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Brigitte Kronauer zählt zu den interessantesten, in Sprache und Stil unverwechselbaren Autorinnen der Gegenwart. Ihre neuen, in diesem Band erstmals veröffentlichten Geschichten führen den Leser in die Natur - oder setzen sie ihn dort aus? Denn die Natur, eine launenhafte Diva, scheint eigenen Willen zu entwickeln und zeigt sich nicht immer von ihrer Sonnenseite...

Produktbeschreibung
Brigitte Kronauer zählt zu den interessantesten, in Sprache und Stil unverwechselbaren Autorinnen der Gegenwart. Ihre neuen, in diesem Band erstmals veröffentlichten Geschichten führen den Leser in die Natur - oder setzen sie ihn dort aus? Denn die Natur, eine launenhafte Diva, scheint eigenen Willen zu entwickeln und zeigt sich nicht immer von ihrer Sonnenseite...
Autorenporträt
Brigitte Kronauer, 1940 in Essen geboren, lebt als freie Schriftstellerin in Hamburg. Ihr schriftstellerisches Werk wurde unter anderem mit dem Theodor-Fontane-Preis der Stadt Berlin, mit dem Heinrich-Böll-Preis, dem Hubert-Fichte-Preis der Stadt Hamburg und dem Joseph-Breitbach-Preis ausgezeichnet. 2005 wurde ihr der Georg-Büchner-Preis der Darmstädter Akademie, 2011 der Jean-Paul-Preis und im Jahr 2013 der Samuel-Bogumil-Linde-Preis verliehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.12.2004

Wie das Meer schultern?
Der böse Blick: Brigitte Kronauers Naturgeschichten

So grausam die Natur ist, sie bleibt unschuldig - ein schwer erträglicher Gedanke. Selbst wenn eine nicht vorhersehbare und nicht zu vermeidende Naturkatastrophe unendlich leidvoll über uns hereinbricht, suchen wir daher nach dem Künstlichen, Menschengemachten daran, als könnten wir es am allerwenigsten aushalten, daß es Opfer ohne Täter, Leiden ohne Schuld gibt. Denn da, wo ein Schuldiger auszumachen wäre - und sei es die ganze Menschheit -, ließen sich auch ein Erdbeben und eine Flutwelle dem Begreifen unterordnen. An der reinen Natur aber zerbricht unser Verstand wie an einem Riff: "Vorhanden wie nichts Gutes, das Meer, aber ohne weiteres in der Lage, jeglichen Glauben an das Gute und Böse und die Unterschiede dazwischen im Handstreich zu ertränken, nichts weiter als unparteiisch vorhanden, grausig anwesend bis zur Unsichtbarkeit."

Dieser Satz findet sich in der Geschichte "Wie!" aus Brigitte Kronauers kleinem Zyklus von Naturerzählungen, die in diesem Herbst, etwas im Schatten ihres neuen Romans "Verlangen nach Musik und Gebirge" (F.A.Z. vom 6. Oktober), erschienen sind. Zu Unrecht, denn es sind keineswegs Nebenprodukte - obwohl manche Motive des Romans, eben etwa die Reflexion über das Meer, aufgenommen werden -, sondern fünfzehn Varianten einer Versuchsanordnung. "Aber wie?" beginnt die genannte Erzählung, und damit ist gemeint: "Wie verhält man sich?" In der Erzählung, die eine satirische Typologie des Badestrandpersonals unternimmt, ist gemeint: gegenüber dem Meer, "sozusagen am Ziel", nämlich des Urlaubswunsches: ",Wie schultert man das Meer?' fragt jener Männerkörper in neuer Badehose mutig im Ausfallschritt. Er weiß es auch nicht, federt nach der Regel in den Knien und mustert entschieden den Horizontstrich, sonst nichts."

