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Insgesamt 1638 Bewertungen
Bewertung vom 17.07.2019
Roger, Marie-Sabine

Ein Himmel voller Sterne (eBook, ePUB)


gut

Poetische Sprache, aber die Message fehlt mir

Durch seine erfolgreiche Comic-Reihe um Jim Oregon kann sich Merlin mit seiner Frau Prune und Kater Pantoffel ein Häuschen auf dem Land leisten. Da stört es auch wenig, dass es nicht den ganzen Tag warmes Wasser gibt und der Klempner sie immer wieder vertröstet. Doch dann stirbt Merlins Freund Laurent, der die Vorlage für Wild Oregon ist. Sein letzter Wunsch stellt Merlin vor ein großes Problem. Laurent möchte, dass sich Jim Oregon endlich verliebt und nicht wie er selbst alles verbockt. Erst als der 94-jährige Albert im zweiten Frühling schwebt, versteht Merlin, was wahre Liebe wirklich ist …

Es fällt mir sehr schwer, dieses Buch gerecht zu bewerten. Die Sprache ist, wie ich das von Marie-Sabine Roger aus „Die Küche ist zum Tanzen da“ kenne, einfach bezaubernd. Aber mit der Story an sich kann ich wenig anfangen. Merlin ist mir zu unbeweglich, zu steif und eingefahren. Das passt weder zu seinem Job, noch zu all dem, was er so von sich, Prune und allen anderen erzählt.

Der Tod geht immer an die Nieren und loslassen ist schwer. Das kommt auch ganz gut rüber. Aber was Merlin so sehr davon abhält, Laurents Comic-Pedant die Liebe finden zu lassen, glücklich zu werden und dennoch er selbst zu bleiben, verstehe ich nicht.

Die kleinen Einschübe, die quasi die Comiczeichnungen ersetzen, finde ich teils ein bisschen zu viel. Mir lebt Merlin zu sehr in einer Blase, in die er niemanden hineinlässt und zu der nur ganz selten andere ein klein wenig Kontakt bekommen.

Durch diese Abgeschiedenheit wurde mir Merlin nicht sehr sympathisch. Am meisten mochte ich Onkel Albert, der in seinem hohen Alter der Lebendigste im ganzen Buch ist. Er bemüht sich, mit der Technik mitzuhalten, sprudelt fast über vor Liebe und Leidenschaft, nimmt das Leben an. Da wirkt Merlin entsetzlich alt dagegen und ich habe fast den Verdacht, er ist neidisch. Trotz seiner zauberhaften Frau, die er auch sehr liebt und schätzt, kann er Liebe nicht verstehen. Oder möchte er als einziger eine wunderbare Beziehung haben?

Es ist schwer, wie gesagt. Ich konnte das Buch nur in winzigen Häppchen lesen, wollte es aber auch an keiner Stelle abbrechen. Ganz habe ich nicht verstanden, was es mir sagen möchte oder soll. Deshalb bleibt mir nur, drei Sterne zu vergeben. Ein Kompromiss, weil ich es zwar nicht verstanden habe, aber auch schon viel schlechtere Bücher gelesen habe.

Bewertung vom 15.07.2019
Shepherd, Catherine

Der Blütenjäger / Laura Kern Bd.4 (1 MP3-CD)


sehr gut

Jagdfieber

Laura Kern ermittelt im Fall eines offensichtlichen Serientäters. Junge Frauen in Abendkleidern, von hinten direkt ins Herz geschossen, mit einem Foto und einer Blume im Wald liegend. Was hat der Täter vor? Was sollen die Blumen sagen? Laura zieht die Psychologin Dr. Niemeyer hinzu. Kann sie ihr helfen, weitere Morde zu verhindern und den Täter zu fassen?

Dies ist nun der vierte Fall für Laura Kern. Wer die Reihe verfolgt hat, weiß, dass sie selbst traumatisiert ist und die Erinnerungen immer wieder hochkommen an das, was sie nur mit knapper Not als Kind überlebt hat. Fast möchte ich sagen, dass ihre Vergangenheit ihr manchmal hilft, aktuelle Fälle zu lösen. Dennoch ist es der Autorin gelungen, sehr schön zu transportieren, in welchem Zwiespalt ihre Protagonistin steckt. Statt wegzulaufen, wie sie gerne möchte (und natürlich nicht kann), stellt sie sich ihren Ängsten und setzt alles daran, Täter an ihren Plänen zu hindern.

