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Mehr als dreißig Jahre lang hat Gerhard Roth neben seiner Arbeit als Romancier Menschen porträtiert, die zu den größten und bemerkenswertesten ihres Faches gehören. Viele dieser aus intensiven Begegnungen entstandenen Porträts widmen sich bedeutenden Autoren wie Elias Canetti, Max Frisch oder Thomas Bernhard, andere beschäftigen sich mit außergewöhnlichen künstlerischen Außenseitern wie August Walla, Bruno Gironcoli und Franz Gsellmann. Darüber hinaus spannt sich der Bogen weit: vom Bombenleger und mehrfachen Mörder Franz Fuchs bis zum Fußballtrainer Ivan Osim, vom »Zirkuskünstler« André…mehr

Produktbeschreibung
Mehr als dreißig Jahre lang hat Gerhard Roth neben seiner Arbeit als Romancier Menschen porträtiert, die zu den größten und bemerkenswertesten ihres Faches gehören. Viele dieser aus intensiven Begegnungen entstandenen Porträts widmen sich bedeutenden Autoren wie Elias Canetti, Max Frisch oder Thomas Bernhard, andere beschäftigen sich mit außergewöhnlichen künstlerischen Außenseitern wie August Walla, Bruno Gironcoli und Franz Gsellmann. Darüber hinaus spannt sich der Bogen weit: vom Bombenleger und mehrfachen Mörder Franz Fuchs bis zum Fußballtrainer Ivan Osim, vom »Zirkuskünstler« André Heller bis zum legendären österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky.

Vincent van Gogh: Geheimnisse und Wahrheiten - Max Frisch: Fuchsjagd an den Ufern des Zürichsees - Elias Canetti: Im Spiegelkabinett der zweitausend Masken - Thomas Bernhard: Der lebendige Tote - Bruno Kreisky: Ein österreichisches Schauspiel - Simon Wiesenthal: Der Ingenieur der Erinnerung - Franz Fuchs: Das Bombenhirn - Franz Gsellmann: Die Weltmaschine am Ende der Welt - August Walla: Die Welt im Zimmer - Bruno Gironcoli: Der Künstler als Regent des Chaos - Günter Brus: Eine abenteuerliche Reise durchs Gehirn - Ivan Osim: Der schweigende Merlin des Fußballsports - André Heller: Ein Circustraum - Tennessee Williams: Der Schlangenbeschwörer - Eugène Ionesco: »Ich habe alle meine Fässer geleert« - Abschied von Wolfgang Bauer
Autorenporträt
Gerhard Roth, geboren 1942 in Graz und gestorben im Februar 2022, war einer der wichtigsten österreichischen Autoren. Er veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen, Essays und Theaterstücke, darunter den 1991 abgeschlossenen siebenbändigen Zyklus »Die Archive des Schweigens« und den nachfolgenden Zyklus »Orkus«. Zuletzt erschienen die drei Venedig-Romane »Die Irrfahrt des Michael Aldrian«, »Die Hölle ist leer - die Teufel sind alle hier« und »Es gibt keinen böseren Engel als die Liebe«. Sein nun letzter Roman »Die Imker« ist im Mai 2022 erschienen.Literaturpreise (Auswahl):Preis der »SWF-Bestenliste«Alfred-Döblin-PreisMarie-Luise-Kaschnitz-PreisPreis des Österreichischen BuchhandelsBruno-Kreisky-Preis 2003Großes Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Wien 2003Jakob-Wassermann-Preis 2012Jeanette-Schocken-Preis 2015Jean-Paul-Preis 2015Großer Österreichischer Staatspreis 2016Hoffmann-von-Fallersleben-Preis 2016
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.06.2012

Kennt ihr das Land, das sich so gerne selbst verzeiht?

Anatomie eines Volkskörpers: Der österreichische Autor Gerhard Roth öffnet seinen Materialkasten und präsentiert in "Portraits" allerhand zeitgeschichtliches Personal.