Doch stellt sich die Wie-Frage für das Verhalten gegenüber der Natur allgemein, gerade weil sie weder ein Allgemeines noch ein Besonderes ist und sich so Begriff und (Einzel-)Bild gleichermaßen entzieht. Mit der idealistischen Ästhetik ist so das Malen und Dichten zur Antwort auf die W-Frage geworden, die sich nicht nur auf Meere, Wüsten und Gebirge, sondern schon auf Blumen und Bernhardiner bezieht. Doch der schöne oder erhabene Gleichklang von Naturansicht und Stimmung, den ein Eichendorff oder ein Caspar David Friedrich herstellte, ist der Gegenwart versagt. Wenn in "Die Tiere" Jean Paul samt Pudel durch den Zoo Hagenbeck flaniert, markiert das gerade die moderne Distanz zu jeder Naturemphase. Eine "in die Defensive gedrängte Natur" biete "keinen Anlaß zu Euphorien", schreibt sie im Nachwort mit Blick auf die fortschreitende Umweltzerstörung.

Die erzählerische Konsequenz dieses Befunds ist aber nicht die Beschwörung von gefährdeten Arten oder Landschaften, sondern eine poetische Wucherung der Bedeutungen, die bereits voraussetzt, daß wir den romantischen Bezug zur Natur unwiederbringlich verloren haben. So wird diese einerseits ins Grausam-Monströse gesteigert, andererseits als Metaphernmaschine der Literatur dienstbar gemacht. Der Wanderer der ersten Geschichte, einmal ein "Hornochse", dann ein "Lackaffe", schließlich ein "Mondkalb", besucht eine alte, offenbar demente Frau, früher wohl seine Amme, und kraxelt auf der Suche nach Kindheitserinnerungen durch das "Gebirg'". Ob er nun am Ende Opfer der Natur, der Sprache oder seiner eigenen Wahrnehmungstäuschung wird, bleibt in dieser wunderbar enigmatischen Geschichte unentscheidbar.

Imitatio naturae bedeutet heute, mit literarischen Mitteln jenes Unverfügbare, jenen Restzauber zu erzeugen, der sich aus der Natur trotz der Entschlüsselung des Gencodes nicht vertreiben läßt. Im Schreiben muß die Wirklichkeit so wieder zum Rätsel und Mysterium werden. In diesem Sinne reanimiert Kronauer auch die Schauergeschichte wie in "Dri Chinisin", in der die ironische Beschreibung einer Kindergartenhorde umschlägt in ein Horrorfilmszenario, in dem kleine Quälgeister in einer Prozession über den Friedhof ziehen. Daß Kinder (und auch Alte in "Wirre Witwen, wissender Witwer") dem Beobachter so fremd wie Tiere bleiben, ist eine überraschende Pointe dieses umgekehrten Behaviorismus: Aus dem sichtbaren Verhalten läßt sich gar nichts schließen. Das Problem des unzugänglichen Fremdbewußtseins, das der Philosoph Thomas Nagel in die Frage kleidete, wie es sei, eine Fledermaus zu sein, nimmt Kronauer als Lizenz zum bösen Blick, der das Humane ausklammert.

Nicht in jeder Geschichte muß dieser Blick auf Tiere oder Pflanzen geworfen werden. Vielmehr wird alles so betrachtet, als wäre es Natur. Wie man das Meer nie "zwingen" kann, steht auch die Diva der Titelgeschichte, die einer zunehmend entrückten Journaille von ihren sieben Liebhabern erzählt, über allen Gesetzen des Anstands und Regeln des guten Geschmacks. "Die schöne Frau erhob sich, verließ uns sogleich lächelnd und grußlos, als wären wir eine Häuserreihe, ein Bücherregal, ein Trupp ehemaliger Liebhaber, schüttelte uns ab, um schleunigst nach draußen zu gelangen, in den flackernden Oktober, ins Freie." So viel Natur und so viel Kunst zugleich war für drei Euro noch nie zu haben.

