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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Bewertungen

Insgesamt 2727 Bewertungen
Bewertung vom 15.03.2021
Braun, Dieter

Die Welt der Meere


ausgezeichnet

Ein wunderbar illustriertes, umfassendes und abwechslungsreiches Weltmeere-Buch

Dieses Buch erforscht das Leben der Ozeane, wir erleben Haie, Wale und Delfine und tauchen in die Tiefsee, zu den Riesenkalmaren. Aber auch oberhalb der Wasserlinie gibt es viel zu entdecken, Schiffe und Häfen, die Fischerei oder das bunte Treiben am Strand.

Der Hauptbestandteil der Erdoberfläche ist Wasser, und zwar 71 %. Das Wasser der Weltmeere reflektiert vor allem die blauen Anteile des Lichts, deshalb nennt man die Erde auch "der Blaue Planet".

Das Meer ist Lebensgrundlage vieler Fische und Meeressäuger und auch der Mensch lebt von diesem Fischreichtum. Viele Berufe hängen mit dem Meer zusammen. Zur Schifffahrt gehören Leuchttürme, Taucher, Häfen und die Wetterphänomene spielen eine wichtige Rolle, die man kennen sollte.

Das Buch zeigt die bunte Unterwasserwelt, es startet mit dem typischen Körperbau der Fische. Dann folgen nähere Einzelheiten und Übersichten zu Arten wie Haien, Walen und Delfinen, die man mit ihren jeweiligen Unterarten bestaunen kann. Außerdem werden auch Robben, Seevögel und Meeresschildkröten sehr lehrreich und farbenfroh vorgestellt.

Welche Meere und Ozeane gibt es? Hier wird auf die Besonderheiten des Toten Meere, der Südsee und der faszinierenden Unterwasserwelt des Great Barrier Reef eingegangen. Die wunderschönen Korallen sind wichtige Biotope für das Ökosystem. Leider sind diese Riffe heute sehr bedroht und in diesem Zuge wird auch auf die Umweltverschmutzung der Meere hingewiesen.

Auf einer antik wirkenden Weltkarte bekommt man einen genauen Überblick über die Welt und ihre Ozeane.

Die wunderschönen Bilder von Dieter Braun sind detailgetreu und verlocken einfach zum Ansehen. Inhaltlich und thematisch sind die vorgestellten Bereiche sehr vielfältig und immer dicht am Meer, so weckt dieses Buch Interesse bei Kindern und vermittelt Wissen. Mir gefallen besonders die Übersichtsseiten der einzelnen Tierarten.

Sehr abwechslungsreich und umfassend stellt dieses wunderbare Weltmeere-Buch Bilder und Wissen zur Verfügung und weckt damit auch das Interesse für dieses für die Erde so wichtige Ökosystem.

Nur was wir kennen, wollen wir auch schützen!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2021

Als die Schweine ins Weltall flogen


ausgezeichnet

Pädagogisch wertvoll und ein fantasievoller Bilderbuchspaß
Das von Susanne Straßer bebilderte Kinderbuch "Als die Schweine ins Weltall flogen" von Kerstin Michalik erscheint bei Mixtvision. Es wird ab 3 Jahren empfohlen.

Was ist los, wenn ein Dinosaurier mit einem steinzeitlichen Auto unterwegs ist? Und was macht der Riese mit dem Baum? Ist die Hexe vom Hexenhaus vielleicht doch eine nette ältere Dame? Solche und andere Fragen stellt man sich beim Betrachten dieses Kinderbuches, indem Wimmelbilder zum Erzählen und philosophieren anregen.

Es ist echt was los in diesem Erzählbuch, viele ulkige und bunte Figuren machen normale und auch die verrücktesten Sachen, die man sich kaum vorstellen kann. Es gibt Tiere zu sehen, Autos, Ufos und sogar Cowboys. Die Szenen werden in Alltagsbegriffen geordnet: Haus, Quatsch, Regen, Baum, Auto, Licht, Freund, Körper... Alles Dinge, die Kinder bereits kennen und wozu sie auch etwas erzählen können. Die Szenen werden ohne weiteren Text nur als Abbildung in den Themenbereich gestellt, das regt zum Nachdenken an und Kinder entwickeln dabei viel Einfallsreichtum und Fantasie und üben ihr Sprachvermögen.

