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Petra Sch.
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Gablitz

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Insgesamt 581 Bewertungen
Bewertung vom 26.09.2025
Heer, Carina

Das Bierkomplott


ausgezeichnet

bieriger Cosy-Crime

4,5 Sterne

Evi Pflaum ist frisch getrennt zurück in ihrem Heimatort Schweinsbrunn und lebt wieder in ihrem alten Kinderzimmer bei ihren Eltern, obwohl sie das nie wollte.
An ihren ersten Arbeitstag als Staatsanwältin landet gleich ein seltsamer Mordfall auf ihrem Tisch: eine Tote im Puff, die die Designerdroge Honey intus hatte; doch das Eigenartige ist ein grüner Flaum auf der Haut, der intensiv nach Malz riecht.

Evi erzählt uns die Geschichte aus ihrer Sicht in ich-Form, womit man noch tiefer in ihre Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen kann.
Auch wenn sich Evi manchmal wie ein Teenager verhält (aber vielleicht ist das normal für 32jährige Single-Frauen ohne Kind, die eben keine Verantwortung übernehmen müssen), ebenso wie das Trinken von Alkohol unter der Woche, obwohl sie ja doch einen verantwortungsvollen Job hat und dafür eigentlich nüchtern und fit sein müsste, habe ich Evi trotzdem sofort ins Herz geschlossen. Sie ist einfach super sympathisch, vielleicht auch gerade EBEN wegen ihrem teenagerhaften Verhalten, das sie manchmal ins Chaos stürzt ;)
Auch ihre romantischen Gefühle bzw. Verhalten ist eher teenagerhaft und oft zu sehr im Vordergrund, doch die Flirterei mit dem Gerichtsmediziner Dr. Niklas Rosenbeet (der laut Evi wie Clark Kent aussieht), war amüsant zu beobachten.

Ich fand besonders interessant und lustig, dass ein Kind eben immer ein Kind bleibt, auch wenn es erwachsen ist - denn Evi reibt oft mit ihren Eltern aneinander, als sie wieder unter deren Dach lebt.
Auch das Zusammentreffen mit ihrem Jugendfreund Peter Schneider, der ebenfalls in der Staatsanwaltschaft arbeitet, war spannend und das soziale Miteinander ist wirklich gut herausgearbeitet.

Manchmal ist mir der Kriminalfall ob der privaten Dinge von Evi etwas in den Hintergrund geraten; und obwohl ich den Bösewicht recht schnell identifiziert hatte, war es spannend zu verfolgen, wie Evi den malzigen Spuren folgt und den Fall löst (und ich denke, so viel darf ich spoilern: und sich dabei in Gefahr begibt).
Ich wurde jedenfalls bestens unterhalten und würde mich freuen, Evi bei weiteren Ermittlungen (und natürlich auch in ihrem Privatleben) begleiten zu dürfen!


Fazit:
Ein humorvoller Cosy Crime mit einer sympathischen Protagonistin, Lokalkolorit, vielen romantischen Gefühlen und einem bierigen Kriminalfall.

Bewertung vom 15.09.2025
Schwarzhuber, Angelika

Aber bitte mit Sonne


ausgezeichnet

trotz ernstem Thema ein wundervoller Wohlfühlroman

4,5 Sterne

Die 29jährige Lucy glaubt plötzlich, bald sterben zu müssen. Denn sie ist familiär vorbelastet.
Um den Rest ihres Lebens lieber schön zu verbringen anstatt sich mit Behandlungen zu quälen, beschließt sie zu kündigen und ihren Traum wahr zu machen: eine Reise in die Karibik!
Doch das Leben macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Aufgrund eines Unfalls kann sie nicht reisen und muss mit einem Gipsbein bei ihrem Onkel Mike in Bayern bleiben. - Doch Mike hat einen neuen Koch aus Italien, Matteo, und den hält sie nicht länger aus.

