Wiedersehen in Coopers Chase - Der 5. Fall für die Hobby-Ermittler aus dem Seniorenheim
Die vier vom Donnerstagsmordclub sind gerade jeder mit seinen eigenen Dingen beschäftigt: Elizabeth trauert, Ron hat Familienprobleme, Ibrahim führt Gespräche mit seiner Lieblingskriminellen Connie und Joyce ist mit der Hochzeit ihrer Tochter ausgelastet. Als der Trauzeuge des Bräutigams Elizabeth um Hilfe bittet, weil er eine Bombe unter seinem Auto gefunden hat, sind ihre Neugier und ihre Lebensgeister wieder geweckt und der Club hat einen neuen Fall.
Der fünfte Fall des Donnerstagsmordclub ist ein Wiedersehen mit lieb gewonnen Figuren und die Weiterführung ihrer persönlichen Geschichte und vielen Gefühlen. Er verknüpft die moderne Cyberwelt mit traditionellen Berufen und Geschäftspraktiken und zeigt einmal mehr, dass man Altbewährtes nicht ad acta legen sollte. Mir hat gut gefallen, wie die vier mit ihrer Lebenserfahrung und viel Mut und Aufopferungsbereitschaft zu Werke gehen und sich auch nicht scheuen, die Hilfe jüngerer, vermeintlich weniger erfahrener oder schlauer Menschen anzunehmen. Ich fand es wunderbar, dass Ron eine tragendere Rolle als sonst spielt und dass er durch seine Aktion zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt, weil er durch kluge Voraussicht gleich noch einem Verbrecher das Handwerk legt. Ebenfalls überzeugt haben mich die Figuren von Rons Enkel Kendrick und Mia, die durch ihre lässige Cleverness entscheidend zur Lösung des Falles beitragen. In bewährter Manier wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so das man als allwissender Leser einiges mehr erfährt als jeder der Protagonisten. Joyce schreibt wieder Tagebuch und unterhält mit ihren köstlichen Ansichten zu Menschen und Ereignissen und auch sonst kommt der typische trockene Humor nicht zu kurz.
Im Vergleich zu den anderen Fällen des Donnerstagsmordclubs fällt dieser meines Erachtens ein bisschen ab. Vermisst habe ich die Verve und die Cleverness von Elizabeth und das Zusammenspiel mit Joyce. Dass jeder mit seinen persönlichen Dramen zu tun hat, drängt meines Erachtens den Hauptfall zu stark in den Hintergrund. Ibrahims Verbindung zur Drogenkönigin Connie führt dazu, dass man alles über deren Pläne mit ihrem Mündel Mia und deren Coup erfährt, was zwischendurch etwas langatmig wird. In Rons Familie wiederum hängt mehr schief als nur der Haussegen. Immerhin nimmt der Fall aber durch die Kontakte und Initiative der beiden reichlich Fahrt auf. Das Dreamteam Elizabeth und Joyce geht zwar zusammen los, gibt aber wenig Impulse, und Elizabeths geheime Kontakte werden zwar genutzt, haben aber keinen Aha-Effekt. Vieles verpufft und wird nicht weiterverfolgt. Joyce‘ Miss-Marple-Schläue kommt diesmal gar nicht zum Tragen, einen wichtigen Aspekt im Zusammenhang mit dem Fall erfährt zwar ihre Tochter Joanna, aber dieses Wissen bleibt ungenutzt.
Alles in allem fand ich das Ganze nicht so verzwickt und spannend wie die vorangegangenen Fälle, die Kriminellen waren nicht so böse, es gab wenig überraschende Wendungen und die Auflösung blieb eher weichgespült. Es war aber dennoch eine Freude, über die munteren Senioren zu lesen und auch über andere, ebenfalls vertraute Figuren wie Donna und Bodgan. Der ironisch-humorige Stil des Autors macht einfach Spaß und der Club ist mir ans Herz gewachsen. Wie Joyce am Ende in ihrem Tagebuch notiert, ging es eben nicht hauptsächlich um Codes, sondern um andere Dinge, die im Leben wichtig sind, nämlich um Freundschaft und darum, alles für die zu tun, die man liebt.
Sterben auf eigene Gefahr! Ein Trauerredner stolpert in seinen ersten Fall
Trauerredner Mads führt in Glücksburg ein eher beschauliches Leben. Er lebt mit seinem Vater Fridtjof, dessen Beerdigung vorab geprobt werden muss, und seiner Malteser-Hündin Bobby zusammen und trifft sich mit Freund Fiete zum Bier. Sein Trott wird empfindlich gestört, als er einen Brief von seinem alten Freund Patrick erhält, zu dem er keinen Kontakt mehr hatte, seit dieser plötzlich verschwand. Nun ist Patrick tot, angeblich durch einen Unfall, und Mads soll die Trauerrede halten. Bei seiner Recherche trifft Mads auf alte Bekannte, finstere Gesellen, ein dichtes Lügengeflecht und bringt doch unverhoffte Wahrheiten ans Licht. Als ihm klar wird, dass Patricks Tod vielleicht doch kein Unfall war, sticht er weiter ins Wespennest und bringt dabei sich selbst und seinen Anhang in tödliche Gefahr.