Kreisky habe drei Standpunkte, schreibt Gerhard Roth: "1. den aus Formulierungs- und Gesprächslust. 2. den der Öffentlichkeit gegenüber. 3. den persönlichen." Eugène Ionesco wiederum, den Roth 1987 in St. Gallen trifft, erklärt, bei der Geburt habe Gott ihm drei Fässer gegeben: eines mit Bier, eines mit Wein und ein kleineres mit Whisky. Er habe sie nacheinander ausgetrunken. Nun bleibe ihm nichts mehr. Auch Gerhard Roth, für frühere Alkoholexzesse berüchtigt, hat sein Schaffen einer Dreifaltigkeit unterworfen: Fotografie, Roman und Reportage. Mehr als dreißig Werke hat er auf diese Weise verfasst - und doch verdichtet sich alles, was Roth je veröffentlicht hat, zu einem dominierenden Thema: der Archäologie Österreichs, der Tiefenbohrung in einem Land, das nach dem Krieg zu einem Archiv des Schweigens versiegelt worden war.

"Archive des Schweigens" lautete denn auch der erste von zwei großen Romanzyklen, die Roth neben Peter Handke und Wolfgang Bauer zu einer der wichtigsten intellektuellen Stimmen Österreichs haben werden lassen. Und das, obwohl er beflissen wie ein Anatom (Roth hatte dem Vater nacheifernd ein Medizinstudium aufgenommen) den österreichischen Volkskörper, der moralisch verwest war, auf diese Verwesung hin untersuchte.

Der letzte Teil dieser lebenslangen, wie Kritiker monierten, zwanghaften Beschäftigung mit der Zeitgeschichte erschien vor einem Jahr mit dem bewusst nicht als Roman ausgewiesenen Buch "Orkus - Reise zu den Toten". Es bildete den Endpunkt - als Materialsammlung aber zugleich den Ausgangspunkt eines zweiten Roman-Zyklus: "Orkus". Schon mit der "Reise zu den Toten" hatten alte und neue Leser des Rothschen Werks Gelegenheit, sich mit den Stoffen, den fiktiven wie realen Figuren, den essayistischen Essenzen und den dokumentarischen Grundlagen seines Schreibens vertraut zu machen, handelte es sich bei dem Buch doch mehr um eine lose Textsammlung, eine literarische Assoziationskette, wie Roth sie seit seiner Beschäftigung mit den schizophrenen Künstlern der Anstalt Gugging imaginiert hatte. Eine Assoziationskette, die aus der Verdichtung im Roman, im Essay und erst recht in der Fotografie, mit der sich Roth in verschiedenen Bänden beschäftigte, wieder in eine Offenheit des Materials zurückführte. Man könnte auch sagen: Er hat mit der "Reise zu den Toten" sein 1995 begonnenes Roman-Werk wieder losgelassen.

Nun ist ein Jahr nach diesem Abschluss ein weiteres Buch aus der Roth-Manufaktur erschienen, dieses Mal mit Porträts, die Roth - bis zu seinem sechzigsten Lebensjahr noch sehr auf Zusatzverdienste angewiesen - in diversen Zeitschriften veröffentlicht hat. Wer sein Werk kennt, wird alte Bekannte wiedertreffen. Kanzler Kreisky parfümierte mit seinen legendären Sentenzen bereits das Orkus magnum. Nun kann man ihn in einer glänzenden Reportage von 1980 auf Dienstreisen begleiten. Zweihundert Veranstaltungen hatte der SPÖ-Politiker im Wahljahr 1979 zu absolvieren - innerhalb von zwei Wochen. Roth, von dem Hofberichterstattung erwartet wird, geht mit Kreisky auf jeden Empfang, steigt mit ihm in jede Limousine. Und Kreisky steigt für Roth auf seinen Heimtrainer, mit dem er steile Berge erklimmt. "Vor Journalisten", schreibt Roth, "beherrscht und genießt Kreisky den Wechsel von vertrauensvoller Ausführlichkeit und zugeknöpfter Knappheit."