Die Geschichte ist in Ich-Form aus Sicht von Lucy geschrieben, wodurch man noch tiefer in ihre Gedanken- und Gefühlswelt abtauchen kann.
Die Erzählweise ist lebendig, authentisch und mitreißend; und man fühlt so sehr mit Lucy mit!
Auch die Kabbeleien zwischen ihr und Matteo konnte ich gut nachvollziehen und waren teilweise humorig; und ich war genauso wie Lucy überrascht, als Matteo sich plötzlich als so achtsam und einfühlsam entpuppt, und durch die verschiedenen Einfälle, Karibik-Feeling in Lucys Leben zu bringen, ihre Stimmung heben will.
Und auch Onkel Mike (der mein heimlicher Favorit war) ist so ein besonderer Mensch, denn er kümmert sich liebevoll um seine erwachsene Nichte.

Die ganze Geschichte, die Atmosphäre ist so wundervoll, doch ich hatte einen großen Kritikpunkt: mich hat soo geärgert, dass Lucy einfach etwas angenommen hat, ohne sich überhaupt untersuchen zu lassen. Da hätte ich sie gerne mal geschüttelt - ja, ich kann ihre Angst durchaus nachvollziehen, aber gerade deshalb sucht man in so einem Fall doch so rasch wie möglich einen Arzt auf!


Fazit:
Ein humorvoller, sommerlicher Wohlfühlroman mit einem ersten Thema - doch Lucy hätte ich öfter mal schütteln wollen.

Bewertung vom 14.09.2025
Hoskins, Hayley

Whisperling - Die Geister-Detektivin


ausgezeichnet

großartiger Auftakt! magisch-mystisch-übersinnlicher historischer Kinder-Krimi

England, 1897: Die 12jährige Peggy Devona kann Geister sehen. Menschen mit dieser Gabe werden Whisperlinge genannt. Vielen sind diese ein Dorn im Auge, daher verheimlicht Peggys Familie ihre Gabe. Nur Peggys beste Freundin Sally weiß davon.
Als diese wegen Mordes an ihrer Dienstgeberin verhaftet wird und gehängt werden soll, muss Peggy ihre Gabe nutzen, um Sallys Leben zu retten!

Ich hatte große Erwartungen in diese Gruselgeschichte, die so viel mehr ist als nur eine Geistergeschichte, und wurde nicht enttäuscht! Es ist magisch-mystisch-übersinnlich, mit einem spannenden Krimianteil. Die Gabe des Geister-Sehens ist faszinierend ausgearbeitet und die ganze Atmosphäre ist sehr gruselig: Sallys Eltern haben ein Bestattungsinstitut, in dem sie auch mitarbeitet, wodurch der Kontakt zu Toten etwas ganz Normales für Sally ist; und dann ist da noch der aufdringliche und verhasste Onkel, der einen übersinnlichen Salon betreibt und unbedingt will, dass Sally für ihn arbeitet.
Auch die Darstellung der damaligen viktorianischen Zeit ist wundervoll gelungen. Die ganze Geschichte ist so lebendig, und dabei gleichzeitig total düster.
Man möchte sich gar nicht vorstellen, wie die Zustände der damaligen Zeit waren, vor allem für Frauen und Kinder (die schon von klein auf arbeiten mussten) - einfach nur schrecklich.
Das Nachwort der Autorin hat das nochmal betont und ich stimme ihr zu, dass ein Schornstein-Kind ein zu deprimierender Protagonist gewesen wäre für ein Kinderbuch. Trotzdem lernt man viel darüber und ich hoffe, dass dies Kinder zum Nachdenken anregt, wie gut es ihnen im Vergleich heute geht - und dass sie die Schule dann vielleicht doch wieder etwas mehr schätzen.
Auch der Kriminalfall ist komplex und spannend, und obwohl ich sehr schnell wusste, wer der Bösewicht ist, war die Auflösung sehr aufregend. Die Autorin konnte mich am Schluss dann auch nochmal überraschen.

