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Hoelzchen

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Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 14.08.2025
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


gut

Ein Aufenthalt auf Borkum, zwar zur Kur, doch die Aussicht auf eine gute Zeit und die Verbesserung der körperlichen Situation, machte vielen Eltern die Entscheidung leicht, ihre Kinder, als sogenannte Verschickungskinder auf die Reise zu schicken. Ab den 50er Jahren, bis weit in die 80er Jahre war dies eine gängige Praxis und niemand nahm daran Anstoß, wie es den Kindern damit erging. Erst in den letzten Jahren gibt es mehr und mehr Berichte darüber und die Betroffenen fangen an, über das Erlebte zu sprechen. Eva Völler nimmt sich in ihrem neuen Roman, diesem Thema an. Im Nachwort erfahren wir, dass ein familiärer Hintergrund den Ausschlag für diese Geschichte war. Das Gelesene ist fiktiv und die Personen und Orte sind der Fantasie geschuldet.
Hanna ist Journalistin und ihre Mutter war 1963 ein fünfjähriges Verschickungskind und verbrachte eine sechswöchige Kur auf Borkum. Hanna will nun aufdecken, was damals in dem Heim passierte. Ihre Recherche wird unterstützt mit den Erinnerungen von Sabine, die zeitgleich mit Hannas Mutter auf Borkum war. Zusammen mit ihrer 15jährigen Tochter Katie reist Hanna nach Borkum, der Aufenthalt soll eine Mischung zwischen Urlaub und beruflichen Aktivitäten werden. Wohnen werden sie in der Villa Aurelia, nun ein Luxushotel, früher das Kurheim von Sabine und Hannas Mutter. Doch kaum ist die Protagonistin auf Borkum angekommen, verliert die Autorin das eigentliche Thema immer mehr aus den Augen. Zu viele Nebenhandlungen werden in die Geschichte eingebunden und als Lesende und Lesender schwimmt man orientierungslos mit. So beginnt Hanna eine Beziehung mit dem Inselarzt Ole, dessen Großvater die Heimkinder medizinisch betreut hat. Man muss keine Glaskugel haben, um zu erahnen, dass dieser Arzt eine wichtige Rolle gespielt haben muss. Auch Katie verliebt sich und zwar in Bengt, dem Sohn der Hotelinhaberin. Diese wiederum ist nicht gut auf Hanna zu sprechen. Sie vermutet schlechte Presse für ihr Hotel, wenn Hannas Rechercheberichte an die Öffentlichkeit gelangen. Dann kommt noch ein Mordfall ans Licht, Hanna hat gravierende, gesundheitliche Probleme und natürlich dürfen auch Naziverstrickungen nicht fehlen. Wobei ich erwähnen möchte, dass die schwarze Pädagogik der Nazis ein fester Bestandteil der Erziehungsmaßnahmen in den Kurheimen war. Insofern finde ich schon, dass dieser Handlungsstrang durchaus seine Berechtigung hat. Aber auf die Liebesgeschichten und die gesundheitlichen Probleme hätte ich getrost verzichten können. Das ist leider zu viel und sprengt den Rahmen. Wie bereits erwähnt, ist dabei das Thema der Verschickungskinder in den Hintergrund geraten. Leider kenne ich bislang keine anderen Romane von Eva Völler und kann nicht einordnen, ob dies ggf. ihr Romanstil ist. Nach wie vor finde ich es wichtig, diese ernsten Themen in einen Unterhaltungsroman zu verarbeiten. So wird eine große Zielgruppe erreicht. Das Leid der Verschickungskinder gehört dazu. Die Zahl der Betroffenen ist groß und es ist wichtig, ihnen eine Stimme zu geben. Nach einem zähen Start ins Buch, nahm die Geschichte langsam an Fahrt auf und es gab einige, spannende Momente und ein Lesefluss stellte sich ein. Die Idee mit den Tagebucheintragungen finde ich sehr gut und gibt dem Roman ein Gerüst. Leider konnte mich das Buch aus den genannten Gründen nicht komplett überzeugen und daher schwanke ich zwischen drei und vier Sternen Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.08.2025
Collins, Tessa

