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SimoneF

Bewertungen

Insgesamt 550 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2025
Weyer, Manuel

Kartoffel - Das große Kochbuch


ausgezeichnet

Ich liebe Kartoffeln in nahezu jeglicher Form und bin immer begierig darauf, neue Zubereitungsarten zu entdecken. Hier kommt das Kochbuch „Kartoffel – Das große Kochbuch“ von Manuel Weyer wie gerufen. Der Autor startet im Kapitel „Grundlagen“ mit den Basics rund um die Knolle, bevor er dann zum Rezeptteil übergeht. Dieser ist aufgeteilt in: Basics & Klassiker, Frittiert & Heißgebacken, Vorspeisen & kleine Gerichte, Suppen & Eintöpfe, Aus Pfanne & Topf, Grill & Ofen, Süßes & Snacks.

Jedes Rezept nimmt eine Doppelseite ein, wobei eine Seite eine ansprechende und aussagekräftige Fotografie des Gerichts enthält. Die Zutaten werden übersichtlich aufgelistet und auch der Zeitbedarf ist sehr gut und detailliert aufgeschlüsselt. So werden Vorbereitungszeit, Zubereitungszeit, ggf. Ruhezeit, Marinierzeit, Backzeit und die Gesamtzeit einzeln aufgeführt. Besonders flotte Rezepte sind als „Blitzrezept“ gekennzeichnet. Die meisten Gerichte sind für 4 Personen ausgelegt.

Die Zubereitung der bisher ausprobierten Rezepte war sehr gut beschrieben und ich hatte keine Schwierigkeiten diese nachzukochen. Da wir keine Fritteuse haben, fallen einige Rezepte für uns weg. Neben dem Klassiker „Reibekuchen“ haben wir die Kartoffelgalettes mit Honigzwiebeln und die Gemüsesuppe mit Kartoffelnocken ausprobiert. Einhelliges Urteil der ganzen Familie: Superlecker! Besonders spannend klingen Süßspeisen wie die Kartoffelwaffeln und das Kartoffel-Karamell-Eis; daran haben wir uns allerdings noch nicht versucht.

Für uns ist dieses Buch eine wahre Fundgrube, die besonders in der kommenden Herbst- und Winterzeit für viel Abwechslung auf dem Familientisch sorgen wird. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 08.10.2025
Heinrich, Finn-Ole;Zipfel, Dita

Aali muss los


ausgezeichnet

Der Europäische Aal ist Fisch des Jahres 2025 und vom Aussterben bedroht – Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass dieser in 20-30 Jahren in Europa nicht mehr vorkommen wird. Umso wichtiger, dass diese faszinierende Tierart, deren Leben bis heute ungelöste Rätsel birgt, mit „Aali muss los“ auch bei den Kinderbüchern ins Bewusstsein rückt.

Der Blankaal Aaali lebt im Nord-Ostsee-Kanal zusammen mit seinem Kumpel Frankie, als ihn eines Tages eine unbekannte Sehnsucht in Form eines Ziehens packt. Er folgt diesem neuen Gefühl und macht sich auf eine abenteuerliche Reise, die ihn auf den letzten Abschnitt seines Lebens zum Laichplatz führen wird.

Das Autorenduo Dita Zipfel und Finn-Ole Heinrich schreibt auffallend gefühlvoll, in beinahe poetischer Weise und dennoch mit humorvollem Unterton. Außergewöhnlich ist die stark auktoriale Erzählperspektive, in der die „Geschichtenerzählerin“ immer wieder selbst hervortritt und ihre Gedanken zum Geschehen äußert. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig und dürfte nicht jedem Kind gefallen, weil es die Illusion der Realität immer wieder aufhebt und ein „Auftauchen“ aus der Handlung mit sich bringt. Besonders sind auch Nele Brönners ganz in Grün- und Gelbtönen gehaltene Illustrationen, die mir sehr gut gefallen haben und sich vom Mainstream abheben.

