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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Junge Fotografen haben es schwer, sich zwischen der aalglatten und alles entblößenden Bildsprache der Musik- und Werbevideos einerseits und der Pornografie andererseits zu positionieren, äußert Ulf Erdmann Ziegler Verständnis. Nun ist er auf einen kleinen Fotoband gestoßen, der auf den ersten Blick "wie Cheerleaderpornografie" wirkt, handwerklich und formal aber interessant gestaltet ist. Es handelt sich um siebzehn farbige Fotografien der japanischstämmigen Amerikanerin Mayumi Lake, die ohne bestimmte Bilder aus dem Tokyo der 90er Jahre gar nicht denkbar wären, so Ziegler: jene Mischung aus rituellem Eros und kindlicher Prostitution. Dennoch zielten Lakes Fotografien auf eine amerikanische Obsession, weiß Ziegler: die rasierte Achselhöhle, die dem "kosmetisch konditionierten Mittelstand" in Amerika unablässlich ist. Die Achseln der von Lake fotografierten Frauen seien mal rasiert, mal unrasiert, beschreibt Ziegler die Bilder. Phantasievoll entblöße und verknüpfe Lake alles, was "nach perverser Überhöhung schreit" und Zigeler an eine Parodie weiblicher Vulvametaphorik erinnert. Es bleibt offen, schreibt Ziegler, ob Lake "die Vortäuschung des verbotenen Blicks" in die Tradition der Boudoirs, Spinttüren und Peep-Shows aufgreift oder der um sich greifenden Kinderpornografie ein Schlupfloch öffnet.

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