Die Protagonistin Peggy ist sympathisch, aber auch stur, empathisch und mutig; und ihre übersinnliche Kräfte sind interessant, beeindruckend und auch spannend - wie sie dem Bösewicht das Handwerk legt, war einfach genial. Schön, dass sie mit ihren Vorfahrinnen (und Nachfahrin - DAS fand ich allerdings etwas zu viel) Sally retten konnte (ich denke, so viel darf ich spoilern, dass es ein Happy-End gibt.) Immerhin ist es ein Kinderbuch ab 10, auch wenn man aufgrund der düsteren Atmosphäre und gruseligen Stimmung manchmal meinen könnte , dass die Altersempfehlung von 10 angehoben werden sollte.
Das Cover sieht auch viel zu "kindlich" für diese doch düstere und komplexe Handlung aus.

Ich freue mich schon sehr auf den Folgeband, weil ich unbedingt wissen möchte, wie Sally mit ihrem Erbe umgeht, wie sie endlich alles über ihre Gabe lernen und ihre Kräfte bändigen kann und v.a. wie es mit "Die Gerechten" weitergeht, die den Whisperlingen noch großen Ärger machen können.


Fazit:
Eine außergewöhnliche Protagonistin, die mit Geistern kommunizieren kann und mithilfe dieser Gabe einem Bösewicht das Handwerk legt. Magisch-übersinnliche Geschichte mit einer gruseligen Atmosphäre und viel historischem Feeling.

Bewertung vom 11.09.2025
Eimer, Petra

Schule mit Juli


ausgezeichnet

tierische Projekttage in der Schule - mit Juli!

4,5 Sterne

Im 6. Band der Juli-Reihe muss die Tierische Bande eine Präsentation über Tiere halten, denn in der Projektwoche geht es um Tiere. Und für Max geht es um alles: wird er versetzt?

Es ist wieder so schön, auf die Freunde zu treffen - Paul, der die Geschichte aus seiner Sicht in ich-Form erzählt, seine Nachbarin Anna, die sehr fleißig in der Schule ist, und Max, der ein paar schulische Probleme hat.
Und der tierische Teil der Bande sind Pauls Pony Juli, ihr Fohlen Juno (das jetzt Anna gehört), und Max' Hund Watson. Die Nachbarskatze Emma ist auch ab und zu dabei.
Alle Charaktere werden zu Beginn vorgestellt, sodass auch neue Leser sofort in der Geschichte sind - und Geschehnisse aus den Vorgängerbänden werden immer wieder eingeworfen, sodass man Lust bekommt, diese zu lesen.

Anfangs war ich etwas zwiegespalten, einerseits ist die Projektwoche mit dem Thema "Tiere" total toll und lehrreich, andererseits glaube ich nicht, dass eine Gruppenpräsentation darüber entscheiden kann, ob ein Schüler versetzt wird oder nicht. Aber dieses Thema ist schön gewählt, da auch über Therapie- und Assistenz-Tiere gesprochen wird, die für viele Menschen Unterstützung und Hilfe im Alltag sind.
Großes Thema Ist Schule bzw. schulische Probleme im Alltag, und - ganz aktuell - die (missbräuchliche) Verwendung von KI.

Die Vorführung mit den Tieren war ganz bezaubernd, aber auch chaotisch, und das hat es so unterhaltsam und authentisch gemacht. Und danach erfährt man erst, warum der Direktor diese Aufführung unbedingt wollte, und dass Presse dabei ist.
Die Beziehung zwischen den Kindern und ihren Tieren ist herzerwärmend, und es wird viel Wert auf Tierwohl gelegt.
Gut fand ich, dass die Leser (ebenso wie die Kinder im Buch) von Herrn Hoppe lernen, wie man die "Sprache" der Tiere richtig deutet. Und dass man nichts erzwingen kann und lernen muss, wie die Tiere kommunizieren, um ihnen was beizubringen.
Und wieder sind auch die zentralen Themen Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt.
Und natürlich gibt es ein schönes Happy-End.
Toll sind auch wieder die Illustrationen, die finde ich ganz großartig!!


