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hasirasi2
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Dresden

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Insgesamt 1225 Bewertungen
Bewertung vom 21.03.2018
Fabiaschi, Abby

Für immer ist die längste Zeit


ausgezeichnet

Und das soll nun der Tod sein?

Maddy ist tot, aber irgendwie hatte sie sich das anders vorgestellt. Himmel oder Hölle. Und wo ist sie gelandet? In einer Art Zwischenreich – nicht oben und nicht unten, kein Gott oder Teufel. Allerdings kann sie ihre Familie und Freunde (noch) sehen und hören, zum Teil ihre Gedanken lesen und auch beeinflussen. „Mein Leben ist nun ein leckeres, aber unerreichbares Dessert.“ (S. 9) Und genau da setzt sie an. Es kann doch nicht sein, dass sich ihre 16jährige Tochter Eve jetzt vor der Welt verkriecht und ihr Mann Brady den Rest seines Lebens allein bleibt – schließlich ist er erst Mitte 40. Also gibt sie ihnen Hinweise, wie sie sich verhalten sollen.
Eve ist von der Situation überfordert. Alle fassen sie mit Samthandschuhen an. Niemand weiß, wie er nach Maddys Tod mit ihr umgehen soll. „Mom hat auch mir das Leben genommen.“ (S. 24) Einzig ihr Freund John scheint sie etwas zu verstehen. Doch wenn sie ehrlich ist, will sie ihn nicht mehr. Er ist nur noch ihre Flucht aus dem deprimierenden Alltagstrott.
Auch Brady versteht den Selbstmord seiner Frau nicht. Es gab keinerlei Anzeichen dafür. Sie hat doch nie gesagt, dass sie unzufrieden ist! Er kommt mit nichts klar. Nicht mit dem Alleinsein, nicht mit dem Haushalt, schon gar nicht mit Eve ...

Abwechselnd wird aus aus Maddys, Eves und Bradys Sicht erzählt, wie sich deren Leben (oder Tod) nun weiter entwickelt.
Maddy will unbedingt eine neue Frau für Brady und Bezugsperson (Mutter wäre zu viel verlangt) für Eve finden. Die Lehrerin Rory gefiele ihr, aber wie soll sie die Verkupplung bewerkstelligen? Und wie viel Zeit bleibt ihr dafür?
Eve war bisher ein verwöhnter pubertierender Teenager. Durch den Tod ihrer Mutter landet sie hart auf dem Boden der Realität. Sie geht zwar weiter zur Schule, kapselt sich aber von ihren Mitschülern ab. Ihr erscheint alles sinnlos, die Mitschüler oberflächlich. Irgendwann fängt sie an, sich selbst Schmerzen zuzufügen, nur um überhaupt noch etwas zu spüren.
Brady versucht zu rekapitulieren, was es (alles) falsch gemacht und damit vielleicht Maddys Sprung vom Dach der College-Bibliothek ausgelöst hat. Er liest ihr Tagebuch und kommt dahinter, dass er nicht wirklich der Vorzeige-Ehemann war, für den er sich hielt. Die Arbeit kam immer zuerst, Maddy und Eve mussten sich dem unterordnen. Er ist wütend und traurig, muss erst lernen, sich selbst zu vergeben.
Jetzt sind Eve und Brady auf sich allein gestellt. Leider gehen sie in ihrer Trauer lange nicht aufeinander ein, sondern aufeinander los. Maddy, die bislang der Puffer war, fehlt.
Aber auch Maddy muss erkennen, was sie hätte besser machen können. „Einen Menschen zu lieben macht ihn nicht zu dem, den man sich wünscht; es macht einen verwundbar durch das, was er wirklich ist.“ (S. 317)

„Für immer ist die längste Zeit“ ist das wunderbar berührende Roman-Debüt von Abby Fabiaschi. Das Buch handelt von Familie, Trauer, Verlust, Schmerz und Neubeginn. Es ist gleichzeitig traurig und trotzdem an den richtigen Stellen lustig und hat mich so gefesselt, dass ich ihn an nur einem Tag komplett gelesen habe.

Bewertung vom 18.03.2018
Busch, Ulrike

Mordsfinale. Ostfrieslandkrimi


ausgezeichnet

Letzte Station: „Friesenglück“

In „Mordsfinale“ fasst Ulrike Busch ein heißes Eisen an – wie vielen Senioren wird wohl „Tod nach Herzstillstand“ vom Hausarzt attestiert, ohne dass der sich den Toten genauer ansieht? Genau so passiert es auch in der Seniorenwohnanlage „Friesenglück“, in welche Hark und Edith gerade eingezogen sind. Denen kommt die Sache allerdings sehr spanisch vor und so informieren sie die Kripo Greetsiel.
Die Kommissare Tammo und Fenna stehen kurz vor der Hochzeit und vor allem Tammo ist deswegen sehr aufgeregt. Er war noch nie verheiratet und auch Fennas Geheimnis um das Ziel der Hochzeitreise beunruhigt ihn. Trotzdem gehen die Ermittlungen zum Fall natürlich vor.
Und bald gibt es mehr Verdächtige, als Fenna und Tammo lieb ist. Wer hatte etwas vom Tod der Seniorin und warum wollten ihn sowohl der Hausarzt als die Heimleitung vertuschen? War es jemand vom Personal, eine andere Bewohnerin, oder steckt evtl. sogar das Konkurrenzunternehmen Frisia dahinter?