Die Nelkentochter / Die Blumentöchter Bd.3


ausgezeichnet

Wenn man gerade keine Zeit hat zu reisen oder sich vielleicht nicht traut, dann einfach einen Roman von Tessa Collins lesen. Auch mit ihrem dritten Band aus der Reihe der „Blumentöchter“ schafft sie es, uns andere Länder und Kulturen näher zu bringen. In ihrem neuen Roman „Die Nelkentöcher“ entführt sie uns ins exotische Sri Lanka, früher bekannt als Ceylon. Die 25jährige Lali lebt in Cornwall und wurde von ihrem Vater alleine großgezogen. Ihre Mutter hat die Familie früh verlassen, ist in ihre Heimat nach Sri Lanka zurückgekehrt und hat den Kontakt komplett abgebrochen. Nun ist die Zeit gekommen und Lali möchte ihre Mutter kennenlernen. Hals über Kopf reist sie nach Sri Lanka, ohne zu wissen, was sie dort erwarten wird. Die Wiedersehensfreude ist groß, doch Lalis Mutter ist besorgt, denn angeblich gibt es einen Fluch, der die Frauen der Familie seit Generationen heimsucht. Viele Frauen sind früh verstorben und Lalis Großmutter ist in den Wirren des Bürgerkrieges in den 1980er Jahren spurlos verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Als Leserin ahnt man schon, welchen Verlauf die Handlung nehmen wird. Doch das trübt nicht die Lesefreude. Auch hier greift Tessa Collins das bewährte Konzept der zwei Zeitebenen auf. So erfahren wir in Rückblenden, was Lalis Großmutter widerfahren ist und in der Gegenwartsebene verfolgen wir Lalis Besuch auf Sri Lanka. Die Autorin versteht es, Emotionen zu übermitteln und beschreibt wunderschön die Farben und Erlebnisse die auf Lali einströmen. Auch lässt sie uns an Land, Leute, Kultur und historischen Begebenheiten teilhaben. Doch spart sie auch die schlimme Entwicklung des Bürgerkriegs nicht aus. Dieser ist mir zwar noch in Erinnerung, doch weiß ich wenig darüber. Somit habe ich wieder etwas dazugelernt. Wie schon in den Vorgängerromanen hat Tessa Collins sympathische Protagonisten geschaffen und die 496 Seiten vergehen wie im Flug. Die Autorin gibt ihren Romanen immer wieder neue Impulse. So werden hier selbstgeschriebene Gedichte von Lalis Mutter eingeschoben. Hier wäre weniger mehr gewesen und ich hätte darauf verzichten können, doch finde ich die Idee an sich charmant. Wer bislang noch nicht den Wunsch verspürte nach Sri Lanka zu reisen, wird es nach dieser Lektüre auf alle Fälle wollen. Ich wäre einem Besuch nicht abgeneigt und auch die von Lali hoch gelobten ayurvedischen Behandlungen klingen interessant. Nun freue ich mich auf den nächsten Band und spreche eine absolute Leseempfehlung aus. Neueinsteiger dieser Reihe werden sich sofort zurechtfinden, denn die Romane können unabhängig von einander gelesen werden.