Fazit:
Band 6 der Reihe überzeugt wieder mit tollen Illustrationen und den tierischen Freunden. Hilfsbereitschaft, Freundschaft, Zusammenhalt sind große Themen. Denn die Tierische Bande muss Max' Versetzung mit Hilfe einer Präsentation über Tiere retten.

Bewertung vom 10.09.2025
Geschke, Linus

Der Trailer / Donkerbloem Bd.1


sehr gut

düsterer Auftakt der Thriller-Trilogie über Camp Donkerbloem

Vor 15 Jahren ist die junge Studentin Lisa Martin spurlos vom Camp Donkerbloem in den belgischen Ardennen verschwunden.
Dieser Fall lässt auch in der Gegenwart die suspendierte Hamburger Kommissarin Frieda Stahnke nicht los, da sie Lisa aus ihrer Jugend kannte, weshalb sie in einem True-Crime-Podcast darüber spricht. Doch was sie nicht weiß: dies löst weitere Morde aus.
Wout Meertens, ein verurteilter Stalker, der in Köln eine Bar betreibt, meldet sich daraufhin anonym bei Frieda, denn er war damals zur gleichen Zeit auf dem Campingplatz.
Doch irgendwann hat Frieda die Identität des anonymen Anrufers ermittelt - und nur gemeinsam können sie herausfinden, was der Campingplatzbesitzer Vince Jacobs über die damaligen Geschehnisse weiß und nur so den Fall lösen. Doch sie geraten dabei selbst in Gefahr.

Ich fand die Geschichte, die anfangs eher wie ein ruhiger Krimi daherkommt, sehr düster. Nicht nur die Vorstellung des Campingplatzes, auf dem nicht so schöne Dinge vorgehen, sondern vor allem Wout. Sein Leben ist so deprimierend aus meiner Sicht, dass die ganze Atmosphäre des Buches so gefärbt wurde, denn man liest viel aus seiner Sicht.
Seinen türkischen Freund Tayfun mochte ich hingegen sehr, auch wenn er manchmal etwas dümmlich daherkommt (vielleicht ein Boxer/Bodybuilder-Vorurteil?). Aber er ist loyal, empathisch, mutig und hilfsbereit.
Kathinka, Wouts Untermieterin, fand ich anfangs gewöhnungsbedürftig, doch "die Kleine" hat echt was drauf.
Frieda konnte ich zuerst nicht so richtig fassen, sie ist für mich auch eher blass geblieben bis zum Showdown. Dieser war sehr actionfilmmäßig.
Das Setting fand ich sehr schön - Camp Donkerbloem ist ja ein sehr gepflegter, heimeliger Campingplatz, wo man sich wohlfühlt. Die vielen Erwähnungen, dass es ein schlimmer Ort ist, konnte ich eigentlich nicht so ganz nachvollziehen, denn die Partys, die Vince Jacobs dort veranstaltet, sind nicht illegal.

Das Rätsel um das Verschwinden von Lisa Martin wurde gelöst; ich fand die Erklärung hingegen nicht so ganz zufriedenstellend. Ich konnte es einfach nicht so ganz nachvollziehen.
Für belastete Frauen wäre in diesem Buch eine spezielle Triggerwarnung gut gewesen (auch wenn das für Thriller unüblich ist).

Es gibt auch noch eine Nebenhandlung; der Grund, warum Frieda suspendiert wurde: ein Immobilienmogul, der angeblich mit der kriminellen Clans zusammenarbeitet und vor nichts zurückschreckt. Und die Gruppe einflussreicher Menschen um ihn herum, die nur ihre (materiellen) Vorteile im Sinn haben. Hier bleibt die Geschichte noch offen und ich bin schon auf die Fortsetzung im nächsten Band gespannt.


Fazit:
Auftakt der Thriller-Trilogie über Camp Donkerbloem mit drei total unterschiedlichen Protagonisten. Ich fand es sehr düster.

