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Das vorüegende Buch verfolgt ein systematisches und philologisches Anüegen gleichermaßen, weshalb es auch in verschiedener Weise gelesen werden kann. Der systematisch interessierte Leser wird sich mehr durch den ersten Teil angesprochen fühlen, in dem ein Interpretationsansatz zu Hegels Idee einer Realphilosophie vorgestellt wird. Das philologische Interesse wird dann eher im zweiten Hauptteil befriedigt, der eine ausführüche Detailanalyse der "Philosophie des subjektiven Geistes" durchführt. Trotzdem üegen hier nicht zweierlei Bücher vor, die man gut auch getrennt hätte pubüzieren können,…mehr

Produktbeschreibung
Das vorüegende Buch verfolgt ein systematisches und philologisches Anüegen gleichermaßen, weshalb es auch in verschiedener Weise gelesen werden kann. Der systematisch interessierte Leser wird sich mehr durch den ersten Teil angesprochen fühlen, in dem ein Interpretationsansatz zu Hegels Idee einer Realphilosophie vorgestellt wird. Das philologische Interesse wird dann eher im zweiten Hauptteil befriedigt, der eine ausführüche Detailanalyse der "Philosophie des subjektiven Geistes" durchführt. Trotzdem üegen hier nicht zweierlei Bücher vor, die man gut auch getrennt hätte pubüzieren können, denn der systematische Interpretationsansatz wird erst durch die anschüeßende Detailanalyse belegt sowie auch die komparatorische Form der Kommentierung, die in der "Einleitung" nähere Erläuterung finden wird, sich erst vor dem Hintergrund jenes Interpretationsansatzes als sinnvoll erweist. Auch wenn sich also beide Hauptteile mit einem fokussierten Interesse getrennt voneinander lesen lassen, so bedarf doch die Argumentation dieses Buches beider Teilstücke, um vollständig zu sein.

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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.08.2002