Bewertung vom 06.08.2025
Metzenthin, Melanie

Wer ins Licht treten will


ausgezeichnet

Die gesellschaftlichen Gedanken und auch die Regeln und Gesetzte unterschieden sich in den 50er Jahren deutlich zu dem Leben, wie wir es heute kennen. Zum Glück gab es Wandel und Veränderungen. Melanie Metzenthins neuer Roman „Wer ins Licht treten will“, führt uns zurück ins Jahr 1959. Gerade das Frauenbild war in der Gesellschaft anders geprägt. Dies greift die Autorin in diesem Fortsetzungsroman wunderbar auf. Die Protagonistin ist weiterhin Renate. Sie arbeitet als Assistenzärztin in der Psychiatrischen Klinik in Hamburg Ochsenzoll, mittlerweile auf der Frauenstation. Zwei Patientinnen Schicksale stehen hier im Vordergrund. Eine Frau kämpft gegen die Gewässerverschmutzung, dieses Aufbegehren wurde sofort geahndet und hat sie die die Psychiatrie gebracht. Nach unseren heutigen Wertvorstellungen unfassbar, doch damals fehlte noch die Sensibilisierung für den Umweltschutz. Die zweite Patientin musste Gewalt in der Ehe erleiden und hat sich ihrem Mann gegenüber zur Wehr gesetzt. Auch hier war die Gesetzgebung eine andere, Vergewaltigung in der Ehe war kein Strafbestand. Die Ehefrau musste sich dem Mann unterordnen. Es hat noch viele Jahre gedauert, bis hier die Gesetzte verändert wurden. Auch im familiären Umfeld gibt es bei Renate einige Veränderungen. Ihr Verlobter Matthias muss seine Lebensplanung neu entwerfen und Renate muss mit viel Feingefühl neue Wege aufzeichnen. Matthias Familie erhält Besuch aus den USA, der jedoch alte Familienkonflikte aufkochen lässt. Von Renate erhofft man sich als Mediatorin Unterstützung. Und dann ist da noch Renates Onkel, welcher Renate nach dem frühen Tod ihrer Eltern adoptiert hat. Er gibt das Geheimnis seiner Homosexualität preis. Renate geht mit dieser Offenbarung locker um, doch weiß sie, dass Homosexualität als Straftat gilt und ihr Onkel vorsichtig sein muss. Wie man sieht, viele Handlungsstränge. Aber Melanie Metzenthin versteht es perfekt, diese ineinanderfließen zu lassen und sie bilden den Zeitgeist sehr gut ab. Es macht einfach Spaß, dieser Geschichte zu folgen und das Leben dieser Zeit mitzuerleben. Historische Personen beleben die Handlung. Übrigens, diese Geschichte ist ein Spinn-off der Reihe „Die Hafenschwester-Saga“. Einige Figuren aus dieser Reihe haben hier kleine Gastauftritte und runden das Gelesene wunderbar ab. Ich finde diese Idee sehr gelungen und die Autorin hat auch schon in ihren anderen Romanen dieses Mittel eingesetzt. Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen und schafft eine Verbindung. Nichts desto trotz kann dieser Roman unabhängig von anderen Teilen gelesen werden. Ich hoffe sehr auf eine weitere Fortsetzung, denn die Protagonisten sind mir gute Freunde geworden und ich bin neugierig wie das Eheleben Renate und Matthias bekommen wird. Gern spreche ich eine absolute Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 27.07.2025
Feilitzsch, Hanna von