Bewertung vom 09.09.2025
Wood, Laura

Season for Scandal / Agency for Scandal Bd.2


sehr gut

ein neuer Fall für das Finkennest: historische Romance & Cosy Crime für Jugendliche

London, März 1898: Die 18jährige Marigold Bloom, die in London das Blumengeschäft ihrer Familie führt, wird von ihrem Verlobten sitzengelassen. Doch da dieser Inhaber des Gebäudes ist, in dem sich das Blumengeschäft und die Wohnung der Blooms befindet, steckt sie nun in Schwierigkeiten - denn dessen Vater will als Gegenleistung für die Weitervermietung unsittliche Handlungen.
Durch Zufall lernt sie in der Bibliothek den grummeligen Oliver Lockhart kennen, den sie mit einem Buch fast erschlägt und ihm daraufhin tränenreich ihr Herz ausschüttet.
Oliver ist ein Förderer des Finkennests - eine geheime Organisation von Frauen für Frauen - und drückt Mari eine Visitenkarte in die Hand.
Zu ihrem Glück - denn nicht nur, dass Mrs Finch und ihre Finken Marigolds Problem aus dem Weg räumen, sie darf auch die Ausbildung zu einer Agentin machen, wofür sie mehr oder weniger geeignet ist (ich sage nur: entwaffnen ;)
Im August erhält sie auch schon ihren ersten richtigen Auftrag - ausgerechnet von Mr. Grummel himself. Denn Olivers vor 11 Jahren in Frankreich verschollen geglaubte Schwester Ellen samt ihren Adoptiveltern ist aufgetaucht und möchte nun ihr Erbe antreten. Da Oliver in Bezug auf deren Glaubwürdigkeit unsicher ist, gibt sich Marigold als seine Verlobte aus und mit Mrs Finch und Marigolds Schwarm (ein Schwarm ist eine 4-köpfige Einsatzgruppe des Finkennests) fühlen sie den Lavignes auf den Zahn. Marigold fühlt viele Dinge, die nicht passen, obwohl Helene - wie Ellen nun heißt - so viele Dinge aus der Vergangenheit weiß.

Mari erzählt den Lesern in ich-Form ihre Erlebnisse, deshalb ist es noch lebendiger und man kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihr mitfühlen. Sie ist eine sympathische, taffe junge Frau, die die Ungerechtigkeiten gegen Frauen nicht einfach hinnimmt. Ich fand sie sehr sympathisch.
Leider gefielen mir die Anfeindungen gegen ihre eher üppige Figur nicht, doch wahrscheinlich gab es diese auch schon damals. Am Ende des Buches gibt es einen Hinweis zu weiteren im Buch vorkommenden sensiblen Themen.

Die Thematik der damaligen Zeit, dass Frauen keinerlei Rechte hatten und den Männern, v.a. ihren Ehemännern, ausgeliefert waren, wird eindrücklich dargestellt. Auch das historische Setting und die Darstellung der Standesunterschiede zwischen dem Adel und dem niedriger gestellten Volk ist sehr gut gelungen.
Und Mrs Finch und ihre Finken sind es, die gegen diese Ungerechtigkeiten ankämpfen und den Frauen zu Gerechtigkeit verhelfen. Und dies war wundervoll dargestellt. Alle Mitarbeiterinnen in der Agency of Scandal haben unterschiedliche Charaktere und Eigenschaften, die für den Kampf für Gerechtigkeit für Frauen eingesetzt werden.
Ich fand auch die Vorgangsweise der Agentinnen total spannend, da es damals keine so guten Möglichkeiten gab bzw. es nicht so einfach war, Betrügereien aufzudecken.
Die Romantik kommt natürlich auch nicht zu kurz (bzw. war es diesmal für meinen Geschmack schon etwas zu viel), denn das Vorspielen der Verliebtheit entwickelt sich zu Marigolds Entsetzen immer mehr zu echten Gefühlen. Und ihrer Meinung nach ist sie nicht gut genug für einen Duke.