Brigitte Kronauer: "Die Tricks der Diva". Geschichten. Reclam Verlag, Stuttgart 2004. 112 S., br., 3,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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So viel Natur und so viel Kunst zugleich war für drei Euro noch nie zu haben.
Frankfurter Allgemeine Zeitung

'Kabinettstückchen der Prosakunst'
Der Tagesspiegel

Bittere Schärfe, abgründiger Witz, genießerische Boshaftigkeit, spielerische Erkenntnislust. Ängstliche und zugleich böse Witwen spazieren durchs Bild und verschwinden bald wieder, die Blumen, in denen Adonis verblutet ist, beginnen zu sprechen, Seerosenblätter können Signale senden, hinterhältige Kinder treiben ihr Spiel, eine verführerische Männermörderin knöpft sich wohlhabende Reisende vor und befördert sie ins Jenseits. Und wenn die titelgebende Diva ins Erzählen gerät, dann ist schnell unklar, 'was an ihr Kunst und was Natur war'. Der ewige Widerspruch zwischen Leben und Literatur, dem Brigitte Kronauer in ihrem Schreiben beharrlich auf der Spur ist, wird hier in seiner grandiosen Unauflöslichkeit glänzend beschworen.
Tages-Anzeiger, Zürich

In ihrer knappen Prosa wiegt jedes Wort zehnfach. Wir kennen Brigitte Kronauer als Meisterin der kleinen Form. Die gelingt ja nur, wenn jedes Wort sitzt. Die Autorin schafft das ohne Anstrengung. Sie lässt Kunstformen der Sprache wie Partizip oder Konjunktiv zu Ehren der selbst als launenhafte Diva auftretenden Natur wieder zu. Die vom Aussterben bedrohten Bestandteile unserer Sprache werden angesichts der vom Menschen bedrohten Natur bedeutungsvoll reaktiviert: Der Dreiklang Mensch/Natur/Wortkunst entfaltet seinen Zauber - als Originalausgabe in einem kleinen gelben Bändchen von Reclams Universal-Bibliothek, die seit 137 Jahren durch ihr Preis-Leistungsverhältnis verblüfft.
Harald Loch in den 'Nürnberger Nachrichten'

In den fünfzehn kurzen Texten des Reclam-Heftes Die Tricks der Diva lassen sich die erzählakrobatischen Fähigkeiten der Kronauer in kleinen, übersichtlichen Einheiten bestaunen. Manch atemberaubendes Kunststück ist dabei. Statt Prätention der großen Oper: Varieté mit Musik.
Hubert Winkels in der 'Zeit'

Ihre Tricks haben sie alle drei: die titelgebende Diva, die Wörterillusionistin Kronauer und ihre große Kollegin, die Natur. Ein Buch für jede lesewütige Handtasche!
Julia Schröder in der 'Stuttgarter Zeitung'

In 15 Geschichten spielen Kronauers Figuren, wenn sie aus Zugfenstern auf Maisfelder starren oder sich in einer Wiese neben einer Schnellstraße einem Liebesabenteuer hingeben, eine verlorene Statistenrolle. Den wichtigsten Part übernimmt die Natur - oder das, was der Mensch von ihr übrigließ. Dieses unbekannte, bedrohliche Etwas, das plötzlich unter der Maske der Diva hervorlugt oder aus der Mitte einer aggressiven Kindermeute emporsteigt, trägt Züge eines Racheengels.

Gestorbene Wälder und Löcher in der Ozonschicht haben uns den naiven Blick eines Brockes oder Eichendorffs zwar längst verschleiert. Doch gerade dieses ambivalente und ironische Verhältnis zu Blumenkelchen, Altersfalten und Frühstückseiern erklärt den Reiz dieser fein gesponnenen, bisweilen versponnenen Prosa.
Stuttgarter Nachrichten

Kronauers kurze Prosa besticht nicht nur mit funkelnder Beschreibungspotenz, sondern auch mit erzählerischer Dynamik, einem tollkühnen Umgang mit Tempi, einer Artistik des Satzbaus, die einem charmant den Atem verschlägt.
Stuttgarter Zeitung

Wer sich das Heftchen besorgt (für sagenhafte drei Euro zu haben!), muss übrigens unbedingt das Nachwort lesen: Selten hat sich eine Autorin so luzide zum Verhältnis von Literatur und Natur geäußert!
Mittelbayerische Zeitung

Poetisch, ironisch, philosophisch. Und in jedem Falle amüsant.
Hessische-Niedersächsische Allgemeine

Diese Geschichten der großen Kleinmeisterin haben etwas Knackiges.
Frankfurter Rundschau