Gut konstruierter, sehr gut geschriebener und spannender Krimi mit viel Humor und norddeutschem Lokalkolorit. Wer jetzt aber einen seichten Wohlfühl-Krimi erwartet, bei dem man sofort weiß, was Phase ist, irrt sich: Auch wenn das Land platt ist, der Krimi und der Stil sind es nicht. Der Start ist erst einmal humorig und sagt viel aus über die skurrilen und eigensinnigen Menschen und ihre Eigenheiten. Man ist sofort in der Geschichte drin und verliebt sich auf der Stelle in Mads Vater und seine Marotten. Die Story wird fortlaufend erzählt und ist unterteilt in fünf Teile (ein Brief, ein Knopf, ein Monster, ein Finger, Schausende), die die Quintessenz des Teils auf den Punkt bringen.
Die Story ist sehr stark auf Mads ausgerichtet und wird komplett aus seiner Sicht erzählt. Dennoch, und das spricht für die Erzählkunst des Autors, bekommen auch die anderen ihren Stempel aufgedrückt. Alle haben ihre Persönlichkeit, ihren sehr eigenen Charakter und sind tiefgründig gestaltet, und so kommt man nicht umhin, neben Mads noch zu einigen anderen eine innige Zuneigung zu entwickeln. Bei mir war es neben Fridtjof (bei dem sich auch noch Abgründe auftun, nur so als Vorwarnung) Hauptkommissarin Mills (herrlich bissig, intelligent, Marke harte Schale, weicher Kern) auch noch Laura, neue Liebe von Mads Kumpel Fiete, die erheblich zum Gelingen des Falles beiträgt und die letztlich die Kohlen aus dem Feuer holt. Überhaupt: Wenn die Damen der Schöpfung nicht wären, sähen die manchmal doch sehr naiv und fern des gesunden Menschenverstandes agierenden Herren recht alt und ziemlich tot aus.
Mads für seinen Teil kann gut für seine Reden im Leben eines Verstorbenen recherchieren, ist aber absolut unbedarft, was in Patricks Fall auf ihn zukommt. Je mehr er mit alten und neuen Bekannten von Patrick, seines ehemals besten Freundes, spricht, desto tiefer taucht er in dessen neues Leben ein und desto mehr seiner eigenen verdrängten Erinnerungen kommen ans Licht. Warum ist Patrick damals spurlos verschwunden? Welchen Anteil hatte er, Mads, daran? Auch wenn zwischendurch immer mal wieder das Cosy Crime-Genre die Oberhand hat, wenn etwa Mads mehr damit beschäftigt ist, mit seinem Vater Bingo zu spielen als zu ermitteln und der Kriminalfall dadurch in den Hintergrund tritt, so wird er doch schnell, und mit ihm der Leser, schmerzhaft daran erinnert, seine Nase besser nicht allzu tief in Patricks Machenschaften zu stecken. Als er es doch tut, wird er plötzlich vom organisierten Verbrechen dazu auserkoren, den Kopf für die Verfehlungen seines ehemaligen Freundes und seiner Kumpane hinzuhalten, nachdem nach und nach alle anderen aus Patricks Umfeld spurlos verschwunden sind oder ermordet wurden. Für Mads spricht seine Loyalität, sein absolutes Bestreben, die Wahrheit herauszufinden, sein unerschütterlicher Optimismus und letztlich die Sorge um seine Lieben. Dies treibt ihn im letzten Drittel der Geschichte zu Höchstleistungen an und so nimmt die Story noch einmal mächtig an Fahrt auf und an Spannung zu.
Fazit: Kein klassischer Whodunnit-Krimi, auch kein Cosy Crime, aber ein solide konstruierter Krimi, der meines Erachtens hauptsächlich von seiner sympathischen Hauptfigur und dessen skurrilem Umfeld lebt. Eine gute Geschichte, die sich hervorragend für die wieder dunkler werdenden Herbstabende vor dem Kamin (oder sonst einem warmen Ort) eignet und sich sehr gut lesen lässt. Vorausschauend sei gesagt, dass ein zweiter Fall für Mads bereits in Arbeit und für nächstes Jahr geplant ist. Kommt auf jeden Fall auf meine Liste.
Who is Mom? Spannender Thriller um Identitätssuche und Mutter-Tochter-Verhältnisse
Mackenzies Mutter, eine berühmte und gefeierte Star-Autorin, ist bei einem Unfall ums Leben gekommen. Mackenzie, die kein besonderes gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hatte, verachtet das Spektakel um die Beerdigung und um ihre Mutter ganz allgemein. Da tauchen Seiten aus einem Tagebuch auf, offensichtlich geschrieben von ihrer Mutter, mit geheimnisvollen Hinweisen auf tragische Ereignisse in deren Vergangenheit. Mackenzie beginnt, den Dingen auf den Grund zu gehen, und erkennt, dass ihr Leben auf einer großen Lüge aufgebaut ist.
