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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2765 Bewertungen
Bewertung vom 29.10.2025
Gablé, Rebecca

Rabenthron / Helmsby Bd.3


gut

Solide, aber leider nicht so fesselnd wie erhofft!

Der historische Roman "Rabenthron" von Rebecca Gablé erscheint im Lübbe Verlag, es ist der dritte Teil der Helmsby Reihe und spielt zeitlich vor "Das zweite Königreich".

London liegt in Trümmern, König Ethelred konnte sein Reich nicht gegen die Angriffe der Wikinger schützen. Ælfric of Helmsby hat seinen kleinen Sohn an seiner Seite und reist gegen den Willen seines Onkels mit dem dänischen Gefangenen Hakon an den englischen Königshof. Ælfric wird ein Unterstützer der englischen Königin Emma, die alles tut, was in ihrer Macht liegt, um die politischen Geschicke Englands in friedliche Bahnen zu lenken.

Rebecca Gablé entführt ihre Leser in ein Kapitel der englischen Geschichte zwischen 1013 und 1041 als England sich im Krieg mit Dänemark befand. Sie erzählt die Geschichte von Ælfric of Helmsby und Königin Emma, wechselt Jahre später zu Pendra, Ælfrics Sohn. Dabei wechseln die Schauplätze zwischen England und der Normandie und der Kampf um die britische Krone wird mit brutalen, kriegerischen Handlungen, Intrigen und Ränkeschmieden geführt. Die verschiedenen Sichtweisen und Absichten werden sichtbar gemacht und so erlebt man die Figuren in einem steten Kampfgetümmel oder bei ihren Gelagen und anderen Vorhaben. Dadurch ergibt sich ein guter Überblick über die einzelnen Geschehnisse vor dem authentischen recherchierten historischen Hintergrund.

Der Schreibstil ist lebendig, die Dialoge passend zur Zeit mit rüdem Tonfall und die männlichen Charaktere werden häufig übergriffig, was ebenfalls gang und gäbe waren.

Wie gewohnt kommen in der Geschichte zahlreiche Charaktere vor, man muss sich schon ein wenig einlesen, um alle Personen gut einordnen zu können. Das beigefügte Personenregister ist da sehr hilfreich. Mich persönlich hat Pendras Entwicklung vom kleinen Jungen zum erwachsenen Mann besonders interessiert. Gut gezeichnet fand ich auch die intelligene Emma mit vielen Facetten, ihre plötzliche Hinwendung zu Knut ging mir zu schnell und einfach konfliktlos. Bei ihrer Person hatte ich auf mehr Widerstand gehofft.

Die historischen Abläufe und die Verknüpfung mit den Figuren werden von Rebecca Gablé gewohnt versiert in der Handlung verwoben und man fühlt die Atmosphäre und die Lebensumstände der Zeit aus nächster Nähe.
Als Fan der Reihe habe ich mit auf diesen Roman gefreut und war sehr gespannt auf eine weitere packende Handlung rund um die Ära der Helmsbys. Aber leider konnte der Funke nicht ganz überspringen, ich habe mich über einen längeren Zeitraum in einzelnen Etappen durch den Roman gelesen und fand viele Szenen langatmig und austauschbar. Der Erzählstil ist wie gewohnt flüssig und gut lesbar, die Handlung ist abwechslungsreich und die Figuren sind vielseitig, aber teilweise wirken sie recht oberflächlich. Was mif aber am meisten gefehlt hat war ein Held, mit dem ich mitfiebern konnte, der mich mit Spannung durch die Geschichte getragen hätte und dem ich in einem Lesefluss gefolgt wäre. Leider konnte Ælfric diese Rolle nur bedingt einnehmen und so haben mich die einzelnen Kämpfe, Intrigen bei Hofe und verschiedenen Nebenhandlungen nicht so packen können wir erhofft.


Alles in allem ein gut erzählter und authentisch recherchierter Roman, der die Machtkämpfe um den englischen Thron zwischen England und Dänemark sichtbar macht.

Bewertung vom 28.10.2025
Boo, Sigrid

Dienstmädchen für ein Jahr


ausgezeichnet

Wunderbare Wiederentdeckung eines leichten und humorvollen Lesevergnügens!
Bei Rowohlt Kindler erscheint der Briefroman Dienstmädchen für ein Jahr von Sigrid Boo in einer Übersetzung von Gabriele Haefs. Das Buch wurde bereits 1930 geschrieben und ist der 10. Band der Reihe "Rororo-Entdeckungen", in der die Herausgeberinnen Magda Birkmann und Nicole Seifert ältere Literatur vor dem Vergessen wieder neu sichtbar machen.