Die Idee zu „Der Blütenjäger“ ist gleichsam raffiniert, wie auch abstoßend. Außer Laura haben noch andere Traumata zu verarbeiten. Der eine schafft es relativ gut, der andere gar nicht und wieder andere verdrängen ihre Ängste durch die Berufswahl – im Grunde eigentlich, wie es auch Laura tut.

Die einzelnen Erzählstränge lesen sich sehr angenehm und reißen nicht aus dem Lesefluss. Man weiß und spürt und ahnt, dass sie sinnvoll ineinander passen. Das ist längst nicht bei jedem Thriller so. Die Ereignisse in der Vergangenheit sind in diesem Fall auch für den Leser auf spezielle Art miteinander verbunden. Die Spannung wird dadurch noch mehr erhöht.

Lauras Privatleben kommt auch zur Sprache. Diese Parts passen sich gut in die Story ein. Man wird auch hier nicht aus dem Lesefluss gerissen. Shepherd hat die Dosierung wunderbar hinbekommen. Lauras Unsicherheit kommt deutlich heraus, dennoch wirkt sie nicht wie ein „schwaches Weibchen“. Die berufliche Beziehung zu ihrem Kollegen Max und die private zu Taylor langweilen an keiner Stelle.

Die Entwicklung der Figuren, die man von den vorherigen Bänden kennt, ist in sich stimmig und weder zu rasant, noch zu lahm. Realistisch eben. Je mehr man als Leser Laura kennenlernt, desto stärker fühlt man sich ihr verbunden. Es ist, als würde man mit einer guten Freundin mitfiebern und mitermitteln.

Da ich die Bücher der Autorin bisher als Hörbuch genossen hatte, war es ein neues Erlebnis, diesmal zuerst das Printbuch zu lesen. Den ersten Band „Krähenmutter“ liest Dana Geissler. Das hat mir weniger gut gefallen. Beate Rysopp ist mir zwar für historische Romane noch viel lieber, aber ihre Art, die Hörbücher einzusprechen, gefällt mir einfach besser, liegt mir mehr. Bei „Der Blütenjäger“ habe ich ja den direkten Vergleich zu Print/Hörbuch und kann Beate Rysopp nur in höchsten Tönen loben, denn sie gibt der Story noch mehr Leben, als sie ohnehin schon hat. Für mich ist das Hörbuch sogar noch ein bisschen besser als die Printversion!

Die Serie gefällt mir durchgehend gut. Es gibt ein paar kleine Ungereimtheiten, ein paar Stellen, die ich weniger gelungen fand, aber insgesamt hatte ich spannende und fesselnde Unterhaltung, beim Print ebenso, wie beim Hörbuch – und auch der „zweite Durchgang“ war nicht weniger spannend! Dafür gebe ich vier Sterne!

Bewertung vom 14.07.2019
Bauer, Christina

Brot backen mit Christina


sehr gut

Brote für jeden Geschmack – auch süße!

Selbst gebacken ist einfach immer leckerer als gekauft, ganz klar. Sogar dann, wenn die Optik nicht perfekt ist, schmeckt man doch die Liebe und Mühe, die im Gebäck steckt – sei es nun ein Brot oder ein Kuchen. Doch ist Brot backen immer ein ganz besonders intensives Erlebnis. Nichts schmeckt besser, als ein gelungenes selbst gebackenes Brot!

In diesem Buch finden sich 50 Rezepte von Hefebroten über Sauerteigbrote bis zu süßen Broten und „ausgefallenen“ Broten. Hier findet ganz sicher jeder etwas für sich. Mein erstes Brot war das „einfache Milchbrot“ – und das habe ich direkt in mein Repertoire übernommen, denn es ist einfach herrlich! Eine meiner besten Freundinnen probierte es und wollte sofort das Rezept. Zudem hat sie das Bananenbrot, das ich meinem Mann zuliebe gebacken hatte, verkostet, ebenso den Schokokranz. Alle Rezepte stammen aus diesem Buch. Und alles fand ihr großes Lob! Meinem Mann gefiel das Bananenbrot nicht ganz so gut, wie das nach unserem erprobten Rezept gebackene. Aber Geschmäcker sind ja verschieden!

