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MaWiOr
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Insgesamt 3668 Bewertungen
Bewertung vom 11.08.2020
Mehnert, Volker

Die großen Flüsse der Welt


ausgezeichnet

Flüsse kennen keine Grenzen, sie verbinden Länder. Das macht sie so faszinierend. Von jeher hatten sie eine große Bedeutung für die Menschen. Hier entstanden Siedlungen, Burgen und Brücken.

Das reich illustrierte Kindersachbuch stellt die großen (wichtigsten) Flüsse unserer Erde vor – vom Amazonas bis zur Wolga. Auf großformatigen, farbigen Doppelseiten wird der Verlauf der Flüsse von der Quelle bis zur Mündung dargestellt. Mit kleinen Abbildungen entlang des Ufers wird auf Sehenswürdigkeiten, Pflanzen- und Tierwelt oder historische Ereignisse hingewiesen, ergänzt durch kurze Textinformationen. Dazu gibt es einen längeren Text, der den Verlauf und die Besonderheiten des jeweiligen Flusses skizziert.

18 Flüsse – sortiert nach Kontinenten - werden auf diese Weise anschaulich und kindgerecht vorgestellt. Zusätzlich gibt es eine Ausklappseite mit dem Nil zur Zeit der Pharaonen. Sehr gut geeignet zum gemeinsamen Blättern mit den wissbegierigen Kleinen.

Bewertung vom 08.08.2020
Lack, H. Walter

Redouté. The Book of Flowers. 40th Ed.


ausgezeichnet

Pierre-Joseph Redouté (1759 – 1840) war ein bedeutender französischer Maler, der vor allem durch seine Blumenaquarelle bekannt wurde. Häufig wurde er als der „Raffael der Blumen“ bezeichnet. In Paris der damaligen Zeit gab es die berühmte Sammlung „Collection des Vélins“, eine Sammlung naturgetreuer Darstellungen von Pflanzen und Tieren, die auch die Wirren der Französischen Revolution und die zahlreichen sich anschließenden Veränderungen überstand.

Redouté war im Kreis der Pflanzenillustratoren äußerst populär und hoch geschätzt. Über mehrere Jahrzehnte hatte er es verstanden, reiche und einflussreiche Auftraggeber für sich zu gewinnen – unter ihnen Marie Antoinette oder Joséphine Bonaparte. Er hat ein umfangreiches Werk hinterlassen mit über 2000 gemalten Pflanzendarstellungen von großer Naturtreue und Präzision. Seine floralen Meisterwerke erzielen heute noch auf dem Kunstmarkt Spitzenpreise.

Die Jubiläums-Ausgabe (ein Nachdruck der XL-Ausgabe für 50 Euro) des Taschen Verlages versammelt sämtliche handkolorierten Stiche aus seinem populärsten Werk „Les Roses“, sowie Blumentafeln aus „Auslese der schönsten Blumen“ und „Die Lilien“. In diese drei Themen ist „The Book of Flowers“ auch unterteilt, die jeweils mit einem kompakten Text (engl./dt./frz.) eingeleitet werden. Zunächst gibt es aber ein Einführungskapitel „Der Raffael der Blumen“ mit Hintergrundinformationen zur „Collection des Vélins“ und zur Biografie von Redouté.

Die farbigen und ganzseitigen Blumentafeln sind in einer außerordentlichen Druckqualität wiedergeben, die viele Details und natürlich auch die Schönheit der Pflanzen erkennen lassen. Neben Blumen gibt es auch vereinzelte Abbildungen von Früchten, Pflanzenteilen und Gräsern.

Fazit: ein sehr dekorativer und hochwertiger Bildband, der 5 Sterne verdient hat und mit seinem moderaten Preis eine klare Kaufempfehlung ist – nicht nur für Botaniker oder Blumenliebhaber.

Bewertung vom 07.08.2020
Peter Lindbergh. On Fashion Photography. 45th Ed.