Norwegen, 1930: Die lebenslustige Helga ist Tochter aus gutem Hause und hat gerade ihr Abitur absolviert, nun hofft sie auf eine interessante Bildungsreise nach Paris. Doch die findet laut ihrem Vater aus finanziellen Gründen nicht statt. Voller Lebensfreude trifft sie Freunde in einem Café und diskutiert darüber, ob Frauen wirklich anpacken können und lässt sich übermütig auf eine Wette ein, in der sie zusagt, sich ein Jahr lang als Dienstmädchen zu verdingen. Nun beginnt eine arbeits- und lehrreiche, aber auch wunderschöne Zeit, in der Helag erwachsen wird und Erfahrungen mit anderen Menschen macht, Freunde gewinnt und die Liebe erlebt.

Was für eine wunderbare Wiederentdeckung der norwegischen Autorin, von der ich bisher noch nie etwas gehört habe!

In Form eines Briefromans erfahren wir im selben Maße wie Adressatin Freundin Grete, wie es Hanna nach dem Antritt ihrer Wette ergeht. Obwohl sie bisher selber nur bedient wurde, erledigt sie jetzt als Dienstmädchen die Wäsche, mangelt, putzt, erledigt Küchenarbeiten und bedient bei Tisch. Hanna ist nicht zimperlich, sehr tatkräftig und packt ordentlich mit an und hält ihre täglichen Erlebnisse und Gedanken in Briefen fest. Dabei lässt sie uns auf so lockere, ehrliche und herrlich erfrischende Weise an ihren Erfahrungen und Gefühlen teilhaben, dass es eine wahre Freude ist.

Inkognito betritt Helga mit ihrer Arbeit echtes Neuland und erlebt mal das andere Ende ihres gewohnten priviligierten Lebens als verwöhnte Tochter aus gutem Hause. Sie macht unterschiedliche Erfahrungen in der bürgerlichen Gesellschaft dieser Zeit, muss so manches von den Herrschaften ertragen, passt sich an, lässt sich aber auch nicht alles gefallen und sagt schlagfertig auch schon mal ihre Meinung, wo es nötig ist. Das arbeitssame Leben bekommt ihr gut, sie findet Freunde und hat auch romantische Gefühle, die sie vielleicht in den Hafen der Ehe führen könnten.

Sigrig Boo zeigt mit wunderbarer Leichtigkeit die sozialen Hierarchien und Widersprüche dieser Zeit auf, in der dienstbare Geister die harte Arbeit erledigten und gutbetuchte Ehefrauen für die Anweisung dieser Dienstboten zuständig waren. Während Helga sich einer arbeitssamen Helding gleich um ihre neuen Mitmenschen kümmert, wird sie von ihrer inneren Stärke getragen und genießt die Schönheit der Jahreszeiten und der Natur und kommt ihren "Herrschaften" auf liebenswerte Weise näher. Sie ist eine wahre Perle, die schnell erkennt, woran es in den verschiedenen Haushalten hakt, genießt die Anwesenheit bei der Gutsbesitzer-Familie Bech und wird erwachsen.

Wunderbar leicht zu lesender Briefroman, sehr humorvoll und dennoch scharfsinnig erlebt man eine charmante Vorläuferin der Emanzipation in Norwegen. Sehr unterhaltsam und ein echt schönes Lesevergnügen!

Bewertung vom 25.10.2025
Hertmans, Stefan

Dius


ausgezeichnet

Kintsugi des Herzens
Im Diogenes Verlag erscheint der Roman Dius vom Stefan Hertmans.

Egidius de Blaeser, genannt Dius, ist ein unkonventioneller Kunststudent, der eines Tages bei seinem Dozenten Anton auftaucht und ihn um seine Freundschaft bittet. Anton ist überrascht und neugierig und kann sich dem Charme von Dius nicht entziehen. Getragen von ihrer gemeinsamen Liebe für die Kunst entsteht zwischen ihnen eine Freundschaft, sie verleben gemeinsam Zeit in einem alten Dorfhaus inmitten der Natur an der flämischen Küste und ahnen nicht, wie sehr diese Freundschaft ihrer beider Leben verändern wird.