Beim Backen stellte sich heraus, dass manche Angaben etwas ungenau sind oder auch auf den eigenen Backofen nicht zutreffen. Mir fehlen beispielsweise öfter Hinweise, auf welcher Schiene gebacken wird. Beim unfassbar leckeren vegetarischen Fladenbrot sind auf dem Foto Champignons zu sehen, aber im Rezept nicht erwähnt. Die Backzeiten und Temperaturen stimmen nicht immer bzw. müssen gut im Auge behalten werden, damit die Ergebnisse nicht zu dunkel werden.

Für Sauerteig-Fans sind ebenfalls Rezepte vorhanden. Noch dazu lernt man, wie man auf sehr leichte und einfache Weise einen Sauerteig selbst ansetzt und weiterführt. Was hier fehlt, ist der Hinweis, dass ein Sauerteig besser wird, je älter er ist. Die „Übersetzung“ der österreichischen Mehltypen in deutsche ist auf Seite 14 „versteckt“. Da fände ich eine herausnehmbare Tabelle sehr praktisch, die man zum gerade genutzten Rezept legen könnte.

Manche der Teige wirken sehr nass und klebrig, sehr flüssig. Das erschreckt zunächst, aber bisher sind alle Gebäcke, die ich nach den Rezepten gearbeitet habe, dennoch gelungen und haben sehr geschmeckt (klar – wer keinen Sauerteig mag, dem schmeckt das Sauerteigbrot nicht so sehr. Aber dafür habe ich auch an Freundinnen verkostet, die es mögen). Das Buch ist eine Bereicherung in meinem Regal mit Koch- und Backbüchern, das auf alle Fälle.

Die einzelnen Rezepte sind übersichtlich gestaltet. Neben der Zutatenliste gibt es immer eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Manche Rezepte sind bis auf kleine Abwandlungen identisch (beispielsweise der Schokokranz und der Nussstrudel). Hier wurden die Zutaten nur in einer anderen Reihenfolge aufgeführt. Da hätte ich mir gewünscht, dass die Rezepte als Varianten angegeben worden wären, nicht als eigenständige. Ein bisschen nervig ist für mich auch, dass bei den Rezepten öfter 40 Gramm Hefe benötigt werden – bei uns hat ein Hefewürfel 42 Gramm!

Insgesamt aber ist es ein tolles Backbuch, doch eher für jene geeignet, die schon recht sicher beim Backen sind und sich zu helfen wissen. Für Anfänger dürften manche Vorgänge etwas schwierig zu machen sein. Trotz meiner Kritikpunkte gebe ich aber vier Sterne, denn ich habe auf Anhieb viele Rezepte in mein Repertoire übernommen. Das ist nicht immer so – oft nehme ich aus einem Buch nur ein oder zwei Rezepte in meinen Alltag auf. Hier sind es bisher schon sechs und ich habe noch so einige Rezepte markiert, die ich zumindest mal ausprobieren möchte. Das ist ein super guter Schnitt, finde ich. Und meine KitchenAid ist im Dauereinsatz!

Bewertung vom 10.07.2019
Jost, Daniela

Weil du das Beste in mir hervorbringst


weniger gut

Schwermütig

Es tut mir entsetzlich leid, aber dieses Büchlein nervt mich ganz übel. Ich hatte mir etwas völlig anderes erwartet. Viel fröhlicher, positiver, lebendiger.

Stellenweise liest es sich, wie eine Grabrede. Auch ist mir da zu viel Esoterik reingerutscht, die ich überhaupt nicht erwartet hatte (was wohl auch meine eigene Schuld sein könnte). Die „Predigt“ hätte ich mir wirklich gern erspart, denn genau so liest es sich.

Nicht die Liebe wird hier gefeiert und auch nicht die Zweisamkeit. Hier klingt zwischen den Zeilen ganz arg eine Mahnung heraus. Natürlich muss man an Beziehungen arbeiten, aber was ich hier zu lesen bekomme, macht Teenagern, die noch nie eine Beziehung hatten, ganz bestimmt so entsetzliche Angst, dass sie lieber Single bleiben. War das gewollt? Sicher nicht. Auf weite Strecken wirkt das Buch für mich, wie ein nicht so gut gelungener Beziehungsratgeber aus dem Selbstverlag.

Ich bin nun nicht komplett unromantisch, das möchte ich betonen, auch wenn ich gewisse Rituale der frisch Verliebten manchmal entsetzlich nervig finde. Ich muss auch nicht auf Partys an meinem Mann kleben. Dennoch zeigen wir uns jeden Tag mehrfach, wie wichtig wir uns sind und wie glücklich uns der andere macht. Mit dem, was im Buch steht, hat unsere persönliche Liebeserklärung an die Zweisamkeit leider gar nichts zu tun.