Ähnlich könnte man Stil und Methode des Autors selbst beschreiben. Roth ist keine österreichische Marie-Luise Scherer, die mit brillanten Beschreibungspointen aufwartet. Eher schon hat man es mit einem sachlichen Chronisten zu tun. Erstaunlich ist, dass sich gerade durch den sparsamen Gebrauch von Wertungen und ihren sprachlichen Vehikeln, den Adjektiven, von selbst ein Bild des Politikers ergibt. Die Schilderung seiner manisch vollzogenen Aktivitäten, die Anekdote von Frau Kreisky, die bei minus zwanzig Grad auf einer Veranstaltung vergessen wurde, benötigt keine erzählerischen Steigbügel.

Selbst wenn Roth über die "Hassgötzen" eines Elias Canetti schreibt - Dürrenmatt, Zweig, Hesse, Bernhard -, erliegt er nicht der Versuchung, sich in eine Reihe mit diesen großen Österreich-Beschimpfern zu stellen. Mitleidlos wühlt er dennoch in der schwarzen Nachkriegsseele seiner Landsleute. Über Simon Wiesenthal heißt es: "Österreich, das - wenn man so sagen darf - sich selbst gerne verzeiht, bevor noch die anderen ihm verzeihen wollen, benötigte diesen diamantharten und doch differenzierten Mann, der nie von einer Kollektivschuld sprach, sondern sie stets vehement in Abrede stellte."

"Die Archive des Schweigens" bestanden aus vier Romanen und drei journalistischen Werken, in denen Roth die Schuldsedimente des zwanzigsten Jahrhunderts für die lesende Nachwelt abgetragen hatte. Sie seien, sagte er einmal, die "Fundamente der Wirklichkeit". Er müsse sie dem Leser mitliefern, um tiefere Einsichten in sein Werk zu gewähren - vor allem für die Nachgeborenen. Auch Gerhard Roth hat also, ganz wie Kanzler Kreisky, einen sprachlichen, einen privaten und einen öffentlichen Auftrag. Eugène Ionesco, dessen Porträt ein weiterer Höhepunkt des neuen Roth-Bands ist, hat seine literarische Stimme in absurden Werken wie "Die kahle Sängerin" zum Schweigen gebracht. Von Gerhard Roth, der am Sonntag seinen siebzigsten Geburtstag feiert, ist ein derartiger Rückzug aus der Sprache nicht zu erwarten. "Wenn ich nicht schreibe, löse ich mich in einzelne Atome auf", erklärt er immer wieder - und sitzt bereits an etwas Neuem.

KATHARINA TEUTSCH

Gerhard Roth: "Portraits".

S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012. Geb. 318 S., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Lothar Müller begrüßt diesen Band mit Porträts, der zum siebzigsten Geburtstag Gerhard Roths erschienen ist. Er würdigt den österreichischen Schriftsteller und wirft einen Blick auf dessen umfangreiches Schaffen. Der jetzt vorliegende Band mit Porträts, die in den letzten dreißig Jahren in diversen Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind, wirkt auf ihn ein wenig wie ein Nachtrag zu Roths Romanzyklus "Orkus". Neben Porträts über Max Frisch, Tennessee Williams, Elias Canetti und Thomas Bernhard findet er darin auch Porträts über Bruno Kreisky und Simon Wiesenthal sowie den Briefbomber Franz Fuchs, den Roth in seine Herkunftslandschaft einbettet.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.06.2012