Der letzte Ouzo (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Da mir bereits der Griechenlandroman „Bittersüße Mandeln“ von Hanna von Feilitzsch sehr gut gefallen hat, war ich neugierig, ob sie auch Krimi kann. Ja, sie kann. Wie schon der Titel vermuten lässt, geht es wieder nach Griechenland. Dieses Mal auf die Kykladeninsel Paros. Dorthin verschlägt es die Polizistin Christina. Früher hat sie in Athen gearbeitet und ist dann mit Mann und Kindern nach Deutschland gezogen. Nun sind die Kinder erwachsen, ihr Mann hat ein tolles Jobangebot in Saudi-Arabien angenommen, sie führen nun eine Fernbeziehung und Christina orientiert sich auch beruflich neu. Paros ist ihr vertraut. So lebten einst ihre Großeltern hier. Der Einstieg ins Kollegenteam verläuft leider nicht so harmonisch wie gewünscht. Die männlichen Kollegen stehen ihr skeptisch gegenüber. Kurz nach Christinas Ankunft schreckt ein Mord an die Inselbewohnerin Lena Paros auf. Schnell ist ein Täter in Visier genommen: Dragos der Ehemann. Christina glaubt nicht an seine Täterschaft, doch sie wird nicht ins Ermittlerteam geholt. Also ermittelt sie verdeckt und bringt sich dabei in große Gefahr. Am Ende klärt sich Dank Christinas Einsatz das Verbrechen auf und weitere Taten kommen ans Licht. Das 464 Seiten umfassende Buch ist bereits im November 2023 erschienen. Der Einstieg gelingt leicht. Christina ist eine sympathische Frau und es macht großen Spaß, sie auf der Insel zu begleiten. Die Inselbeschreibungen werden so wunderschön abgebildet, so dass sofort der Wunsch entsteht, diese Insel zu besuchen.
Es gibt viele Figuren in diesem Buch. Ich habe die E-Book Ausgabe gelesen, leider fehlt hier das Personenregister, welches dem gedruckten Buch beigefügt ist. Ich empfehle unbedingt eine Nachbesserung. Zu Beginn hatte ich Schwierigkeiten, den Überblick zu bewahren und die vielen Personen zuzuordnen, zumal mir die griechischen Vornamen nicht geläufig sind. Auch die eingeschobenen Absätze zu Violas Gedanken, würde ich besser kenntlich machen.
Die Geschichte ist raffiniert aufgebaut und spannend angelegt. Den mittleren Teil hätte man meiner Meinung nach kürzen können, aber dann im letzten Drittel, nimmt die Handlung deutlich an Fahrt auf. Alles in allem habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Ich lese wenig Krimis und dieser trifft ganz eindeutig meinen Geschmack, gerne spreche ich eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 27.07.2025
Teige, Trude

Wir sehen uns wieder am Meer


ausgezeichnet

Selten trifft ein Buchtitel genau den Romaninhalt. Hier ist es perfekt. Das Buchcover zeigt drei lachende junge Frauen, die sich an den Händen halten, im Hintergrund das Meer. Was die Leserschaft noch nicht weiß, sie haben es geschafft, dunkle Zeiten zu überwinden und ein Wiedersehen ist geglückt. Wer, wie ich, die beiden Vorgängerromane dieser Trilogie kennt, kann die Situation einordnen. Im vorliegenden dritten Teil steht Birgit im Mittelpunkt. Theklas beste Freundin. Die Handlung setzt im zweiten Weltkrieg an. Norwegen ist von Nazi-Deutschland besetzt worden, Birgit ist von Oslo nach Bodo gezogen, um dort als Krankenschwester zu arbeiten. Sie muss einen schweren Verlust verarbeiten, hat sie doch gerade ihren russischen Sprachlehrer verloren, der zudem ihr Freund war. Ihre Russischkenntnisse kommen ihr nun zu Gute. Denn zusammen mit Kollegen und Kolleginnen leistet Birgit verdeckten Widerstand gegen das Naziregime. Die Deutschen haben viele osteuropäische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen nach Norwegen gebracht. Diese müssen harte Arbeiten verrichten, die Lebensumstände sind schlecht, die Wohnverhältnisse prekär und alle Lagerbewohner und Lagerbewohnerinnen leiden unter Mangelernährung. So kommt es, dass Birgit auf die 16jährige Ukrainerin Nadia trifft. Die beiden freunden sich an und Birgit verliebt sich in einen Deserteur. Eine Liebe die unter keinem guten Stern steht. Als der Krieg endlich zu Ende ist, bleibt Nadia in Norwegen und Birgit orientiert sich beruflich neu. Sie nimmt eine Stelle im Außenministerium an, wird nach Russland versetzt und hofft dort ihre verlorene Liebe wiederzutreffen. Diese Entscheidung bringt sie in große Gefahr. Sie kehrt nach Norwegen zurück und ihre beste Freundin Thekla ist diejenige, die fest an ihrer Seite steht und dafür sorgt, dass Birgit den Weg ins Leben zurückfindet. Eine Freundschaft, die ein Leben lang halten wird. Der Roman endet in den 50er Jahren.
Dieses Buch kann unabhängig von den bereits erschienen Teilen gelesen werden. Empfehlenswert ist natürlich die gesamte Trilogie. Denn die Situation Norwegens im 2. Weltkrieg, wurde bislang leider viel zu wenig Beachtung geschenkt. Die Dankesworte der Autorin am Romanende, geben wichtige Informationen zur Entstehung des dritten Teils. Die Handlung ist fiktiv, doch viele Fakten sind historisch belegt und die Figuren orientieren sich an gelebte Charaktere. Das macht diesen Roman zu einem besonderen Leseerlebnis. Ein Lesefluss stellt sich sofort ein. Die Kapitel tragen Orts- und Datumsangaben als Überschrift, so kann man der Handlung gut folgen. Trude Teige versteht es, mit ihren Beschreibungen uns Orte und Personen nahe zu bringen. Ihr Augenmerk liegt auf den Frauen, die während des Krieges an Stärke gewannen und über sich hinauswuchsen. Mit dieser Trilogie bringt uns die Autorin das Leben ihrer Landsleute während der Kriegszeit näher. Dafür gebührt ihr ein großer Dank, denn vieles ist uns, der Nachfolgegeneration, nicht bekannt. Eine absolute Lese- bzw. Hörempfehlung. Denn auch als Hörbuch, gelesen von der sympathischen Sprecherin Yara Blümel, werden die Emotionen perfekt übermittelt.