"Und obwohl für mich zwischen dem, was ich von der Liebe und dem, was ich von der Freundschaft erwartete, ein himmelweiter Unterschied bestand, trafen sich Liebe und Freundschaft in einem Punkt. Dieser Punkt aber war flüchtig, sprunghaft und unmöglich klar ins Visier zu nehmen. " Zitat S. 266

Die in zwei Zeitebenen spielende Geschichte ist eine fiktive, ist aber von eigenen Freundschaften des Autors inspiriert. Hertmans lässt Anton als Erzähler von den Erinnerungen an die Zeit mit Dius erzählen.

Der Roman erzählt von einer ungewöhnlichen Freundschaft, die sich in eine gewisse Abhängigkeit entwickelt. Anton ist beeindruckt von Dius künstlerischem Schaffen und verbringt viel Zeit in der ländlichen Ruhe des Dorfhaus, wo die Polder-Landschaft inspirierende, eindrucksvolle Farben und Lichtspiele präsentiert. Antons lebt in der Stadt in einer Beziehung mit Nouka, doch an den Wochenenden zieht er mit den Unterlagen für seine Doktorarbeit aufs Land und genießt die Ruhe und die Natur.

Wie es zu einem Kunstdozenten passt, begleiten die Figuren unterschiedliche Einblicke in die künstlerische Welt der Malerei und viele Erlebnisse werden von klassischer Musik begleitet. Das war für mich eine Anregung, mich über die entsprechenden Komponisten zu informieren und mir die entsprechende Musik anzuhören. Wer also musikalische Interessen hegt, wird mit diesem Roman intensiv versorgt.

Die Ausarbeitung der Charaktere erfolgt mit vielen Gefühlen, die sich in alle emotionalen Richtungen bewegen. Von Bewunderung, Zuneigung über Achtung und Erotik wandelt sich die Ansicht in Wut und Empörung, die aus schmerzhaften Erlebnissen heraus entsteht. Die Zeit heilt aber die Wunden und Anton als ein sehr verständnisvoller Mensch.

Ich muss zugeben, am meisten hat mich die erzählerische Ausdrucksfähigkeit und literarische Stärke Stefan Hertmans beeindruckt, an dessen Wirkung sicher die Übersetzerin Ira Wilhelm einen entscheidenden Anteil hat. Mit eindrucksvollen Sätzen und detailverliebten Beschreibungen begleitet man die beiden Protagonisten und wird von Dius eigenwilligen Handlungen überrascht. Der wunderbare Schreibstil hat mich zum Weiterlesen verführt und die Entwicklung der Figuren und ihrer speziellen Verbindung hat mich sehr gefesselt. Ich wollte wissen, wie die Bezeihung der Protagonisten endet.

Stefan Hertmans intensiv erzählter Roman hat mich beeindruckt mit der ungewöhnlichen Freundschaft, die sich auf die Bereiche der Kunst, Philosophie und Musik ausweitet. Diese empfehlenswerte Geschichte regt zum Nachdenken an, welche Spuren wir hinterlassen, wenn wir sterben?

Bewertung vom 22.10.2025
Falk, Rita

Apfelstrudel-Alibi / Franz Eberhofer Bd.13


sehr gut

Kurzweilige Unterhaltung mit dem typischen Charme der Figuren!
Bei DTV erscheint mit Apfelstrudel-Alibi von Rita Falk der 13. Fall der Franz Eberhofer Krimi-Reihe.

Susi hat als frisch gewählte Bürgermeisterin alle Hände voll zu tun, jedenfalls behauptet sie das und erwartet von Franz, dass er sich um Paul und den Haushalt kümmert. Das sieht Franz etwas anders und außerdem hat er dank Richter Moratschek einen neuen Fall an der Backe. Und wie der Richter glaubt, handelt es sich sogar um einen echten Mordfall! Denn Moratschek kann sich nicht vorstellen, dass seine Patentochter Letitia ganz von allein von einem Südtiroler Berg in den Tod gestürzt ist. Also untersucht Franz die Sache vor Ort und kraxelt in den Dolomiten. Derweil setzt Rudi seine detektivischen Fähigkeiten ein und observiert den Hauptverdächtigen auf einem Campingplatz.