Nein, mein Fall ist es nicht und deshalb kann ich auch nur zwei Sterne geben.

Bewertung vom 09.07.2019
Cleeton, Chanel

Nächstes Jahr in Havanna / Kuba Saga Bd.1


gut

Elisa und Marisol

Elisa hat im Kube der 1950er Jahre gelebt. Castros Regierung bedeutet für sie die Flucht nach Amerika. Ihre Enkelin Marisol soll 2017 die Asche von Elisa nach Kuba bringen und erlebt und erfährt auf ihrem Weg so einiges, das ihr bisheriges Leben komplett auf den Kopf stellt. Wiederholt sich die Geschichte nun in umgekehrter Reihenfolge?

Die Idee gefällt mir schon sehr, nur ist die Umsetzung nicht so gelungen, wie ich mir das gewünscht hätte. Der Stil muss einem liegen. Ich mag die Ich-Perspektive sehr gern, doch hier wird sie bei Elisa und auch Marisol genutzt und noch dazu bei beiden im Präsenz. Das liest sich nicht sehr angenehm. Es wäre gerade bei zwei unterschiedlichen Erzählerinnen sehr schön gewesen, wenn hier auch im Erzählstil ein Unterschied zu finden wäre. Im Grunde nimmt auch der erste Abschnitt ein ordentliches Stück von der Spannung aus dem Buch. Hier hätte eine andere Lösung besser funktioniert.

Insgesamt hat mich das Lesen ein bisschen angestrengt. Die Längen zwischendurch und der gewöhnungsbedürftige Stil in der Gegenwartsform haben mich bis zum Ende recht stark gebremst. Auch kann ich zwar verstehen, dass Elisa ihre Heimat im Exil bis zum Schluss vermisst, aber wenn ich an all die armen Menschen denke, die es nicht so leicht wie sie hatten, die ohne Netz und doppelten Boden fliehen mussten oder das Regime schweigend ertragen, werde ich sogar ein bisschen wütend. Für mich ist und bleibt Elisa trotz allem das verwöhnte Gör und Marisol steckt davon auch ein gutes Stück in den Genen.

Die Wege der beiden Frauen sind auf gewisse Weise schon interessant, dennoch konnten mich beide Figuren weder erreichen, noch wirklich intensiv fesseln. Ein bisschen neugierig war ich, wollte die Geschichte erfahren. Eile hatte das aber nicht. Dass in Kuba freie Meinungsäußerung nicht wirklich existiert, das Leben schwierig ist, das Gefälle von Arm zu Reich sehr groß ist – all das kommt im Buch nur mangelhaft rüber. Mir ist zu westlich gedacht. In unseren Augen ist das dortige Regime natürlich unfassbar schrecklich, auch die Bewegungen dort nicht komplett nachvollziehbar. Doch sollte man immer im Auge behalten, dass man niemals Äpfel mit Birnen vergleichen sollte. Die Entwicklung des Landes ist für mich unzureichend dargestellt und auch ein bisschen einseitig.

Vielleicht bin ich einfach nur die falsche Zielperson für dieses Buch, diese Art Geschichte. Wirklich schlecht fand ich sie auch gar nicht, da möchte ich nicht missverstanden werden. Es ist ein Buch, das ganz sicher beim richtigen Leser Begeisterung auslösen kann, für mich aber eben eine „Sommerlektüre“ war. Schön, sie gelesen zu haben, aber kein Buch, das dauerhaft hängenbleibt. Deshalb gebe ich drei Sterne.

Bewertung vom 07.07.2019
Shepherd, Catherine

Krähenmutter / Laura Kern Bd.1 (1 MP3-CDs)


sehr gut

Der sechs Monate alte Henry Nussbaum wird mitten am Tag aus dem Supermarkt entführt. Seine Mutter ist verzweifelt und sein Vater, ein Unternehmer, verhält sich merkwürdig. Laura Kern wird als Ermittlerin hinzugezogen. Der Fall löst Alpträume aus, die in ihrer Kindheit begründet liegen. So kämpft Laura gegen unkooperative Vorgesetzte, eigensinnige Geschäftsleute und ihre eigenen Dämonen, während das nächste Baby verschwindet und auch noch der Pärchenmörder erneut aktiv wird. Laura läuft die Zeit davon …

Für mich gibt es in der Story ein paar Ungereimtheiten, die der Spannung und dem Vergnügen jedoch keinen Abbruch getan haben. Man erahnt mehr von Lauras Vergangenheit, als man tatsächlich erfährt. Aus ihrem Trauma heraus zieht sie auch Erfahrungen, die ihr beruflich nützen. So kann sie sich besser in die Opfer hineinversetzen und versteht auch Dinge, die nicht zur Sprache kommen. Das ist sehr schön in die Story eingewebt.

