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MaWiOr
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Insgesamt 3701 Bewertungen
Bewertung vom 30.10.2020
Schreiner, Olive

Die Geschichte einer afrikanischen Farm


ausgezeichnet

Olive Schreiner (1855-1920) war eine südafrikanische Schriftstellerin, die sich auch für die Frauenrechte einsetzte. Auch als Pazifistin trat sie hervor. Ihr Roman „Die Geschichte einer afrikanischen Farm“ entstand in Südafrika während ihrer Tätigkeit als Erzieherin. Ab 1881 lebte sie dann in England, wo der Roman dann auch 1883 unter dem Pseudonym Ralph Iron erschien, wo er schnell für Gesprächsstoff sorgte. Hinter dem unverfänglichen Titel verbarg sich ein Plädoyer für Emanzipation und Selbstverwirklichung der Frau. Der Roman war ein Erfolg, denn er erreichte in kurzer Zeit mehrere Auflagen.

Erzählt wird die Geschichte von drei Kindern, die auf einer kleinen Farm in der Karoo-Wüste leben: der ruhige Waldo, die bodenständige Em und die schöne Lyndall. Waldo und Lyndall versuchen aus den ärmlichen Verhältnissen auszubrechen, während sich Em mit dem Leben auf der Farm arrangiert. Als ein neuer Pächter die Farm übernimmt, heiratet er Em, doch als Lyndall wieder auftaucht, verliebt er sich.

Der Roman, der bald mit „Wuthering Heights“ von Emily Bronte verglichen wurde, liegt jetzt in der Manesse-Bibliothek vor – in einer Übersetzung von Viola Siegemund und mit einem Nachwort der Literatur-Nobelpreisträgerin Doris Lessing, die ebenfalls viele Jahre in Afrika lebte.

Bewertung vom 29.10.2020
Hacker, Hans-Joachim;Hardenberg, Harry

Stralsund - gestern und heute


ausgezeichnet

Die Hansestadt Stralsund ist ein beliebtes Urlaubsziel an der Ostsee. Die Stadt am Strelasund wird häufig auch als das Tor zur Insel Rügen bezeichnet. Wie viele Städte der ehemaligen DDR war auch Stralsund von der Geringschätzung der historischen Bausubstanz betroffen. Erst mit der Wende konnte der Verfall gestoppt werden. Seitdem wurde viel saniert und restauriert, sodass Stralsund 2002 Welterbestadt wurde.

Die Neuerscheinung stellt Ansichten des alten und neuen Stralsund einander gegenüber, wobei die vergleichenden Fotos – wenn möglich – vom jeweils selben Blickwinkel aufgenommen wurden. So werden die Veränderungen besonders deutlich. Auf den 48 Seiten werden zahlreiche ausgewählte Beispiele vorgestellt. Bereits am Hafen sind die Veränderungen sichtbar, wo sich am ehemaligen Umschlagplatz heute das Ozeanum befindet. Der neue Rügendamm, das Kniepertor oder die Nikolaikirche sind weitere imposante Beispiele. Auch viele Straßenzüge in der historischen Altstadt erhielten ein neues Gesicht. Zu jedem Bildpaar (meist historische Schwarz-Weiß-Fotos und aktuelle Farbfotos) gibt es kompakte Informationen, sodass sich auch Nicht-Stralsunder ein Bild machen können. Allen wird gezeigt, wie aus Stralsund eine liebenswerte Stadt geworden ist, die einen Besuch lohnt.

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Bewertung vom 28.10.2020
Highsmith, Patricia

Ladies


ausgezeichnet

Ehe die amerikanische Schriftstellerin Patricia Highsmith mit ihren Kriminalromanen – vor allem mit den Ripley-Romanen – weltberühmt wurde, verfasste sie zahlreiche Stories, die zumeist in irgendwelchen Magazinen veröffentlicht wurden. Der Diogenes-Band „Ladies“ versammelt nun einige dieser frühen Stories, in denen vor allem Frauen und Mädchen im Mittelpunkt stehen.

In der Auftaktgeschichte „Die Legende des Klosters von Saint Fotheringay“ sind alle Klosterangehörigen weiblich – sogar der Hausmeister und der Heizer. Doch eines Tages wird in der Nähe ein Findelkind entdeckt – ein Knabe, den man aufnimmt und den Namen Mary gibt. Die kleine und schüchterne Ellie in „Die Weltmeisterin im Ballwerfen“ ist mit ihren Eltern in ein Mietshaus nach New York gezogen, wo sie vom Fenster aus ein kleines Mädchen – vielleicht eine künftige Spielkameradin – beobachtet.

Während in „Der Schatz“ eine khakifarbene Tasche die Hauptrolle spielt, sind in der kürzesten Geschichte des Bandes „Die Geschichte von Sydney“ Spinnen auf einer Veranda die handelnden Personen. In „Die Heldin“ ist es die junge Lucille, die eine neue Stelle als Hausmädchen annimmt und noch einmal von vorn anfangen will. Doch dann kommt es wieder zur Katastrophe. In der letzten Geschichte begegnet den Lesern schließlich ein Mr. Knoppert, sonderbarer Typ, der die Beobachtung von Schnecken zu seinem Hobby ge-macht hat. Ein Hobby, das schließlich zu seinem Unglück führt.

Insgesamt sechzehn kurzweilige und spannende Stories, die das frühe Erzähltalent von Patricia Highsmith dokumentieren.