Trotz des schweren und erschreckend aktuellen Themas ist der Autorin auch hier wieder ein unterhaltsamer und zugleich spannender Cosy-Krimi gelungen. Dank der vielen Verdächtigen mit zum Teil zweifelhaften Hintergründen und überzeugenden Motiven kann man bis zum Schluss miträtseln.
Zudem mag ich die sehr glaubwürdigen Protagonisten, Menschen wie Du und ich, die mitten im Leben stehen. Und last but not least hänge ich natürlich auch wegen der Schnauzermischung Buddy sehr an der Reihe.

PS: Natürlich hoffe ich, dass es kein wirkliches Finale dieser Reihe um die Kommissare Anders und Stern ist, sondern die Reihe weitergeht ;-).

Bewertung vom 14.03.2018
Popescu, Adriana

Mein Sommer auf dem Mond


ausgezeichnet

Das Mädchen mit den Mars-Riegel-Augen

Franzi ist 16 und ihr Leben seit der Scheidung ihrer Eltern von Panikattacken geprägt. Weil sie diese allein nicht mehr in den Griff bekommt, muss sie für 8 Wochen in das stationäre Therapiezentrum „Sonnenhof“ auf Rügen „...umgeben von Wasser und Einsamkeit.“ (S. 6). Basti ist schon zum zweiten Mal dort und damit quasi ein „alter Hase“. Ihm obliegt es, die Neulinge herumzuführen und Franzi fasziniert ihn wegen ihrer „Mars-Riegel-Augen“ sofort. Wie ein ganz normaler Jugendlicher versucht er, sie zu beeindrucken – und beißt auf Granit. Beide gehören zur Therapiegruppe der Astronauten, genau wie Sarah und Tim, und sie alle müssen lernen, miteinander auszukommen und zusammenarbeiten. (Der Name der Gruppe leitet sich von ihrem Stockwerk ab (dem 4.) und da die Vier sich tatsächlich wie auf Weltraummission oder auf dem Mond gestrandet fühlen, ist er mehr als passend.)

„Mein Sommer auf dem Mond“ ist mein erstes Buch von Adriana Popescu, aber garantiert nicht mein letztes. Selten habe ich mir so viele Zitate notiert wie hier. Mit sehr viel Gefühl und Einfühlungsvermögen erzählt sie vier ganz verschiedene Schicksale von Jugendlichen, die durch etwas aus der Bahn geworfen wurden. Die vier sehr verschiedenen Charaktere geben nur nach und nach preis, was sie wirklich bewegt und auf Rügen zusammengeführt hat.
Fritzi wirkt immer extrem kontrolliert und schlagfertig, aber sie fühlt sich wie im falschen Film. Selbst ihre beste Freundin weiß nicht, was sie hat – dabei wollten sie ursprünglich zusammen auf Rügen Urlaub machen. Ihre Anfälle haben diese Pläne durchkreuzt: „Die Angst hat sich um mein ganzes Leben gesponnen ...“(S. 88)
Basti gibt sich offen, freundlich und witzig (und vorlaut ;-)). Aber er kämpft gegen dunkle Dämonen und hat den Kampf schon einmal verloren. Er ist sich nicht sicher, ob er ihn überhaupt noch gewinnen will. Fritzi wird ein echter Anreiz und die Astronauten geben ihm zusätzlich Halt.
Tim ist die Sportskanone der Truppe und ich konnte ihn am Anfang eigentlich gar nicht leiden. Er gibt immer mit seinen tollen Freunden und seiner Freundin zu Hause an. Aber je mehr man von ihm erfährt, desto mehr Mitgefühl hatte ich mit ihm.
Sarah ist das Küken der Gruppe: extrem schüchtern und verklemmt. Sie ist immer darauf bedacht, dass man sie ja nicht bemerkt oder gar anschaut – ihr Schicksal ging mir fast noch näher als das von Basti. „Wenn ich nicht darüber rede, dann ist es vielleicht auch nie passiert. Und wenn ich es vergessen kann, dann vergessen es vielleicht auch die anderen.“ (S. 145) In Notsituationen und auf See wird sie allerdings zum Kapitän und überrascht nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst.

Bei den Astronauten ist nichts so, wie es scheint. Die Geschichte ist extrem vielseitig, manchmal traurig und dreht sich u.a. um Cybermobbing und Verrat, aber auch Selbstfindung und Selbsterkenntnis. Die Astronauten lernen, wieder Freundschaften zu schließen, Vertrauen zu sich selbst und anderen zu entwickeln, mutig zu sein und an eine Zukunft und Träume zu glauben. Nach und nach werden aus der Zweckgemeinschaft echte Freunde, Verbündete.