Sehr spannender Psychothriller mit vielen Wendungen und Überraschungsmomenten. Die Autorin versteht es trefflich, subtile
Spannung aufzubauen und diese zu halten, ohne in abstrus-blutige Action abzudriften. Die Spannung speist sich hauptsächlich aus der Tatsache, dass man einfach nie weiß, wem Mackenzie wirklich trauen kann. Dadurch, dass man sofort mit ihr mit lebt und eine recht persönliche Beziehung zu ihr aufbaut, will man unbedingt wissen, was es mit der Vergangenheit ihrer Mutter auf sich hat und wie sich das auf ihr Leben auswirkt.
Der sehr eingängige Stil der Autorin, ihr sehr schlüssiger Plot und die tiefgründige Beschreibung der Charaktere machen das Buch zu einem echten Pageturner. Aus vielen verschiedenen Perspektiven und auf zwei Zeitebenen erzählt sie die Geschichte, so dass am Ende ein umfassendes Bild der Geschehnisse ans Licht kommt. Zwischendurch weiß der Leser durch den Zeitsprung in die Vergangenheit mehr als Mackenzie in der Gegenwart, die dies erst noch herausfinden muss, was die Spannung weiter erhöht. Mackenzie durchlebt eine breite Palette an Gefühlsregungen und wechselt häufig zwischen Gleichgültigkeit, Misstrauen, Wut, Selbstzweifel bis hin zur Todesangst. Dass ausgerechnet in ihrer eigenen Familie die größte Gefahr lauert, wird ihr fast ein bisschen zu spät klar.
Ich fand besonders das Thema Identität und die einen Menschen definierenden Charaktereigenschaften faszinierend, die letztlich den Unterschied zwischen zwei sich äußerlich ähnelnden Personen ausmachen. Die Passivität und Naivität einer Person machte mich genauso wütend wie die elegante, aber falsche und sehr gefährliche Fürsorge einer anderen. Dass Mackenzie vieles schnell durchschauen und alles durchstehen kann, verdankt sie nicht zuletzt dem sehr cleveren Mann an ihrer Seite, dem einzigen, dem sie rückhaltlos vertrauen kann und meine zweitliebste Figur im Buch. Die Charaktere sind durchweg gut gezeichnet und fast jeder bekommt eine Stimme innerhalb der Geschichte. Eingerahmt von Pro- und Epilog liefert die Autorin denn auch die ultimative Auflösung. Dass ausgerechnet eine recht unsympathische Nebenfigur das letzte Wort hat, trübte mein gutes Gefühl zum Schluss ein bisschen, da hätte meines Erachtens ein kleiner Cliffhanger nicht geschadet. Das Lesevergnügen insgesamt wurde dadurch aber nicht in getrübt.
Fazit: Sehr spannender Thriller mit Psychospielchen, Familiengeheimnissen und einer interessanten Hauptfigur auf der Suche nach ihrer und manch anderer Identität. Gut konstruierter Plot und eine gut durchdachte Story, die ohne reißerisch-blutige Action auskommt und der es gerade deswegen gelingt, von der ersten Zeile an zu fesseln. Die Autorin sollte man sich auf jeden Fall merken!
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
Isabells Ehe mit Stefan ist am Ende. Noch will sie sich das nicht eingestehen, deshalb soll es auch noch geheim bleiben bis nach der Feier zur goldenen Hochzeit ihrer Eltern auf Mallorca. Ist vielleicht ein Neuanfang mit Stefan möglich? Auf der Finca ihrer Eltern trifft sie nicht nur auf die geliebte Familie, sondern auch auf den besten Freund ihres Bruders, mit dem sie ein besonderes Geheimnis verbindet. Könnte der Neuanfang vielleicht ganz anders werden als geplant?
Eine zauberhafte Geschichte über alte und neue Lieben, den Zusammenhalt und die Kommunikation in Beziehungen und darüber, dass es nie zu spät für einen Neuanfang ist. Einfühlsam und tiefsinnig erzählt die Autorin über Isabell und ihre Gefühle zu ihrem Mann, ihren Kindern, ihrer Familie und nicht zuletzt zu ihrer geheimen Jugendliebe. Isabell hat ein erfolgreiches Leben und hadert damit, was passiert, wenn sie und ihr Mann sich trennen. Ihre eigenen Träume hat sie zugunsten derer ihres Mannes verdrängt. Nun muss sie feststellen, dass Stefan sich schon längst abgenabelt hat. Im Laufe der Zeit auf der elterlichen Finca drängen verborgene Gefühle und Wünsche hoch und kommen Wahrheiten ans Licht, die Isabell zu einem Umdenken bewegen. So macht sie am deutlichsten von allen Protagonisten eine Wandlung durch, löst sich von alten Bindungen und knüpft die Fäden ihres Lebens neu.