Diese Bilderwelt ist bunt, sie ist lustig und manches ist Quatsch, aber es gibt auch Dinge, über die man einfach mal nachdenken sollte. Was kann man beobachten und wie verhalten sich die Figuren? So kommen Kinder über die Bilder ins Gespräch und entwickeln auch eigene Fantasie.

Ein lustiges Wimmelbuch, das ohne Text auskommt, Kinder in Fantasiewelten abtauchen lässt und dabei eigenes Nachdenken und die Sprachentwicklung fördert. Ein Buch zum Fragen stellen, Fantasie spielen lassen und zum Erzählen bzw. Philosophieren. Pädagogisch wertvoll und einfach ein großer Spaß!

Bewertung vom 14.03.2021
Robin, Clover

Mein Zuhause - Kaninchen, Fuchs und Adler


ausgezeichnet

Welche Bauwerke bewohnen Tiere?
Aus der Naturbuchreihe des cbj Verlags erscheint das Bilderbuch "Mein Zuhause - Kaninchen, Fuchs und Adler" von Clover Robin.

Wo wohnen Tiere? Haben sie auch ein Haus oder wo schlafen sie? Die Bienen haben einen kunstvoll mit Wachskammern ausgestatteten Bienenstock, die Adler thronen hoch oben in ihrem riesigen Horst. Viele Tiere bauen sich selbst ihre Wohnungen, die Vögel bauen Nester, Kaninchen graben sich Gänge und Höhlen unter der Erde. Entdecke in diesem Buch, wo Tiere zuhause sind.

Alle Tiere brauchen ein Zuhause, wo sie Schutz finden, ihre Eier ausbrüten und ihre Jungen aufziehen können. Und diese Tiere werden mit ihren Behausungen vorgestellt: Bienen, Biber, Fuchs, Termiten, Adler und Kaninchen. Weißt du, wie man ihre Wohnungen nennt oder wie sie sie bauen? Es sind tolle Bauwerke, die ihren Bedingungen perfekt angepasst sind. So thront der Adler hoch oben auf seinem Horst, damit er einen guten Überblick über die Umgebung hat. Bienen haben einen Bienenstock, in dem eine wunderbare Ordnung herrscht und immer ein emsiges Treiben. Aber jede Biene kennt ihre Aufgabe und nur so funktioniert ihr Volk und kann sich fortpflanzen.

Habt ihr schon mal den Kaninchen zugesehen, wie sie über die Wiese hoppeln? Wenn sie euch bemerken, verschwinden sie plötzlich unter der Erde. Dort in ihrem Höhlensystem sind sie sicher vor Feinden und ziehen deshalb auch dort ihre Jungen groß.

Dieses Bilderbuch ist auch schon für kleine Kinder gut geeignet, dicke Pappe hält Kinderhände aus und die farbenfrohen Bilder verlocken mit ihren bunten und realistischen Darstellungen zum Ansehen. Zu allen sechs Tierarten gibt es wissenwerte Informationen über ihre Lebensweise und hinter den Klappen kann man die Behausungen der Tiere auch innen näher entdecken. Die besondere Bezeichnung des Zuhauses der Tiere wird so spielerisch gelernt und das Interesse für die Natur und die Tierwelt geweckt.

In diesem schön illustrierten Bilderbuch lernen Kinder einiges über Tiere und ihr Zuhause kennen. Sehr empfehlenswert gerade für die Kleinsten und mit der Hausform und den Klappen besonders pfiffig gemacht!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2021
Janßen, Enno

Der Inselvogt von Memmert


ausgezeichnet

Eindrucksvoller und wissenswerter Erfahrungsbericht über das Einsiedler-Leben auf einer Insel

Dieses Buch zeigt sehr eindringlich, wie ein Vogelwart lebt und arbeitet und man kann sich vorstellen, dass so ein Mensch ausgeglichen und mit sich selbst im reinen sein muss. Die menschenleere Insel teilt er nur mit Flora und Fauna, Ansprechpartner sucht man hier vergebens. Nicht jeder ist zu so einem Leben in der Lage, doch Enno Janßen liebt die Natur und weiß um ihre Schönheit und Besonderheit, sie erfüllt ihn voll und ganz. Und nur so kann es sich hier auch aushalten und sich wohlfühlen.