Peter Lindbergh. On Fashion Photography. 40th Ed.


ausgezeichnet

„Ein Modefotograf sollte dazu beitragen, das Bild der Frau oder des Mannes in ihrer jeweiligen Zeit zu definieren und eine gewisse soziale und humane Wirklichkeit zu spiegeln“ – so der deutsche Fotograf und Filmemacher Peter Lindbergh (1944-2019) in einem Interview aus dem Jahr 2016, das (engl./dt./frz.) dem Taschen-Bildband „On Fashion Photography“ vorangestellt ist. Obwohl er viel mit Models gearbeitet hat, sah sich Lindbergh selbst nicht als Modefotograf („seit 20 Jahren habe ich keine Modeschauen besucht“). Er wollte mit seinen Fotos Geschichten erzählen – so bereits 1990 mit Helena Christensen das berühmte „Marsmännchen-Shooting“. Es stellte den Beginn der erzählenden Modefotografie dar.

Insgesamt 25 dieser fotografischen Erzählungen versammelt der Bildband, in denen bekannte Persönlichkeiten und Models im Mittelpunkt stehen. So wurde für „Dolce & Gabbana“ am Strand von Los Angeles ein Filmset aufgebaut, um hier Anna Ewers, Amber Valetta, Linda Evangelista, Cindy Crawford und andere abzulichten. Eröffnet wird die Lindbergh-Taschen-Fotoshow mit Aufnahmen der Kreationen des tunesischen Modeschöpfers Azzedine Alaïa aus dem Jahr 1989; den Schlusspunkt setzt eine Fotoserie zum Werk des japanischen Modedesigners Yohji Yamamoto. Die Zusammenarbeiten mit Karl Lagerfeld, Jean-Paul Gaultier oder Giorgio Armani sind ebenfalls dokumentiert. Neben den legendären Supermodels wie Claudia Schiffer, Kate Moss, Naomi Campbell oder Milla Jovovich finden sich auch Fotos von Tina Turner, Madonna oder Charlotte Gainsbourg.

Lindbergh etablierte ein neues Verständnis von weiblicher Schönheit. Seine markanten Schwarz-Weiß-Fotos erschienen in allen internationalen Magazinen – vorrangig in allen nationalen „Vogue“-Ausgaben. Die handliche Neuerscheinung zum 40jährigen Jubiläum des Taschen Verlages ist ein Nachdruck der XL-Ausgabe (Preis 60 Euro) und präsentiert rund 300 Fotos des Ausnahmefotografen, darunter zahlreiche bisher unveröffentlichte Aufnahmen … und das in einer gediegenen Aufmachung und für einen äußerst moderaten Preis von 20 Euro.

Bewertung vom 03.08.2020
Herwig, Malte

Meister der Dämmerung


ausgezeichnet

Die Peter Handke- Biografie von Malte Herwig erschien bereits 2010 in der Deutschen Verlags-Anstalt; nun liegt nach zehn Jahren eine erweiterte und aktualisierte Auflage im Pantheon Verlag vor.

Peter Handke (Jg. 1942) gilt einerseits als einer der schillernden Vögel des deutschen Literaturbetriebs, andererseits ist er einer der letzten großen deutschen Schriftsteller. Sein Bild in der Öffentlichkeit war seit den 60er Jahren von Extremen geprägt: Hohepriester der Literatur und einsamer Rufer. Besonders die Skandale um seine Kunst haben Handke so berühmt gemacht. Dabei richteten sich seine Angriffe gegen das Establishment in Kultur und Politik, gegen die herrschenden Schreibweisen und gegen den etablierten bürgerlichen Theaterbetrieb. In den letzten Jahren löste sein schriftstellerischer Einsatz für Serbien einen Aufschrei nicht nur in Deutschland sondern in ganz Europa aus.

Der Literaturwissenschaftler Malte Herwig, der mehrere Jahre Kulturredakteur beim „Spiegel“ war und heute als freier Journalist in Hamburg lebt, hat nun eine bemerkenswerte Biografie des eigenwilligen literarischen Genies Handke vorgelegt. Er führte lange, intensive Gespräche mit dem Dichter, dessen Verwandten, Weggefährten und Dichterkollegen. Dabei sparte Herwig auch Handkes oft problematischen Umgang mit Kontrahenten nicht aus.

Daneben hatte Herwig uneingeschränkten Zugang zu den Notizbüchern und der Korrespondenz von Peter Handke. Eine höchst interessante Quelle, denn die Notizbücher entpuppten sich als die Waffe des Dichters gegen die Wirklichkeit. Diese Aufzeichnungen zeugen aber auch immer wieder von Angstgefühlen und Selbstzweifeln. Bis heute führt Handke immer ein Notizbuch bei sich.