Mehrfach werden bei Kronauer 'natürliche' menschliche Ordnungen in Frage und auf den Kopf gestellt. Die Pole 'wir' und 'sie' - oder 'Sie' - erfahren dabei in raffinierten Erzählvolten oft unvermutete Umkehrungen, in die der Leser als Angesprochener mit hineingezogen wird. Ambivalent wie die menschliche Natur ist auch die Natur außerhalb des Menschen dem Menschen. Sie ist bedrohlich oder tröstlich, Rettung oder Untergang auch im Mentalen, da ein so einzigartiger Projektionsträger. Deshalb gibt es sie noch immer, die entgrenzende, ekstatische Naturerfahrung. Diese allerdings ist nie harmlos, sondern immer so, dass sie den Menschen übersteigt.taz, Berlin
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.03.2005

Dri Chinisin ohne Kontrabass
Brigitte Kronauers Erzählungsband „Die Tricks der Diva”
Vor Jahren wollte eine italienische Untersuchung herausgefunden haben, dass Menschen, in deren Vornamen der Vokal „i” dominiert, im Leben weniger erfolgreich sind als „a”-Typen. Die Studie belegte das unter anderem mit Schulstatistiken, denen zufolge Mädchen namens Franca oder Anna seltener durchs Abitur fallen als die angeblich Zaghafteren, weniger Selbstbewussten, die Cinzia oder Livia heißen. Im Italienischen enden die meisten Frauennamen auf „a”, was manches kompensieren dürfte, wohingegen bei deutschen Sieglinden, Brigitten, Christinen allenfalls ein Nachname voll dunkler Vokale noch etwas retten kann. So muss es bei Brigitte Kronauer gewesen sein, deren schriftstellerischer Ruhm sich zwar relativ spät, dann aber unaufhaltsam verbreitet hat.
Wer sollte sich mit der Magie der Laute besser auskennen als sie, die Sprachklänge und Wortfarben handhabt wie ein Komponist sein Tonmaterial, um den Leser in gleißende Helligkeit oder enigmatische Finsternis zu tauchen? Das Inhaltsverzeichnis der Geschichtensammlung „Die Tricks der Diva” scheint auf den ersten Blick eine Phonetik der Schüchternheit abzubilden: So viel „i” war nie. Fünfzehn Titel, einundfünfzig Silben, in denen fast ausschließlich der hellste Vokal und das unbetonte „e” vorkommen, von „Im Gebirg’” über „Dri Chinisin”, „Liedchen”, „Wirre Witwen, wissender Witwer” und „Wink” bis „Die Wirtin”. Zwei Ausnahmen gibt es, die Wörter „Diva” und „Figur”, und je länger man das spitzfindige Arrangement auf sich wirken lässt, desto deutlicher wird, dass erst diese beiden Farbtupfer das Gleichgewicht der Gesamtkomposition herstellen, wie je eine einzelne rote und blaue Blüte in einem Beet voll weißer und gelber Blumen.
Lautzauber und Vokalmusik
In Brigitte Kronauers Texten ist beides auf die Spitze getrieben, das gleichsam organische Wuchern von Klängen und Bedeutungen und die kalkulierte Künstlichkeit der abgezirkelten Form. Wie ein Vexierbild lässt sich diese Prosa wahlweise von zwei Seiten betrachten: als strenge Konstruktion, in der kein Detail dem Zufall überlassen ist, oder als üppig ins Kraut schießende Vegetation, die von geheimnisvollen Energieströmen gespeist wird und ihren eigenen, unergründlichen Wachstumsgesetzen folgt. So sind „Kunst” und „Natur” hier untrennbar, zwei Seiten einer Medaille. Während die Essayistin Kronauer im Nachwort vom Untergang der Naturdichtung spricht, hat die Erzählerin den Zusammenhang zwischen Natur und Literatur längst auf ihre Weise neu gestiftet.
