kuscheliger Roman mit Krimianteil, der Potenzial hat, welches leider nicht ausgeschöpft wurde
Nach „Knäcketod“ und „Knäckegrab“ ist „Knäckeblut“ der dritte schwedische Kriminalroman des Autors Björn Berenz rund um den Kommissar Lars und die Hobbyermittlerin Ina.
Der Einstieg in den Krimi war mit einem spannungsvollen und bildhaften Prolog vielversprechend. Zu Beginn musste ich mich als Neuling im „Knäckeland“ erst einmal in der Vielzahl an Protagonisten zurechtfinden. Die Zusammenhänge zwischen den Personen wurden mit Fortschreiten des Buches klarer, jedoch konnte man so manches Verhalten ohne Kenntnis der Vorgängerkrimis nicht recht einordnen. So entstand für mich ein überhebliches und unsympathisches Bild von Ina. Auch Lars wirkte blass, oftmals planlos und zu sehr mit seinem Privatleben beschäftigt. So funktionierte für mich dieses sehr unterschiedliche Duo leider überhaupt nicht.
Sehr schade fand ich die gehäuft auftretenden Logikfehler, die einem Kriminalroman nicht gerecht werden. Die Story an sich ist gut angelegt und hat viel Potenzial, doch am Ende wirkte es auf mich, als wären viele Gedankengänge angefangen, aber nicht stringent zu einem sinnvollen Schluss zusammengefügt worden. So war „Knäckeblut“ nicht blutig und auf andere Weise skurril, als vom Autor gewollt.
Wirklich bezaubert haben mich die bildhaften Beschreibungen der Landschaft Schwedens und die authentischen Charakterzeichnungen, bei denen jedoch an manchen Stellen nicht mit Klischees gespart wurde. Positiv zu vermerken ist zudem der Aufbau des Buches mit netten Abschnitten „Schwedisch für Anfänger“, die viel Wissenswertes und Heimeliges bergen.
Leider kann ich für diesen Kriminalroman nur eine eingeschränkte Leseempfehlung für Schwedenliebhaber aussprechen, die mehr Wert auf die heimelige Atmosphäre des Romans und wenig Wert auf logische Kriminalistik legen.
Skurril, tiefgründig, selbstironisch, humorvoll – abwechslungsreiche Kurzgeschichten aus dem Leben
Mit „Mehr Allergien als Freunde“ gibt Johanna Wack ihr Autoren-Debüt. Das schlichte Cover passt hervorragend zum Titel. Goldfische sind für Allergiker gut als Haustiere geeignet, im Buch sind sie aus einem anderen Grund sogar Teil eines Kapitels.
Die Sammlung an abwechslungsreichen Kurzgeschichten mitten aus dem Leben ist herrlich skurril, manchmal tiefgründig, selbstironisch und humorvoll. Wobei der Humor gerne auch einmal schwarz sein darf. Manches Klischee wird aufs Korn genommen und unter anderem die Erwartungen der Gesellschaft an Mütter thematisiert.
Mich brachten vor allem die ersten und letzten Geschichten zum Lachen. Dies ist an diesem Buch besonders schön: jeder Humor wird angesprochen – mit der einen Geschichte mal mehr, mit der anderen mal weniger. Und wenn eine gar nicht gefällt, kann man problemlos zur nächsten Blättern ohne den Faden zu verlieren.
Etwas verwundert war ich, dass weder Allergien, noch Freunde einen größeren Teil des Buches einnahmen. Erwartet hätte ich dies durch den gewählten Titel.
Von mir gibt es für diese abwechslungsreiche Sammlung an Geschichten aus dem Leben vier Sterne. Es war ein kurzweiliges Lesevergnügen, bei dem ich manchmal Lachen und oftmals zustimmend mit dem Kopf nicken musste.
Spannender Krimi mit bayrischem Lokalkolorit, Humor und sympathischen Ermittlern
Bereits beim in die Hand nehmen des Buches hat man einen Wow-Effekt. Haptisch ist es ein Erlebnis, denn den (Boden-)Frost kann man direkt spüren. Das Cover in winterlichen Farben und der Ausblick auf einen See machen neugierig auf den Inhalt.