Isabell hat mir als Charakter gut gefallen, sie ist eine gestandene kluge Frau, die mitten im Leben steht, Alltag und Beruf wuppt und wenig Zeit für sich hat. Ihre Bereitschaft Dinge zu hinterfragen und Meinungen zu überdenken, zeugt von ihrer inneren Stärke, und ich fand es spannend zu lesen, wie sie oft ihren inneren Schweinehund überwindet. Die Liebe zwischen ihr und ihren Kindern, die sie um jeden Preis beschützen will, und zwischen ihr und ihrer Familie hat mich sehr berührt und besonders bei den Dialogen zwischen ihr und ihrem Vater habe ich so manches Tränchen verdrückt. Man kann ausgesprochen gut mit ihr mitfühlen und freut sich denn auch über ein Happy End für sie.
Auch die anderen Figuren sind gut gelungen und ihre Persönlichkeiten mit viel Wärme und Sympathie herausgearbeitet. Durch die Interaktion innerhalb der Familie macht nicht nur Isabell eine Wandlung ihrer Perspektive durch, auch ihre Eltern und ihr Bruder kommen an einen Scheidepunkt im Leben. Durch den sehr flüssigen Stil und die bildhaften Beschreibungen der Autorin ist das Buch ein echter Pageturner. Zudem webt sie viel Lokalkolorit der wunderbaren Insel Mallorca mit in ihre Geschichte, was wiederum dem geneigten Leser sehr viel Lust auf einen Roadtrip macht.
Fazit: Cover, Stil, Figuren, hier passt einfach alles zusammen! Das Ganze ist ein rundum gelungenes Buch, das Spaß macht zu lesen und den Leser an tiefen Gefühlen teilhaben lässt. Die Autorin versteht es meisterhaft, durch ihre bildhaften Beschreibungen authentische Figuren und ein überzeugendes Setting zu schaffen, welche den Leser sofort in ihren Bann ziehen und ihn intensiv mitleben lassen. Wirklich schöne Geschichte zum Dahinschmelzen und Träumen.
Ernie Cunninghams zweiter Fall – ein Hoch auf die Detektivgeschichte
Nachdem Ernest Cunningham den Mordfall in seiner Familie im abgelegenen Skiressort gelöst, nebenbei einen Serientäter gestellt und darüber ein Buch geschrieben hat, ist er ein gefragter Krimiautor und wird zu einem Literaturfestival eingeladen. Zusammen mit Freundin Juliette, der ehemaligen Skiressortbesitzerin und nun ebenfalls Autorin, nimmt er an der Zugfahrt im berühmten Ghan teil, der von Darwin nach Adelaide fährt. An Bord, neben vielen anderen Gästen, fünf weitere mehr oder weniger bekannte Krimiautoren und seine Agentin Simone. Alles könnte so schön sein, hätte Ernie nicht eine Schreibblockade. Alles was er braucht, ist ein schöner Mord, über den er schreiben kann. Dieser lässt zum Glück nicht lange auf sich warten und ehe er sich versieht, steckt Ernie erneut in einem verzwickten Fall.
Ah, herrlich! Der Autor bleibt seinem Stil treu und entwirft erneut eine vertrackte Geschichte mit vielen Wendungen, mehreren miteinander zuammenhängenden Fällen, vielen Geheimnissen und skurrilen Charakteren. Die Ähnlichkeit mit berühmten Detektivgeschichten ist durchaus gewollt, man fühlt sich immens an Agatha Christies berühmte Fälle erinnert, eine Tatsache, die im Buch auch immer wieder thematisiert wird. Das ungewöhnliche Setting im Zug im australischen Nirgendwo tut sein Übriges, um das Ganze zu seinem sehr vergnüglichen und spannenden Kriminalroman zu machen, bei dem man von Anfang miträtselt und doch immer wieder falsch liegt.
Wie im ersten Band schreibt Ich-Erzähler Ernie über vermeintlich wahre Begebenheiten und spricht den Leser immer wieder direkt an. Dabei versäumt er es nicht, auf die Wichtigkeit der Krimiregeln und der Ehrlichkeit des Autors hinzuweisen. Ernie, der Betroffener, Ermittler und Erzähler in Personalunion ist, lässt den Leser denn auch umfassend an seinen Gedankengängen und an seinen Ermittlungen und gleichzeitig am Aufbau seines Buches teilhaben. Diese Hinweise darauf, dass er die Morde für sein neues Buch braucht, machen einen Großteil der Würze und des Humors aus, ebenso wie die Bezüge auf das Genre und der geschickt eingesetzten Stilmittel des Autors, wie etwa Ernies Email an jemanden, mit dem er die Nutzlosigkeit eines Prologs diskutiert und die eben genau mit dem Wort Prolog betitelt ist.