Fazit:
Eine gelungene Fortsetzung der historischen Cozy Crime-Reihe für Jugendliche mit einer taffen Protagonisten, einer großartigen Spannung, britisch-historischem Feeling, Humor und einem interessanten Fall. Hat mir persönlich nicht ganz so gut wie der Auftakt gefallen; für meinen Geschmack war es hier etwas zu viel Romanze. Ich freue mich nun aber schon auf Band 3!

Bewertung vom 08.09.2025
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und die Pratermorde / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.4


ausgezeichnet

unerklärliche Morde im Prater des historischen Wiens

4,5 Sterne

Wien, 1896: Beim Zaubertrick "Die zersägte Jungfrau" stirbt die Assistentin im Ronacher Theater und auch im Wiener Wurstelprater wird eine junge Angestellte tot aufgefunden.
Bei den Recherchen stellt sich heraus, dass seit März, als der Prater geöffnet hat, noch weitere drei junge Frauen verschwunden sind. Hängen die Fälle zusammen?

Dies ist der 4. Band der Reihe um Totengräber Augustin Rothmayer und Inspektor Leopold von Herzfeldt. Der Fall ist in sich geschlossen und kann eigenständig gelesen werden.
Es ist toll, wieder ins historische Wien zu reisen und die alten Bekannten zu treffen: den kauzigen Totengräber Augustin Rothmayer, sein Mündel, die junge Waise Anna, die clevere ehemalige Polizeifotografin Julia Wolf, die nun für eine große Zeitung arbeitet, und ihre gehörlose Tochter Sisi, und natürlich Inspektor Leopold von Herzfeldt, der "Piefke".
In diesem Buch waren eigentlich Julia und Anna für mich die Hauptfiguren, denn sie haben mit viel Mut, Gewieftheit und auch Sturheit auf eigene Faust ermittelt, sind sympathisch und empathisch, und versuchen anderen zu helfen - ich mag beide einfach sehr gerne!
Und mit Julia fiebert man besonders mit, denn sie gerät in Gefahr, als sie eine Anstellung im Prater annimmt und dort herumschnüffelt.
Natürlich habe ich auch den kauzigen Totengräber ins Herz geschlossen, auch wenn er manchmal wirklich sehr muffelig ist, besonders Anna gegenüber. Denn nun wird er auch mit der Pubertät und erster Verliebtheit konfrontiert.
Der Fall selbst ist komplex und man rätselt mit Leopold mit, warum die toten Frauen verkleidet waren, und ob bzw. wie das mit der verunfallten Assistentin zusammenhängt. Allerdings war mir ziemlich schnell klar, wer der Täter bzw. der Drahtzieher war, was dem weiteren Lesevergnügen jedoch keinerlei Abbruch tat.

Ich fand besonders spannend und interessant, so viel über das Leben in Wien aus vergangenen Zeiten zu lesen - und besonders die Unterschiede zur Gegenwart.
Das Fußballspiel war noch recht neu, und auch die bewegten Bilder des Kinematographen, die die Menschen in Scharen angelockt haben. Unvorstellbar, dass bei der ersten Vorführung der Brüder Lumière die Menschen schreiend aus dem Saal geflohen sind. Spannend und interessant waren auch die technischen Details dazu verpackt.

Ich fand das Leben im Prater ziemlich düster; aber auch aktuell ist es für mich eine unverständliche eigene Welt, auch wenn man als Gast gute Unterhaltung dort findet!
Das Riesenrad wurde 1896, als die Geschichte spielt, erst gebaut, den Calafati gibt es in dieser Art nicht mehr (ich kann aber gut nachvollziehen, dass alle Kinder davor Angst hatten) und natürlich waren auch die Unterhaltungsbetriebe ganz anders als heutzutage. Besonders das "Venedig in Wien" hätte ich gerne gesehen!
Lustig fand ich, dass Augustin Rothmayer den Bewegtfilm als nicht zukunftsträchtig sah ;)

Am Ende gibt es wieder ein - für nicht-österreichische Leser - hilfreiches Glossar; das letzte vorgestellte Wort ist ein Highlight (es kommt übrigens insgesamt 5x in der Geschichte vor ;)


Fazit:
Im 4. Teil der Reihe begeben wir uns mit Inspektor Leopold von Herzfeldt und dem Totengräber Augustin Rothmayer in die Welt des Praters - der schon damals eine eigene Welt war. Ich fand es diesmal ziemlich düster.

