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Buch_puttel
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Neuruppin

Bewertungen

Insgesamt 163 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2025
Mustard, Jenny

Beste Zeiten


sehr gut

Ich habe das erste Buch der Autorin sehr gemocht, auch dieses hier mochte ich gern.
INHALT
Eine junge Frau, Anfang 20, geht zum studiere nach Stockholm. Ein Mädchen, die in einer Kleinstadt lebte, in der Schule nicht viel Anhang fand, plötzlich in einer großen Stadt. Die Unsicherheiten der jungen Frau, kann man lesen und fühlen. Ein Leben zwischen Uni, Männern und Freundschaften. Ein Buch in das man eintaucht und sich vielleicht an seine eigene Reise erinnert.

EINDRUCK UND FAZIT
Ich mag den Schreibstil von Jenny Mustard, die Charaktere ihrer Protagonisten und die sanften Geschichte, die nicht viel Drama beinhalten und dennoch tief berühren können. In vielen Sichtweisen und Handlungen habe ich mich gut an meine eigene Jugend und Studienzeit erinnern können und bin hin und wieder etwas in Gedanken gewesen. Das Buch ist unaufregend - aufregend. (Vielleicht wisst ihr was ich meine). Ein wunderbares Buch über das Erwachsenwerden und allem was dazu gehört.

Bewertung vom 21.09.2025
Pustet, Julia

Alles ganz schlimm


sehr gut

INHALT
Klappentext und Cover sind super! Zu Beginn eine spannende Einleitung - es geht um Susanne. Eine junge Frau, die immer wieder in schwierige Beziehungen gelangt, sowohl in Paarbeziehung als auch Freundschaften. Sie schreibt einen Text zu ihrem Leben als Prostituierte, ihre Freundin Stella stibitzt ihn und gibt ihn als ihren eigenen aus. Als rauskommt, dass Stella ihn nicht geschrieben hat, beginnt ein Shitstorm; Stella suizidiert sich. Susanne fängt in der Psychiatrie an ihr Leben zu überdenken. Es geht um die Auswirkungen von Nachrichten und Hetzkampagnen in den sozialen Netzwerken, was richtigen sie kurz - und langfristig für die Opfer an.

EINDRUCK UND FAZIT
Inhalt und Text holen mich nach wie vor ab, allerdings fand ich das Buch ziemlich schwer zu lesen. An einigen Stellen blieben Dinge unklar, ich habe einige Kapitel fast gar nicht in den Zusammenhang bringen können. Man muss dran bleiben, es ist kein Buch für "nebenbei", wobei dieses Thema ohnehin kein Thema für nebenbei ist. Ich mochte Susanne als Protagonistin irgendwie, auch wenn ich sie an der einen oder anderen Stelle gern geschüttelt hätte. Die innerliche Zerrissenheit kann man spüren und lesen. Eine junge Frau die kaum Rückhalt und Trost findet, auf sich allein gestellt ist und bleibt. Ein gesellschaftlich relevantes Thema, schwierige Kost und dennoch lesenswert. Ein sehr intensives Erlebnis - bitte nicht vom Cover blenden lassen.

Bewertung vom 21.09.2025
Engler, Leon

Botanik des Wahnsinns


ausgezeichnet

Mein Jahreshighlight 2025! Noch ganz benommen von der wundervollen Lesung bin ich direkt in das Buch gestartet - und habe es in einem Rutsch gelesen. Ich liebe Bücher nach einer Lesung zu lesen, denn dann liest man es mit der Stimme des Autors. Und in diesem Fall auch mit der Musik!
"Der Unterschied zwischen normal und unnormal? Oft willkürlich." S. 74

INHALT
Es geht um einen jungen Mann, Noel sollte er heißen (und durfte nicht), weshalb man den Namen einfach umdrehte. Leon ist Sohn und Enkel seiner psychisch kranken Eltern und landet selbst in der Psychiatrie. Nicht als Patient, sondern als Therapeut. Er beschreibt sein Leben in und außerhalb der geschlossenen Wände, ergründet seine eigene Herkunft und versucht einen groben Ausblick in die Zukunft zu suchen, finden und vielleicht auch zu verändern. Denn eines ist klar: die Gene des "Wahnsinns" trägt er mit hoher Wahrscheinlichkeit in sich.

