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Insgesamt 1720 Bewertungen
Bewertung vom 12.11.2019
Gerhold, Ursula

Das kleine Buch: Pflegende Körperöle


sehr gut

Öle für Haut und Sinne

Wie bei allen Büchlein der Serie „Das kleine Buch“ bekommt man auch hier kompakt zusammengefasst die wichtigsten Informationen zu pflegenden Körperölen und ein paar Rezepte, wie man selbst welche herstellen kann.

Gestartet wird mit Informationen rund um Öle und Fette, deren Gewinnung, der Unterscheidung von Mengen-, Funktions- und Wirkstoffölen, Ansatzöle und Ätherische Öle. Die Rezeptbeispiele nehmen nur wenig Raum ein, doch das ist völlig in Ordnung, da man selbst sehr schön experimentieren kann. Wichtig ist das Wissen, das dabei hilft, die einzelnen Komponenten sinnvoll und wirkungsvoll richtig zusammenzustellen.

Alles ist verständlich erklärt und man merkt die Leidenschaft, die Ursula Gerhold hineingesteckt hat. Die Fotos hat Michael Gerhold gemacht und damit ausdrucksstark die Texte unterstützt. Das Büchlein ist ideal, um erste Einblicke in die Materie zu nehmen und auszuloten, ob man sich tiefer einarbeiten möchte.

Von mir bekommt „Pflegende Öle“ vier Sterne.

Bewertung vom 11.11.2019
Adebisi, Mola

90er Reloaded


gut

Molas Autobiografische Erzählung

Dass ich von diesem Buch etwas anderes erwartet habe, liegt vermutlich an mir. Ich ging davon aus, dass der Schwerpunkt auf den 90ern insgesamt, VIVA und Boygroups liegt, nicht dass ich eine „Autobiographie“ von Mola Adebesi lesen werde.

Nun denn, ist passiert! Doch muss ich sagen, dass das ganz heftig viel Selbstbeweihräucherung drin steckt und ich beim Lesen deshalb immer wieder stockte. Die Bücher von Nilz Bokelberg sind da wesentlich unterhaltsamer und beziehen sich auf die Zeit, das Feeling, die Musik – nicht auf den Moderator.

Für eingefleischte Mola-Fans ist das natürlich genau richtig so. Es gibt viel zu lesen rund um alles, was mit ihm und seiner Tätigkeit beim Musiksender VIVA zu tun hat. Er lässt sich über alles aus – für meinen Geschmack tatsächlich zu sehr auf sich selbst bezogen, nicht auf Fakten, Tatsachen, Zahlen, Daten. Das vermisse ich definitiv in diesem Buch. Molas Kindheit, Molas Werdegang, Molas Begegnungen mit den Stars der 90ern damals und heute, Mola damals, Mola heute. Mola rundum! Er lässt für mich den Eindruck entstehen, dass die 90er ohne ihn nie stattgefunden hätten. Das ist mir ein bisschen zu sehr drüber.

Es gibt auch eine Menge Fotos aus den 90ern – und damit eine regelrechte Fotostrecke von Mola als Kind bis Mola heute. So liest sich auch das Buch. Sprachlich nicht gerade ausgefeilt, eher salopp - wie Mola eben war und ist. Seine Lebensgeschichte unterbricht sozusagen immer wieder die interessanten Dinge rund um den Lifestyle der 90er. Dennoch bekommt der Leser einiges serviert, das er vielleicht so noch nicht über diese Zeit wusste. Interessant ist es schon, nur nicht hitverdächtig.

Mich konnte Mola Adebisi leider nicht so intensiv in die 90er zurückbeamen, wie ich das erhofft hatte. Dazu war das zu sehr Selbstdarstellung. Aber wie gesagt, das kann auch mit falschen Erwartungen zusammenhängen. Trotzdem reicht es bei mir nur für drei Sterne.

Bewertung vom 11.11.2019
Gruber, Andreas

Todesfrist / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.1


ausgezeichnet

Ein ungleiches Ermittlerduo mit Suchtwirkung!

Die Krankenschwester Carmen wird auf dem Weg zu ihrem Auto überfallen. Sie spürt einen Stich im Nacken. Als sie wieder zu sich kommt, kann sie sich nicht mehr bewegen. Ihr Peiniger spricht mit blecherner Stimme zu ihr und erklärt ihr tatsächlich sachlich und medizinisch gebildet, was er gerade mit ihr vorhat. Und das ist nicht schön: er hat sie einbetoniert bis zum Kinn und wird beobachten, wie – nicht wie lang – sie überleben wird. Er verlässt sie mit einem Reim aus dem Struwwelpeter auf den Lippen und sie weiß jetzt, wer er ist.