Ein Leben auf einer einsamen Insel klingt für viele Menschen wie ein Traum, doch da denkt man wohl eher nicht an ein Leben inmitten der Nordsee. Denn die mag an schönen Hochsommertagen schon mal seicht und friedlich sein, kann aber auch ganz anders, nämlich meistens stürmisch und rauh. Enno Janßen lebt von März bis Oktober auf dem kleinen Nordsee-Eiland Memmert zwischen Borkum und Juist und führt dort als Vogelwart beinahe ein Einsiedlerleben. Für ihn ist die Arbeit in der faszinierenden Vogelwelt im Wattenmeer seine Erfüllung und davon berichtet er in seinem Buch.

"30.000, 40.000 Vögel, die mit Balzen, Paarung und Nestbau beschäftigt sind - Sie können sich vorstellen, was hier lost ist. Der April ist der geräuschvollste Monat..." Zitat Seite 79

Abgeschieden, inmitten der Natur der Nordsee lebt Enno Janßen und beobachtet ab März die Abertausende von Möwen, Watvögel, Seeschwalben, Gänsen und Singvögeln, die hier ihre Brutreviere haben. Seine Aufgabe besteht im Zählen und Erfassen von Brutvögeln, kein leichtes Unterfangen bei der Menge an gefiederten Besuchern. Die Daten werden von der Vogelwarte Helgoland bzw. das Niedersächsische Landesamt für Ökologie weitergeleitet und dort ausgewertet. So gewinnt man Erkenntnisse über das Vogelaufkommen in der Deutschen Bucht. Die Insel gehört der Natur und nicht den Menschen. Und deshalb kehrt Enno zur Kontrolle der Vogelwelt jeden März auf die Insel zurück.

"Unberührte Natur ist in all ihren Erscheinungsformen ein Resonanzraum, der ein Gefühl von Einsamkeit zu keiner Zeit aufkommen lässt." Zitat Seite 47

Er genießt diese Naturidylle, fühlt sich wegen der großartigen Vogelwelt auch kein bißchen einsam. Einige Abstecher zum Festland und der Besuch von seiner Frau sind die einzigen Ausnahmen.

Enno erzählt aus seinem Leben und von seiner Arbeit, wir erfahren viel Wissenswertes über Priele, Seehunde, über Vogelverhalten und über ihre Balz. Enno erklärt, warum der Kormoran sein Lieblingsvogel ist, was es mit der Kachelotplate auf sich hat und wie er die Allerheiligenflut von 2006 erlebt hat. Die Insel ist ein bedrohtes Paradies, viele Vögel haben ölverschmutztes Gefieder und an der Wasserkante sammelt sich angespülter Plastikmüll und Teile von über Bord gegangenen Containern. Die Verschmutzung der Meere zeigt sich auch auf dieser kleinen Insel.

Als Vogelfreundin und Liebhaberin der Natur ziehen mich solche Bücher in ihren Bann. Dieses Buch ist unterhaltsam und sehr interessant geschrieben und es zeigt sehr eindringlich, wie ein Vogelwart lebt und arbeitet und wie sehr er die Natur lieben muss, um hier zu leben. Man kann sich vorstellen, dass so ein Mensch ausgeglichen und mit sich selbst im reinen sein muss. Die menschenleere Insel teilt er nur mit Flora und Fauna, als Ansprechpartner dient seine Frau, andere Menschen sucht man hier vergebens. Nicht jeder ist zu so einem Leben in der Lage, doch Enno Janßen liebt die Natur und weiß um ihre Schönheit und Besonderheit, sie erfüllt ihn voll und ganz. Und nur so kann er es hier auch aushalten und sich wohlfühlen.

Für einen bildhaften Einblick in Ennos Leben sorgt die Fotostrecke im Buch.

Enno Janßen lässt uns mit diesem eindrucksvollen und interessanten Erlebnisbericht an seinem einzigartigen Leben auf einer Nordseeinsel teilhaben. Vielen Dank dafür!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.03.2021
Reski, Petra

Als ich einmal in den Canal Grande fiel


sehr gut

Leidenschaftlich und kritisch geschriebener Erfahrungsbericht über Venedig
Petra Reski lebt seit den Neunzigern in der Lagunenstadt und liebt und kennt sie aus nächster Nähe. Sie prangert die Probleme offen an: Kreuzfahrttourismus, Immobilienspekulation und gewissenlose Bürgermeister bringen die Stadt dem Untergang näher. Aber Petra Reskis Bericht zeugt offenkundig von ihrer Liebe zu der neuen Heimat, sie lässt sie in romantischem Licht erstrahlen und stellt die alten Venezianer und die Geheimnisse dieser Stadt vor.