Bewertung vom 24.07.2025
Caspian, Hanna

Schwestern des brennenden Himmels


ausgezeichnet

Ein Roman, der historische Ereignisse mit einer fiktiven Geschichte verknüpft, verlangt dem Autor oder der Autorin so einiges an Recherche und Wissen ab. Hanna Caspian zeigt mit ihrem neuen Roman „Schwestern des brennenden Himmels“, dass sie dieses Genre perfekt beherrscht.
Der zweite Weltkrieg hat in Europa sein Ende gefunden. Deutschland wurde besiegt und ist am Boden. Die Siegermächte treffen sich in Deutschland, um miteinander zu verhandeln, wie es mit dem Land weitergehen soll. Die geschichtsträchtige Potsdamer Konferenz findet statt. Und hier setzt der Roman an. Die Autorin vermittelt viele Fakten rund um dieses Treffen. Ich gebe zu, viel Neues gelernt zu haben. Sicherlich ist dies auch meinem über 40 Jahre zurückliegenden, nicht zufriedenstellenden Geschichtsunterricht in der Schule geschuldet. Ich bin immer wieder dankbar, dass ich durch Unterhaltungsromane mein Wissen erweitern kann.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Ann. Die 23jährige lebt mit ihren Eltern in London, war während des Krieges Flakhelferin und ist nun Mitglied des britischen Frauenkorps ATS und sie ist nun mit ATS nach Potsdam gekommen. Die Frauen sollen dafür sorgen, dass die Unterkünfte der Konferenzteilnehmer sauber und tadellos ausgestattet sind. Das Ann eine Deutsche ist, weiß niemand. Sie ist bereits 1934 mit ihren Eltern aus Deutschland geflohen. Genauere Hintergründe bleiben der Leserschaft erst einmal verborgen. Ann hat eine Mission. Ursprünglich aus Potsdam kommend, will sie ihre verschollenen Cousinen, Cousins, Tanten und Onkel wiederfinden. Das sie dabei Hilfe braucht erkennt sie sofort. Die Städte sind zerstört und nicht mehr wiederzuerkennen. Berlin und Potsdam sind bereits von den Alliierten in Sektoren eingeteilt und besetzt und ein einfaches Passieren ist nicht möglich. Mit ihrer Ankunft lernt Ann den amerikanischen Soldaten Jackson kennen. Zu Beginn hofft sie nur, ihn als Fahrer gewinnen zu können. Doch schon nach kurzer Zeit entwickelt sich mehr zwischen den beiden. Für Ann wird es immer schwieriger, ihm gegenüber ihrer wahren Identität zu zeigen. Auch bringt sie sich immer wieder in brenzlige Situationen und läuft Gefahr aufzufliegen, denn um ihre Deutschkenntnisse wissen alle Bescheid.
Der Roman hat verschiedene Handlungsstränge und die Autorin verknüpft diese perfekt miteinander. Es geht nicht nur um die Potsdamer Konferenz und der Beziehung zwischen Ann und Jackson. Es geht auch um die vielen Frauen, die mit den Folgen des Krieges leben mussten. Vergewaltigungen, Depressionen, Suizide waren an der Tagesordnung. Dann noch die Sorge der Lebensmittelversorgung, Wohnraum zu finden und die Kinder am Leben zu erhalten. Wieder einmal wird mir bewusst, wieviel diese Generation durchgemacht hat und sie verdient großen Respekt. Wir profitieren noch heute davon, dass sie es waren, die unser Land aufgebaut haben. Romane wie dieser sind so wichtig, denn sie halten die Erinnerung wach. Hanna Caspian trägt dazu bei. 400 Seiten voller Wissen und Informationen, in vier Teile gegliedert, sowie kurzen Kapiteln und mit Datumsnennung, lassen sich einfach lesen. Spannung garantiert. Das Buch erscheint genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn 80 Jahre sind vergangen, dass über Deutschland entschieden wurde. Diese Konferenz war Zukunftsentscheiden für unser Land. Andere Konferenzteilnehmer hätten andere Entscheidungen getroffen. Das Gelesene wird noch lange in mir nachhallen und ist eine absolute Leseempfehlung