Der Autor lässt seinen Krimifan Ernie in klassischer Manier ermitteln, mit allen Stilelementen, die dazugehören, wie etwa dem Dénoument, bei welchem, meist in der Bibliothek, die Auflösung aller Rätsel präsentiert wird. Bei seinen Figuren deckt er ebenso bekannte Clichés ab wie in den teilweise absurden Situationen, in die sie geraten. So gibt es den eingebildeten Literaten, den Möchtegernermittler und den erfolgreichen Superstar. Durch dieses Einhalten der Krimiregeln nimmt er einerseits das Genre der Detektivgeschichte auf liebevolle Weise auf die Schippe, andererseits erweist er ihm eine große Huldigung. Ernie löst jedes noch so kleine Rätsel und nebenbei auch noch den Fall seines Onkels Andie und ordnet der Wahrheitsfindung alles andere unter. Ernie hat sich der Fairness des Autors seinen Lesern gegenüber verpflichtet und erinnert mehr als einmal an das eine oder andere Detail, das er bereits erwähnt hat. Auch stellt er eine hilfreiche Skizze des Zuginneren zur Verfügung sowie des Inneren der Kabine und des Streckenverlaufs. Aber wer glaubt, dass er deshalb einen Vorteil hat und den Täter errät, dem sei gesagt, dass nichts ist wie es scheint und alles miteinander verzahnt ist. Es gibt einfach zu viele Details und Hintergründe, um sie alle im Auge zu behalten.
Fazit: Für mich wieder eine sehr gelungene Geschichte in der Geschichte, bei der Ermittler und Autor Ernest Cunningham wieder einmal seinen kriminalistischen Spürsinn beweist und sich aus mehr als einer gefährlichen Situation herauswinden muss. Ich liebe den Stil des Autors, der auf wundervoll ironischer Weise das Genre parodiert und ihm gerade deshalb eine große Huldigung erweist. Wer das erste Buch mochte, wird dieses lieben, und wer in sich verschachtelte Fälle, ironischen Humor und skurrile Charaktere mag, ist hier genau richtig.
Bücherliebe und Familiengeheimnisse in Vergangenheit und Gegenwart
Listland, am nördlichsten Zipfel von Sylt und nördlichsten Punkt Deutschlands, lebt Fenja Lorenzen, die sich ganz der Literatur und besonders dem Erhalt der nordfriesischen Heimatdichter verschrieben hat. Sie ist die Nachfahrin ebenfalls bücherverrückter Frauen, ihre Mutter Lene und deren Mutter Beeke sammelten große Mengen an Büchern an. Ein schicksalhaftes Erlebnis bringt Fenja dazu, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen und ihre Beziehung zu ihrer Tochter Elisa zu hinterfragen. Als die Journalistin Anna, die eigentlich ein Buchprojekt mit ihr verwirklichen wollte, auf Geheimfächer und versteckte Dokumente stößt, beschließt Fenja, dass Anna ihr helfen soll, die Geheimnisse ihrer Familie zu ergründen. Anna gräbt tiefer und tiefer und wird immer mehr in den Sog der Lister Bücherfrauen hineingezogen.
Wundervoller, poetischer Roman über die Liebe zu Büchern und über Zusammenhalt in der Familie, aber auch über Schmerz und Verlust und wie wichtig es ist, seine Herkunft zu kennen und die Vergangenheit aufzuarbeiten. Ich liebe Bücher auf zwei oder mehreren Zeitebenen und dieser verknüpft die Ereignisse in Vergangenheit und Gegenwart auf wundersame Weise, ohne etwas vorwegzunehmen. Die Autorin versteht es meisterhaft, die Erzählstränge künstlerisch miteinander zu verweben, tiefe Einblicke in das Leben damals und heute zu geben und die Spannung von der ersten bis zur letzten Zeile zu erhalten. Ihr Stil ist gehoben, ohne kitschig oder anstrengend zu sein, und man merkt ihr ihre Vorliebe für schöne Worte und die Liebe zur Literatur deutlich an.
Unterteilt in zwei Teilen, erzählt der Roman auf zwei Zeitebenen und aus verschiedenen Perspektiven nicht nur über die Liebe zur Literatur, sondern auch über verbotene Bücher und eine verbotene Liebe im Nationalsozialismus, überhaupt über Liebe in all ihren Facetten, über schwierige Mütter-Töchter-Beziehungen und über Vergangenheitsbewältigung. Die starken Frauencharaktere dominieren klar die Handlung, allen voran Lene in der Vergangenheit und Anna in der Gegenwart. Die beiden haben den Hauptanteil in der Geschichte und mit beiden habe ich intensiv mitgelebt. Der ganze Stil der Autorin, die bildhaften Beschreibungen von Orten und Menschen, ihren Gefühlen und die Authentizität der Figuren haben mich sehr gefesselt, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte. Originellerweise kommen auch die zwei Häuser zu Wort, die im Laufe der Geschichte viel erlebt haben und einen, man könnte sagen, Blick von oben auf die Geschehnisse werfen.