Von dieser Lektüre habe ich mich richtig überraschen lassen, denn ich konnte mir unter dem Titel nicht viel vorstellen. Doch als ich zu lesen begann, wurde ich von Petra Reskis Faszination für Venedig angesteckt und ich war nicht nur vom Erzählstil, sondern auch vom Zauber Venedigs gefangen. Ich habe die Bewohner, allen voran Fischer Alberto, und auch die Blicke hinter die Fassaden der alten Gemäuer kennenlernen dürfen. Petra Reski kann so erzählen, als ob man selbst mit dabei wäre und so hört man zwischendurch immer mal einen Gondoliere in einem der Kanäle singen.

Ein journalistischer Auftrag lockte Petra Reski nach Venedig, der Liebe wegen blieb sie. Diese Liebe wird stets "der Venezianer" genannt. In diesem Buch erzählt sie, wie sie heimisch wurde, Freunde fand, die Gegend kennenlernte und hinter die Fassaden der Geschichte Venedigs schauen konnte. Die Erzählung ist in Kapitel gegliedert und sie gibt sehr kenntnisreich und unterhaltsam ihr Wissen über die Stadt an ihre Leser weiter.

Weil man in Venedig mit dem Boot schneller und unabhängiger von den Besucherströmen ist, kauft Petra Reski sich ein Boot, vielmehr die Anlegestelle, denn ohne nützt auch in Venedig kein Boot etwas. Als sie ihr seltenes Glück fassen kann, geht es auf große Fahrt. Sie lässt uns mit amüsanten Anekdoten an ihren Fahrkünsten teilhaben und macht dabei klar, wie die Regeln auf dem Wasser aussehen. Nicht immer ist das ein einfaches Unterfangen.

Sehr unterhaltsam ist die die Schilderung der Hochzeit der Autorin, die nach einigen Überlegungen nicht in Venedig stattgefunden hat. Dadurch gewinnt man einen privaten Einblick in ihr Leben.

Der Tourismus ist Segen und Fluch zugleich, einerseits füllt er die Kassen der Souvenierhändler, Gastronomen und der Reisebranche, andererseits fluten die Touristenmassen nicht nur die Plätze in endlosen Strömen, sie sorgen dank der vielen Kreuzschifffahrt auch für eine Überschwemmung der Stadt. Ganz zu schweigen davon, dass die Einheimischen ihre Mietobjekte lieber gewinnbringend als Ferienunterkünfte zu vermieten als an Dauermieter, die vor Ort leben. Die Folge für die Bevölkerung ist die Abwanderung aufs Festland.

Wenn man nun glaubt, die Regionalpolitiker könnten eine Hilfe für die Stadt sein, wird man beim Lesen eines anderen belehrt. Sie sorgen durch korrupte Machenschaften für den Verkauf staatlicher Immobilien und vernichten damit günstigen Wohnraum. Selbst das gutgemeinte Flutsperrwerk Mose, dass vor Überschwemmungen schützen sollte, wurde ein Flop in Milliardenhöhe. Außerdem sind die Folgen ein ökologisches Desaster für die Lagune.

Wie war Venedig im Mittelalter? Reiche Händler regierten die Stadt, die Häuser zeugen noch heute von dem Prunk vergangener Jahrhunderte. Und die vorgelagerten Inseln wurden Zufluchtsorte für abgesonderte Pestkranke. Doch wie wird es weitergehen mit Venedig, wenn die Gelder der Touristen ausbleiben, die Politiker auf dem Festland nicht mehr ihre "Kuh" melken können?