"Endlich lande ich in der Psychiatrie. Es ist ganz unspektakulär. Keine Polizei, kein Krankenwagen, keine abgeschnittenen Krawatten. Ich nehme einfach den Bus." S. 49

EINDRUCK UND FAZIT
Dieses Buch inspiriert mich von Beginn bis Ende, ich finde die Idee einfach ganz wundervoll. Von der Umsetzung ganz zu schweigen.

"Die eiskalte Einsamkeit, der sogenannten Schizophrenen, ist nicht vorstellbar. Sie sind allein. Es ist nicht nur ein Bauernhof am Rand der Welt, auf dem sie leben. In ihrer Welt, in ihrer Wirklichkeit lebt tatsächlich kein anderer. Wir können zuhören, doch wir haben keinen Zugang, denn wir glauben ihnen nicht." S 89
Leon Engler schreibt in einer unglaublichen Intensivität und Eindringlichkeit, dass es mir oft die Sprache verschlug. Ein unglaublich besonderes und wichtiges Buch!
Nicht nur, weil es so auch der Realität entsprechen könnte, sondern, man auch noch unglaublich viel lernt.
Unbedingt lesen!

Bewertung vom 21.09.2025
Dröscher, Daniela

Junge Frau mit Katze


sehr gut

INHALT
Die Fortsetzung des ersten Buches „Lügen über meine Mutter“. Eine erfolgreiche junge Frau und Tochter - kurz vor der Verteidigung ihrer Doktorarbeit. Das ist aber noch nicht alles, denn: Ela hat Schmerzen. Überall und ständig woanders. Bildet sie sich diese ein? Sind sie wirklich da? Und wie soll sie nur alles unter einen Hut bekommen? Dieser Stress, Druck und die gesellschaftliche Erwartung machen Ela zusätzlich krank.

EINDRUCK UND FAZIT
Puh, da war viel los in diesem Buch. Und dann auch wieder nicht, es plätscherte so vor sich hin - von einer Arztpraxis in die nächste. Das Gute: ich kenne das sehr gut. Nicht ernstgenommen zu werden - und dennoch chronisch krank zu sein. Hilfe zu wollen - und brauchen - aber auf taube Ohren und verschiedene Diagnosen zu stoßen.
Die zentralen Themen: als Frau nicht ernst genommen zu werden, falsche Verantwortungsgefühle gegenüber der Mutter und die berufliche Überlastung, hat Dröscher ganz wunderbar in Szene gesetzt. Es ist kein Buch mit Happy End - man wurschtelt sich so durch. Am Ende bin ich dennoch zufrieden. Mich hat der Roman abholen und begeistern können. Ich mag den unaufgeregten Schreibstil - eins lesenswerte Geschichte.

Bewertung vom 21.09.2025
Vego, Kristin

Spät am Tag


sehr gut

Dieses Buch kam zur richtigen Zeit, es passte für mich super in den Spätsommer und hat mich sehr berührt.
INHALT
Das Buch spielt heute und die Protagonistin blickt in die Vergangenheit zurück. Johanne erinnert sich und nimmt uns Leser*innen mit. Mit in das Haus, welches Mikael gehört und in dem er mit seiner Tochter lebt. Johanne sucht ein Zimmer zum schreiben, sie zieht in dieses Haus ein. Mikael und sie kommen sich näher, aber die Exfrau ist immer präsent. Auch wenn sie nicht im Haus wohnt, stört sie die Nähe der beiden ständig. Am Ende bleibt Johanne allein zurück.

EINDRUCK UND FAZIT
Dieses Buch ist so still und zart, und dennoch ganz tief bewegend. Das Kennenlernen der beiden zu begleiten, ist fast so, als schaue man durch eine Scheibe und beobachte sie. Man verliebt sich mit, man ist dabei. Eine Beziehung beschrieben in all ihren Einzelheiten. Ganz wunderbar. Wenn dann nicht die kleinen Störungen durch die Ex Frau wären. Mit dem Ende habe ich nicht gerechnet, es hat mich sehr berührt und bewegt. Ein ganz wundervolles Buch, welches ich gern empfehle!