Interessant fand ich außerdem die Entwicklung von Anna, ihre Position innerhalb der Familie und ihre Einstellung zu den Geschehnissen. Während Teil eins im Buch sich sehr auf sie in der Gegenwart und Lene in der Vergangenheit konzentriert, richtet sich der Fokus in Teil zwei zunehmend auf die Familiengeschichte der Lister Bücherfrauen, die sich über vier Generationen bis in die Gegenwart erstrecken. War Annas Aufenthalt bis dahin eher ihrem Buchprojekt geschuldet, dringt sie nun, mit dem Auftauchen von Fenja und deren an sie herangetragenen Bitte, immer tiefer in die Vergangenheit ein und fördert so manches Geheimnis zutage. Ihre Motivation kommt meines Erachtens aus ihrer Zuneigung zu dem idyllischen Landstrich und zu Fenja und ihren Kindern. Dieses Aufdecken von Wahrheiten in der Gegenwart und die Schilderung der Ereignisse aus Lenes Perspektive in der Vergangenheit gehen Hand in Hand und werden chronologisch erzählt, ohne sich zu doppeln. Anna beginnt zudem immer mehr, sich mit ihrer eigenen Familiengeschichte zu beschäftigen und sich an Dinge zu erinnern. Am Ende des Buches stehen schließlich zwar einige neue Erkenntnisse, aber noch lange kein vollständiges Bild der Geschehnisse rund um Lene und ihrer Töchter. Und so bewegt sich nicht nur Anna, sondern die gesamte Geschichte weiter auf einen Scheideweg und finale Entscheidungen zu, die die Leben der Protagonisten immer mehr miteinander verknüpfen und möglicherweise für immer verändern werden.
Fazit: Sehr gelungener und fesselnder erster Band über die Geschichte der Lister Bücherfrauen und ihrer Biografin Anna, voller Spannung, Familiengeheimnissen und komplizierten Beziehungen. Besonders die starken Frauen und die Aufarbeitung der Vergangenheit gehen zu Herzen und man verliert und verliebt sich schnell in das romantisch-wilde Sylt und in die Geschichte von Lene und Fenja. Ich warte jedenfalls ungeduldig auf die Fortsetzung und kann eine Lektüre wärmstens empfehlen.
Über zweite Chancen oder: Jeder sucht sein Stück vom Glück
Gabriel Bach schreibt unter dem Namen Henri Fjord sehr erfolgreiche Liebesromane. Leider befindet er sich zurzeit im einer Sinn- und Schaffenskrise und würde am liebsten alles hinschmeißen. Ein roter Luftballon mit einer rührenden Botschaft berührt ihn dermaßen, dass er beschließt, dem Kind zu helfen und es kennenzulernen. Die kleine Luzie und ihre Mutter ziehen ihn dermaßen in ihren Bann, dass er unter falscher Identität mehr und mehr an ihrem Leben teilhaben will und sich immer mehr in seinem Lügenkonstrukt verstrickt.
Gefühlvolle Familien- und sanfte Liebesgeschichte, die zwischendurch ein paar Längen aufweist, sich aber gut lesen lässt und ein humorvolles und romantisches Happy End darbietet. Es wird recht viel geweint, ob aus Trauer, Wut, Zorn, Trotz oder auch Rührung und Erleichterung, und besonders Miriam ist nah am Wasser gebaut. Die Liebesgeschichte entspinnt sich zart und leise und spielt in meinen Augen eine eher untergeordnete Rolle. Die Hauptgeschichte und die Figur, um die sich alles dreht, ist eindeutig die 7-jährige Luzie. Sie ist Miriams Dreh- und Angelpunkt als ihre Mutter und Gabriels Bindung zu ihr ist die Initialzündung für sein Handeln und die schlussendliche Beziehung zu Miriam.
Sprachlich ist der Roman nicht unbedingt anspruchsvoll, einige Formulierungen wiederholen sich und der Stil selbst ist eher locker-eingängig. In der Mitte des Buches fand ich besonders die seitenlangen Beschreibungen vom Ausflug in den Erlebnispark sehr in die Länge gezogen und alles in allem gibt es viel Kinderkrakeele und Zeit in Miriams Laden. Dennoch gab es humorvolle Momente und solche, die zu Herzen gingen und bei denen die Autorin ihr Gespür für einfühlsame Beschreibungen beweist, wie etwa die Second Hand Kleider, die Geschichten erzählen, oder dem Fest für Luzie.