Der Schreibstil von Andreas Föhr gefällt mir sehr gut und das Buch liest sich sehr flüssig. Bisher hatte ich noch keinen Kreuthner/Wallner Krimi gelesen, weshalb ich ohne Vorkenntnisse des Duos startete. Der Einstieg fiel mir leicht. Natürlich merkt man, dass es Vorgängerkrimis gibt, aber die Figuren werden im Verlauf des Buches wunderbar vorgestellt, so dass man die Beziehungen und Charaktere schnell überblickt.
Kreuthner und Wallner finde ich jeden auf seine Art sympathisch und authentisch. Gemeinsam ergeben sie ein typisch gegensätzliches Duo, das die Ermittlungen zusätzlich spannend werden lässt. Der eingestreute Dialekt ist verständlich und verleiht mit weiteren Details dem Ganzen angenehmes Lokalkolorit. Dazu eine gute Prise Humor - das passt hervorragend!
Der Krimi hat richtig Spaß gemacht, der Spannungsbogen ist wunderbar und teils temporeich angelegt. Die vielen gut gestreuten Aufhänger vom Anfang wurden super weiterverarbeitet und geben am Ende einen tollen überraschenden Schluss. Das Ganze war dann ziemlich logisch, wenn man die Hintergründe kannte. Es machte sehr viel Spaß eigene Theorien zu entwickeln, Vermutungen anzustellen und vom Autor an mancherlei Stelle in die Irre geführt zu werden. Dabei natürlich die Freude, wenn mancher Verdacht sich bewahrheitet hat.
Etwas gestört hat mich, dass immer mal wieder englische Äußerungen eingestreut wurden, die zusätzlich Kursiv gedruckt sind. Das wirkte seltsam und war kein gelungener Kontrast zu den Sätzen im bayrischen Dialekt.
Dieser 12. Fall für das charismatische Ermittlerduo Kreuthner-Wallner von Andreas Föhr bekommt eine klare Leseempfehlung für alle Krimi-Fans von mir. „Bodenfrost“ war ganz sicher nicht der letzte Fall, den ich mit den sympathischen, stellenweise verrückt anmutenden, zu Herzen gehenden, authentischen Figuren dieses Universums erlebt habe.
Ein außergewöhnlicher Krimi, der in seiner Besonderheit von der Hauptprotagonistin übertroffen wird
Wunderbar gelungen ist das Cover von „Nachtschattengewächse“. Der Untertitel „Rache ist ein süßes Gift“ lässt erste Ahnungen zum Inhalt aufkommen. Die dargestellten Pflanzen tauchen nach und nach im Buch auf, was ich besonders schön finde. Eustacias Dachgarten voller Giftpflanzen vor dunklem Nachthimmel und auch das Teleskop findet seinen Platz – hervorragend.
Kaum hatte ich in das Buch rein gelesen, war ich auch schon fertig. Aus der Hand konnte ich es fast nicht mehr legen und ich war gefesselt von der Handlung, die von Andeutungen lebt und sehr vielschichtig ist. Dass dieser Krimi wie angekündigt anders ist als die Norm bewahrheitet sich in vielerlei Hinsicht.
Der feine Humor, der immer wieder aufblitzt, rundet den angenehm flüssig zu lesenden Schreibstil Jill Johnsons ab. Hier ein großes Kompliment an die Übersetzerin Stefanie Kremer, die sicher keine leichte Aufgabe hatte, alle botanischen und figürlichen Besonderheiten ins Deutsche zu bringen!
Eustacia als Hauptprotagonistin finde ich sehr faszinierend. Nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Pflanzen. Die Beschreibungen der verschiedenen Arten und welche Auswirkungen sie haben ist sehr interessant und lehrreich. Dass Eustacia selbst eine polarisierende Figur ist, die sicher von einem guten Teil der Lesenden eher abgelehnt wird, trägt zur Handlung bei. Mir persönlich ist sie mit all ihren Besonderheiten sympathisch. Ihr Verhalten mutet oftmals sonderbar an und eine psychische Auffälligkeit lässt sich nicht verleugnen. Betrachtet man sie jedoch völlig unvoreingenommen, ist sie eine sehr besondere und verletzliche Persönlichkeit. Ein einfaches Leben hatte sie ganz sicher nicht und dass sie der Tod einer sehr wichtigen Person im Leben nachhaltig beeinflusst und die Trauer darüber tief sitzt, ist einfach menschlich.
Interessant ist sicherlich, dass fast keine der handelnden, fein beschriebenen Personen wirklich die ist, die sie zu sein scheint und mindestens ein gut platziertes Geheimnis birgt. Der Schluss, der für mich völlig überraschend ist, spiegelt noch einmal die Vielschichtigkeit des Krimis wider.