Da dies ein Serienauftakt ist, lernt man die Figuren erst kennen und dies geht oft mit der Tatsache einher, dass ein paar Stellen etwas trocken wirken. Im Laufe der Serie gibt sich das dann (wenn man dranbleibt) und den Figuren bei ihrer Entwicklung zusehen zu können, ist – so es gut gemacht ist, wie eben hier – sehr spannend und interessant. Auch sind die im Fall relevanten Charaktere sehr schön gezeichnet.

Shepherd kommt weit ohne Blut aus. Erst gegen Ende und mit einer Wendung kommt diese Art der Gewalt hinzu. Dennoch empfinde ich die psychischen Elemente weitaus gelungener. Der Epilog gibt zu denken und macht traurig.

Um den Titel zu verstehen, muss man ein klein bisschen um die Ecke denken. Man könnte zunächst einen falschen Schluss ziehen.

Leider bin ich von der Sprecherin Dana Geissler nicht sehr angetan. Ihre Art zu lesen und wie sie die Stimme einsetzt, haben mich ein bisschen von der Geschichte abgelenkt und mein Kopfkino auch immer wieder ins Ruckeln gebracht. Sie klingt sehr oft nach „alte Omi“ und das passt so gar nicht zum Buch.

Insgesamt gebe ich aber gerne vier Sterne. Und ich freue mich darauf, Laura Kern, Taylor und Max in den weiteren Bänden zu begleiten.

Bewertung vom 02.07.2019
Lansdale, Joe R.

Wilder Winter / Hap & Leonard Bd.1


sehr gut

Auch nach so vielen Jahren noch ein umwerfendes Buch!

Hap Collins und Leonard Pine könnten kaum unterschiedlicher sein und doch sind die die besten Freunde. Sie schlagen sich mit Gelegenheitsjobs durch und verbringen viel Zeit miteinander. Als Haps Exfrau auftaucht, kann das nur Ärger bedeuten. Aber Hap und Leonard haben gerade nichts Besseres zu tun, also gehen sie auf die Suche nach dem Boot, das im Sabine River liegen und die Beute eines Bankraubs an Bord haben soll. Der Winter ist extrem kalt. Und wird extrem wild …

Lansdale hat einen ganz eigenen Stil, der ruppig und doch herzlich ist. Der Südstaaten-Charme kommt sehr klar rüber, finde ich. Und wenn man dann noch bedenkt, wann dieser Roman (Krimi?) ursprünglich herauskam, ist es unverkennbar: Lansdale ist ein genialer Autor. Man verzeiht ihm auch gern ein paar kleine Ungereimtheiten, zumal sie wirklich nicht schwerwiegend sind, seine Bücher aber immer genau da hin bringen, wo sie den Leser packen.

Dies ist der erste Band einer Reihe. Anlaufschwierigkeiten gibt es da fast immer. Man muss zunächst die Figuren und ihr Umfeld etablieren, dann einen genialen Plot darum bauen und am Ende genug gesagt haben, um die Story rund werden zu lassen, gleichzeitig aber auch Lust auf mehr zu machen. Tja, ich persönlich hab riesig Lust auf mehr von Hap und Leonard!

Der mehr oder weniger feine Humor, die exakt dosierte Bissigkeit, hat der Autor unbeschreiblich genial in die spannendsten Momente eingebaut. Dennoch hat man hier keinen Slapstick vorliegen, sondern erlebt ein fesselndes, spannendes Abenteuer mit Charakteren, die kein bisschen ausgelutscht sind. Sie alle sind schräg und haben ihre Macken und Eigenheiten, dennoch ist das Buch nicht überladen. Alles fügt sich sehr gut ineinander. Lansdales Sprache ist deutlich und direkt, aber nicht billig. Das Buch strotzt vor Sätzen, die schon kleine Kunstwerken gleichen!

