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East-Chicago, 1969: Daniel Price, der 18jährige Held und Ich-Erzähler, schließt zusammen mit seinen Freunden Larry und Billy die Highschool ab. Die unbeschwerten Tage sind gezählt: Die Zukunft warte auf sie, wird den drei Freunden gesagt, aber sie haben keine Ahnung, wo. Vor ihnen liegt ein Sommer der Entscheidungen und viel schneller als erwartet trennen sich ihre Wege - Billy wählt das ruhige Leben in East-Chicago, Larry die Revolte und Daniel bleibt zunächst unentschlossen - nur nicht, als er sich in die unergründliche Rachel verliebt. Sie ist für ihn das Versprechen einer großen…mehr

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Produktbeschreibung
 
East-Chicago, 1969: Daniel Price, der 18jährige Held und Ich-Erzähler, schließt zusammen mit seinen Freunden Larry und Billy die Highschool ab. Die unbeschwerten Tage sind gezählt: Die Zukunft warte auf sie, wird den drei Freunden gesagt, aber sie haben keine Ahnung, wo. Vor ihnen liegt ein Sommer der Entscheidungen und viel schneller als erwartet trennen sich ihre Wege - Billy wählt das ruhige Leben in East-Chicago, Larry die Revolte und Daniel bleibt zunächst unentschlossen - nur nicht, als er sich in die unergründliche Rachel verliebt. Sie ist für ihn das Versprechen einer großen weiten Welt, die Flucht aus den Konflikten seiner schönen, exotisch anmutenden Mutter mit seinem krebskranken, verbitterten Vater. Doch Daniels Liebesglück ist überschattet von einem Familiengeheimnis Rachels, das ihn immer tiefer in den Sog seiner widersprüchlichen Gefühle zieht.

Steve Tesich schildert in "Ein letzter Sommer" die Komplexität des Erwachsenwerdens - poetisch, liebevoll und mit analytischem Blick. Im Zentrum stehen jugendliche Hoffnungen, ambivalente Gefühle und eine kraftvolle Liebesgeschichte, die das Leben des Helden verändern: Daniel geht aus diesem letzten Sommer der unterschiedlichsten Empfindungen zwischen Tod und unerfüllter Sehnsucht wie neugeboren hervor und tritt, ausgestattet mit dem nötigen Rüstzeug, in die Welt hinaus.

Autorenporträt
Steve Tesich wurde 1942 in Jugoslawien geboren und kam im Alter von vierzehn Jahren nach Indiana/USA. Er schriebe zahlreiche Stücke und Drehbücher, u. a. für die Filme "Garp und wie der die Welt" sah und "Breaking Away", für das er einen Oscar erhielt. Nach "Ein letzter Sommer" eroberte auch der Roman "Abspann" die Bestsellerlisten. Steve Tesich starb 1996 im Alter von 53 Jahren.
Rezensionen
»Tesichs Roman ist neuartig … eine tief bewegende Geschichte mit faszinierenden Charakteren.« N.Y. Times Book Review

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.02.2006

Verwirrter Zögling Price
Wenn Männer zu sehr lieben: Steve Tesichs Roman

Larry, Billy und Daniel, drei Highschool-Abgänger aus East Chicago, einem trostlosen Industriekaff in Indiana, stehen vor dem letzten Sommer ihrer jugendlichen Unschuld. Strotzend vor Neugier und Ungeduld, unreif wie eine Knospe im Frühling, wissen sie noch nicht, was ihnen blüht. "Ihr glücklichen Schlingel, ihr!" ruft ihnen ein väterlich dröhnender Festredner bei der Schulabschlußfeier zu. "Die Zukunft ist da draußen. Geht und holt sie euch!"

Hinter den drei unzertrennlichen Freunden schließen sich alle Türen zur Vergangenheit, ohne daß sich die zur Zukunft auch nur einen Spalt weit geöffnet hätten: Sie haben noch nicht mal ein Mädchen geküßt, geschweige denn eine Ahnung, was aus ihnen werden soll. Larry ist der rebellische Heißsporn des Trios, fies, abgeklärt und doch ein weicher idealistischer Träumer. Er wird als einziger East Chicago verlassen, ohne mit der Wimper zu zucken; aber seine unstillbare Sehnsucht nach einem anderen, wilderen Leben wird ihn zum entwurzelten Herumtreiber und Brandstifter aus Heimweh machen. Billy ist der tolpatschige Verlierer, der sich mit der dicken Patty und dem Spießerglück seiner Eltern zufriedengeben wird. Mit Daniel Price, dem Erzähler, hat das Schicksal Größeres vor, aber dafür muß er, wie in einer griechischen Tragödie, erst einmal leiden und an sich irre werden.