„Ist nicht das Nebeneinander, das schnelle Hin und Her von Blicken auf die Natur das ihr eigentlich Angemessene, das, was ihrer unendlichen Facettierung, ihrer Komplexität als Energie, Mathematik und ästhetischem Gebilde sowie deren Wirkung auf uns am nächsten kommt?” lautet die Frage, auf die jedes der Erzählstücke eine besondere, sonderbare Antwort gibt. Genau in der Mitte, an achter Stelle also, liegt „Die Wiese”, ein vor rund fünfzehn Jahren verfasster Text, den die Autorin als „Ausgangspunkt für alle übrigen” verstanden wissen will. Aber was heißt schon „verstanden”? Wie das realistisch-vulgäre Lamento einer fettsüchtigen, von tausend Krankheiten geplagten Frau unversehens in die poetische Glücksvision einer blühenden Juniwiese übergeht, wie die Sprecherin buchstäblich zur Wiese mutiert, wie sie ihre Körpermasse, nur von Satzmelodien getragen, in federleichtes Wollgras und wispernde Halme verwandelt, das bleibt im linearen Verlauf völlig unbegreiflich: Es ist allenfalls zu erfassen mit jenem Stereo-Blick, der sich aus der blitzartig wechselnden Perspektive auf zwei konträr geartete Naturphänomene, die Dicke und das Biotop, durch Kronauers Sprachkunst gewinnen lässt.
Man muss es sich wohl so vorstellen, dass von diesem Rasenstück lauter Samenkörner in die umliegenden Geschichten geweht sind, wo sie zwielichtige Gewächse hervorgebracht und bizarre Blüten getrieben haben. Menschliche Figuren sind hier zu Pflanzen, Tieren, Landschaften in außergewöhnliche Verhältnisse gesetzt, deren traumartige Logik allein durch Worte erzeugt und in schwebendem Gleichgewicht gehalten wird. Im Resümee nimmt sich das meiste davon täuschend harmlos aus. Jean Paul beobachtet die Meerschweinchen in Hagenbecks Zoo; eine alternde Diva, fünf verschiedene Junidüfte verströmend, plaudert vor Journalisten über ihre Liebhaber. Oder: Ein Chor von grünen Witwen macht den botanischen Garten unsicher; eine Schar verwöhnter Kindergartenzöglinge versammelt sich nachts auf dem Friedhof zu sinistrem Treiben; eine Anemone besingt sich und ihre schönen Schwestern, bevor sie entblättert wird.
Wer aber ist Frau Mafelukow? Sie hat sich den „mysteriösen Wunsch” erfüllt, ihren Lebensabend in den Bergen zu verbringen, wo Kühe wie Hubschrauber durch die Luft fliegen. Ein Mann, seit Kindertagen mit der Alten verbandelt, unternimmt eine beschwerliche Wanderung, nur um sich von ihr „Hornochse” nennen zu lassen. So wundersam sinnfrei mutet die Erzählung an, dass der Verdacht aufkeimt, Frau Mafelukow sei einzig um des Lautzaubers und der Vokalmusik willen erfunden worden. Denn mit Vornamen heißt sie Liligi.
KRISTINA MAIDT-ZINKE
BRIGITTE KRONAUER: Die Tricks der Diva. Geschichten. Reclam Verlag, Stuttgart 2004. 112 Seiten, 3 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Im Windschatten ihres großen neuen Romans "Verlangen nach Musik und Gebirge" ist dieses kleine und, wie es bei Reclam zu erwarten steht, überaus preisgünstige Heft leider etwas untergegangen, bedauert der Rezensent Richard Kämmerlings. Dabei stecke es voller wunderbarer Texte, etwa jenen mit dem Titel "Wie!", der nicht weniger als eine "satirische Typologie des Badestrandpersonals" unternehme. In "Die Tiere" lässt Brigitte Kronauer Jean Paul durch den Zoo Hagenbeck spazieren, die Erzählung "Dri Chinisin" wird überraschend zum Kindergarten-Horrorfilm-Szenario, erzählt der begeisterte Rezensent. Das Grundprinzip der Geschichten ist es, so Kämmerlings, alles - Tier, Pflanze, Mensch - so zu betrachten, "als wäre es Natur". Da kann der Leser nur ins Schwärmen kommen: "So viel Natur und so viel Kunst zugleich war für drei Euro noch nie zu haben."

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