Durch Aaalis Reise erfährt man viel Wissenswertes zum Lebenszyklus eines Aals, insbesondere über das letzte der insgesamt vier Lebensstadien, den Blankaal. Auch die menschgemachten Bedrohungen, denen Aale auf ihrer Laichwanderung ausgesetzt sind, werden thematisiert, etwa Wasserschleusen, Klimawandel, verschmutze Gewässer und Stress durch Schiffslärm und Schiffschrauben. So ergibt sich eine sehr gelungene Mischung aus Sachbuch und einer unterhaltsamen, sensibel erzählten Geschichte rund um Freundschaft, Aufbruch und die Kraft der inneren Stimme.

Das Buch richtet sich laut Verlag an Kinder ab 7 Jahren. Die Altersempfehlung empfinde ich inhaltlich als passend, allerdings sollte man als Leser schon etwas geübt sein, da schwierigere Begriffe wie Sargassosee, Färöer-Plateau und Kontinentalschelf vorkommen, oder das Buch gemeinsam mit einem Erwachsenen entdecken.

„Aali muss los“ sticht auf jeden Fall aus der Vielzahl an Kinderbüchern sehr angenehm heraus, und es hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ich würde es vor allem Kindern empfehlen, die Freude an ruhigeren und etwas anspruchsvolleren Geschichten haben.

Bewertung vom 08.10.2025
Dabos, Christelle

Die Spur der Vertrauten


gut

Als Fan dystopischer Romane war ich sehr neugierig auf „Die Spur der Vertrauten“ von Christelle Dabos. Die Geschichte begann zunächst vielversprechend, zog sich gegen Ende des ersten Teils jedoch hin. Die im Roman entworfene Welt blieb verworren und undurchsichtig, und ich empfand die Erzählweise als langatmig. Der zweite Teil brachte dann mehr Abwechslung und Spannung, die Handlung wurde vorangetrieben und konnte mich stärker fesseln. Gegen Ende wurde die Handlung jedoch so abstrus, dass ich letztendlich sehr ernüchtert zurückblieb.

Individualität gegen absoluten Gemeinsinn, freier Wille gegen Instinkt, Ich gegen Wir – die Grundidee hatte viel Potential für einen tiefgründigen Roman zu ethisch und gesellschaftlich relevanten Aspekten. Was ist eine gute Tat wert, wenn sie nicht aus freier Entscheidung begangen wird, sind wahre Liebe und Nächstenliebe nur möglich, wenn ein freier Wille existiert? Leider bleibt das Konzept aber recht oberflächlich, und je länger ich über die Handlung nachdenke, desto mehr logische Ungereimtheiten fallen mir auf. Insbesondere die letzten Kapitel waren für mich nur noch unglaubwürdig und auch im Rahmen der Romanwelt nicht mehr plausibel.

Etwas unklar blieb für mich die Zeit, in der die Handlung angesiedelt ist. Die technischen Gerätschaften wie Walkman, Kassetten, Beeper und das typisch französische Minitel wirken aus heutiger Sicht recht angestaubt und erinnern eher an die 1980er Jahre. Positiv hervorheben möchte ich die Erzählweise, die durch die ständigen Perspektivwechsel Einblick in die Gedanken vieler Charaktere bietet.

Insgesamt konnte mich „Die Spur der Vertrauten“ jedoch leider nicht überzeugen und ich vergebe knappe 3 Sterne.

Bewertung vom 08.10.2025
Engler, Michael

Wir zwei - Geschichten zum Einkuscheln


ausgezeichnet

Mit „Wir zwei – Geschichten zum Einkuscheln“ erscheint ein weiteres Buch aus der beliebten Hase-und-Igel-Welt von Michael Engler. Die elf Geschichten lassen sich unabhängig voneinander lesen und laden dazu ein, es sich zusammen gemütlich zu machen, ob untertags als kleine Kuschel-Auszeit oder abends als Gute-Nacht-Ritual. Dank des praktischen Lesebändchens ist die richtige Stelle auch schnell gefunden.