Bewertung vom 20.07.2025
Rebanks, Helen

Die Frau des Farmers


gut

Dieser Roman ist das Debüt von Hellen Rebanks. Sie lebt mit Ehemann und vier Kinder auf einem Bauernhof in Großbritannien. Selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen, war es nie ihr Plan Bäuerin zu werden. Sie hat Kunst studiert, doch leider ergab sich für sie nie die Gelegenheit in diesem Metier zu arbeiten. Schon als junge Erwachsene hat sie ihren Mann James kennengelernt, dessen Wunsch es war, einen eigenen Hof zu bewirtschaften. So fiel ihr die Rolle der Bäuerin zu, die sie gerne angenommen hat, wie sie in ihrem Roman immer wieder betont. Der Klappentext suggeriert, dass das Leben auf dem Bauernhof im Vordergrund stehen wird. Leider geht es hier eher um die Biografie der Autorin und wir erfahren fast ihr ganzes Leben, auch Dinge, die wir vielleicht gar nicht wissen wollen. Ehrlichkeit hin oder her, bis ins kleinste Detail erfahren wir über ihre Jugend, ihr Leben nach dem Studium, Schwangerschaften, Eheproblemen und die Schwierigkeiten, Haushalt, Kinder und Renovierungen unter einem Hut zu bringen. Das muss nicht unbedingt schlecht sein und an einigen Stellen habe ich Helen Rebanks auch für Ihre Offenheit und Ehrlichkeit bewundert, aber ich habe einfach etwas anderes erwartet. Der Roman ist unterteilt in vier Tagesabschnitten, doch diese Einteilung erschließt sich mir nicht wirklich. Auf wenigen Seiten wird der gegenwärtige Tagesablauf der Familie erwähnt, also dass was ich eigentlich erwartet haben, doch dann verlässt die Autorin diese Handlungsebene und driftet ab in die Vergangenheit. Das hat mich anfangs verwirrt und es dauerte bis sich ein Lesefluss bei mir einstellte. Die eingebundenen Rezepte sind optisch gut abgebildet und lockern das Gelesene auf und auch die Illustrationen finde ich sehr gelungen und charmant. Zum Ende hin beschlich mich der Eindruck, dass Helen Rebanks ihre Leserschaft missionieren möchte. Immer wieder das Mantra der gesunden Ernährung und das, so kam es mir vor, belächeln von Vegetarismus. Ich als Vegetariern fühlte mich schon angegriffen. Ferner störten mich einige widersprüchliche Aussagen, aber sei es drum. Menschen verändern sich, und so auch die Meinungen. Die 400 Seiten sind nett zu lesen, aber mehr auch nicht. Bei mir sprang leider nicht der Funke über, da hilft auch das wunderschön gestaltete Buchcover nicht.