Besonders gefallen hat mir die zarte Liebesgeschichte, die sich zwischen Franzi und Basti entwickelt, auch wenn der Moment eigentlich so gar nicht passt: „Gefühle halten sich nicht an Therapiepläne, oder?“ (S. 123)

Mein Lieblingszitat beschreibt, wie ich mich beim Lesen gefühlt habe: „Mein Herz hat die Schuhe ausgezogen und tobt sich seit Minuten in einer Hüpfburg aus.“ (S. 171) – genau so ging es mir mit diesem Buch!

Bewertung vom 14.03.2018
Oetker, Alexander

Chateau Mort / Luc Verlain Bd.2


ausgezeichnet

Macht Appetit auf´s Aquitain
Spätsommer im Aquitain, jeden Tag über 40 °C. Luc Verlain und sein Kollege Yacine aus Paris genießen die ruhigen Tag am Strand und die Nächte in den Armen ihrer Affären – schließlich sind sie offiziell ungebunden, auch wenn Luc die Rückkehr seiner nach dem letzten Fall so plötzlich verschwundenen Kollegin Anouk kaum noch erwarten kann. Der krönende Abschluss ihres „Männerurlaubs“ soll der „Marathon du Médoc“ werden, den sie als Motorrad-Streckenposten begleiten werden. Heiße Öfen und kühle Fahrtluft – was braucht man(n) bei diesen Temperaturen mehr?! Außerdem verspricht der Marathon viel Spaß - die Läufer treten da nicht nur in lustigen Kostümen an, sondern können an den Zwischenstopps auch jeweils die hervorragenden Weine der Gegend probieren. Doch ausgerechnet an dem Stand von Lucs Freunde Richard kommt es zu einem Zwischenfall: einigen Läufern wird schlecht. Wenig später bricht der Unterpräfekt beim Laufen mit Herzflimmern zusammen, kurz darauf auch der Winzer Hubert de Langville. Für Letzteren kommt jede Hilfe zu spät. Schnell wird klar, dass die Läufer vergiftet wurden – aber mit was? Und warum sind nur zwei der Betroffenen daran ernsthaft erkrankt bzw. gestorben? Dass der Unterpräfekt nur ein „Kollateralschaden“ war, ist für Luc schnell klar, es muss dem Täter um den Winzer Hubert gegangen sein. Dieser wollte wegen seiner Schulden eigentlich sein Weingut an Richard verkaufen und hatte das Angebot plötzlich zurückgezogen. Außerdem geht das Gerücht um, dass er das verlassene Nachbargut dazukaufen wollte – woher hatte Hubert auf einmal so viel Geld?!

„Château Mort“ geht genau da weiter, wo „Retour“ geendet hat. Luc ist immer noch ein Lebemann, genießt die Tage mit Yacine, verbringt die Nächte mit der Surflehrerin Cäcilia und träumt ansonsten von Anouk. Als diese endlich zurückkehrt, knistert es auch sofort wieder zwischen ihnen. Aber können sie wirklich einfach da weitermachen, wo sie vor zwei Monaten aufgehört haben? Nicht nur die Uneinigkeiten über den Fall stehen zwischen ihnen. Anouk ist nämlich von Richards Schuld überzeugt und kann überhaupt nicht verstehen, dass Luc seine Hand über ihn hält. Und auch sonst ist sie sich nicht sicher, ob sie ihm wirklich (ver-)trauen kann – sein Ruf als Schwerenöter und Genießer eilt ihm voraus – zerbricht die Beziehung, bevor sie beginnt? Aber auch Lucs Zweifel an Richards Schuld sind nicht unbegründet. Es gibt weitere Verdächtige, u.a. Huberts Tochter und ein Mitbewerber um Huberts Nachbargut.

„Château Mort“ ist ein ungemein appetitanregender Krimi. Die Protagonisten testen sich durch die verschieden Delikatessen und Weine der Region und lösen beim Leser den sofortigen Speichelfluss aus. Zum Glück sind nicht auch noch die Rezepte hinten im Buch – sonst könnte ich für nichts mehr garantieren.

Die Krimihandlung ist sehr spannend und verzwickt. Ich habe bis zuletzt zwischen den verschiedenen Verdächtigen geschwankt und hatte den richtigen dann doch nicht auf dem Schirm. Allerdings hatte ich an einigen Stellen das Gefühl, dass der Kriminalfall hier nur den Rahmen für die Männerfreundschaften und Lucs Beziehungen zu den Frauen bildet. Wobei mich das nicht gestört hat.
Das Setting ist traumhaft, die kurvenreichen Straßen durch Weinberge, vorbei an den verschiedenen Schlössern und Herrenhäusern machen Lust auf eine Motorradausfahrt. Wer nach dem Buch nicht Lust auf Urlaub in der Aquitain hat, dem ist nicht zu helfen ;-).