Dieses Buch ermöglicht einen kritischen Blick ins alte und neue Venedig, zeigt auf unterhaltsame Weise die Bewohner und Örtlichkeiten und lässt das Flair Venedigs im Kopfkino aufleben. Nicht nur für Venedigfans eine lohnenswerte Lektüre.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2021
Nagele, Andrea

Grado in Flammen


sehr gut

Was auf den ersten Blick in der Lagune von Grado wie ein wunderschöner Sonnenaufgang aussieht, ist in Wahrheit ein loderndes Feuer auf einem Boot. Ein Menschenleben hat der unbekannte Feuerteufel schon zu verantworten und noch tappt die Polizei im Dunklen. Deshalb wird Commissaria Maddalena Degrassi von ihrer ehemaligen Dienststelle angefordert. Zusammen mit ihrem Team begibt sie sich auf die fieberhafte Suche nach dem Täter, bevor es weitere Opfer gibt. Doch möglicherweise ist es dafür längst zu spät

Seit vor über einem Jahr Maddalena Degrassis Verlobter Franjo bei einer Schießerei ums Leben kam, leidet sie schwer unter dem Verlust. Die Trauer hat sie fast in eine Magersucht getrieben, sie bekommt ihren Tagesablauf nur schwer geregelt und ist dienstunfähig. Comandante Scaramuzza, ihr Vorgesetzter und der Mann ihrer Mutter, ordert ihre Mithilfe in der Brandserie an. Das lässt Maddalena aus ihrer Starre erwachen und sie widmet sich mit dem Team den Ermittlungen.

Dieses ist mein erster Krimi der Reihe und ich bin sofort in das schöne Flair an der Adria eingetaucht. Die Charaktere sind vielseitig gezeichnet, man lernt sie in gut beschriebenen Vorgängen und etlichen Dialogen näher kennen. Besonderes Augenmerk legt die Autorin in diesem Band auf die spezielle Trauersituation Maddalenas. Hautnah erlebt man mit, welche Gedanken und welche Leere sie nach dem Tod von Franjo umgibt, und wie schwer ihr die Trauerbewältigung fällt. Auf die gesamte Handlung gesehen wurde ihr Psychotrauma mehr thematisiert als ich es in einem Krimi erwartet hätte. Doch das hat mich nicht weiter gestört, denn der Fall ist interessant und zeigt einige Facetten, wie Menschen zu Verbrechern werden können.

Bei diesem spannenden Italien-Krimi wird ein Feuerteufel gesucht und das Thema Trauerbewältigung steht durch die belastete Psyche der Protagonistin sehr im Fokus. Nebenbei erfährt man reichlich Lokalkolorit und das viele gute Essen erinnert an Urlaube in Italien. Ein paar Rezeptvorschläge zum Ende des Buches verlocken zum nachmachen.

Ein interessanter Krimi von der Adria, der sehr genau auch die menschliche Psyche ausleuchtet.

Bewertung vom 08.03.2021
Prammer, Theresa

Lockvogel


sehr gut

Ein charmantes Detektivduo mit einem speziellen Undercovereinsatz

Schauspielschülerin Toni lebt in Wien, nachdem ihr Freund Felix mit den Ersparnissen ihrer Großmutter verschwunden ist, hat sie echte Geldsorgen, sie ist pleite. Sie wendet sich mit der Suche nach Felix an den Privatdetektiv Edgar Brehm, der aber ebenfalls Geldsorgen hat. Die große Frage ist nun, wie soll Toni das Honorar bezahlen?

Toni wurde nicht nur von ihrem Freund Felix verlassen - viel schlimmer, er hat sämtliche, heimlich verwahrten Ersparnisse ihrer Oma und deren Schmuck gestohlen. Das Geld fehlt an allen Ecken und Enden, die Sache der Polizei melden kann sie aber auch nicht. Ihre einzige Chance sieht Toni darin, den Detektiv Edgar Brehm auf Felix anzusetzen, um das Geld wieder zu bekommen. Doch Brehm verlangt ein Honorar, das sie einfach nicht aufbringen kann.
Zeitgleich hat Brehm den Auftrag einer reichen Klientin an der Angel und sieht Tonis Mithilfe als Lockvogel in dem Fall als gelungene Win-win-Situation. Und so kommen beide ins Geschäft und agieren als ungewöhnliches Duo in zwei Fällen.

Neben Tonis Ärger mit Felix steht in diesem Buch ein weiterer Fall im Fokus, der im Bereich von #metoo anzusiedeln ist. Klientin Sybille Steiner, Gattin des erfolgreichen Regisseurs, engagiert Brehm, um Anschuldigungen junger Schauspielerinnen gegen ihren Mann überprüfen zu lassen. Da bietet sich die schauspielerische Fähigkeit Tonis ja geradezu an, um als Lockvogel undercover zu ermitteln, denn ausgerechnet in Steiners Villa hat sich ein Todesfall ereignet, der überprüft werden muss.