Wie kein anderer deutschsprachiger Dichter hat Peter Handke stets die Idee von einer literarischen Existenz verkörpert, dabei ringt er immer um die Aufhebung der Gegensätze von Kunst und Leben. In seinen Werken beschäftigte er sich meist mit zeitgenössischen Themen, doch am Ende waren es individuelle und zeitlose Gedanken. Durch genaues Beobachten gewann er der Welt neue Eindrücke ab („Schreiben kann ein Versuch sein, die Welt zu erobern.“) und fasste sie in eine lebendige Sprache. Eine vom Alltag abhebende Sprache, die Handke jedoch nicht nur schreibt, sondern auch spricht.

Herwigs Handke-Biografie führt an den Texten des Dichters entlang, immer wieder wird ausführlich daraus zitiert. So zeichnet der Autor neben Handkes Lebenslauf auch ein Stück deutschsprachiger Literaturgeschichte nach.

Drei Jahre lang hat Herwig für „Meister der Dämmerung“ recherchiert und es ist ihm gelungen, Höhen und Tiefen von Peter Handke zu zeigen. Dieser Handke-Kosmos wird durch zahlreiche Abbildungen komplettiert: unveröffentlichte Fotos, Faksimiles von Tagebuchseiten sowie Zeichnung und Skizzen vom Dichter selbst. In dem neuen Kapitel „Der Erwählte“ setzt sich Herwig mit der Nobelpreisverleihung auseinander, mit der Kritik und der Zustimmung, aber auch, wie der Dichter selbst damit umgeht.

Bewertung vom 02.08.2020

50 Gedichte des Sturm und Drang


ausgezeichnet

Die Literatur des Sturm und Drang im Jahrzehnt von 1770 bis 1780 lag zwischen Aufklärung und Klassik. Über die Frage, ob sie eine eigene Epoche darstellt, wird bis heute in der Literaturgeschichte kontrovers diskutiert. Vor allem in der Lyrik des Sturm und Drang, die im 18. Jahrhundert einen qualitativen Sprung markierte, zeigte sich das Aufbegehren gegen überlieferte Konventionen und gegen gesellschaftliche Zwänge.

Der vorliegende Reclam-Band bringt eine repräsentative Auswahl von fünfzig Gedichten – beginnend mit Goethe, der u.a. mit Heidenröslein, Wandrers Sturmlied oder Prometheus vertreten ist, die zu den innovativsten Gedichten dieser Zeitspanne gehören. Jakob Michael Reinhold Lenz, der in seinen Gedichten das Lebensgefühl der jungen Generation zum Ausdruck brachte, ist ebenfalls mehrfach vertreten („An das Herz“ oder „Lied zum teutschen Tanz“). Zu den Autoren des sogenannten „Göttinger Hains“ gehörten Ludwig Christoph Heinrich Hölty, Johann Heinrich Voß oder Johann Friedrich Hahn. Von dem Dichterbund bringt die Auswahl sieben Gedichtbeispiele. Christian Friedrich Daniel Schubart („Die Fürstengruft“), Gottfried August Bürger („Der Bauer an seinen Fürsten“) oder Friedrich Schiller („Die schlimmen Monarchen“) setzten sich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen auseinander. Auch das Thema „Kindesmörderin“ wurde in dieser Zeit mehrfach verarbeitet.

Im umfangreichen Anhang gibt es zu jedem Gedicht Drucknachweise und einen kurzen Kommentar. Ergänzt wird der Reclam-Band schließlich durch ein Nachwort des Herausgebers Matthias Luserke-Jaqui, der einen kompakten Überblick zum Sturm und Drang gibt.

Bewertung vom 01.08.2020
Bardola, Nicola

Ringo Starr


ausgezeichnet

Pünktlich zum 80. Geburtstag von Ringo Starr ist nun die erste deutschsprachige Biografie erschienen. Der Literatur- und Musikkritiker Nicola Bardola, der als exzellenter Beatles-Experte gilt, präsentiert facettenreich den Ausnahmemusiker mit all seinen Höhen und Tiefen, wobei der Schwerpunkt auf der Karriere nach seiner Beatles-Zeit liegt. Neben dem turbulenten Leben wird auch Ringos Schaffen als Filmemacher, Fotograf, Schauspieler und Friedensaktivist beleuchtet. Nicht der „Ex-Beatle“ steht im Vordergrund sondern der Musiker und Mensch Ringo Starr, ein Sympathieträger, der inzwischen Urgroßvater geworden ist, aber immer noch Konzertsäle füllt.