In diesem Fall geht es mal wieder turbulent zu, was nicht allein am Fall liegt, sondern eher am typischen Chaos im Hause Eberhofer. Susi ist gerade in einer Phase, wo sie ihre Karriere vorantreiben möchte und ihr Amt als Bürgermeisterin scheint dafür perfekt zu sein. Da bleibt nicht viel Zeit für die Familie und Franz beschliesst, mit Paul einen kleinen Abenteuerurlaub zu unternehmen. Die Oma wird immer vergesslicher und ihre Kochfähigkeiten müssen von den anderen Familienmitgliedern übernommen werden. Das ist für Franz schon fast eine Art Diät, denn die üppigen Essensmengen gibt es nun nicht mehr.

Der Todesfall ist interessant und wirft einige Fragen auf. Denn die tote, wohlhabende Letitia hat sich in den Schönling Mike verliebt und ihn binnen kürzester Zeit geehelicht. Nur dumm, dass er auch noch eine andere Flamme am Start hat. Aber ist das wirklich das Mordmotiv? Das will Franz herausfinden, also nur indirekt und setzt Rudi auf den schönen Mike an.

Wie gewohnt lässt Franz zahlreiche Schimpfwörter wie Schleimsau usw. vom Stapel, die ihn als waschechten Ur-Bayern auszeichnen. Doch er hat anscheinend auch etwas Mitleid mit Rudi und löst dessen Schulden ein, schliesslich ist Rudis Mitarbeit ist in dem neuen Fall durchaus hilfreich.

Franz Sohn Paul entwickelt sich immer mehr zum neuen Star der Eberhofer-Sippe, umgänglich, intelligent und liebenswert besitzt er einen starken Charakter, den man ihm aufgrund der genetischen Erbanlage vom Franz gar nicht zugetraut hätte. Und das macht sogar den Franz stolz, obwohl er ja lieber einen Fussballer als Sohn hätte als einen Balletttänzer.

Die Krimireihe kann mit der Weiterentwicklung der Charaktere immer noch gut unterhalten und der Fall sorgt für kurzweilige Lesestunden!

Bewertung vom 20.10.2025
Haubs, Theresa

Cozy baking time


sehr gut

Gelingsichere Genussmomente versüßen die kalte Jahreszeit!
Von Bookfluencerin Theresa Haubs erscheint im GU Verlag das Backbuch Cozy baking time mit süßen Rezepten für die kalte Jahreszeit.

Passend zum Herbst/Winter machen die rund 80 Appetit anregenden Fotos Lust darauf, in der Küche Zutaten abzuwiegen, Teig zu rühren, Sahne zu schlagen, Nüsse zu hacken und die leckeren Backrezepte auszuprobieren, um es sich dann mit einem Stück Kuchen, Zimtschnecken oder Muffins auf dem Sofa gemütlich zu machen.

Das Buch wird als perfektes Match für New Romance & New Adult Leserinnen umworben. Ok, damit falle ich ja schon einmal raus aus der Zielgruppe! Doch da ich gerne backe gerne und genauso gerne Kuchen esse, habe ich mir die Rezepte und witzigen Anmerkungen Theresa Haubs angesehen und auf Gelingsicherheit geprüft. Der Apfelkuchen mit Mandelstreuseln ist mir gelungen und war schon einmal sehr köstlich.

Theresa Haubs lässt ihre jugendliche Sprache bei der Zubereitung und in die Namen der Rezepte einfließen. Da heißt der Nougat-Tassentraum schon mal kryptisch Schoko Slaycation und den klassische Käsekuchen nennt sie Cheesy Boi. Wenn man die Fotos ansieht, weiß man aber sofort, was gemeint ist. Ihre Tipps zu veganen, gluten- und laktosefreien Varianten sind hilfreich, denn wegen Allergien backt die Jugend von heute anders als die Oma noch vor fünfzig Jahren.

Nach einem Vorwort, Back-Hacks und Pannenhilfe und einer Gute-Laune-Baking Playlist startet der Rezeptteil, der sich in Herbst- und Winterrezepte aufteilt. Im Herbst überwiegen fruchtige Kuchen mit Obst, für den Winter gibt es eine große Anzahl an Plätzchen und Kuchen mit winterlichen Gewürzen.

Die Auswahl an Backwaren ist groß, neben traditionellen Kuchen wie Käsekuchen, Zwetschgenkuchen, Apfelkuchen, Marzipanschnecken, Eierlikörkuchen, Mandarinen-Schmandtorte und Linzer Torte bringen moderne und angesagte Variationen wie Bananenbrot, Kuchenlollis, Kuchenstich (Mix aus Bienenstich und Puddingkuchen) und Croissant Cookies frischen Wind in die Küche und zeugen von der jungen Leserschaft der Tiktokerin.