Drei Freunde stehen nach dem Ende der Schulzeit vor ihrer eigentlichen Reifeprüfung: Erste Liebe, familiäre Unordnung, frühes Leid, verlorene Illusionen, und am Ende von Kindheit und Roman steht wie immer, gefährlich dräuend und verführerisch leuchtend, der Ernst des Lebens. Erwachsen werden in einer amerikanischen Kleinstadt Anfang der sechziger Jahre: Man hat die Coming-of-Age-Geschichte schon oft gelesen und auch im Kino - etwa in Peter Bogdanovichs "Last Picture" oder George Lucas' "American Graffiti" - mehrfach gesehen, aber selten war sie so traurig und doch heiter wie hier. Steve Tesich, 1942 in Jugoslawien geboren und 1996 gestorben, hat seinen Bildungsroman bereits 1982 geschrieben. Nach dem großen Erfolg seines Romans "Abspann" hat der kleine, rührige Zürcher Verlag Kein & Aber jetzt auch mit Tesichs Debüt einen Glücksgriff getan.

Der Roman wurde mit Musils "Törleß" verglichen. Das ist zuviel der Ehre, aber die pubertären Verwirrungen des Zöglings Price sind durchaus auch von Düsternis, Gewalt und dunklen sexuellen Geheimnissen überschattet. Während seine Freunde noch mit der unglücklichen Mrs. Dewey flirten, hat Daniel schon eine Freundin gefunden. Aber die unergründliche, kapriziöse Rachel weist ihren schwärmerischen Liebhaber immer wieder brüsk ab, ohne ihr Verhalten zu begründen. Daniels Vater träufelt Gift in die schwärende Wunde. Vom Leben enttäuscht, von der Arbeit im Stahlwerk körperlich gebrochen und von seiner Frau betrogen, will er seinen Sohn zur Geisel seiner Verbitterung und zum Vollstrecker seiner Rache machen: Frauen sind Verräterinnen; Männer, die zu sehr lieben, Märtyrer. Noch auf dem Totenbett verflucht Dad seine Familie. Je weniger Daniel wie sein Vater sein will, desto mehr tritt er in seine Fußstapfen, und dafür haßt er sich und die Welt. Erst als er Rachel verloren, sich mit dem sterbenden Vater ausgesöhnt, seine lebenskluge Mutter und seine kleine Stadt verlassen hat, kann er endlich mit sich ins reine kommen. "Im Herzen der Menschen", heißt das bei Léon Bloy entlehnte Motto, "gibt es leere Orte, und in sie dringt das Leid ein, damit sie fühlbar zu existieren beginnen."

Tesichs Roman ist ein großangelegtes Panorama von Liebe und Tod, Trauer und Abschied, Schuld und Sühne: Nicht umsonst schrieb er einst das Drehbuch für die Verfilmung von Irvings "Garp und wie er die Welt sah". Auch für Daniel ist das Ringen eine Allegorie des Lebenskampfes, und wie der Mittelgewichtsringer Irving beherrscht auch Tesich das Spiel auf der Klaviatur großer Gefühle. Das Jubelglück erster Liebe muß erst verdunkelt werden durch Mißtrauen und Verzweiflung, Inzest und sexuelle Schmach, ehe die bösen Geister durch magische Rituale, tätige Reue und literarische Therapie gebannt werden können. Daniel, der unreife Romantiker, beginnt Gedichte und fiktive Tagebücher zu schreiben, in denen er sich erstmals in fremde Seelen einfühlt. Aber literarische Distanzierung und notierte Trauerarbeit sind nicht das letzte Wort: Größer und jedenfalls produktiver als narzißtisches Selbstmitleid und sentimentale Erinnerung ist immer noch das Leben selbst, und deshalb zieht der Junge am Ende aus seiner unverschuldeten Unmündigkeit in die Welt hinaus. Der letzte Satz des Romans: "Und so ging ich in die Welt hinaus" (ein Zitat aus Tolstois Autobiographie "Kindheit"), ist der erste Satz im Tagebuch von Daniels neuem Ich - und ein Unterpfand dafür, daß er die Kämpfe und Träume seiner Jugend nie verleugnen wird.

"Ein letzter Sommer" ist ein Pubertätsmelodram voll übermütigem Witz, herzzerreißender Melancholie, Klugheit und Poesie, das, nicht zuletzt durch Heidi Zernings behutsam aktualisierende Übersetzung, auch mehr als zwanzig Jahre nach seinem Erscheinen nichts von seiner bezaubernden Leichtigkeit verloren hat.

Steve Tesich: "Ein letzter Sommer". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Heidi Zerning. Kein & Aber Verlag, Zürich 2005. 492 S., geb., 22,80 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Als "bewegendes Debüt" würdigt Marion Lühe diesen 1982 erschienenen, nun auf deutsch vorliegenden Roman des 1996 verstorbenen amerikanischen Schriftstellers Steve Tesich. "Ein letzter Sommer" erzählt von drei High-School-Absolventen des Jahrgangs 1961, berichtet Lühe, die nichts mit sich anzufangen wissen. Im Mittelpunkt sieht sie den von Selbstzweifeln geplagten Daniel, der eine kurze Euphorie des Verliebtseins erlebt, aber von Schuldgefühlen gegenüber seinem krebskranken Vater geplagt wird. Tesich gelinge es, den Lebenszwiespalt des jungen Daniels auf bewegende Weise darzustellen. Beeindruckt haben Lühe besonders Tesichs "Technik spannungsreicher Dramaturgie" sowie seine "Mischung aus tief empfundenem Schmerz und trockenem Humor", die das Buch weit über die üblichen Pubertätsdramen hinaus hebe.

© Perlentaucher Medien GmbH