Ringos Biografie hält dabei mehr Überraschungen bereit als die sattsam bekannten Lebensläufe von John, Paul und George. Das liegt daran, dass die kreativen Fab Three schon mehrfach und gründlich untersucht wurden, während der zurückhaltende Ringo nie eine Autobiografie veröffentlicht hat und Journalisten gegenüber eher abweisend ist. Der am 7. Juli 1940 als Richard Starkey geborene Arbeitersohn wuchs in einfachen Verhältnissen in einem Liverpooler Arbeiterviertel auf. Seine Kindheit war durch die Scheidung der Eltern und eine schwächliche Gesundheit mit vielen Krankenhausaufenthalten geprägt. So konnte er nur fünf Jahre die Schule besuchen. Als Heranwachsender versuchte er sich zunächst als Botenjunge, Barkeeper und Schreiner. 1957 kaufte ihm sein Stiefvater ein Schlagzeug und er lernte als Autodidakt das Instrument. Zwei Jahre später wurde er bereits Mitglied der Band „Rory Storm And The Hurricanes“, eine der führenden Bands Liverpools. Bei einem Gastspiel im Hamburger Star Club traf er 1960 erstmals die Beatles, die ihn zwei Jahre später für Pete Best als Schlagzeuger in ihre Band aufnahmen. Zunächst musste sich Ringo erst einmal beweisen, doch spätestens mit dem Album „Please Me Please“ wurde er von den Bandmitgliedern und den Fans akzeptiert.

Auf dem Höhepunkt der Beatlemania Mitte der 1960er Jahre wurde Ringo der eigentliche Schwarm der Beatles-Fans, der Mädchenherzen höher schlagen ließ. Seine Schlagzeug-Solos, die sog. „Starr Times“, wurden bald legendär und auf jedem Beatles-Album (außer „Let It Be“) sang er trotz seines geringen Stimmenumfanges stets einen Titel, der zum Teil extra auf ihn abgestimmt wurde – darunter so legendäre Songs wie „Yellow Submarine“ (auf dem Album „Revolver“ 1966) oder „With a Little Help From My Friends“ (auf dem Album „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ 1967). Auch drei Beatles-Songs stammten aus seiner Feder: „What goes on" (in Zusammenarbeit mit John und Paul), „Don't Pass Me By" und „Octopus's Garden". Auch in den beiden Beatles-Filmen „A Hard Day’s Night“ und „Help!“ war Ringo der unbestrittene Star; hier konnte er sein Slapstick-Talent zeigen.

Ringo, der bereits 1970 mit „Sentimental Journey“ und „Beaucoups of Blues“ seine ersten eigenen Studioalben veröffentlicht hatte, startete nach der Auflösung der Band eine zunächst erfolgreiche Solo-Karriere. Mit dem Album „Ringo“ und den Singles „Photograph“ und „You’re Sixteen“ stürmte er die Charts. Für seine Alben konnte er immer wieder berühmte Musiker, auch seine ehemaligen Beatles-Kollegen, gewinnen. Parallel zu seinen musikalischen Aktivitäten versuchte sich Ringo in den 1970er Jahren auch als Filmschauspieler. Mit steigendem Alkoholkonsum ging es jedoch mit seiner Karriere bergab. So machte er in den 1980er Jahren musikalisch nur wenig auf sich aufmerksam, eher durch Schlagzeilen über Party- und Alkoholexzesse. Erst nach einer erfolgreichen Entziehungskur 1988, gemeinsam mit seiner zweiten Frau Barbara, fand Ringo zurück zu alter Kreativität. Um seine Karriere zu reaktivieren, gründete er mit Freunden die „Ringo Starr and His All-Starr Band“. Das Ergebnis waren mehrere Alben und zahlreiche Tourneen (mit wechselnder Besetzung) quer über den Globus bis 2016. Fast im Jahrestakt folgten auch neue Solo-Alben – im Oktober 2019 mit „What’s My Name“ bereits Ringos 20. Studioalbum.