Es hat einfach Spaß gemacht mit Eustacia und den weiteren Figuren zu rätseln, leiden, zweifeln etc. Dass sich Eustacia, trotz aller persönlichen Entwicklung, auch am Schluss treu bleibt, finde ich sehr positiv. Ich hoffe sehr, dass es - wie in der Danksagung anklingt - weitere Professor-Rose-Geschichten geben wird!
Von mir eine klare Leseempfehlung für alle, die bereit sind sich in jeglicher Hinsicht auf ein Leseerlebnis ab der Norm einzulassen.
Verlust, Trauer, Tod – einfühlsam, eindrücklich, vielschichtig
Einfühlsam, eindrücklich und klar ist Sybil Volks‘ Schreibstil in ihrem Roman „Café Finito“. Das gleichnamige Café lässt sie auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin erstehen. Hier lebt und wirkt Kristof Fährer, die gute Seele - für die Toten, wie für die Lebenden - des liebevoll genannten „Doro“. Kern des Buches ist eine von ihm geleitete Trauergruppe, die sich langsam zusammenfindet, mit jedem Treffen näher rückt und sich mehr öffnet. Die Geschichten der einzelnen Teilnehmer sind so verschieden, wie das Leben sie schreibt. Dabei wird Vieles nur angerissen, Anderes sehr eindrücklich und mit viel Gefühl für die Situation und Menschen beschrieben.
Am Ende bleibt: Trauer ist vielschichtig und einzigartig. Niemand kann beurteilen, wie groß oder stark diese für den Betroffenen ist und wie lange jemand benötigt, um den Trauerprozess zu gehen und dann abzuschließen. Gemeinsam, im Gespräch und gegenseitigen Öffnen, liegt die Chance, diesen schmerzvollen Weg nicht alleine gehen zu müssen. Um Frieden zu finden, wird es notwendig sein, nicht nur den Verstorbenen zu verzeihen, sondern auch sich selbst.
Sehr gefreut hat mich, dass verschiedene Künstler und Persönlichkeiten vorgestellt wurden, die auf dem Doro ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Auch geschichtliche Hintergründe rund um die DDR, sowie gesellschaftliche Gegebenheiten sind unaufgeregt aber eindrücklich in die Geschichten eingewoben.
Die feinen Nuancen, die Sensibilität und der sanfte Humor sind klare Stärken dieses Romans. Dabei lässt die Autorin dem Lesenden ausreichend Platz für eigene Gefühle und Reflexionen. Manche Schicksale sprechen einen dabei mehr an als andere.
Ein oft mit Schweigen belastetes Thema, das einen gefühlvollen, nicht be- oder verurteilenden Raum bekommt. Dabei werden nicht alle Konflikte vollständig aufgelöst, was die Nähe zur Realität verdeutlicht. Deshalb gibt es auch kein klassisches Happy End, sondern die Offenheit, dass jeder seinen eigenen Weg findet, mit dem Geschehenen umzugehen.
Das von Sybil Volks für den Schluss gewählte „Fest der Toten“ war mir persönlich zu fantastisch, schrill und übertrieben. Leider kein Abschluss, der zum Buch gepasst hat. Die Thematik des Verlustes Leonies fand ich sehr gut, jedoch ihre Figur und deren Entwicklung denkbar ungeeignet zum Transport derselben, was mich sehr gestört hat. Deshalb gibt es von mir eine 4-Sterne-Bewertung, verbunden mit einer Leseempfehlung für alle, die keinen klassischen Roman erwarten und bereit sind, sich mit den vielschichtigen Thematiken Verlust, Trauer und Tod zu beschäftigen und auseinanderzusetzen.
Barbara und Jonathan Rose machen den Eindruck eines recht durchschnittlichen Paares, das sich während einer Auktion um zwei Boxer-Figuren kennen und lieben gelernt hat. Die Leidenschaft für Antiquitäten teilen sie auch nach vielen gemeinsamen Jahren und zwei Kindern noch. Entsprechend ist ihr Haus eingerichtet und der Luxus in dem die Familie lebt wird deutlich. Damit auch Barbara ihren beruflichen Traum verwirklichen kann, nehmen sie ein Au-pair auf. Doch dann glaubt Jonathan einen Herzinfarkt zu erleiden und plötzlich ist alles anders. Barbara eröffnet eine Schlacht, bei der es irgendwann ums nackte Überleben geht. So stellt man sich nicht nur ein Mal die Frage: zerstören die beiden am Ende nicht nur was ihnen eigentlich so lieb und teuer war und ist, sondern auch sich selbst?