Allein dieser Prolog fesselt schon ans Buch! Doch dann beginnt es so richtig:

Sabine Nemez kommt gerade von ihrer Schwester und trifft vor deren Haus auf ihren völlig aufgelösten Vater. Er nennt sie „Eichhörnchen“. Sabine ist völlig entsetzt, als er ihr sagt, ihre Mutter sei vor zwei Tagen entführt worden. Er lebt 500 km von ihr entfernt in Köln, wurde aber vom Entführer angerufen. Sabine erfährt von ihm, dass der Entführer ihm 48 Stunden Zeit gegeben hat, herauszufinden, warum sie entführt worden ist – schafft er es nicht, tötet er sie. Als einziger Hinweis stand ein kleines Tintenfass vor seiner Haustür. Und in München wird sie dann tatsächlich von Sabines Kollegen tot im Dom gefunden ...

Dann stellt sich heraus, dass es weitere, ähnliche Fälle gab. Und alle zeigen Parallelen zum „Struwwelpeter“ auf. Sabine ermittelt, auch wenn es ihr schwergemacht wird. Besonders der seltsame BKA-Beamte, der immer Vanilletee verlangt und bei dem es immer nach „Gras“ riecht, Maarten S. Sneijder, liegt ihr zunächst schwer auf dem Magen. Doch nach und nach erkennt sie, dass dieser unkonventionelle Ermittler echt was auf dem Kasten hat.

Andreas Gruber serviert dem Leser mehrere Erzählstränge, die teils parallel laufen, aber von Anfang an miteinander zu tun haben. Er beweist, dass deutsche Thrillerautoren das Zeug für internationale Bestseller haben und für Hochspannung vom Feinsten sorgen können. Eine gute Portion Humor findet man ebenfalls – die sehr passend ist und den Thriller nicht ins Alberne oder Lächerliche abgleiten lässt. Ich habe dieses Buch in persönlicher Rekordzeit verschlungen!

Das Ende bzw. die Auflösung, wer der Mörder ist, lässt es einem eiskalt den Rücken hinablaufen und im Nachhinein findet man den Prolog dann noch zehnmal so gruselig, wie beim ersten Mal – wow!

Fazit: man kann diesem Buch einfach nur fünf Sterne geben. Spannung von Anfang bis Ende und Wendungen, die nicht komplett an den Haaren herbeigezogen sind, machen den Genuss perfekt! Und ich – ich bin jetzt mit meinem ersten Buch auf Anhieb Fan von Andreas Gruber geworden!

Bewertung vom 07.11.2019

Nelly Rau-Häring


ausgezeichnet

Eine wunderbare Reise durch die Zeit und eine (ehemals) geteilte Stadt

Bildbände sind für mich immer kleine Reisen. Ob zu Orten oder Zeiten, emotional befinde ich mich dann einfach nicht mehr im Hier und Jetzt. Ich liebe es, die jeweils aktuelle Mode in Kleidung und Frisuren zu betrachten, Prallelen zu sehen, Dinge wiederkommen zu sehen oder anderen Dingen quasi auch nachzutrauern.

Im Bildband von Nelly Rau-Häring, der sich mit den „zwei Seiten Berlins“ befasst, sind so viele Dinge „versteckt“, die gar nicht ost-west-typisch sind, auch nicht berlintypisch, sondern einfach überall so waren. Gerade das geht mir nahe und zeigt mir, wie engstirnig der Mensch oft denkt und handelt. Dennoch ist es eine wunderbare Reise über vierzig Jahre hinweg durch Berlin, mit seinen Menschen, seinem Leben und seinen Problemen.

Die Fotos sind einfach großartig. Schon allein, wenn ich sehe, wie in einer Straße Auto an Auto steht und fast alle von ihren (1966 quasi ausschließlich männlichen Besitzern) liebevoll und im Anzug an einem Sonntag geputzt werden, geht mir das Herz auf. Auch der Plakatierer mit seinem Fahrrad – da geht mir das Herz auf! Lebensfreude, aber auch Frust; Ernst, aber auch Spaß; Eleganz, aber auch Lässigkeit; Kälte und Wärme – all das findet sich in den Bildern. Und sehr oft wundert man sich, dass das Bild nicht den Teil Berlins zeigt, den man zunächst vermutet hätte und auch im Jahrzehnt irrt man sich schnell.

Dass die Bilder überwiegend in Schwarzweiß sind, verstärkt diesen Effekt noch. Für mich sind sie aber auch gerade dadurch ausdrucksstärker. Mich persönlich lenken Farben oftmals ab. Die Schwarzweißbilder fokussieren auf das Wesentliche. Der Nikolaus vor dem Bestattungsinstitut ist in (blassen) Farben jedoch sehr effektvoll.

Die Bilder der Mauerreste, der „Zeit danach“ – sie stimmen einfach nachdenklich. Es ist schlicht schön, dass gewisse Dinge vorbei sind.

Das Interview ist sehr aufschlussreich und liest sich prima weg. Man hat fast das Gefühl, selbst mit Nelly Rau-Häring gesprochen zu haben. Auch das Vorwort ist absolut lesenswert und stimmt auf die anschließenden Bilder ein.

Einundvierzig Jahre existierte die Teilung und damit die Mauer und die DDR. Vor dreißig Jahren fiel die Mauer. Erstaunlich! Ich bin sehr beeindruckt und noch mehr begeistert von diesem Bildband, der völlig ohne Worte auskommt und doch so viel sagt. Dafür gebe ich die vollen fünf Sterne.