Die Hauptfiguren mochte ich durchaus, ich konnte aber so einige Reaktionen sowohl von Miriam als auch von Gabriel nicht nachvollziehen. Beide handeln sehr emotional und mitunter auch irrational und bei beiden fand ich einiges überzogen dargestellt. Bei Miriam etwa erschien es mir nicht logisch, dass sie trotz ihrer permanenten Skepsis nicht einmal eher einige Sachen checkt und dass sie ihren eigenen Realitäten gegenüber völlig blind ist. Ihre Meinung zu Gabriel/Ben ist häufig skeptisch, aber auch stinksauer und dann wieder versöhnlich. Über die Auslöser ihrer Sinneswandel war ich mir nicht immer hundertprozentig im Klaren. Auch bei Gabriels Motivation, sich aus seiner Depression heraus plötzlich so dermaßen in Luzies und Miriams Leben förmlich hineinzudrängen und viel Geld hineinzupumpen, erschließt sich einem nicht komplett. Auch ist ihm durchaus klar, dass sein Lügenkonstrukt irgendwann zusammenbrechen muss, als es dann passiert, fällt er jedoch komplett hintenüber. Sehr angetan war ich von einigen Nebenfiguren, besonders von Becka und von Jonathan, Becka gefiel mir durch ihre lebensbejahende Art und Jonathan durch seine Empathie und Vernunft.
Fazit: Wer einen romantischen Liebensroman erwartet, in der Kinder eher eine Nebenrolle spielen, wird enttäuscht werden. Luzie ist der absolute Mittelpunkt, und man muss mögen, dass sich alles um sie dreht. Fakt ist aber, dass die Botschaft, dass nämlich jeder eine zweite Chance verdient hat, dass es viel schöner und gesünder ist, seinen Kummer und besonders seine Freude mit anderen Menschen zu teilen, eine universelle ist. Dies hat die Autorin in einer unterhaltsamen Geschichte schön vermittelt.
Emotionaler erster Fall für ein sehr gegensätzliches Ermittlerinnen-Duo
Bislang bestand die Arbeit von Gudrun und Judith in ihrer Cold Case Abteilung darin, sich durch Aktenberge aus dem Archiv zu graben. Diesmal jedoch ist es anders: Sie haben einen Zeugen, der im Sterben liegt und ihnen überraschende Details zu einem dreißig Jahre zurück liegenden Fall preisgeben will. Der Mord an der jungen Sanna Hansen geht Gudrun unter die Haut, denn er geschah in ihrem Heimatort und war besonders brutal. Wie stark sie wirklich involviert ist, verschweigt sie ihrer Partnerin, was beide in höchste Gefahr bringt.
Solider, gut konstruierter und spannender Krimi mit viel Lokalkolorit und einem sehr unterschiedlichen Ermittlerinnen-Duo, dass sich erst noch zusammenraufen muss. Den Hauptteil der Geschichte erzählt der Autor aus verschiedenen Perspektiven und berichtet in Rückblenden von den Ereignissen vor dreißig Jahren. In dem Maße, wie der Fall in der Gegenwart voranschreitet, erfährt der Leser mehr und mehr Details aus der Vergangenheit, so dass sich am Ende ein stimmiges Bild mit durchaus befriedigender Lösung ergibt.
Für mich lebte ein Großteil der Geschichte von der Interaktion und den unterschiedlichen Persönlichkeiten der beiden Protagonistinnen Judith und Gudrun. Beide Anfang 50, haben sie ihre Geheimnisse voneinander und arbeiten eher widerwillig zusammen. Judith ist kühl und elegant, legt Wert auf Ausdruck und Auftreten und hat ein stabiles Familienleben. Gudrun, vom Stil her mehr der Typ Hippie, durchlebt ein Wechselbad der Gefühle, sowohl durch ihre Beteiligung an den damaligen Ereignissen als auch durch eine mögliche aufkeimende Beziehung zu einer sehr viel jüngeren Frau. Beide wissen nicht, was sie voneinander halten sollen, und besonders Gudrun kocht ihr eigenes Süppchen. Ihre persönliche Betroffenheit, ihre Involviertheit in die damaligen Ereignisse und die Freundschaft mit dem einen oder anderen Verdächtigten fügt dem Ganzen viel Brisanz hinzu.
Der Fall selbst ist gut durchdacht, es gibt viele Ungereimtheiten und natürlich ahnt man, dass da noch viel mehr dahintersteckt, als es auf den ersten Blick scheint. Die beiden Ermittlerinnen befragen und recherchieren und mehr als eine Aussage von damals wird revidiert. Auch die anderen Figuren sind vielschichtig in ihrer Persönlichkeit und hüten so manches Geheimnis. Besonders Gudrun erfährt so manches, was ihr Bild von den ihr so bekannten und gemochten Menschen erschüttert. Sie muss einiges an vorgefassten Meinungen über Bord werfen und Judith vertrauen, die eine deutlich sachlichere Herangehensweise hat. Scharfsinnig sind sie beide, dennoch war mir Gudrun mitunter zu impulsiv und zu sehr an ihren Leuten hängend, um objektiv zu bleiben. Das Zusammenspiel der beiden, wie sie alle Lügen enttarnen, und das aufregende Finale, nach dessen Ausgang beide als Partnerinnen zusammengewachsen sind, haben mir aber sehr gut gefallen. Die Spannungskurve steigt im letzten Drittel des Buches noch einmal deutlich an und als Leser fiebert man herrlich mit den beiden Ermittlerinnen mit.