Bewertung vom 21.09.2025
Izquierdo, Andreas

Über die Toten nur Gutes / Ein Trauerredner ermittelt Bd.1


sehr gut

INHALT
Dieses Buch gefiel mir schon vom Cover und Titel, was witzig klingt - ist es auch. Ich musste bereits auf den ersten Seiten wirklich schmunzeln. Mads Madsen soll als Trauerredner für einen alten Kumpel sprechen. Die beiden haben sich Jahre nicht gesehen, sodass Mads zu recherchieren beginnt. Als dann noch rauskommt, dass Patrick nicht einfach so starb, sondern ermordet wurde, nahm der Krimi (oder ist es ein Unterhaltungsroman?) Fahrt auf.

EINDRUCK UND FAZIT
Zu Beginn schmunzelte ich häufiger, fand die Story und das drum herum ganz witzig. Die Idee einen Trauerredner mit ermitteln zu lassen, fand ich originell und durchaus unterhaltend. Ich bin im Verlauf des Buches mit Mads warm geworden, aber irgendwie fehlte mir was. Ich kann das gar nicht genau benennen, vielleicht weil das erste Buch erst der Auftakt war und Charaktere noch feiner gezeichnet werden? Das Buch wechselt zwischen Witz, Ernst und Witz, manchmal ist es auch zu viel des Guten und etwas drüber. Aber das ist jetzt meckern auf hohem Niveau. Der Roman ist unterhaltsam und lesenswert! Eine spannende Mischung auf Unterhaltung und Krimi. Bin gespannt, wie es weitergeht.

Bewertung vom 15.09.2025
Harwicz, Ariana

Kopflos


sehr gut

Dieses Buch kostet genau so viel Kraft, wie das erste "Die, my Love". Es ist einfach eine Mischung aus Fantasie und Wahnsinn - ähnlich wie beim ersten schwankte ich zwischen: versteh ich - und ist sie völlig verrückt. Genau das fesselt mich so an der Autorin, die absolute Fassungslosigkeit beim Lesen. In diesem Buch gehts wieder um Kinder, aber nicht wie im ersten Roman um das frische "Mutterglück", sondern um einen verlorenen Sorgerechtsstreit. Lisa hat das Sorgerecht für ihre Zwillinge verloren, darf sie nur noch unter Aufsicht und Begleiten sehen. Auch in diesem Buch sind es die Bilder, die Idee, die zur Obsession werden und Lisa verzweifeln und unkontrolliert werden lassen. Ich glaube, wenn man selbst Mutter ist, kann man diese Emotionen sogar in Ansätzen empfinden, und dennoch ist man immer gewillt sie zu schütteln. Dieser Schmerz, die Zerrissenheit und die Wut kann man in jedem Satz lesen und spüren. Ich liebe diese Romane - die, die mich an den Rand meiner Wohlfühlzone bringen und mich verletzlich und ambivalent zurück lassen. Dieses Buch halt, genau wie der erste Roman, definitiv nach und verdient Aufmerksamkeit!!

Bewertung vom 15.09.2025
Harwicz, Ariana

Die, my love


sehr gut

INHALT
Was bedeutet es wirklich Mutter zu sein? Pures Glück, oder doch eher tiefer Abgrund? In diesem Buch begleiten wir eine junge Mutter, die das Muttersein so gar nicht fühlt. Das Kind ist kein Wunschkind. Sie kann das Muttergefühl nicht fühlen, hat Mordfantasien und ist aggressiv und unzufrieden. Sie lebt in völliger Isolation, ist körperlich erschöpft und hoffnungslos verzweifelt. Sie grenzt immer wie an wahnhaften Vorstellungen und postnataler Depression.