Mit „Die Rosenschlacht“ ist Warren Adler ein Roman gelungen, der mitreißend erzählt ist und den Lesenden an vielen Stellen zwischen Lachen, angesichts des schwarzen Humors, und Weinen, ob des Ausmaßes der Zerstörung und des Hasses, zurück lässt. Der Kampf steigert sich mit jeder Seite und die Intensität sowie Vehemenz mit der dieser geführt wird macht sprachlos. Die Charaktere sind gänzlich verschieden und man bringt ihnen einen unterschiedlichen Grad an Verständnis entgegen. Identifizieren konnte ich mich zunächst eher mit dem überraschten und noch ungläubigen Jonathan. Doch auch das Verständnis für ihn lies mit jeder Seite nach.
Das Thema des Buches ist 1981, als die Originalausgabe erschien, wie auch Heute aktuell. Wie weit gehen Menschen oder wie weit fühlen sie sich getrieben zu gehen? Was macht ein solcher Kampf mit den Kindern und welche Auswirkungen hat er direkt sowie indirekt auf sie?
Der Spannungsbogen war für mich bis zum Ende hoch, da ich weder die Originalausgabe noch den zugehörigen Film kannte. Interessant wird sicherlich, inwieweit die Neuverfilmung mit der Buchvorlage übereinstimmt und die Szenen dargestellt werden.
Toll fand ich, dass die Figuren der beiden Boxer, die zu Beginn des Buches von Barbara und Jonathan ersteigert wurden, bei genauerer Betrachtung eine tiefere Bedeutung haben. Hier wird deutlich, wie detailliert, hintergründig und eindrücklich der Autor schreibt.
Mit der gebrochenen Rose transportiert das Cover in schlichter Weise bereits den Inhalt des Buches. Was zunächst etwas langweilig wirkte, eröffnet spätestens nach der letzten Seite des Romans seine Bedeutung. Mir persönlich gefällt die schlichte Gestaltung. Diese weckte auf den ersten Blick das Interesse an der dahinter stehenden Geschichte.
„Die Rosenschlacht“ ist ein fesselnder, wenn auch an vielen Stellen überspitzt geschriebener Roman, den ich kaum aus der Hand legen konnte und den ich gerne weiterempfehle. Allerdings sollte man sich vom Verhalten der Hauptcharaktere nicht zur Nachahmung inspirieren lassen, sondern dieses kritisch hinterfragen.
Molly Blum ist mit „Große Träume auf kleinen Pfoten“ ein spannender und abwechslungsreicher Roman gelungen, der nicht nur die Liebe, sondern auch Tiere und Freundschaften zum Thema hat.
Von der ersten Seite an litt und liebte ich mit der Journalistin Mina mit: betrogen, eine alte Liebe wiedertreffend, im Wechselbad der Gefühle, verraten. Die Bandbreite an Emotionen war groß, während ich die sympathische und authentische Hauptprotagonistin bei ihren vielfältigen, teils aufregenden, Erlebnissen begleitete.
Waren einige Handlungsstränge und Reaktionen auch vorhersehbar, so überraschte mich so manche Wendung und erfreulicherweise auch der Schluss. So blieb der Roman bis zum Ende spannend und überraschte mich noch auf den letzten Seiten.
Eingebettet ist ein Teil der Erlebnisse in die schöne Umgebung Cornwalls, das landschaftlich, aber auch durch seine Bewohner einfühlsam beschrieben ist und die Handlung wunderbar untermalt.
Bereits das Cover hat mich durch das romantisch aussehende Haus mit den davor tobenden Hunden stark angesprochen. Ein liebevolles Detail sind die als Pfotenabdrücke gestalteten Wolken. Besonders gefällt mit der Buchrücken, der sich mit den süßen Pfotenabdrücken super in meinem Bücherregal macht.
Die Liebe der Autorin zu Hunden spürt man an vielen Stellen im Buch. Die süßen Tiere nehmen einen großen, aber nicht in den Vordergrund drängenden Platz, ein. Mehrere Male ertappte ich mich bei dem Gedanken, wie schön es wäre, ebenfalls einen solch treuen Begleiter an der Seite zu haben.