Fazit: Die ganz großen Überraschungen blieben für mich aus, dennoch ein spannender, sehr flüssig zu lesender Krimi mit einigen Wendungen, bei dem man sehr gut mit ermitteln konnte. Ein gelungenes Debüt, das sich neben den wohlbekannten Reihen im Genre nahtlos einreiht. Ich für meinen Teil mochte das Duo sehr gern und freue mich auf weitere Fälle.
Trau dich! Wundervoll warmherziges Buch darüber, das zu tun, was man wirklich will
Nina, knapp 50, kämpft mit Hormonschwankungen, mit ihrer mitunter chaotischen Mutter und mit ihrer eher ungewissen Lebens- und Jobsituation. Ihr Ex-Mann Phil macht auf heile Welt mit seiner neuen blutjungen Influencer-Ehefrau und ihre Schwester Lena keinen Hehl aus ihrer Verachtung für Nina. Da verliebt sie sich zu allem Überfluss auch noch Hals über Kopf in den 20 Jahre jüngeren David. Als ihre Mutter Karin schwer krank wird, wollen alle zusammenhalten. Doch am Krankenbett der Mutter kommen alle unterdrückten negativen Gefühle ans Licht, und nicht nur Nina muss ihr Leben komplett umkrempeln.
Ein wundervoll warmherziges Buch über die Liebe in allen Konstellationen, über Zusammenhalt, aber auch über Selbstzweifel, über das Leben in einer scheinbar heilen Welt und über den großen Mut, auszubrechen aus verkrusteten Strukturen und seinen eigenen Weg zu gehen. Nina habe ich sofort geliebt und konnte mich wunderbar in sie hineinversetzen. Sie ist der dominante Charakter in diesem Buch und der Dreh- und Angelpunkt, aus ihrer Perspektive wird am häufigsten erzählt und die meisten der anderen Protagonisten kreisen um sie oder reiben sich an ihr. Nina ist emotional, empathisch und warmherzig und hat eine humorvolle und phasenweise philosophische Sicht auf ihr Leben. Sie selbst ist durchaus zufrieden, es sind die gesellschaftlichen Erwartungen und Normen, die sie stören und die ihren Widerstand wecken. So geht es in einem Erzählstrang um ihren Job, um das Publikmachen von Missständen, die Solidarität unter Frauen und das Auflehnen gegenüber zumeist männlichen Machtstrukturen.
Im zweiten Erzählstrang geht es natürlich um Ninas Beziehung zu David und die Frage, soll sie oder soll sie nicht. Darf sie oder darf sie nicht mit ihm zusammen sein? Auch wenn sie von anderen, allen voran von David und auch von ihrer Schwester Lena, als attraktiv wahrgenommen wird, plagen Nina doch gehörige Selbstzweifel, die sie genüsslich und launig Tagesform abhängig mal den einen, mal den anderen Entschluss fassen lassen. Jeder hat selbstredend seine eigene Meinung dazu und die meisten raten ihr ab. Was will so ein junger Mann mit einer älteren Frau? Kann ja nichts werden.
Die Autorin versteht es meisterhaft, die Achterbahnfahrt der Gefühle nicht nur bei Nina, sondern auch bei David und den anderen Protagonisten einzufangen und sie einfühlsam und pointiert an die Oberfläche zu holen. Am meisten sticht hier Lena, Ninas Schwester heraus, deren Lebensentwurf diametral entgegengesetzt zu Ninas eigenem steht. Je mehr Einblicke man als Leser in diese beiden Lebensweisen erhält, desto mehr wird klar, an welch seidenem Faden sie hängen und wie verknüpft sie doch miteinander sind. Ich fand es außerordentlich gelungen, welche Entwicklung beide Frauen durchmachen. War mir Lena mit ihrem krampfhaft dazu gehören Wollen, ihrer verletzenden Art und ihrem auf heile Welt machen lange Zeit furchtbar unsympathisch, bewies sie doch Voraussicht und Intelligenz im Hinblick auf Ninas Jobsituation und großen Mut, den schönen Schein nicht über ihre Prinzipien und ihre Familie zu stellen. Das Herausragende an Nina ist, dass sie sich nie unterkriegen lässt und sich alles, was ihre Kinder, ihre Familie und ihre Freunde im Hinblick auf ihr Liebesleben sagen, durch den Kopf gehen lässt, sie aber trotzdem ihre eigenen Entscheidungen trifft und zu diesen steht. Und so liegt die Erkenntnis des Ganzen auf der Hand: Man ist nie zu alt für einen Neuanfang.
Fazit: Wer ein wunderschön gebundenes, in fröhlichen Farben gestaltetes Buch in den Händen halten will und in eine manchmal lustige, mitunter traurig oder wütend machende, aber immer kurzweilige Geschichte mit lebensnahen Figuren eintauchen will, dem sei diese Lektüre dringendst empfohlen. Mir jedenfalls sind die Menschen ans Herz gewachsen und ich konnte das Buch, einmal angefangen, nicht mehr aus der Hand legen.
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