Als positiv bewerte ich die Tatsache, dass bei der Zubereitung ein einfacher Mixer ausreicht und keine speziellen Küchengeräte benötigt werden. Auch die Zutatenlisten lesen sich übersichtlich und enthalten bis auf wenige Ausnahmen keine exotischen Produkte, sondern gängige wie Mehl, Butter, Zucker und Co.

Ein übersichtliches, alphabetisch nach Zutaten geordnetes Rezeptregister beschließt das Cozy Buch und weckt bei mir den Wunsch, möglichst viele der lecker aussehenden Kuchen und Gebäcke nachzubacken, die im Übrigen auch schon so oder ähnlich in meinem persönlichen Backrezept-Buch zu finden sind. Die Playlist und stimmungsvolle Feelgood-Bilder finde ich ganz nett, sie verleihen dem Buch einen jugendlichen Anstrich, der zu New Adult Leserinnen passt. Theresa stellt gelingsichere Rezepte für Anfängerinnen ganz im Sinne der Back-Tradition ihrer Mütter und Omas vor.

Die bunte und vielfältige Rezeptauswahl hat mich überzeugt, alles wirkt gelingsicher und sollte auch Anfängerinnen keine großen Schwierigkeiten bereiten. Diese köstlichen Genussmomente versüßen die kalte Jahreszeit!

Bewertung vom 17.10.2025
Thiébaut, Philippe

KLIMT


ausgezeichnet

Ein einmaliges Kunsterlebnis mit Großaufnahmen der Gemälde!
Im Prestel Verlag erscheint erscheint das Buch KLIMT: Meisterwerke – Kunst groß im Bild von Philippe Thiébaut. Das Buch trägt den Untertitel: Seine Hauptwerke in einer attraktiven Leinenausgabe mit Motiv-Farbschnitt und sechs opulenten Ausklapptafeln. Es ist Band 3 der Reihe.

Der Meister des Wiener Jugendstils und Schöpfer von unvergleichlichen Gesamtkunstwerken, Gustav Klimt, ist bis heute einer der populärsten Künstler. Der Kuss oder etwa Adele Bloch-Bauer wie unzählige seiner wunderbaren Werke faszinieren ein breites Publikum. Dieser atemberaubende Band bietet dem Leser die Gelegenheit, Klimts künstlerisches Schaffen in mehr als 90 hervorragend reproduzierten Werken zu erkunden. Einmalig sind hierbei die Überformat-großen Ausklapptafeln. Berühmte Porträts, Hauptwerke der Wiener Sezession, stimmungsvolle Landschaften, erotische Darstellungen oder auch der faszinierende Stoclet-Fries werden gezeigt. Der aufschlussreiche Text von Philippe Thiébaut bezieht die neuesten Erkenntnisse über Klimt ein und führt den den historischen Kontext vor Augen.

Gustav Klimt (1862-1918) war ein bedeutender österreichischer Maler und gilt als bekanntester Vertreter des Wiener Jugendstils und ist Gründungspräsident der Wiener Secession. Sein einzigartiger Malstil zeichnet sich durch dekorative, ornamentale Elemente und die Verwendung von Gold- und Silberfarben aus und ist bis heute sehr populär. Als Themen malte er weibliche Akte, Porträts und Landschaften. Bekannt wurden besonders die Werke aus seiner "Goldenen Periode", die von 1899 bis 1910 dauerte. In dieser Phase schuf er die Werke "Der Kuss", "Judith I" und "Adele Bloch-Bauer I".

Der edle Leinenband ist bedruckt mit einem Ausschnitt des Gemäldes "Wasserschlangen I." und enthält einen farbigen Motivfarbschnitt. Dadurch wirkt das Buch selbst wie ein Kunstwerk und wird zum luxuriösen Coffee Table Book.

In diesem Bildband hat man die Möglichkeit, sich mehr als 90 beeindruckende Werke anzusehen und sechs Werke anhand der ausklappbaren Doppelseiten aus allernächster Nähe genauer zu betrachten. Hier kommt man den Gemälden "Beethovenfries", " Der Kuss", "Adele Bloch-Bauer I", "Wasserschlangen I und II" und "Die Jungfrau" so nah, wie sonst nie. Dabei hat man die Gelegenheit, die Technik, die beeindruckenden Farben, Ornamente und einzelnen Details genau zu erkunden. Es werden Stationen und Stile des Autors näher vorgestellt, man bekommt einen Eindruck über sein Leben und sein Werk. Doch gerade die Großaufnahmen von Klimts Jugendstilwerken machen diesen Bildband so eindrucksvoll und faszinierend!