Bewertung vom 01.09.2025
Rundberg, Johan

Mika Mysteries - Der Ruf des Nachtraben


ausgezeichnet

großartiger Reihenauftakt

Stockholm, 1880: Die 12jährige Mika, die im Waisenhaus lebt und nebenbei noch in einer Taverne arbeitet, bekommt eines Nachts von einem fremden Jungen ein neugeborenes Baby in die Hand gedrückt mit wenigen Worten, in denen "der dunkle Engel" vorkommt.
Bald wird eine Leiche gefunden und alle sind sich sicher: Das ist das Werk des Nachtraben. Doch dieser Serienmörder wurde im vergangenen Jahr gefasst und im Oktober hingerichtet. Kann es sein, dass der falsche Mann verurteilt wurde? Oder gibt es einen Nachahmungstäter?

Der Schreibstil ist für ein Kinder-/Jugendbuch eher gehoben, die Orte und Charaktere sind detailliert ausgearbeitet, so dass man alles genau vor Augen hat. Auch die wirklich eisige Kälte dieses Winters und der viele Schnee sind eindrücklich dargestellt, sodass man immer frösteln muss.
Auch die Beschreibung der damaligen Zeit ist lebendig und interessant gelungen, die Zustände, vor allem für (elternlose) Kinder, war wirklich schrecklich und ist bedrückend.
Überhaupt liegt über allem eine düstere Atmosphäre und eine gruselige Stimmung. Manchmal könnte man meinen, dass die Altersempfehlung von 10 angehoben werden sollte.

Die Protagonistin Mika schließt man sofort ins Herz; sie ist taff, wiv, achtsam und hat deshalb auch eine sehr gute Beobachtungs- und Kombinationsgabe.
Auch Inspektor Hoff ist authentisch und lebendig gezeichnet, mit Ecken und Kanten, und ich finde toll, dass er Mika - also ein Kind - nicht als nervig abspeist, sondern ihr nicht nur Gehör schenkt, sondern ihr auch glaubt und ihre Ideen und Einfälle für gut befindet und ihren Plan verfolgt.

Die Auflösung um den Nachtraben ist wirklich erstaunlich - komplex, authentisch und gefühlsstark. Hat mich sehr bewegt.
Das Mysterium um das Baby (und Mikas Vergangenheit) wird sich hoffentlich im nächsten Band aufklären, den ich schon freudigst erwarte!
Die Karte im Buchdeckel hätte mMn etwas detaillierter sein können - manche vorkommenden Orte sind gar nicht eingezeichnet. Und man kann es leider auch eher schlecht lesen.


Fazit:
Ein mitreißender Auftakt der historischen Jugendkrimi-Reihe um eine liebenswerte, clevere Protagonistin, die eine wirklich gute Beobachtungs- und Kombinationsgabe hat und dadurch dem Kommissar Hoff sehr gut zuarbeitet. Über allem liegt eine sehr düstere Atmosphäre. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 01.09.2025
Jensen, Svea

Nordweststurm / Soko St. Peter-Ording Bd.5


sehr gut

spannender und komplexer 5. Fall für die Soko St. Peter-Ording

Im 5. Band der Reihe trifft man wieder auf die Bekannten Hendrik Norberg, der nun bei der Polizei in Itzehohe arbeitet, und Anna Wagner, die weiterhin in St. Peter-Ording ist.
Hendrik bekommt es mit dem Fall eines ermordeten Strichers zu tun; und dann ist da noch sein Vater Lennart, der nun endgültig nach St. Peter-Ording gezogen ist, und einen ehemaligen Kollegen vermisst: Lennart hat für den schwedischen Investigativ-Journalisten Petter Jansson ein Ferienhaus gemietet, und dieser ist nun nicht mehr erreichbar; auch sein Auto ist weg.