Gebrochenes Licht
Dirk Stederoth untersucht Hegels
Philosophie des subjektiven Geistes
Seine Philosophie des subjektiven Geistes hat Hegel in einem hochgradig verdichteten Text von zuletzt 95 der 577 „Encyclopädie”- Paragraphen vorgelegt, und auch in seinen Vorlesungen, von denen Mit- und Nachschriften erhalten sind, behandelte er das Thema. Erst seit etwa fünfzehn Jahren ist die Hegelforschung bei seiner Lehre vom subjektiven Geist angekommen. Aber erst von Dirk Stederoth wird genau dieser Teil der Hegelschen Geistphilosophie als ein systematisches Ganzes unter seinem eigenen Begriff abgehandelt – also weder bloß Ausschnitte davon noch das Ganze unter einem Teilaspekt. Bereits das sollte seinem Buch, das mit einem Preis der Leibniz- Sozietät ausgezeichnet wurde, Beachtung verschaffen.
Stederoth sticht im Niveau, in der Bereitschaft, sich auf Hegel einzulassen von älteren Arbeiten vorteilhaft ab. Schade nur, dass er die Gelegenheit zur Kritik an den für sein Thema einschlägigen Autoren Seeberger und Drüe nicht wahrnimmt, wie er auch die gewichtigeren Abhandlungen von Güßbacher, Forster und Schalhorn nicht zur Kenntnis genommen zu haben scheint. Aber der Stoff, den er stattdessen an die Hand gibt, macht diese Lücken leicht vergessen.
Hegel hat ein Denken zu bewerkstelligen versucht, in welchem man sich zur autonomen „Selbstbewegung” objektiver Gedankenbestimmungen erheben muss, sodass es, wenn die Erhebung gelingt, beim Fortgang von Bestimmung zu Bestimmung gar keine Alternative mehr geben kann. Wenn mehrere Darstellungen derselben Disziplin trotzdem Varianten aufweisen, kann dies nur daran liegen, dass mindestens in allen außer einer von ihnen die Erhebung nicht voll gelingt. Oder anders gesagt, die Bestimmtheit der objektiven Gedanken sich sozusagen im Medium empirisch vereinzelter denkender Subjektivität „bricht”. Und wenn es sich dabei um eine Disziplin der „Philosophie des Realen” handelt, welche Ergebnisse empirischer Fachwissenschaften als „Stoff” ins philosophische Denken aufzunehmen und darin zu verarbeiten hat, liegt es nahe anzunehmen, dass die quasi-optische Brechung nicht nur mit irgendwelchen „Einfällen” des Subjekts zu tun hat, sondern spezifisch zurückzuführen ist auf den problematischen Umgang mit dem zu verarbeitenden Material oder aber auf Änderungen des verfügbaren Materials selbst.
Selbstbewegung der Begriffe
Soweit die Berücksichtigung solcher Änderungen noch gar nicht zum eigentlich philosophischen Denken gehört, verlagert sich damit der Schwerpunkt von Stederoths Untersuchung zunächst von Hegels „wissenschaftlicher” Darstellung auf Vorarbeiten hierzu und auf ihren Reflex in den Vorlesungen. Die Folgen dieser untersuchungsstrategischen Entscheidung werden von Stederoth nicht hinlänglich bedacht.
Zunächst nämlich wird eine allgemeine und trotz großer Unbestimmtheit richtige Auskunft auf die Frage gegeben, wo in Hegels Horizont sich Kriterien für Urteile über die Wirkung von „Brechungsfaktoren” finden: nicht „außerhalb” der „Logik” in einem methodologischen Schema oder Muster vollkommener Erkenntnis; aber auch nicht in einem „Logik”-internen Schema von Abfolgen reiner Gedankenbestimmungen, sondern nur in einer den realphilosophischen Begriffsgehalten immanenten Form. Dann aber wird die nähere Bestimmung dieser Form auf Aspekte hin vorgenommen, die eigentlich nur Vorarbeiten zu philosophischer Erkenntnis und Darstellung betreffen und deren Relevanz für den Erkenntnisanspruch Hegels undeutlich bleibt.
So kommt es zu einer nicht besonders aufregenden Hauptthese: dass die als Material ins Denken aufzunehmenden erfahrungswissenschaftlichen Begriffe und Gehalte vor aller Selbstbewegung des Begriffs einer sie vereinheitlichenden Vorstrukturierung anhand der genannten Kriterien unterzogen werden müssen. Im ersten Hauptkapitel wird die These dann auf nicht mehr zugespitzt als auf die Behauptung, dass sich Hegels Änderungen in der Systematik des subjektiven Geistes „weniger aus rein formellen Gründen als vielmehr aus der Voraussetzungslogik erklären lassen”.
Im zweiten Hauptkapitel hingegen geben uns die Kommentierungen zwar begrüßenswerten Aufschluss darüber, welches fachwissenschaftliche Erkenntnismaterial Hegel vorlag und wie er damit in concreto verfahren ist. Aber nach der selbstgestellten Aufgabe sollte beantwortet werden, welche Kriterien Hegel an die Hand gibt zu entscheiden, ob in der einen oder anderen Variante seiner Philosophie des subjektiven Geistes das objektive Denken gelungen ist oder nicht. Dazu sagt uns Stederoth fast nichts. Die abschließende Zusammenfassung teilt offen mit, dass die Aufgabe anhand der im ersten Hauptkapitel angestellten Überlegungen nicht gelöst werden konnte.
Aus der vorrangigen Beschäftigung mit Hegelschen „Vorarbeiten” zum Eigentlichen ist – wen wundert’s – selbst eine Vorarbeit geworden. Sie kann nicht ausmachen, ob und inwiefern Hegels Philosophie des subjektiven Geistes etwas vor anderen Ansätzen einer „philosophy of mind” voraus hat oder da hinter zurückfällt. Auch in dieser Hinsicht gilt: Der im neuen Jahrhundert nun schon zweimal versprochene Kommentar zum encyclopädischen Text der Hegelschen Philosophie des subjektiven Geistes bleibt noch immer ein Desiderat.
HANS FRIEDRICH FULDA
DIRK STEDEROTH: Hegels Philosophie des subjektiven Geistes. Akademie Verlag, Berlin 2001. 447 Seiten, 64,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Seit etwa 15 Jahren ist die Hegel-Forschung bei dessen Lehre vom subjektiven Geist angekommen, einem hochgradig verdichteten Text, wie Hans Friedrich Fulda in seiner Besprechung schreibt. Dirk Stederoth kommt seines Erachtens die Ehre zu, als erster diesen Teil der Hegelschen Encyclopädie-Paragrafen als systematisches Ganzes untersucht zu haben. Auch das Niveau von Stederoths Studie beeindruckt den Rezensenten, ebenso dessen Bereitschaft, sich tatsächlich auf seinen Gegenstand und die komplexe Hegelsche Philosophie einzulassen. Bedauerlich findet es Fulda in diesem Zusammenhang nur, dass sich Stederoth vor einer Kritik an älteren Arbeiten scheut. Entschädigt werde der Leser aber durch die Qualität seiner Ausführungen, in welchen es um die "autonome Selbstbewegung objektiver Gedankenbestimmungen" beziehungsweise das Einbrechen der Empirie in die Philosophie geht. Im Laufe von Stederoths Untersuchung verlagert sich der Schwerpunkt allerdings von dem eigentlichen Text zu den Vorarbeiten Hegels sowie dessen Vorlesungen. Das hat Folgen, meint Fulda: Aus Stederoths Untersuchung sei selbst eine Vorarbeit geworden, allerdings eine ganz wesentliche.

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"Mit Stederoths Buch liegt zum ersten Mal in der Geschichte der Auseinandersetzung mit jenem Teil des enzyklopädischen Systems, das Hegel 'Der subjective Geist' genannt hat, der Versuch vor, einen vollständigen 'komparatorischen Kommentar' zu erstellen, der nicht allein die drei Auflagen der Enzyklopädie vergleicht, sondern auch die zum Großteil noch nicht publizierten Vorlesungsnachschriften zum betreffenden Gegenstandsbereich in die Untersuchung mit einbezieht." Christoph J. Bauer in: Hegel-Studien. 37 (2002)