Ein wunderbares Schmuckstück mit interessanten Erklärungen zu den Gemälden, eindrucksvollen Großaufnahmen und Informationen zu Klimts Schaffen und Lebensstationen. Gustav Klimts Meisterwerke als besonderes Kunsterlebnis für alle Fans des Jugendstils!

Bewertung vom 16.10.2025
Bhatter, Ina

Drei Tage im Schnee


sehr gut

Kleine, aber feine Lektüre mit Weisheiten des Lebens
Bei Kiepenheuer & Witsch erscheint Ina Bhatters Roman Drei Tage im Schnee.

Hannah ist als Führungskraft täglich beruflichem Stress ausgesetzt, unter der Belastung leidet auch ihr privates Leben. Sie nimmt eine dreitägige Auszeit und wohnt in einem Holzhaus am See. Dort hofft sie, inmitten der verschneiten Natur abschalten zu können und zu sich zu finden.

Sie trifft auf die kleine Sophie, die voller Lebensfreude offen auf Hannah zugeht und ohne Berührungsängste mit Hannah im Schnee spielt und malt, gemeinsam genießen sie heiße, weiße Schokolade und bauen einen Iglu. Sophie zeigt Hannah, wie einfach und sorglos Kinder ihr Leben genießen und das weckt das innere Kind in Hannah.

"Alleinsein und Einsamkeit waren eben zwei komplett verschiedene Dinge. Wir konnten allein sein und doch nicht einsam, dafür aber einsam inmitten von anderen." Zitat S. 135

Mitten im Winter trifft Hannah auf Sophie und während sie Zeit miteinander verbringen, durchbricht Sophie Hannahs kalte Hülle, sie taut immer mehr auf und freut sich auf die Zeit mit Sophie. Durch diese Begegnungen mit dem Kind werden bei Hannah Erinnerungen an ihre eigene Kindheit wach, an Tage mit ihren Freundinnen und an ihre Träume, die sie durch den täglichen Stress nicht weiter verfolgt hat. Besondere Dinge waren ihr früher wichtig, doch diese sind in den Hintergrund gerückt. Beim Lesen bekommt man Gelegenheit über das eigene Verhalten und die eigenen Wünsche im Leben nachzudenken.

Der Erzählstil ist ruhig, stimmungsvoll und wirkt entschleunigend. Die Autorin beschäftigt sich auf achtsame Weise mit der Frage, wie man die Unbeschwertheit aus Kindertagen auch noch im Alltag als Erwachsener ausleben kann. Denn allzu oft verlieren wir im Alltag die eigenen Träume und verfolgen nur Ziele, die uns die Gesellschaft vorgibt und die uns nicht glücklich machen. Meistens ist oft schlicht und einfach keine Zeit, um bestimmte Wünsche zu realisieren und so schieben wir diese Träume vor uns her.

Ich bin gern in die wunderbar geschilderte winterliche Atmophäre eingetaucht und habe die Zeit mit Sophie und Hannah genossen. Sophie öffnet Hannah die Augen, Hannah besinnt sich und findet zu ihren Träumen zurück.

In der Geschichte werden Themen angesprochen, die nun einmal zum Leben als Berufstätige dazu gehören. Es geht um die intensive zeitliche Einbindung bei der Arbeit und um ständige Verantwortung und Leistungsbereitschaft, außerdem um die Vernachlässigung von Familie oder Freunden und um die sinnlose Zeit, die man am Handy verbringt. Aber wie will man da die Grenze ziehen und sich auf eigene Wünsche besinnen? Und welche Ruhephasen gönnen wir uns im täglichen

Das Buch ist eine schöne Anregung, um über das eigene Leben nachzudenken und die privaten Träume und täglichen kleinen Genussmomente nicht aus den Augen zu verlieren.

Bewertung vom 14.10.2025
Baugstø, Line

Evil Grandma


sehr gut

Hat mich wunderbar unterhalten!
Bei Rowohlt Wunderlich erscheint der Roman Evil Grandma der norwegischen Autorin Line Baugstø.