Bewertung vom 17.07.2025
Knecht, Doris

Ja, nein, vielleicht (eBook, ePUB)


sehr gut

Schon der vorherige Roman von Doris Knecht hat mir gut gefallen. Umso erfreuter war ich, hier wieder auf die gleiche Protagonistin zu treffen. Erzählt wird eigentlich keine fließende Geschichte. Es ist vielmehr eine Aneinanderreihung von Alltagserlebnissen, die einer Frau Ende fünfzig widerfahren. Da geht es um einen schmerzenden Zahn, um das Wiedersehen eines alten Liebhabers, von dem sich die Protagonistin mehr als Freundschaft erhofft, aber vielleicht doch nicht, um das Single-Dasein, um Familie und um die Erkenntnis, dass wahre Freunden sich in Krisensituationen zeigen. Die Kapitel sind kurz und Doris Knecht ist eine gute Beobachterin des Lebens. Sie versteht es, unseren Alltag perfekt zu erzählen und abzubilden. Mir gefällt diese Authentizität und die Tiefe, sie sie in einem modernen und flüssigen Schreibstil vermittelt. Ich habe mich wieder gut unterhalten gefühlt und oft stellte sich der „genauso ist es“ Moment ein. Vermutlich will ich im ähnlichen Alter der Protagonistin bin und schnell eine Verbindung zur Figur aufbauen konnte. Eine jüngere Leserschaft wird hier vermutlich nicht abgeholt. Deshalb empfehle ich diesen Roman für Lesende ab 40+ gerne weiter.

Bewertung vom 17.07.2025
Maiwald, Stefan

Die Porzellanmanufaktur - Zerbrechlicher Frieden (MP3-Download)


sehr gut

Ein Hörbuch steht und fällt mit dem Sprecher bzw. Sprecherin. Nils Kretschmer hat diesen Roman eingelesen und seine Stimme passt perfekt zur Geschichte. Auffallend ist, wie wandelbar sie ist, deutlich daran zu hören, wenn es um Akzente und Dialekte geht. Man hört ihm einfach gerne zu. Nun aber zum Roman. Tatsächlich fand ich den Beginn langatmig, es passierte nicht viel und es gab umfangreiche Personenbeschreibungen. Ich hatte Befürchtungen, dass es 10 Stunden langweiliger Hörgenuss werden könnten. Doch schon nach kurzer Zeit stellte sich dann ein Hörfluss ein und die Vielseitigkeit dieses Romans tat sich auf. Im Mittelpunkt stehen die beiden jungen Schwestern Marie und Sophie Thalmeyer. Sie sind Erbinnen einer Porzellanmanufaktur. Ihr älterer Buder ist auch nach Ende des Krieges noch nicht aus Russland zurückgekehrt. Der Buchtitel lässt vermuten, dass die Manufaktur im Mittelpunkt des Geschehens steht, doch dem ist nicht so. Dem Autor gelingt es hervorragend, die gesamte Lebenssituation nach dem Ende des 2. Weltkrieges in Deutschland abzubilden. Auch im gesamten weiteren Verlauf des Romans bedient er sich um ausführliche Personenbeschreibungen, doch diese habe ich dann nicht mehr als langatmig empfunden, denn ich habe erkannt, dass all diese Informationen wichtig sind, um das gesamte Konstrukt an Handlungen zu verstehen. Mit großem Interesse habe ich auch die vielen, authentischen Fakten wahrgenommen, die Stefan Maiwald spielend einfließen lässt, wie Fußballereignisse und die Einführung der Deutschen Mark 1949, um nur zwei Beispiele zu nennen. Der Zeitgeist wird perfekt eingefangen. Die verschiedenen Charaktere der Protagonisten halten den Roman lebendig und es bereitete mir eine große Freude zuzuhören. Raffiniert ist auch der Cliffhanger am Ende des Romans. Natürlich will ich nun wissen, wie es weitergehen wird und ich bin gespannt auf die beiden weiteren Bände der Trilogie. Wer gerne historische Unterhaltungsromane liest oder hört, wird an dieser Reihe Vergnügen haben und von mir gibt es 4 Sterne Leseempfehlung.