Im Kinosaal meines Kopfes
Leser, Archivar, Antiquar, Kustode: Der Schriftsteller Gerhard Roth wird siebzig
In dem Buch „Orkus“ , mit dem der österreichische Schriftsteller Gerhard Roth im vergangenen Jahr seinen gleichnamigen Romanzyklus abgeschlossen hat, gibt es eine Seite mit dem Titel „Weiß“. Darauf beschreibt er, wie es „im dunklen Kinosaal meines Kopfes“ plötzlich zu schneien beginnt, jahrelang, bis er über dem weißen Blatt Papier, über dem er eingeschlafen ist, wieder erwacht. Es folgt dann der Satz: „Ich bin ein Bleistift. Meine Seele ist eingeschlossen in einen gelben, hölzernen Sarg.“
Die Notiz über das Vergehen der Zeit und die innere Schneelandschaft geht noch weiter, und wer das ganz in schwarz eingeschlagene Buch von Beginn an gelesen hat, wundert sich weder über das viele Weiß noch darüber, dass es zur Farbe des Schreckens und des drohenden Selbstverlustes wird. Denn auf den ersten Seiten von „Orkus“ berichtet Gerhard Roth, wie ihn seit der Kindheit Herman Melvilles „Moby Dick“ als unlösbares Rätselbuch begleitet und wie er darin das Kapitel 42 „Das Weiß des Wals“ immer wieder gelesen hat.
Bleibt die Frage: Warum ist der hölzerne Sarg gelb? Weil die zweite Portalfigur in „Orkus“ der Maler van Gogh ist, in dessen Palette die Farbe Gelb eine Schlüsselrolle spielt: „mit der Farbe Gelb brachte er das verborgene Leben der Atome und Moleküle in den Dingen und Pflanzen zum Vorschein, die innere, für das Auge unsichtbare Bewegung im Festen, seine pulsierende Struktur, seine fortlaufende Veränderung in der Zeit.“
Das Buch „Orkus“ trug den Untertitel „Reise zu den Toten“ und verzeichnete im Epilog die Orte, an die der Verfasser um irgendeiner Totenbegegnung willen gereist war, von Amsterdam über Pompeji und die libysche Wüste bis Zürich. Er hat dort aber gar nicht nur Totengespräche geführt, sondern immer wieder auch Selbstgespräche. Wer sie aus dem dicken Buch herauszöge, hätte am Ende eine Autobiographie in Bruchstücken des 1942 in Graz geborenen Autors beisammen.
Jetzt ist aus Anlass des siebzigsten Geburtstags, den Gerhard Roth an diesem Sonntag feiert, der Band „Portraits“ erschienen, zusammengestellt aus Texten, die in den letzten dreißig Jahren für Zeitschriften, Zeitungen und Kataloge entstanden sind. Er wirkt ein wenig wie ein Nachtrag zu dem Totenbuch. Auch hier ist Roth meist sichtbar mit im Bild, wenn er Max Frisch, Tennessee Williams, Elias Canetti, Thomas Bernhard, Günter Brus oder Wolfgang Bauer porträtiert. Und wieder ist van Gogh die Portalfigur.
Er taucht in Gestalt von Kirk Douglas auf, in Vincente Minnellis Film „Lust for Life“, den Roth im Alter von fünfzehn Jahren sah, als Autor der Briefe an seinen Bruder Theo, die Roth als Student der Medizin an der Grazer Universität las. Er begleitet Roth, der das Medizinstudium abbrach, durch das Jahrzehnt, in dem er als Leiter der Organisationsabteilung im Grazer Rechenzentrum arbeitete, und er liefert mit seinem „Nachtcafé“ aus dem Jahr 1888 das Objekt für Gerhard Roths Beitrag zum „Zeit-Museum der 100 Bilder“ aus dem Jahr 1989, in dem es heißt, bei diesem Maler seien die Farben „Klopfgeister der Objekte.“
Hinter dem „Krankensaal des Hospitals von Arles“ und dem „Innenhof des Hospitals von Arles“ öffnet sich ein zentraler Ort im Werk des Schriftstellers Gerhard Roth: die Nervenheilanstalt oder ihr Gegenstück in einem Privatdomizil, wo Franz Gsellmann in einem Dorf der Oststeiermark in eine bunte „Weltmaschine“ konstruiert oder August Walla, der als Kind das Tötungsprogramm „Unwertes Leben“ der Nationalsozialisten überlebte, die Wände seines Zimmers mit den Phantasiegöttern seiner Privatreligion bevölkert.