Jede Geschichte greift ein Thema auf, mit dem sich die Kinder identifizieren können, etwa den Umgang mit starken Gefühlen wie Angst, Trauer und Wut, die eigenen Unsicherheit oder den Wunsch nach Zugehörigkeit und Freundschaft. Hierbei gefällt mir besonders gut, dass die Handlung Raum für Interpretationen und Gespräche lässt und die Botschaften nicht mit dem pädagogischen Holzhammer vermittelt werden. Lediglich bei einer Geschichte hatte ich den Eindruck, dass der Ausgang etwas unglücklich gewählt ist und Fehlverhalten zu belohnen scheint. Auch hierüber kann man natürlich mit dem Kind oder der Kindergruppe diskutieren. Gerade in der KiTa könnte ich mir dieses Buch auch sehr gut vorstellen.

Illustriert wurde das Buch wieder von Joëlle Tourlonias, deren unverwechselbarer Stil mir ausgesprochen gut gefällt. Ich hätte mir lediglich etwas abwechslungsreichere Zeichnungen gewünscht, die in stärkerem Zusammenhang mit der Handlung stehen. Zwei Spielvorschläge runden das Buch wunderbar ab. Ein wirklich schönes und umfangreiches Kinderbuch!

Bewertung vom 04.10.2025
Meyrick, Denzil

Der Tote im Kamin


sehr gut

Inspector Frank Grasby aus York ist bei seinen Vorgesetzten in Ungnade gefallen, weil er einen Einsatz vermasselt und dabei versehentlich zwanzig der wertvollsten Pferde Englands in die Freiheit entlassen hat. Daher wird er kurz vor Weihnachten 1952 in ein verschlafenes Nest namens Elderby versetzt, um eine Einbruchsserie bei einem Lord aufzuklären. Hierbei kann ja nicht allzu viel schief gehen – sollte man meinen. Doch kaum ist Grasby in Elderby eingetroffen, fällt ihm einem Leiche aus dem Kamin des Lords vor die Füße, und das ist erst der Anfang…

„Der Tote im Kamin“ ist der erste Band der dreiteiligen Reihe um Inspector Frank Grasby aus der Feder des leider 2025 verstorbenen Denzil Meyrick. Verfasst ist der Krimi in der Ich-Perspektive Franks, ergänzt durch Auszüge aus Polizeiberichten und Protokollen. Der Schreibstil ist flüssig und höchst unterhaltsam, gespickt mit viel britischem Humor. Frank liebt schöne Frauen, Bier und Sportwetten, was ihm schon die eine oder andere Schwierigkeit im Leben beschert hat. Er ist kein großer Held und schiebt auch beruflich gern eher eine ruhige Kugel. Trotz allem ist er von sich selbst recht überzeugt – im Gegensatz zu seinem Umfeld. Umso mehr bringen ihn die Ereignisse in Elderby in die Bredouille, zumal er auf seine etwas tollpatschige Art von einer Gefahr in die nächste gerät.

Der Fall bleibt bis zum Schluss spannend und hält vor allem in der zweiten Hälfte viele überraschende Wendungen bereit. Allerdings entwickelt er sich in eine Richtung, die ich anhand des Klappentextes so nicht erwartet hatte. Gegen Ende ist es zuweilen nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten, und manches wirkt auf mich etwas konstruiert.

Insgesamt ist „Der Tote im Kamin“ ein sehr kurzweiliger und abwechslungsreicher Krimi, der vor allem durch seine Erzählweise besticht. Ich würde auf jeden Fall gerne mehr von Frank Grasby lesen und hoffe, dass die beiden weiteren Bände zeitnah auf Deutsch erscheinen werden.

Bewertung vom 29.09.2025
Buddeus, Ondrej

Fahr Rad!


ausgezeichnet

„Fahr Rad“ von Ondřej Buddeus ist ein wirklich außergewöhnliches Buch, das mit umfangreichem Wissen über das vielleicht beste Fortbewegungsmittel überhaupt aufwartet. Ob historische Entwicklung, unterschiedlichste Radtypen, technische Details, Arten von Stürzen, der Kampf der Frauen für das Recht Rad zu fahren, Radausflüge, Ökologie, Radrennen oder Radeln in der Stadt: nahezu jeder Aspekt des Fahrradfahrens wird hier beleuchtet. Besonders sind auch die ausdrucksstarken Illustrationen des preisgekrönten Jindřich Janíček, die durch den speziellen Zeichenstil und die Farbgebung in warmen Gelb- und Orangetönen ins Auge fallen und den Text wunderbar unterstreichen.