EINDRUCK UND FAZIT
Es ist hart und derb - dann gefällt es mir. Ich liebe Bücher, die kritisiert werden - aber provozieren. Ich liebe Bücher, die anders sind. Die intensiv und gewaltig daher kommen. Dieses hier trifft all das! Es ist derb, so derb, dass ich manchmal dachte: puh.. das ist sogar mit zu krass. Aber am Ende, ist es eine runde Nummer. Ein Buch das beeindruckt und hängenbleibt. Fakt ist: den Inhalt werde ich so schnell nicht mehr los - wahrscheinlich nie wieder! Das Buch wird als unangenehm verstörend beschrieben: Ich aber fand es
grandios! (Und auf den Film bin ich auch gespannt)

Bewertung vom 15.09.2025
Louis, Édouard

Der Absturz


sehr gut

Dies war das erste Buch des Autors, ich kenne keine weiteren von ihm - freue mich aber noch einige zu lesen.
Im Buch geht es um zwei Brüder, eine Suchterkrankung und eine Co-Abhängigkeit. Sein Bruder starb mit fast 40ig, der Tod schmerzt - ist er doch so unsinnig gewesen. Es ist ganz beeindruckend zu lesen, wie Louis sich mithilfe des Todesfalls seiner eigenen Familiengeschichte nähert und sie reflektiert. Dieses Buch reiht sich (nach Recherche) in eine Reihe von 3 Büchern über das Leben des Autors und seine Auseinandersetzung damit. Mich beeindrucken Bücher, die von echten Geschichten erzählen. Von Erlebnissen und Erfahrungen, die den Absturz noch befeuerten. Die, die ihn ausweglos machten. Es ist beeindruckend, wie viel Schmerz sich beim lesen überträgt und was beim lesen übrig bleibt. Der Autor selbst hat seiner eigenen Herkunft den Rücken gekehrt, befindet sich aber immer wieder im vergangenem Leben und Geschehnissen wieder. Ich hatte den Eindruck, als projiziere er viele Geschichten auf ihn, lässt ihn zugleich Opfer und Täter sein. Ist wütend und unglaublich traurig zugleich.
Ich denke, ich werde die anderen beiden vorangegangenen Bücher der Vollständigkeithalber auch noch lesen müssen.

Bewertung vom 15.09.2025
Wahl, Caroline

Die Assistentin


sehr gut

INHALT
Ach Charlotte, was habe ich mit dir mitgelitten. Charlotte, eine junge motivierte Frau bewirbt sich auf einen neuen Job. Sie bekommt ihn. So weit, so gut. Doch was dann passiert, hätte ich Charlotte gern erspart. Sie erlebt Machtmissbrauch und einen narzistischen Chef. Sie bemerkt recht schnell was los ist, hat aber so viel Ergeiz, die erste Assistentin zu sein, dass sie sich ins Unglück stürzt und aushält. Eine Geschichte, die häufig genau so passiert und dennoch sprachlos macht.

„ Sie müssen mitdenken. Sie müssen mich daran erinnern. (…) Morgen denke ich mit, sagte Charlotte mit einem versöhnlichem grinsen, der Verleger grinst zurück.“ S79

EINDRUCK UND FAZIT
Was ich von Caro halte, habe ich ja ausführlich in den Storys berichtet: Go Caro Go! Ich bin für Support unter Frauen und finde, du machst alles richtig. Lass dich feiern für das was du tust.
Seit der Lesung in Neuruppin bin ich noch begeisterter - und ich verstehe, was Du probieren wolltest mit deinem Buch. Aber das was die Buchwelt gerade macht - finde ich nicht gut.
Nun zum Buch: ich hab es nach der Lesung gelesen, und war entzückt. Ich mochte Schreibstil und neue Versuche gern, kann aber auch verstehen, was viele andere kritisieren.
Man kann es dennoch gut lesen, ich war super schnell mit charlotten verbunden und konnte fühlen was sie wohl fühlte. Die ganze Zeit hatte ich ein beklemmendes Gefühl und habe auf die Katastrophe gewartet. Am Ende gab es die, dennoch war ich mit dem Ende fein. Das Buch ist anders, auf jeden Fall. Anders als du’s letzten - aber typisch Caro Wahl. Kurz und knackig, viel wörtliche Rede. Eine Menge Inhalt zwischen den Zeilen. Das Thema finde ich sehr mutig - und bin froh, dass der Verlag dieses Buch veröffentlicht hat.