Man fühlt sich einfach wohl beim Lesen, auch wenn dies alles andere als Cosy-Crime ist. Von jetzt auf gleich geht es zur Sache und das sind dann Szenen, bei denen zarte Gemüter hart auf die Probe gestellt werden. Vor allem, weil Lansdale vor nichts Halt macht.

Besonders gut gefällt mir, dass Lansdale ohne „Füllstoff“ auskommt. Er zeigt, dass man auch auf 236 Seiten Spannung und extrem gute Unterhaltung liefern kann. Es muss nicht immer ein Klopper von 400+ Seiten sein! Dennoch geize ich und gebe „nur“ vier Sterne – und freue mich auf die weiteren Bände. Sowohl Lansdale als auch seine Protagonisten machen einfach süchtig!

Bewertung vom 25.06.2019
Löhnig, Inge

Unbarmherzig / Gina Angelucci Bd.2


sehr gut

Die Toten und ihre Geschichte

Kaum aus der Elternzeit zurück, bekommt Gina Angelucci einen neuen Cold Case auf den Tisch. Es wurden die Gebeine von zwei Toten entdeckt. Es stellt sich heraus, dass sie schon mehrere Jahrzehnte da gelegen haben. Wer sind die beiden und warum schleicht diese seltsame Frau immer in Ginas Nähe herum?

Dieses Buch lässt sich unabhängig von den anderen der Reihe lesen. Es beschäftigt sich mit der Zeit kurz vor Kriegsende und zeigt eine der vielen üblen Facetten jeder Zeit und Gesinnung auf. Stilistisch sehr schön und frisch angelegt erfährt der Leser aus einer neuen Sicht von den Gräueltaten, die so einige unter dem Deckmantel des Krieges begangen haben. Auch die Wendigkeit, mit der so manche direkt nach der Kapitulation vom Befürworter zum Gegner wurde. Sehr vieles, das zwischen den Zeilen steht, geht direkt unter die Haut.

Das Privatleben der Ermittlerin Gina Angelucci und ihrem Mann Tino Dühnfort, das Leben mit einem Kind mit Down-Syndrom, die sich ausbreitende rechte Gesinnung – hier wird gekonnt und geschickt ein immer aktuelles Thema aufgegriffen und beleuchtet. Auch wenn Frau Löhnig mit dem Strang um die Kriegszeit einem aktuellen Trend folgt, schafft sie es doch, ihm eine neue Perspektive, eine andere Richtung zu geben und sich damit von der Masse abzuheben.

Auch traut sie sich, keinem Schema zu folgen, sondern eine Wendung einzubauen, die für den Leser etwas weniger schön, für die Autorin aber wichtig ist. Dazu noch die Krönung, das Ende nicht ganz so zu gestalten, wie es die meisten Autoren tun würden. Doch genau diese Kombination macht das Buch authentisch und glaubwürdig.

Die Kapitel sind recht kurz gehalten. Das macht das Buch besonders leicht lesbar. Die Perspektiv- bzw. Zeitenwechsel sind sauber erkennbar. Gewisse Teile sind in Kursivschrift gehalten. Dies mag den einen oder anderen etwas stören. Ich persönlich finde das gut lesbar und für die Trennung sehr wirksam.

Es gibt sehr viele Personen und damit Namen zu merken. Die verwandtschaftlichen Verhältnisse spielen auch eine Rolle (und haben mich teilweise verwirrt). Ein paar Unklarheiten und Ungereimtheiten ließen mich ebenfalls stutzen. Dennoch habe ich das Buch sehr gern gelesen.

Für mich ist „Unbarmherzig“ nicht Inge Löhnigs bestes, aber ein sehr gutes und empfehlenswertes Buch. Ich gebe vier Sterne.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.06.2019
O'Leary, Beth

Love to share - Liebe ist die halbe Miete


gut

Zu viele Baustellen und keine wirklich zufriedenstellend beendet

Tiffy muss dringend eine neue Wohnung finden, doch mit ihrem Hungerlohn ist das in London nicht so einfach. Ihre Freunde sind entsetzt, als sie sich auf das Angebot von Leon einlässt: Er arbeitet in Nachtschicht und überlässt ihr den halben Tag die komplette Wohnung. So teilen sie sich auch das Bett, aber eben zu unterschiedlichen Zeiten. Sie werden sich nicht mal begegnen, denn die Wochenenden ist Leon bei seiner Freundin Kay. Der Plan klingt gut, findet Tiffy. Doch natürlich kommt es mal wieder anders, als alle denken …

Mir hat die Grundidee des Buches sehr gut gefallen. Dass es zu komischen, witzigen Situationen kommen wird, das war klar. Beth O’Leary hat diese mit ein paar sehr ernsten Themen „gewürzt“. Auch das ist im Grunde gut und macht ein Buch besonders. Nur leider ist hier zu viel gewollt worden. Es gibt zu viele einzelne Fädchen, die insgesamt zwar zusammenpassen, das Puzzle lebensecht machen, aber doch am Ende weder richtig abgeschlossen werden, noch zufriedenstellend behandelt wurden.