Störend empfand ich die leider recht zahlreichen Rechtschreib-, Satzzeichen- bzw. Grammatikfehler. Sie unterbrachen für mich teilweise den Lesefluss, was dem ansonsten sehr flüssigen und bildhaften Schreibstil der Autorin Abbruch tat.
Wer hierüber hinwegsehen kann, dem spreche ich eine klare Leseempfehlung für dieses tolle Buch aus. Es ist super zu lesen und die verschiedenen Themen Liebe, Romantik, Freundschaft, Tiere, zweite Chancen und einige mehr, sind zu einem abwechslungsreichen und bis zum Schluss spannenden Erzählteppich verwoben, ohne dabei kitschig zu sein.
Wie Duftwicken die Geschichten zweier ganz unterschiedlicher Frauen auf zwei Zeitebenen verbinden? Die Antwort darauf liefert der Roman „Duftwickensommer“ von Autorin Sylvia Lott.
Im Jahre 1911 möchte in England die junge Anni einen Wettbewerb um den schönsten Wickenstrauß gewinnen. Durch ihre schönen Wicken am Gartenzaun auf Borkum, erfährt Marieke im Jahr 2024 von Annis Geschichte.
„Duftwickensommer“ ist wunderbar erzählt und eine gekonnte Mischung aus wahren Geschichten und fiktiven Begebenheiten. Bereits nach wenigen Seiten war ich im Sog der Geschehnisse auf beiden Zeitebenen gefangen und das Buch las sich flüssig. Trotz der vielen toll recherchierten geschichtlichen Hintergründe und Informationen, die sowohl aus der Vergangenheit als auch der Gegenwart eingeflochten sind. Die Wissensvermittlung wirkt dabei nie platt oder gekünstelt, was der bewundernswerten Fähigkeit der Autorin zu verdanken ist, jeder Figur einen sorgfältig angelegten Charakter zu geben, die miteinander in abwechslungsreichen Erzählsträngen verwoben werden. Dabei wirkt jede Figur für ihre Zeit authentisch. So taucht man mit ihnen nicht nur in die Kämpfe der Sufragetten sowie damit zusammenhängenden Details ein. Auch aktuelle Gegebenheiten und Problematiken wie zum Beispiel der Schutz des Nationalpark Wattenmeer werden aufgegriffen. Zwei wichtige Transporteure der Geschichte der jeweiligen Zeit sind die beiden Hauptprotagonistinnen Anni und Marieke. Die mutige, weltoffene Anni ist dabei der Gegenentwurf zur von Depressionen und Schwächen geplagten Marieke. Es macht Freude, beide in ihrer Entwicklung zu begleiten, und am Ende zu erleben, wie ihre Geschichten zu einem für sie guten Abschluss kommen.
Hatte ich zunächst noch die Sorge, eventuell durch die verschiedenen Zeitebenen und dadurch vielen Protagonisten durcheinander zu kommen, so halfen mir die fein gezeichneten Charaktere und informativen Handlungsstränge von Anfang an, den Überblick zu behalten. Die Überleitungen zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind mühelos gestaltet, so dass man von einer Zeit in die nächste gleitet, ohne diese Wechsel als störend zu empfinden.
Das Cover wirkt romantisch und edel. Die im Roman wichtigen Wicken sind nicht nur am Himmel im Hintergrund hübsch eingearbeitet.
Nach diesem Roman, werde ich auf jeden Fall weitere Bücher der Autorin lesen. Sylvia Lott beschreibt die Figuren so genau, erweckt sie zum Leben, lädt zum mitfiebern mit ihnen oder wahlweise verabscheuen ein - und dabei werden viele verschiedene geschichtliche Feinheiten aufgegriffen. Fragt man sich, ob das Buch dadurch nicht überladen sein müsste, so finde ich, dass dies überhaupt nicht der Fall ist. Es fügt sich alles wunderbar zusammen, auch die beiden Zeitebenen.
Um im Bild eines Wickenstraußes zu bleiben: jeder einzelne Charakter ist wie ein Wickenstängel, dessen Blüten wunderbar detailliert, einzigartig und farbenfroh sind und gemeinsam geben diese Stängel einen bunten wunderschönen duftenden Strauß. Ich empfehle jedem, der einen gut recherchierten Roman liebt, diesen „Strauß“ in die Hand zu nehmen.
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