PS: Bei uns gibt es zwar nicht „Marathon du Médoc“ aber den „sächsischen Weinlauf“ – da habe ich letztes Jahr 25 km geschafft (also immerhin die reichliche Hälfte ;-)) und war froh, dass es keine 40°C hatte ...

Bewertung vom 13.03.2018
Baumheier, Anja

Kranichland


ausgezeichnet

Verloren und wiedergefunden

„...ich dachte immer, wir wären eine glückliche Familie, stattdessen gibt es lauter Geheimnisse.“ (S. 299)
Theresa versteht die Welt nicht mehr, als sie ein Haus von ihrer Schwester Marlene erbt, die angeblich schon 1971, vor Theresas Geburt, bei einem Segelunfall ums Leben kam. Ihre ältere Schwester Charlotte ist genau so überrascht wie sie. Und dann macht auch noch ihre Mutter Elisabeth, die an Demenz erkrankt im Heim lebt, eine sehr überraschende Aussage: „Schweig. ... Marlene hat schon immer Ärger gemacht. Dem mussten wir einen Riegel vorschieben, sonst wäre die Familie zerbrochen.“ (S. 19).

Anja Baumheier erzählt in ihrem sehr bedrückenden Debüt die Geschichte der Familie Groen über 80 Jahre, die sehr eng mit der Historie der DDR verbunden ist.

1946 landet Johannes nach seiner Flucht aus Schlesien allein in Rostock. Er ist 18 Jahre alt und hat keine Familie mehr. In der Umsiedlervermittlung lernt er Elisabeth, seine spätere Frau kennen, im Barackenlager den Russen Kolja. Kolja wirbt ihn für die FDJ an, wird, obwohl nur wenig älter, eine Art Ersatzvater und ihn fast sein ganzes Leben begleiten, protegieren und auch immer wieder auch für seine Zwecke einspannen.
Nach der Hochzeit denkt Johannes, er hat es geschafft, alles erreicht, was er immer wollte – eine eigene Familie, ein Zuhause, eine Arbeit bei der Kripo, die ihm Spaß macht. Er kann das neue Land DDR nach seinen Wünschen und Vorstellungen mitgestalten. Doch Kolja, sein Chef, will mehr, höher hinaus, und wirbt ihn 1953 für die Staatssicherheit an. Zum ersten Mal ignoriert Johannes Elisabeths Wünsche und sie ziehen nach Berlin. Dort hat er noch weniger Zeit für die Familie, sie entgleitet ihm immer mehr. Charlotte, die erstgeborene Tochter, geht wie ihr Vater im Sozialismus voll auf, aber Marlene, die zweitgeborene, kann sich nicht unterordnen. Sie hat ihren eigenen Kopf, sieht die Fehler im System DDR und begehrt dagegen auf. Die Situation eskaliert, als Marlene mit ihrem Freund in den Westen fliehen will ...

Ich bin, wie die Autorin, in Dresden geboren und aufgewachsen. Es ist ihr es gelungen, ein erschreckend authentisches und reales Bild der DDR zu dieser Zeit zu zeichnen. Ich kann mich an den Druck in der Schule, immer ja das Richtige tun und sagen zu müssen, gut erinnern. Nicht wenige Passagen haben mir Schauer über den Rücken gejagt.
Anja Baumheier erzählt schonungslos, wie die Familie und die DDR langsam zerbrechen, während Freunden und Kollegen weiter „heile Welt“ vorgespielt wird. Für Johannes kommt zuerst seine Arbeit, sein Land. Elisabeth muss immer mehr zurückstecken und verliebt sich in einen anderen Mann, aber sie entscheidet sich für Johannes und bleibt, auch wenn sie seine politischen Ansichten schon lange nicht mehr teilt. Das böse Erwachen kommt mit dem Fluchtversuch von Marlene. Theresa ist der Kitt für die zerrüttete Ehe, erfährt durch die Erbschaft davon und fällt ins Bodenlose.

„Kranichland“ ist für die Mitglieder der Familie Groen ein Land der Freiheit und Sehnsüchte – für die einen verkörpert dies die DDR, für die anderen die BRD.
Das Buch ist keine typische Familiensaga, nichts für schwache Nerven. Dazu ist es zu brutal, zu ehrlich, zu nah an der Realität. Obwohl ich relativ früh Vermutungen hatte, wie die Verhältnisse der Protagonisten untereinander waren, blieb es bis zuletzt spannend. Ich hatte großes Mitleid mit den Groen-Schwestern und ihrem unglaublichen Schicksal. Aber so war es damals eben auch ...