Theresa Prammer konstruiert einen vielschichtigen Krimi, der mehrere interessante Themen anschneidet. Neben einer Mordermittlung geht es um die brisante #metoo -Thematik, gleichzeitig um Einblicke in die Arbeit am Filmset und die Frage nach dem Ausnutzen von Machtpositionen. Aber der spannende Undercover-Einsatz Tonis setzt dem Ganzen erst die Krone auf. So gelingt eine fesselnde, bunte Mischung mit perfekter Krimi-Unterhaltung.

Überzeugen kann mich auch das besondere Detektiv-Duo Brehm und Toni. Bei Tonis Uncercover Aktionen läuft einiges schief und auch Brehm wird von Toni aus einigen Schwierigkeiten gerettet, aber gerade diese menschlichen Schwächen und Fehler machen sie sehr sympathisch. Beide wachsen durch ihre Arbeit zusammen, sie harmonieren zwischenmenschlich recht gut und es gibt immer wieder überraschende und für Abwechslung sorgende Vorfälle, die die Unterhaltungskurve konstant auf einem recht hohen Level halten. Im Bereich der möglichen Täter kann man gut mitraten und die Nebenfiguren runden mit ihren Geschichten die Story gelungen ab. Die Spannungskurve hält eher das Mittelmaß, was mich aber durch die unkonventionellen Ermittlungsmethoden, die frische Erzählweise und die logische Verflechtung der Puzzleteile nicht weiter gestört hat.

Ein gelungener Krimi mit einem charmanten Duo, von dem ich gern mehr lesen möchte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2021
Kölpin, Regine

Als wir den Himmel erobern konnten / Der Nordseehof Bd.3


ausgezeichnet

Ein wunderbarer Abschluß der Reihe und ein perfekt unterhaltender Schmöker

Eine Familiengeschichte über drei Frauen aus drei Generationen, die alle fest mit dem Nordseehof verknüpft sind, erzählt Regine Kölpin in ihrer dreibändigen Reihe. Dieser Teil spielt in den 80er Jahren, das Jahrzehnt der Friedensdemos und Anti-Atomkraft-Bewegung. Enkelin Feemke Deeken steht die Welt offen, doch wo fühlt sie sich wirklich heimisch?

Die Rahmenhandlung spielt auf dem Nordseehof, ein Hof mit Schafhaltung, auf dem ordentlich angepackt werden muss. Johanna Deeken ist die Hofbesitzerin, ihre Tochter Adda und ihre Enkelin Feemke ziehen in dieser Zeit auf den Hof. Wir lernen die Wünsche und Sorgen der Frauen kennen, erleben die Probleme durch Intrigen und tauchen in das Leben auf dem Hof ein. Mir sind die Frauen schon aus dem Vorgängerbänden bekannt, deshalb war es mir ein großes Vergnügen, sie weiterhin zu begleiten. Regine Kölpin hat ein Händchen für überzeugende Charaktere und füllt sie mit Leben. Alle Figuren wirken sehr lebendig, es gibt gute und schlechte Typen. Die sympathischsten Hauptfiguren sind die drei Frauen, sie alle eint der Wunsch, ihr Leben selbst zu bestimmen, die große Liebe zu finden und auf unterschiedliche Art und Weise suchen sie nach dem richtigen Weg.

Addas kehrt nach der Trennung von ihrem Mann Dirk mit Feemke auf den Hof zu ihrer Mutter zurück. Johannas Freund Rolf, Addas Vater, ist mit Feemke ein Herz und eine Seele, schnell lebt sich das Kind ein und fühlt sich auf dem Bauernhof heimisch. Die alte Liebe zwischen Johanna und Rolf scheint wieder aufzuflammen, doch dann taucht Rolfs Ex-Frau Dagmar wieder auf und will ihn zurückgewinnen. Doch damit nicht genug, auch Manfred Oetjen, der Johanna schaden will, sorgt wieder für gemeine Stimmung. Mehr möchte ich hier aber gar nicht verraten.