Immer wieder hat Gerhard Roth über Künstler wie Adolf Wölfli und die „Archipele des Wahns“ geschrieben, durch seinen Roman „Der See“ hindurch blickt man auf die Welt des italienischen Psychiaters Franco Basaglia und seine Anstalt in Triest, aber die Kliniken der Geistes- und Nervenkranken sind nicht das topographische Zentrum seines Werks. Dieses Zentrum ist vielmehr das Archiv mitsamt seinen Nachbarn, der Bibliothek, dem Museum und der Wunderkammer. Dass er selbst als Mann von fünfzig Jahren der Depression zum Opfer fiel, hat Gerhard Roth im Abschnitt über die gelbe Farbe bei van Gogh im „Orkus“ beschrieben. Aber wer zu seinen „Portraits“ die Galerie seiner Selbstporträts hinzufügen will, der halte sich an die obsessiven Leser, Archivare, Antiquare und Kustoden, die sein Werk durchziehen.
Viele sind in dem Buch „Die Stadt. Entdeckungen im Inneren von Wien“ (2009) versammelt, etwa in den Essays über das Uhrenmuseum, das Museum der Gerichtsmedizin oder Franz Grillparzer, den Direktor des den Kaiserlich-Königlichen Hofkammer-Archivs“. Wie in Melvilles „Moby Dick“ die bibliografischen Etüden über Folio-, Duodezwale und die Wissenschaft der Cetologie den weißen Schrecken zu bannen suchen, so arbeiten im Werk des Autors und Melville-Leser Gerhard Roth die Objekte, Dokumente und Inventarlisten der Archive und Museen unablässig am Fortbestand der Welt als Erzählstoff. Die Archive sind durch ein unterirdisches Tunnelsystem mit den Nervenheilanstalten verbunden, aber ohne sie gäbe es den Erzähler Gerhard Roth nicht.
Im Essay über Franz Grillparzer ist das Österreichische Staatsarchiv nur der winzige Bruchteil eines riesigen imaginären Archivs, das auch alles Zerbröselte und Zerfallene, Gefälschte, Manipulierte und Ausgesonderte enthält. In dem jetzt erschienen Band mit „Portraits“ führen nicht nur die knappen Texte über Bruno Kreisky und über Simon Wiesenthal als „Ingenieur der Erinnerung“ in die zeitgeschichtlich-politischen Gänge des Österreichischen Archivs, sondern auch der Essay „Das Bombenhirn“. Er bettet den Bastler Franz Fuchs, den Gerhard Roth als jungen Mann kennengelernt hat, der selbstgewisse Vorträge über die Entropie hielt und der zwischen 1993 und 1997 zahlreiche fremdenfeindlich und rassistisch mit Brief- und Rohrbomben motivierte Attentate durchführte, in seine Herkunftslandschaft ein.
LOTHAR MÜLLER
GERHARD ROTH: Portraits. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012. 318 Seiten, 317 Seiten, 19,99 Euro.  
„Ich bin ein Bleistift.
Meine Seele ist eingeschlossen
in einen gelben, hölzernen Sarg“
Der Maler Heinrich Reisenbauer, geboren 1935, ist ein schlanker Mann mit hängenden Schultern, der einfache Gegenstände in Serien malt: gelbe Regenschirme, geöffnet und geschlossen, rote Äpfel. Er lebt mit zwei Dutzend anderen Künstlern in der Nervenheilanstalt Gugging bei Wien. Den Schriftsteller Gerhard Roth hat er gelehrt, dass das „Gleiche nicht das Gleiche ist“. Tatsächlich hat jeder der Insassen etwas zu zeigen und jeder etwas zu lehren, und Gerhard Roth hat zu jedem mindestens einen Text geschrieben und die Essays und Bilder zu einem Band versammelt, der sich als eigenständige Fortsetzung zu Hans Prinzhorns Werk über die Kunst der Geisteskranken aus dem Jahr 1922 betrachten lässt – und wie dieser über die Eigenart dieser Künstler spekulieren lässt (Im Irrgarten der Bilder. Die Gugginger Künstler. Herausgegeben von Daniela Bartens und Martin Behr. Residenz Verlag, Salzburg 2012, 260 S., 39,90 Euro). Das Bild zeigt den Schriftsteller (li. hinten) mit August Walla und dessen Werken. SZ
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