Da geht es um Homosexualität, unterschiedliche Arten von Liebe, Manipulation, eine unfaire Gerichtsverhandlung mit Verurteilung, Krankheiten und so vielem mehr. Und alles wird nur oberflächlich behandelt, nichts geht wirklich in die Tiefe. Schade! Das ist Stoff für viele Seiten – die hier leider mit Banalitäten gefüllt worden sind. Dadurch entstanden leider auch Längen, die das Lesen erschwert haben.

Der Dreh, dass der Schreibstil in den Abschnitten von Leon grundlegend anders ist, als der von Tiffys Part, gefällt mir dagegen sehr. Man weiß immer, wessen Sicht man gerade vor sich hat, denn Leon spart arg mit Personalpronomen.

Das Hauptthema ist ganz klar „Liebe“. Doch eigentlich nicht die offensichtliche Liebe, die sich zwischen Tiffy und Leon entwickelt, sondern auch und gerade die Liebe, die all die anderen Personen im Buch erfahren oder geben. Man könnte die Kernaussage auf „Liebe ist bei jedem anders“ zusammenfassen.

Obwohl der Stil leicht und locker-flockig ist, es viele witzige Stellen und einige Fäden gibt, die man neugierig und gespannt verfolgt, hatte ich Mühe, das Buch zu lesen. Deshalb kann ich insgesamt nur drei Sterne geben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.06.2019
Sievers, Oliver

Männer am Grill - Das Buch, das Mann braucht!


ausgezeichnet

Der Titel ist Programm!

Das ist das ideale Geschenk für alle Männer, die gern grillen, den Grillchef geben und das Grillen geradezu zelebrieren! Das Messer hat einen Kunststoffgriff, der auf lange benutztes Holz getrimmt ist. Das sieht super aus und hat den Vorteil, dass es auch in den Geschirrspüler darf. Noch dazu kann man damit auch wirklich gut schneiden.

Die Rezepte sind für die Grillfans gedacht, die auf Gemüse und Vitamine weniger Wert legen. Vegetarier und Veganer werden hier also nicht glücklich. Für sie gibt es nur ein paar Beilagen. Die Freunde der fleischlastigen Gerichte finden Rezepte zu den Themen:

- Big Meats
- Steaks
- Burger & Sandwiches
- Chicken
- Ribs
- Tacos & Fajitas
- Dutch Oven
- Würstchen
- Was sonst noch lecker ist
- Beilagen
- Saucen & Dips
- Rubs

Alle Rezepte sind, soweit nicht anders vermerkt, für vier Personen ausgelegt.

Die Rezepte sind „männergerecht“ – wenige Worte, ohne Schnörkel, einfach nur die Zutatenliste und die Arbeitsschritte. Sind wir doch mal ehrlich: Männer lesen nicht gern Gebrauchsanweisungen und auch nicht Rezepte. Da muss das Bild genug aussagen und es wird losgelegt. Ein bisschen Lesen ist hier schon erforderlich, aber Oliver Sievers hat dafür gesorgt, dass es so wenig wie möglich ist. So kommt es, dass bei einigen Rezepten die Zutatenliste länger ist, als die Zubereitungsanleitung. Sehr schön gemacht!

Das Buch kommt komplett ohne Chichi aus und baut auf uriges, handfestes Grillen. Back to the roots! Wer gerade Diät hält, sollte einen großen Bogen darum machen. Und wer sich darauf einlässt, freut sich auf das nächste Grillen mit Freunden, die Freude am Essen haben und einen fleischlastigen Tag einlegen können und möchten. Für sich selbst oder zum Verschenken – ich finde das Set einfach mehr als gelungen. Nach diesem Buch fragt man sich nicht mehr, wer der World BBQ Champion ist. Fünf blitzblanke Sterne von mir!

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.