Die Altersempfehlung ab 10 Jahren empfinde ich als sehr passend. Durch den unterschwelligen Humor, der immer wieder durchblitzt, wirkt das Sachbuch nie trocken, sondern lädt Groß und Klein zum Schmökern ein. Für alle Fahrradfans sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 23.09.2025
Beck, Nadine;Berkels, Tim

Penis!


ausgezeichnet

„Penis! Wissen für unter die Gürtellinie“ ist ein hervorragend gelungenes Aufklärungsbuch, das nicht nur mit allerhand Wissen rund ums Genital aufwartet, sondern dieses auch herrlich erfrischend, ungezwungen und humorvoll vermittelt. Kongenial ergänzt wird das Ganze durch die Illustrationen von Sandra Bayer, die so unverkrampft und oft auch witzig sind, dass erst gar keine falsche Scham aufkommt.

Neben biologischen Fakten zu Funktion und Aufbau thematisiert das Buch unter anderem auch die richtige Körperhygiene, Verhütung, Transidentität und Risiken im Internet wie Sexting und Grooming. Dank des jugendlichen, aber nicht anbiedernden Schreibstils liest sich das Buch äußerst unterhaltsam, und auch als Erwachsene habe ich noch Neues erfahren. Toll finde ich, dass es Raum für eigene Aufzeichnungen lässt bzw. Anregungen für Eintragungen gibt.

Ich bin absolut begeistert von diesem Buch – genau so etwas hätte ich mir in meiner eigenen Teenagerzeit gewünscht, und ich bin froh, meinem Sohn dieses nun an die Hand geben zu können. Das Pendant „Vulva!“ werde ich auf jeden Fall auch noch kaufen, denn alle Jugendlichen sollten über den männlichen und den weiblichen Körper Bescheid wissen. Eine ganz große Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.09.2025
Harrer, Heinrich

Sieben Jahre in Tibet


sehr gut

Vor vielen Jahren sah ich den gleichnamigen Film und wollte nun die bewegende Geschichte von Heinrich Harrers Leben in Tibet aus erster Hand lesen. Bildhaft und detailreich schildert Harrer seine Erlebnisse und Eindrücke während seines Aufenthaltes in Tibet zwischen 1944 und 1951. Man spürt in seinen Worten die große Liebe zum Land, der Kultur und den Menschen, denen er mit Neugier und Respekt vor ihrer Lebensweise und ihrem Glauben begegnet. Harrer liefert damit ein einzigartiges Zeitzeugnis der tibetischen Kultur und ihres Gemeinwesens, die nach der chinesischen Invasion 1951 systematisch und unwiederbringlich zerstört wurden.

Auch wenn Heinrich Harrer kein Schriftsteller ist, wie er selbst anmerkt, und es dem Buch manchmal an Struktur mangelt, ist vor allem der Teil, der das Leben Harrers in Lhasa und seine Begegnungen mit dem 14. Dalai Lama schildert, äußerst spannend. Gelegentlich merkt man dem Text sein Alter etwas an (er entstand 1952), und Harrers Blickwinkel ist, trotz aller Offenheit und Wertschätzung gegenüber den tibetischen Traditionen, der eines weißen Mannes aus Europa.

Besonders spannend fand ich die Einblicke in die theokratische Gesellschaftsstruktur, das Feudalsystem und die religiösen Sitten und Gebräuche. Die Schwarzweißaufnahmen Harrers, die in das Buch integriert wurden, ergänzen den Text und lassen das Erzählte lebendig werden.

Bewertung vom 17.09.2025
Arcanjo, J. J.