Ich kann mir vorstellen, dass das Buch seine Leser sehr polarisieren wird. 5 Sterne und meine unbedingte Leseempfehlung für dieses außergewöhnliche Buch #gegendasvergessen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2018
Joachim, Karin

Bittertrauben


ausgezeichnet

Im Wein liegt die Wahrheit

Jana Vogt, eigentlich Tatortfotografin aus Köln, hat einen Wettbewerb der Zeitung „WeinGenuss&Mehr“ gewonnen und darf ihr Landschaftsfotos zum „Tag der offenen Weinkeller“ im Weingut Zerres des Örtchens Rech im Ahrtal ausstellen. Mit dabei ist wieder ihr Hund Usti. Als sie die Bilder in den Weinkeller bringt, hört sie Fetzen eines Gespräches – plant da etwa jemand eine Straftat?! Kurzerhand ruft sie den Koblenzer Hauptkommissar Clemens Wieland an. Ihm hat sie bei ihrem letzten Besuch im Ahrtal bei den Ermittlungen geholfen und es hat damals zwischen ihnen geknistert. Leider ist nicht mehr daraus geworden.
Am Nachmittag bitte die Winzerin Jana um Hilfe, aus dem Weinkeller wurden wertvolle alte Flaschen gestohlen. Warum ruft die Winzerin nicht die Polizei?
Abends sitzen sie mit dem Veranstalter und den anderen Austellern gemütlich beim Wein. Spontan hat sich auch ein Ehepaar, das auf Durchreise ist, angeschlossen. Es wird feuchtfröhlich und spät. Nachts wird jemand aus der Runde tot aufgefunden. Der Mörder muss also noch auf dem Weingut sein !

Jana hat vom letzten Fall (Krähenzeit) einen Knacks zurückbehalten und wurde in Köln in den Innendienst versetzt. Sie ist nicht glücklich mit der Situation und überlegt, evtl. nur noch als „normale“ Fotografin zu arbeiten. Die Ermittlungen zeigen ihr jedoch, wie sehr sie ihre normale Arbeit vermisst. Wenigstens kommen sie und Clemens sich diese Mal etwas näher und sprechen sich aus. Leider wird ihr Tet-a-Tet durch den Mord empfindlich gestört. Aber sie hat ja ihren Hund Usti dabei, der so manchen Hinweis erschnüffelt. Mir hat gefallen, dass er nicht vermenschlicht wird sondern ein typischer Hund ist – neugierig, nicht immer gehorsam und mit einem eigenen Kopf.

Die im Weingut durch die Ermittlung festsitzenden Verdächtigen bilden eine sehr unterhaltsame Gruppe. Eifersüchteleien, Streitigkeiten aber auch Techtelmechtel bleiben auf so engem Raum natürlich nicht aus und sind sehr unterhaltsam. Außerdem scheinen fast alle irgendein Motiv für den Mord zu haben. Mein Verdacht war am Ende übrigens richtig ;-).

Auch der Lokalkolorit trug wieder sehr zu meiner Unterhaltung bei. Die örtlichen Gegebenheiten und Weinberge werden sehr anschaulich beschrieben und machen Lust auf Wanderurlaub im Ahrtal – gerne mit Hund.

Leider konnte mich das Buch nicht durchgängig fesseln. Es liest sich wie ein Polizeiprotokoll, das störte meinen Lesefluss etwas, weil dadurch der Spannungsbogen nachließ.

Mein Fazit: Jana, Clemens und Usti sind ein sympathisches Ermittlerteam, das Setting ist traumhaft, nur der Spannungsbogen könnte noch etwas gleichmäßiger sein.

Bewertung vom 10.03.2018
Burton, Jessie

Das Geheimnis der Muse


sehr gut

Was geschah in Andalusien?

London 1967: Odelle ist vor 5 Jahren aus Trinidad gekommen. Sie hoffte, hier vom Schreiben leben können. In ihrer Heimat hatte sie englische Literatur studiert – in London muss sie Schuhe verkaufen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Denn sie ist eine Farbige. Erst das Skelton Institute bietet ihr wenigstens eine Stelle als Schreibkraft (Sekretärin) an. Ihre Vorgesetzte Marjorie Quick wird ihr Vorbild und mütterliche Freundin, Förderin. Quick hat ein eigenes Büro mit einem Messingschild an der Tür und die Menschen begegnen ihr mit Achtung. Sie ist sehr gebildet und fortschrittlich, gibt allerdings nur wenig von sich preis. Als Odelles Partybekanntschaft Lawrie Scott ein Gemälde ins Skelton bringt, dass er von seiner Mutter geerbt hat, wird Quick panisch. Edmund Reed hingegen, der Leiter des Instituts sein Glück kaum fassen – das Bild ist von dem im spanischen Bürgerkrieg verschollenen Maler Isaac Robles. Er will es unbedingt ausstellen: „In Robles ist alles enthalten. Wenn wir die Geschichte dieses Künstlers erzählen, erzählen wir die Geschichte eines ganzen Krieges.“ (S.234)

