwechseln und Verfassungsumbrüchen. Nach den zahlreichen Wechseln der politischen Systeme in Deutschland zwischen 1918 und 1990 sind regelmäßig 'Wendeliteraturen' entstanden, und zwar in allen humanwissenschaftlichen Disziplinen, nicht zuletzt auch in der Belletristik. Sie beschäftigen sich mit dem Aufstieg der neuen und/oder dem Niedergang der abgelebten Verfassungsordnung im Sinne der Legitimation oder der Kritik.Diese Wendeliteraturen werden zwar von einzelnen Autorinnen und Autoren geschrieben, oft von führenden Köpfen des jeweiligen Bereichs. Bei näherem Hinsehen erweisen sie sich jedoch regelmäßig als das Produkt und der Spiegel des Fühlens und Denkens von 'Sozialisationskohorten'. Das sind Gruppen, die durch gemeinsame prägende Erlebnisse, Erfahrungen und Systemeinflüsse zu übereinstimmenden Weltbildern, Empfindungen, Denk- und Urteilsmustern gelangen, mit der Konsequenz einheitlicher gesellschaftlicher und politischer Verhaltensweisen. Der Autor analysiert diese Zusammenhänge am Beispiel der deutschen Juristengenerationen nach 1933, 1945/49 und 1989/90. Es geht ihm dabei, mit zahlreichen Seitenblicken auf die Nachbarbereiche (Literaturstreit, zweifacher Historikerstreit, Rolle der sogenannten '68er), zugleich um den Nachweis, daß es sich bei diesem kollektiven Aspekt um ein bedeutsames Phänomen geistesgeschichtlicher Entwicklung handelt.
Autorenporträt
Prof. Dr. iur. Bernd Rüthers, Arbeitsrecht und Rechtstheorie, Konstanz.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das neue Buch des emeritierten Konstanzer Arbeitsrechtlers Bernd Rüthers über juristische Wendehälse der Jahre 1945 und 1989 enthält viele Anregungen, treffsichere Beobachtungen, ist kenntnisreich und überdies auch noch "vergnüglich" zu lesen, lobt Rezensent Albrecht Cordes, der den Essay zugleich "auf hohem Niveau" für gescheitert hält. Denn der Ansatz, anhand von Kollektivbiografien juristischen Opportunismus zu erörtern, gibt dem Individuum mal wieder Gelegenheit, sich genau von diesem Vorwurf zu distanzieren, denkt der Rezensent. Und, gibt Cordes zu bedenken, nach 1945 mussten Juristen sich gar nicht "wenden", denn eine Entnazifizierung habe nicht wirklich stattgefunden. Ein Vergleich zwischen der Zeit nach dem Nationalsozialismus und der DDR gestaltet sich für Cordes daher eher schwierig. Gerne aber, merkt der Rezensent an, würde er mehr von Rüthers lesen, zum Beispiel in einer nächsten Auflage etwas über den Umgang von Juristen mit der "geistig-moralischen Wende" der Ära Kohl.

© Perlentaucher Medien GmbH