Ich mag an dieser Reihe die Authentizität; sowohl der Fälle, als auch der Ermittlungsarbeit. Es ist spannend zu verfolgen, wie Anna und Hendrik Spuren nachgehen und ein Puzzleteilchen nach dem anderen aufdecken. Und auch, dass da dann Dinge hervorspringen, mit denen man nicht gerechnet hätte bzw. die nicht so schön sind. So auch in diesem komplexen Fall. Die Aufklärung hat mich restlos überzeugt.
Durch den politischen Faktor war es zwar teilweise etwas trocken und nicht so spannend wie die Vorgänger, aber aktueller denn je!
Der Kriminalfall ist in sich geschlossen; der Band kann daher eigenständig gelesen werden.

Es gab auch dramatische Action, wo man richtig mitgefiebert hat.
Die langsame private Entwicklung der beiden Protagonisten, die man manchmal einfach nur hätte schütteln können, stagniert - da erhoffe ich mir im nächsten Band etwas mehr; ebenso wie vom Lokalkolorit.


Fazit:
Ein nicht ganz so fesselnder 5. Fall für die Soko St. Peter-Ording, dafür sehr komplex, politisch und aktuell.

Bewertung vom 22.08.2025
Hincenbergs, Sue

Very Bad Widows


ausgezeichnet

schwarze Krimikomödie mit vielen Verwechslungen und Missverständnissen

4,5 Sterne

In diesem Buch geht es um die vier Ehepaare Marlene und Dave, Pam und Hank, Nancy und Harry sowie Shalisa und Andre. Es geht um Liebe, Vertrauen, Glück - und Lügen.
Als Dave eines Tages von seiner Garagentür erschlagen wird, erhält dessen Frau Marlene überraschend aus einer Lebensversicherung, von der sie nichts wusste, eine Million Dollar. Und als ihre Freundinnen mitbekommen, dass deren Männer ebenfalls Lebensversicherungen abgeschlossen haben, sind sie sich einig: das Geld haben sie sich verdient. Denn vor vier Jahren haben alle Männer gemeinsam eine schlechte Investition getätigt und das gesamte Geld für die Rente verloren. Und seitdem müssen alle äußerst sparsam leben. Und in den Ehen kriselt es außerdem auch noch aus anderen Gründen. Also weg mit den Gatten.
Doch die Männer ihrerseits haben einen anderen Plan geschmiedet, um wieder an Geld für die Rente zu kommen - und so nehmen die Dinge ihren Lauf.

Eine äußerst humorvolle Geschichte mit jeder Menge Verwechslungen und Missverständnissen, die alle immer mehr ins Chaos stürzen; überzogenen Handlungssträngen (ich sage nur: Hector - wobei: da die Geschichte in de USA spielt, könnte das sogar glaubwürdig sein) und einer Lüge nach der anderen.
Man fiebert mit den Frauen so sehr mit (mit den Männern natürlich auch, aber nicht ganz so sehr), und hofft immer, dass sich alles doch noch zum Guten auflöst. Doch es wird immer irrer. Was natürlich großen Unterhaltungswert hat, weil es einfach urkomisch ist.

Doch die Geschichte macht auch nachdenklich: über sein eigenes Leben, seine Partnerschaft/Ehe, und vor allem, dass Ehrlichkeit und Offenheit soo wichtig sind in einer Beziehung. Denn wenn diese vier Paare ehrlich gewesen wären zueinander (auch wenn man doch ein bisschen verstehen kann, warum die Männer geschwiegen haben), wäre dieses ganze Chaos, der schreckliche Stress - und die Mordabsichten - nie passiert.


Fazit:
Eine humorvolle und skurrile schwarze Krimikomödie mit vielen Verwechslungen und Missverständnissen, die bestens unterhält, aber auch nachdenklich macht.