Januar 1936: Olive ist mit ihren Eltern, dem Wiener Juden Harold Schloss und ihre englischen aristokratischen Mutter Sarah – die trotz Depressionen, Alkohol und Medikamenten immer noch wie ein Filmstar aussieht – gerade ans Ende der Welt, nach Andalusien gezogen. „Olive dachte an ihre Reisekoffer ... die unzähligen Aufkleber ... die sich abschälten wie alte Häute, die sie und ihre Eltern abgeworfen hatten. Sie konnte sich kaum mehr an all die Leben, die sie schon hinter sich hatte, erinnern und fühlte sich, als wäre sie nicht 19, sondern neunzig.“ (S. 92) Dabei hatte sie in London gerade die Zusage der Kunstakademie fürs Studium bekommen. Aber ihr Vater, ein Kunsthändler, ist sowieso der Meinung, dass Frauen zwar malen, aber keine Kunstwerke erschaffen können. Als die Geschwister Terese und ihr Isaac in das Leben der Familie treten, ändert sich alles. Terese wird ihr fast so etwas wie eine Freundin („Ich weiß nie, ob sie meine Freundin sind oder nicht.“ (S. 271)) und Isaac fasziniert sie sofort, aber sein Herz schlägt für die Politik.
Während sich in Andalusien die Anzeichen auf einen Bürgerkrieg mehren und das Land im Wandel ist, wird die Finca zu einer Blase – einer eigenen kleinen heilen Welt voller Glück und Schaffenskraft, aber auch Eifersucht, Lügen und Geheimnisse. Olive blüht auf. Sie malt ihre besten Bilder, aber zeigt sie niemandem. Ihre Selbstzweifel sind zu groß. Ihr Vater würde sie sowieso nicht anerkennen. „Was war es, das aus einem Menschen, der bloß malte, einen Künstler machte?“ (S. 75) Auch ihre Mutter scheint zu gesunden, braucht immer weniger Medikamente, obwohl Olives Vater weiterhin seiner eigenen Wege geht und heimlich Anrufe einer anderen Frau bekommt.

In „Das Geheimnis der Muse“ kämpfen zu verschiedenen Zeiten zwei Frauen gegen die Ansichten und Vorurteile ihrer Mitmenschen.
Odelle wird wegen ihrer Hautfarbe nicht ernstgenommen, passt so gar nicht ins Upperclass-London. Ihr Selbstbewusstsein ist quasi nicht vorhabenden und sie versteckt ihre Geschichten lieber, anstatt sie bei Wettbewerben oder Zeitschriften einzureichen.
Olive hat früh feststellen müssen, dass männliche Maler deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen und vor allem viel mehr mit ihren Bildern verdienen. Warum sollte sie sich also der Kritik aussetzen?

Der Titel passt perfekt zum Buch, die Geschichte ist voller Geheimnisse und wartet am Ende mit echten Überraschungen auf. Trotzdem ist der Funke bei mir nicht so richtig übergesprungen. Die Handlung war mir stellenweise etwas zu langatmig, die politischen Hintergründe zu autark und zum Teil wie losgelöst vom Rest.
Dafür wird das Flair beider Zeiten und Orte gut wiedergegeben. Auch die Schaffensprozesse und (inneren) Kämpfe von Olive und Odelle haben mich sehr berührt.

Bewertung vom 07.03.2018
Schacht, Andrea

Mord im Badehaus / Myntha, die Fährmannstochter Bd.4


ausgezeichnet

Ein langsamer Abschied

Myntha hat es gerade nicht leicht. Ihr Vater, der Fährmeister Reemt, liegt mit einer dicken Erkältung im Bett und will im Fieberwahn wieder nach dem Rheingold suchen. Nur mit Mohnsaft kann sie ihn einigermaßen ruhigstellen. Dabei könnte sie gerade jetzt seine Hilfe sehr gebrauchen. Die Bademagd Molly wurde nämlich ermordet und der mit dem Fall beauftragte geschäftstüchtige Schöffe Thyn hat nicht besseres zu tun, als alle Männer zu verhaften, die Molly „näher kannten“ – genauer gesagt, denen sie ihre Gunst schenkte. Leider waren das ziemlich viele und Thyn schreckt nicht davor zurück, sogar den Pfarrer und den Hauptmann der Wache zu verhaften. Auch Mynthas Brüder Witold und Haro waren Mollys regelmäßige Kunden und geraten in Thyns Fänge.

Eins vorweg: „Mord im Badehaus“ ist schon der 4. Band der Mittelalterreihe um die Fährmannstochter Myntha und es ist ratsam, mit dem ersten Band anzufangen, sonst versteht man einiges sicher nicht.
Leider ist die Autorin Andrea Schacht vor kurzem verstorben und so geht diese Reihe nun bald zu Ende. Es wird nur noch einen weiteren Band geben, dann ist Mynthas Geschichte auserzählt. Das merkt man dem Buch etwas an. Die bisher nur angedeuteten Vorleben der Protagonisten werden langsam aufgelöst und das eine oder andere Geheimnis bereits jetzt gelüftet.