Die Charakterdarstellung ist Regine Kölpins Stärke, alle sind fein gezeichnet und wirken mit ihren Ecken und Kanten sehr normal. Es geht um Lebenswünsche und um Alltagssorgen, aber auch um die Darstellung der Zeit, des Gedankentums von Friedensbewegung und dem Konflikt zwischen Ost- und Westdeutschland. Die Lebenswege, Wünsche und die Emanzipation dieser Frauen entwickeln sich vor der wunderschön bildhaft beschriebenen landschaftlichen Kulisse der Natur an der Nordsee mit Äckern und Wiesen voller Schafe. Was so idyllisch klingt, ist aber nicht nur rosarot und wunderbar, einige Intrigen und Schicksalsschläge gilt es zu verkraften und abzuwehren, dadurch gewinnt die Story an Spannung und Tiefe.

Bei dieser spannend erzählten Geschichte konnte ich mit den Figuren mitfiebern und ihre Lebensentscheidungen mitverfolgen. Vom Land zieht es junge Menschen in die Städte, die mit Unterhaltung, Abwechslung und vielen Möglichkeiten der Selbstverwirklichung locken. Doch ist es das, was glücklich macht?

Ein wunderbarer Unterhaltungsschmöker mit Nordseeatmosphäre und drei starken Frauen, die ihren Weg gehen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2021
Jary, Micaela

Das Kino am Jungfernstieg - Der Filmpalast / Kino-Saga Bd.2


sehr gut

Hamburg, 1951: Die restlichen Trümmer des Krieges erinnern noch immer an die schlimme Zerstörung durch Bombenangriffe. Doch die Bevölkerung packt an und beginnt von vorn. Viele haben ihre Häuser und Wohnungen verloren und leben einquartiert auf engstem Raum bei anderen Familien.

Lili Paal verlor 1944 nach einem Unfall in den Babelsberger Filmstudios ihren Geliebten, den britischen Journalisten John Fontaine, aus den Augen. Thea von Middendorff, ein internationaler Filmstar, war für das Unglück verantwortlich, konnte aber ihre Schuld verstecken. 1951 kehrt sie nach Deutschland zurück, um Werbung für ihren Film machen und wird von John Fontaine in einem Interview bezüglich des Unglücks kompromittiert. Zu dem Zeitpunkt tritt John wieder in Lilis Leben und wirbelt damit alles durcheinander.

Micaela Jary hält ihre Geschichte durchgängig spannend, immer wieder sorgen Intrigen, Emotionen und Enthüllungen für einen Lesesog, denn Lilis Schicksal und ihre Liebe zu John Lafontaine liegt mir seit dem ersten Band sehr am Herzen. Doch wie kann sie es an der Seite ihres bestimmenden Ehemannes und mit ihrer selbstsüchtigen Halbschwester Hilde und derem geldgierigen Ehemann aushalten und was wird geschehen, als sie John wiedertrifft?

Aus dem Kino von Lilis Eltern am Jungfernstieg wurde inzwischen ein Musikklub, in dem Lilis Mann Albert als Musiker auftritt. Ihre Arbeit als Cutterin hat sie aufgegeben, sie arbeitet für die Wochenschau, die in dieser Zeit groß angesagt ist. Doch dann trifft sie auf John, der als Journalist für die Berliner Filmfestspiele berichtet und sofort lodert die Liebe wieder auf.
Als verheiratete Frau ist Lili von den Entscheidungen ihres Ehemannes abhängig, die Stellung der Frau war damals ohne Rechte und Entscheidungsmacht. Das sorgt für einige Vorgänge, bei denen ich gemeinsam mit Lili ihre Enttäuschung und Ohnmacht gespürt habe. Doch Lili lässt sich nicht unterkriegen, voller Tatendrang und Mut macht sie das Beste aus ihrer Situation und hofft auf eine Zukunft ihrer Wünsche und Gefühle.

Bei dieser Geschichte wird man von einem Strudel voller Intrigen, Sorgen und Emotionen mitgerissen und bangt und leidet mit Lili. Die Zeit der Einquartierungen boomt, Besitzer zerstörter Grundstücke haben nicht die finanziellen Mittel zum Wiederaufbau, die Folge ist Enteignung. Die meisten Menschen leben teilweise am Existensminimum, doch alle sind in Aufbaustimmung und froh, den Krieg überstanden zu haben. Für Zerstreuung sorgt auch das Wiederaufleben des kulturellen Lebens, die Kinos und Theater sind angesagter denn je und sorgen für ein positives Lebensgefühl der Bevölkerung.


Eine lesenswerte Fortsetzung der Romanreihe, in der die Nöte der Menschen und die gesellschaftlichen Zwänge der Frau in der Nachkriegszeit deutlich abgebildet werden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.