Bewertung vom 13.07.2025
Günther, Ralf

Ein grenzenloser Sommer


ausgezeichnet

In den 1980er Jahren waren Kreuzfahrten noch eine elitäre Reiseart und nicht für die breite Masse ausgerichtet. Die Frankfurterin Sabine ist Anfang 20 und wird von ihrer Tante Hilde zu einer Ostsee-Kreuzfahrt eingeladen. Das Schiff: die MS Arkona. Ein Schiff, welches dem westdeutschen Fernsehpublikum als Traumschiff Astoria bekannt ist. Nun gehört es der DDR und um Devisen ins Land zu holen, wird es temporär an einen westdeutschen Reiseveranstalter verchartert. So kommen Sabine und Hilde an Bord. Junge Gäste gibt es kaum, denn die Reisepreise sind hoch und das Publikum sehr speziell. Ronnie, auch Anfang 20 aus Dresden, ist ein einfacher Steward. Schon am ersten Reisetag fühlt er sich zu Sabine hingezogen und auch bei Sabine springt schnell der berühmte Funke über. Gemeinsame Treffen sind allerdings schwierig, denn die DDR lässt keine intensive Westkontakte zu. Hilde spürt sofort die Zuneigung der beiden und hilft wo sie kann. Dabei plaudert sie aus ihrem Leben und dieses Wissen bringt Ronnie in große Gefahr. Nach Reiseende geht das gewohnte Leben seinen Gang. Sabine kehrt zurück nach Frankfurt, Ronnie bleibt auf dem Schiff, welches nun wieder ostdeutsche Gäste an Bord hat und somit eine andere Stimmung gibt. Sabine und Ronnie fällt es schwer, einander zu vergessen. Hilde schmiedet einen Plan, aber auch Ronnie ist nicht untätig und hat eine Entscheidung getroffen, die das Leben verändern wird.
Der neue, 300 Seiten umfassende Roman von Ralf Günther, ist viel mehr als ein Liebesroman, wie man zunächst vermuten mag. Schon das Buchcover, der Himmel dominiert, denn er ist grenzenlos, genauso wie die Liebe zwischen Sabine und Ronnie und der Titel machen neugierig aufs Buch. Der Einstieg in die Geschichte gelingt schnell und sofort stellt sich ein Lesefluss ein, welches auch den authentischen Figuren geschuldet ist. Mir gefällt die Gliederung sehr gut. So begleiten wir Ronnie auf drei seiner Reisen und lernen die Besonderheiten kennen. Der Zeitgeist und die Stimmung der 80er Jahre sind perfekt eingefangen und auch die politischen Hintergründe rund ums Schiff bleiben nicht unerwähnt. Man lernt einiges dazu, denn die Wiedervereinigung ist mittlerweile 35 Jahr her und vieles ist in Vergessenheit geraten bzw. ist der nachwachsenden Generation nicht bekannt. Dieser Roman ist ein Potpourri aus Erinnerungen, welche uns schnell durchs Buch tragen und auch der moderne Schreibstil hat seinen Anteil daran. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und empfehle diesen Roman allen, die dieses Genre mögen. Unterhaltung und Wissensvermittlung, eine perfekte Mischung. Von mir gibt es 5 Sterne Leseempfehlung.