Andrea Schacht kann wunderbar erzählen. Obwohl das Buch als historischer Roman und nicht als Krimi ausgezeichnet ist, ist er sehr spannend. Sie zeichnet wieder ein sehr lebendiges Bild des Lebens im Mittelalter. Man erfährt, wie ein Hauswesen (Haushalt) organisiert war und verschiedene Handwerke funktionierten.

Neben den Mordermittlungen, von denen sich Myntha natürlich nicht abhalten lässt, muss sie sich auch mit den verschiedensten Bewerbern um ihre Hand beschäftigen. Ihre Brüder haben es sich in den Kopf gesetzt, sie endlich unter die Haube zu bringen. Das ist bei ihrer Vorgeschichte als Mondsüchtige allerdings gar nicht so leicht. Die Bewerber waren zum Teil sehr erheiternd. Doch wenn sie ehrlich ist, gehört ihr Herz längst dem spröden Rabenmeister Frederic. Wird es im letzten Band endlich ein Happy End geben oder entscheidet sie sich doch für einen der anderen Kandidaten??? Ihre amüsanten Wortgefechte würden mir auf jeden Fall fehlen.

„Mord im Badehaus“ ist ein sehr spannender und unterhaltsamer historischer Roman, der mit seinem etwas offenen Ende neugierig auf den letzten Band macht.

Bewertung vom 03.03.2018
Barns, Anne

Drei Schwestern am Meer


ausgezeichnet

Zartbitter, nicht zu süß ... mit einer Schicht salzigen Karamells

„Manche Menschen hinterlassen eine Lücke, andere machen Platz.“ (S. 28)
Sagt Oma Anni zu Rina, als diese den Antrag ihres Freundes Daniel nicht annimmt. Rina kann ihm seine Affäre vom letzten Jahr (noch) nicht verzeihen und er will nicht warten. Eigentlich will sie jetzt bei Anni auf Rügen ihre Wunden lecken, sich neu orientieren – schließlich ist sie nur wegen Daniel nach Berlin gegangen und könnte nun zurückkommen. Doch da bricht Anni zusammen und Rina, die Ärztin ist, muss sie wiederbeleben. Anni wird in ein künstliches Koma versetzt und Rina ruft ihre Schwestern Pia und Jana an. Sie sind nach dem Unfalltod der Eltern bei ihrer Oma aufgewachsen und haben eine ganz besondere Verbindung zueinander. Während sie um Annis Leben bangen, überdenken sie ihre derzeitige Situation neu. Was ist wirklich wichtig, wie soll es weitergehen? Außerdem machen sie eine Entdeckung, die letztendlich das Leben aller auf den Kopf stellen wird: „Ja, die Vergangenheit. Sie lässt uns einfach keine Ruhe.“ (S. 231)

Schon mit „Apfelkuchen am Meer“ hatte mich Anne Barns verzaubert und in den Bann einer Insel (damals war es Juist) gezogen. Auch bei „Drei Schwestern am Meer“ ist das Rügen-/Meer-/Urlaubsfeeling sofort da. Ich war selber schon ein paar Mal auf der Insel und suche an der Steilküste genau so gern wie die Schwestern nach Fossilien, schönem Treibholz und Bernstein. Man kann beim Lesen des Buches den warmen Sand unter den Füßen und das Brennen der Sonne auf der Haut fühlen – auch wenn wir hier gerade zweistellige Minusgrade haben.

Mir gefiel besonders die unglaubliche Gruppendynamik der Schwestern. Sie sind zwar sehr verschieden, ergänzen und unterstützen sich aber perfekt und sind immer füreinander da. Auch Pia und Jana haben kein Glück mit den Männern – liegt das wirklich am frühen Verlust der Eltern, wie Jana, die Psychologie studiert, immer wieder behauptet?
Übrigens hat Anne Barns in der Leserunde verraten, dass dieses Buch der Auftakt einer Trilogie ist – jede der Schwestern wird ihre eigene Geschichte in einem eigenen Buch erzählen dürfen 3.

Die Handlung wird durch die eingeschobenen Albträume von Anni immer verzwickter und spannender. In ihnen geht es um rote Stiefel, Judith und Georg – was haben sie zu bedeuten?

Das Buch ist sehr emotional. Ich habe mit Rina, Pia und Jana um Annie gelitten und es wieder viel zu schnell ausgelesen. Auch das Ende ist einfach nur WOW. Ich finde es toll, dass nicht alles komplett aufgelöst wird, sondern ein bisschen was der Fantasie des Lesers überlassen bleibt. (Oder in den oben schon erwähnten weiteren zwei Bänden aufgeklärt wird).