Baugstø stellt uns mit Mona eine Frau vor, die den Generationskonflikt sichtbar macht und ihre Meinung kund tut, auch wenn sie damit aneckt. Aus einer Laune heraus erstellt Mona einen Account in den sozialen Medien, wo sie ihre erboste Meinung publik macht und damit Follower gewinnt, aber auch für Hater angreifbar wird.

"Enkel sind das Dessert des Lebens." Zitat S. 129

Protagonistin ist die 65-jährige, geschiedene Mona, Mutter von zwei erwachsenen Söhnen, die sich ihre letzten schönen Jahre anders vorgestellt hat, als sich der Betreuung ihres Enkelkindes zu widmen.

Als Mona über das kommende Enkelkind informiert wird, kann sie sich nicht groß freuen, ganz im Gegenteil, sie bekommt eine Panikattacke und möchte viel lieber nach Florida reisen und noch etwas erleben. Leider hat das Leben hat noch eine weitere Überraschung parat, die werdenden Eltern ziehen wegen eines Wasserschadens mit in Monas kleine Wohnung und schlüpfen in ihre Rolle als Kinder, die sich bedienen lassen. Eine Zeitlang macht Mona alles mit, aber dann hat sie genug von dem Chaos und sucht sich ein Ventil für ihren Ärger. Sie gründet ihren geheimen Instagram-Account hat: Evilgrandma65 und lässt dort ihren Frust über ihre Schwiegertochter und die hohle Blase der Mama-Influencerinnen raus. Sie erreicht viele Follower, denn ihr Blick auf die junge Generation ist ehrlich, offen und ihre Fotos sind witzig und filterlos ungeschönt. Doch das Ganze hat auch Schattenseiten und Mona muss sich überlegen, wie sie sich gegenüber ihrem Sohn und der Schwiegertochter verhält, um den Kontakt nicht zu verlieren.

Der lebendige Erzählstil lässt sich locker und flüssig lesen. Ich konnte Monas Sichtweise und ihren Frust nachvollziehen und hatte Mitleid mit ihr, weil ihre eigenen Wünsche in der Familie nicht erkannt werden. Ich habe das Gefühl, dass manche Reaktionen etwas auf die Spitze getrieben werden, um der Geschichte die nötige Spannung zu verleihen.

Ich musste mehrfach lachen, konnte Monas Belastung durch die familiären Mitbewohner nachvollziehen und hätte mich gefreut, wenn ihre Partnersuche doch erfolgreicher gewesen wäre. Trotz ihrer eigenen gesteckten Lebensziele kann sie sich am Ende doch mit dem Enkelkind anfreunden und ich denke, sie wird ihre Rolle sehr liebevoll ausfüllen und gar nicht so teuflisch, wie ihr Insta-Name vermuten lässt.

Ein gut erzählter, nachdenklich machender Roman, der sich mit dem Thema "Hotel Mama" beschäftigt und mit seinen Figuren für lustige und satirische Unterhaltung sorgt.

Bewertung vom 13.10.2025
Roig, Catherine

Lago. Die Küche der norditalienischen Seen


ausgezeichnet

Ein herrlicher Genussführer für die Sinne!
Im Prestel Verlag erscheint das umfangreiche Sachbuch Lago. Die Küche der norditalienischen Seen von Catherine Roig mit Food- und Landschaftsfotografien von Emanuela Cino.

In diesem kulinarischen Reisebildband vermitteln Fotografien der Landschaft, Gastronomie und zahlreiche Porträts ein stimmungsvolles Bild von Land und Leuten am Gardasee, Lago Maggiore, Comer See, Iseosee und Lago Di Mergozzo. Die Rezepte entsprechen den lokalen Spezialitäten und es werden exclusive Adressen und Köchinnen vorgestellt, die den Genuss Italiens in ihren Küchen anbieten.

Der Einblick in die Gastronomie der jeweiligen See-Region zeigt bekannte und weniger bekannte Genüsse. Vertreten sind die Klassiker wie Lasagne, Tiramisu und Risotto, aber auch besondere Gerichte und Produkte, die in den Regionen angesiedelt sind.


Dieser prachtvolle Bildband ist ein hervorragender Mix aus ansprechenden Reisefotos und regionalen Rezepten, die dem jeweiligen See zugeordnet werden und macht einfach Lust auf Urlaub.