Die schwarze Festung / Schule der Meisterdiebe Bd.4


ausgezeichnet

Im 4. Band der „Schule der Meisterdiebe“ erwartet Gabriel Avery und seine fünf Freunde neben einem neuen Schulfach namens „Umgebungskunde“ auch die bisher schwerste Aufgabe für den Gewinn des Gaunerpokals: Sie müssen die nahezu uneinnehmbare Festung Tor Malan bezwingen und eine kostbare Kette stehlen. Zugleich ist die berüchtigte Verbrecherbande „Die Namenslosen“ hinter ihnen her, die diesmal einen besonders perfiden Plan verfolgt. Um sie zu überlisten, müssen die sechs über sich hinaus wachsen und als Team alles geben…

Seit Monaten fiebert mein Sohn (11) auf die Fortsetzung der Reihe entgegen. Von Band 1 an sind wir große Fans von Gabriel, Penelope, den Okoro-Zwillingen und Amira. Inzwischen wurde die Bande noch um ein sechstes Mitglied erweitert (wen, wird hier nicht verraten), das für zusätzliche Dynamik und unterhaltsame Dialoge sorgt.

Jedes Bandenmitglied zeichnet sich durch besondere Fähigkeiten und Eigenheiten aus, und wir haben jedes einzelne ins Herz geschlossen, auch wenn Gabriel Avery natürlich eine ganz besondere Rolle einnimmt. Der verantwortungsbewusste, ruhige und besonnene Junge ist durch seine Empathie und Fürsorge der integrative Part der Gruppe. J.J. Arcanjo erzählt nicht nur eine richtig spannende Geschichte mit überraschenden Wendungen, sondern vermittelt dabei auch wichtige Botschaften. Er zeigt, dass hinter einer abweisenden, harten Fassade ein sensibler, tief verletzter Mensch stecken kann, und dass es ein Zeichen von Stärke sein kann, um Hilfe zu bitten. In einem Team wird auch die größte Herausforderung bezwingbar, wenn man füreinander einsteht, fest zusammenhält und an sich arbeitet.

Wir können es kaum erwarten, den fünften und finalen Roman zu lesen und empfehlen die gesamte Crookhaven-Reihe unbedingt weiter. Für uns eine der besten Kinderbuchreihen überhaupt!

Bewertung vom 17.09.2025
Gröschner, Annett

Schwebende Lasten


gut

Hanna, 1913 in Magdeburg geboren, erlebt beinahe das gesamte 20. Jahrhundert. Früh verwaist wächst sie bei ihrer älteren Schwester auf, arbeitet hart und lernt, das Leben pragmatisch anzugehen und sich nicht zu beklagen. Sie hat sechs Kinder, von denen zwei sterben, ohne dass sie diese begraben kann und einen Mann, der ihm kaum Stütze ist. Vieles an Hannas Figur hat mich an meine eigene Großmutter (Jhg. 1912) erinnert, vor allem die Art und Weise, wie sie ohne zu klagen ihren Platz im Leben akzeptiert und versucht, unter den gegebenen Umständen die Familie so gut wie möglich durchzubringen. Der nüchterne Schreibstil passte für mich grundsätzlich gut zu ihrem Wesen, allerdings konnte ich durch den Mangel an Emotionalität keinen tieferen Bezug zu Hanna aufbauen. Insbesondere im letzten Buchdrittel ist der Erzählton so distanziert, dass ich immer weniger Anteil an ihrem Leben nahm. Die in der Buchbeschreibung erwähnte „Poesie“ konnte ich nicht entdecken.

Da Hanna mit Leib und Seele Blumenbinderin ist, spielen (Schnitt-)blumen eine große Rolle im Buch. Jedes Kapitel wird zudem durch kurze Notizen zu einer Blumensorte eingeleitet. Da ich selbst mit Blumen wenig anfangen kann, nahm mir das zu viel Raum ein, die Notizen habe ich komplett übersprungen. Ich hatte mir erhofft, dass Hannas Tätigkeit als Kranfahrerin stärker thematisiert wird. Leider wird das in wenigen Absätzen abgehandelt.

Insgesamt bin ich durch die Buchbeschreibung mit etwas anderen Erwartungen an Stil und Fokus an dieses Buch herangegangen und wurde leider enttäuscht.