Zudem wird auch auf Rügen wieder geschlemmt, was das Zeug hält und mir lief beim Lesen das Wasser im Mund zusammen. Für einige der im Buch erwähnten Gerichte gibt es die Rezepte im Anhang, außerdem hat der Verlag ein zuckersüßes Rezeptheft zu Anne Barns Romanen herausgegeben – ich „musste“ irgendwann das Lesen unterbrechen, um die „Leipziger Lerchen“ nachzubacken – ein Gedicht!

Mein Fazit: „Drei Schwestern am Meer“ ist eine wunderbar spannende Familiengeschichte mit viel Gefühl, die Lust auf Mee(h)r macht.

Bewertung vom 28.02.2018
Völler, Eva

Tulpengold


ausgezeichnet

Holland im Tulpenfieber

„Tulpengold“ war das erste Buch, das ich im Rahmen einer Leserunde bei der Lesejury lesen durfte. Das Besondere an diesen Runden ist, dass pro Woche nur ein Abschnitt gelesen und darüber diskutiert wird. Ich konnte allerdings nicht einfach nach dem ersten Abschnitt aufhören – dazu war das Buch viel zu spannend. Das wäre ja, als würde man nur 1 Stück Lieblingsschokolade essen oder nur einen Schluck Wein trinken ;-) ...

1636 beginnt Pieter seine Lehre bei Rembrandt von Rijn. Er ist mit 18 eigentlich schon zu alt dafür, aber er kann sehr gut zeichnen und Rembrandt wird gut für Pieters Ausbildung bezahlt. Rembrandt braucht das Geld. Er lebt über seine Verhältnisse, sammelt Kunst und Raritäten und investiert wie fast alle Holländer in Tulpenzwiebeln. Außerdem ist er kein einfacher Charakter und überwirft sich immer wieder mit seinen Auftraggebern (die ihre Bilder dann nicht bezahlen). Als mehrere von ihm porträtierte Tulpenhändler ermordet und ihre Tulpenzwiebeln gestohlen werden, gerät er unter Verdacht. Zu dieser Zeit erzielten die Zwiebeln immer neue Höchstpreise und viele versetzten dafür Haus und Hof ...

Pieter ist ein sehr ungewöhnlicher junger Mann. Er scheint an Asperger zu leiden, nimmt immer alles wörtlich und ist sowohl künstlerisch als auch mathematisch extrem begabt. Er braucht Formen, Regeln und Konzepte zum Leben und Arbeiten - ohne sie fühlt er sich unwohl. Dass er Maler werden soll, hat sein Vater festgelegt. Ihn selber interessieren die Mathematik und die Aufklärung der Morde viel mehr – weil sie mit Logik zu tun haben. Er beschäftigt sich u.a. mit Wahrscheinlichkeitsrechnung und berechnet so ziemlich alles: wer der Mörder sein könnte, wann der Tulpenhandel zusammenbricht oder wie man eine Frau für sich gewinnen kann - letzteres leider ohne Erfolg :-). Mit seiner Art erinnerte er mich stark an Monk oder Sheldon Cooper.
Pieter wird von seinen Mitmenschen unterschätzt. Auch Rembrandt entdeckt erst nach und nach dessen Fähigkeiten. Dann nutzt er ihn allerdings schamlos aus. Sobald seine Schüler nämlich in seinem Stil malen können, verkauft er die Gemälde unter seinem eigenem Namen. Damit macht er sich nicht nur bei bei ihnen unbeliebt.
Fasziniert hat mich auch seine Frau Saskia. Sie war die geschäftstüchtigere von beiden und versucht oft die Situationen zu retten, wenn er wieder mal jemanden verprellt hat.
Eine echte Freundin scheint Pieter nur in Mareikje zu finden. Ihr gehört das Gasthaus, in der die Versteigerungen der Tulpenzwiebeln bzw. Anteilsscheine stattfinden. Die Wortgeplänkel zwischen ihnen sind sehr amüsant, da er sie oft missversteht. Sie bringt Pieter zum Nachdenken und fordert ihn heraus. Zudem ist sie die Einzige, die immer nett zu ihm ist und ihn fragt, was er eigentlich im Leben machen oder erreichen will.

Wie schon geschrieben, hat mich das Buch sofort seinen Bann gezogen. Ich kenne das Phänomen des „Tulpenfieber“ schon aus anderen historischen Romanen, wusste aber nicht, dass auch Rembrandt ihm verfallen war.
Der Kriminalfall ist sehr verzwickt. Zu Beginn deuten alle Hinweise auf Rembrandt, aber im Laufe der Handlung erschien mir wirklich jeder verdächtig – inklusive Pieter!

Eva Völler erzählt sehr fesselnd, wie die Menschen damals gelebt und gearbeitet haben, wie Rembrandts Manufaktur organisiert war und der Tulpenboom funktionierte und endete. Sehr interessant sind auch die Beschreibungen, wie die Farben hergestellt wurden und die Bilder entstanden sind.

Für mich klang „Tulpengold“ nach dem Beginn einer Reihe – Pieter hat auf jeden Fall Potential für weitere Bücher!