Vorgestellt werden nahezu 100 authentische Originalrezepte, die den Geschmack Italiens einfangen und so ein Stück Urlaub direkt auf den heimischen Tisch zaubern. Von Antipasti bis Dolce wird die gesamte Bandbreite der verschiedenen Gänge abgedeckt und die Gerichte entsprechen der jeweiligen Region und ihrer traditionellen Küche.

Die Rezepte werden verständlich erklärt, die Foodfotos zeigen die Schritte der Zubereitung, einzelne Produkte oder das fertige Ergebnis und die Zutatenangaben sind übersichtlich. Auf Kalorienangaben oder die Gesamtzeit der Zubereitung wird verzichtet, wer in Italien kocht, achtet weder auf Kalorien noch auf den zeitlichen Einsatz.

Einige spezielle Rezepte :

- Regenbogenforelle, Parmesankräcker und Petersilienpüree mit Zitronensud
- Kastanien-Minestra
- Polentafrikadellen mit Taleggio
- Tagliatelle mit Radicchio und Gorgonzola
- Frittierte Ravioli mit Fleischfüllung
- Hirschcarpaccio mit Äpfeln und Heidelbeeren
- Sciatt
- Steinpilzlasagne
- Auberginenflan mit Tomatensauce
- Torta Delle Rose


Die norditalienischen Seen sind traumhaft schön und schon beim Blättern überkommt mich beim Anblick der fantastischen Aufnahmen der Landschaft eine Sehnsucht nach dieser Gegend Italiens. Und wenn man dann noch die Fotos der Gerichte ansieht, ist man versucht, sofort eine Reise zu buchen oder zumindest in der eigenen Küche zu verschwinden, um ein paar Rezepte nachzukochen. Die verschiedenen Porträts zeigen die Menschen, die als Köchinnen, Fischer, Käser oder Winzer tätig sind und mit ihrer Arbeit die Küche weitgehend prägen.

LAGO ist ein herrliches Genussbuch, das kulinarische Leckerbissen vorstellt und das Flair Norditaliens mit stimmungsvollen Fotos von Land und Leuten feiert und automatisch Urlaubssehnsüchte weckt.

Bewertung vom 11.10.2025
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


weniger gut

Sehr oberflächlich und enttäuschend
In der Reihe "Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte" im Kiepenheuer & Witsch erscheint Marie Benedicts historischer Roman Die Mitford Schwestern.

Zwischen den Weltkriegen sind die sechs Mitford-Schwestern in der politischen, literarischen und gesellschaftlichen Szene Englands berühmt. Nancy ist Schriftstellerin, Diana geht eine Beziehung mit dem Faschisten Oswald Mosley ein und Unity verehrt Hitler und tut alles, um in seiner Nähe zu sein. Diese Konstellation sorgt für familiäre Probleme, denn Großbritannien zieht gegen Deutschland in den Krieg

Die berühmten Mitfordschwestern waren insgesamt sechs sehr unterschiedliche Frauen, von denen ich bisher noch nichts gehört hatte. Deshalb erhoffte ich mir in diesem Roman nähere Informationen über ihr reales Wirken und habe vorab nachgelesen, dass sie zu einer Gruppe junger Adliger gehörten und mit Winston Churchill verwandt waren. In der Geschichte vertreten sind allerdings nur die drei Schwestern Nancy (Ich-Erzählerin und Schriftstellerin), Diana und Unity. Diana und Unity waren Anhängerinnen des Faschismus in England und Nazideutschland und haben die Ideologie fanatisch unterstützt.

Die Handlung dreht sich neben zahlreichen oberflächlichen Szenen und schwelenden Konflikten zwischen den Schwestern und ihren Zeitgenossen ständig um ihre persönlichen Belange und um die Verklärung des Dritten Reiches. Leider hatte Nancy keinen großen Einfluss auf ihre Schwestern und ihre politischen Ambitionen. Ich muss zugeben, auf Dauer wurde mir die Thematik des Faschismus bzw. seiner Verharmlosung einfach zu viel. Positiv ist der flüssige Erzählstil, aber ich habe mich beim Lesen nicht wohl gefühlt und konnte mich auch nicht gut in die Figuren einfühlen. Dadurch habe ich mich durch einige Kapitel hindurch gequält. Wenn ich für einen Roman sehr lange brauche, ist das immer ein schlechtes Zeichen.

Diese Lektüre hinterlässt einen schalen Geschmack und hat mich insgesamt sehr enttäuscht. Meiner Meinung nach sehen starke Frauen anders aus.