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Bewertung vom 27.10.2020
Huchel, Peter

Havelnacht


ausgezeichnet

Peter Huchel hat zwar nur vier Lyrikbände veröffentlicht, doch gehörte er zu den bedeutendsten deutschen Lyrikern der Nachkriegszeit. Außerdem war er Redakteur der wegweisenden DDR-Zeitschrift „Sinn und Form“. Aber bereits in den 1950er Jahren wurde diese Zeitschrift von staatlicher Seite kritisch beäugt. 1962 musste er als Redakteur zurücktreten. Es begann seine Isolationszeit, die neun Jahre dauerte. 1971 wurde ihm die Ausreise gestattet. Huchel starb am 30. April 1981.

Der Inselband „Havelnacht“ versammelt Gedichte, die Huchel seiner Heimat, der Landschaft seiner Kindheit widmete. In der Isolation war die Erinnerung die einzige Heimat, die ihm blieb. Es sind Gedichte über die Havellandschaft und ihre herbe Schönheit: „Monde um Monde wehten ins Jahr, / wehten wie Schnee auf Wange und Haar. / Zeitlose Stunde, die mich verließ, / da sich der Löwenzahn weiß zerblies.“ Auch Kindheitserinnerungen blitzen immer wieder auf: „Kindheit. O blühender Zauch, / wo wir im nußweißen Tag, / klein im Holunderrauch / waren den Hummeln nach.“

Die stimmungsvollen Gedichte werden mit Schwarz-Weiß-Fotos von Roger Melis, der bei Peter Huchel aufwuchs. Mit sparsamen fotografischen Mitteln gelingt es Melis ebenfalls, die märkische Landschaft und ihren spröden Reiz einzufangen. Ergänzt wird der Inselband durch ein Nachwort von Lutz Seiler.

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Bewertung vom 26.10.2020
Grimm, Jacob;Grimm, Wilhelm

Grimms Märchen


ausgezeichnet

Froschkönig, Rotkäppchen oder Dornröschen … die Märchen der Gebrüder Grimm sind seit jeher bei Groß und Klein beliebt. Immer wieder haben sie auch Künstler zur Illustration angeregt. Nun ist eine Sonderausgabe in der beliebten Reihe der Insel-Bücherei mit siebzehn Grimms Märchen erschienen – illustriert durch den bekannten Comiczeichner und Cartoonisten Flix (eigentlich Felix Görmann). Mit „Faust“ und „Don Quijote“ hat er in der Vergangenheit bereits zwei literarische Klassiker mit seinen Zeichnungen bereichert.

Nun also „Grimms Märchen“. Es sind Schwarz-Weiß-Abbildungen, die an Scherenschnitte erinnern - realistisch, etwas düster, aber durchaus humorvoll (z.B. Die Bremer Stadtmusikanten oder Das tapfere Schneiderlein) die Märchen untermalen. Teilweise sind es ganzseitige Illustrationen, dazwischen auch immer wieder Vignetten. Ein sehr gelungenes und empfehlenswertes Inselbändchen.

Bewertung vom 26.10.2020

Schlimmer geht immer


ausgezeichnet

Wenn man denkt: „schlimmer gehts nicht mehr“, da kommt es manchmal doch noch viel schlimmer. Das beweisen auch die neunzehn Geschichten des Diogenes-Auswahlbandes.

Den Auftakt macht der britische Schriftsteller Graham Swift mit der Geschichte „Glück im Unglück“, die während des Endes des Zweiten Weltkrieges spielt. Seine Schriftstellerkollegin Jojo Moyes erzählt von der jungen Chrissie, die auf der Suche nach einem besonderen Weihnachtsgeschenk ist, und schließlich in einem Taxi landet. Eine schick-salhafte Begegnung mit dem Chauffeur. In ihrer Geschichte „Carpe Diem“ hat die amerikanische Schriftstellerin Lucia Berlin ein ernsthaftes Problem in einem Waschsalon, wo die Protagonistin aus Versehen drei Waschmaschinen von einem unfreundlichen Kerl in Gang setzt.

Roald Dahls Kurzkrimi „Lammkeule“ ist schon längst ein Klassiker, in der eine hintergangene Ehefrau mit einer gefrorenen Lammkeule erschlägt und später der Polizei die gebratene Tatwaffe vorsetzt. Neben den zeitgenössischen AutorenInnen ist auch der deutsche Abenteuerschriftsteller Friedrich Gerstäcker (aus dem 19. Jahrhundert) vertreten. In seiner Geschichte „Pech!“ erzählt er, wie ein Passagier in San Francisco seinen Dampfer verpasst. Genügend Zeit um von einem Unbekannten zu erfahren, in welche Kette von Unglücksfällen dieser geraten war. In der kürzesten Geschichte „Urlaub mit Bauarbeitern“ (von Stefan Schwarz) wird von der Schwierigkeit berichtet, wenn im Auslandsurlaub Dusche und Toilette kaputt sind.

Fazit: Kurzweilige Geschichten, die alle keine Happyend haben.

Bewertung vom 26.10.2020
Mellem, Daniel

Die Erfindung des Countdowns


sehr gut

Den wenigsten wird der Name Herman Oberth etwas sagen, dabei war er einer der führenden deutschen Raketenpioniere. Bereits in den späten 1920er Jahren entwickelte er den ersten Raketenmotor mit flüssigem Treibstoff. Ab 1929 arbeitete er mit Wernher von Braun zusammen. Als in den 1930er Jahren die Nationalsozialisten auf ihre Forschung aufmerksam wurden, stellte sich beiden Forschern die Frage nach der Verantwortung eines Wissenschaftlers.

Der Physiker Daniel Mellem hat sich in seinem ersten Roman der streitbaren Persönlichkeit von Hermann Oberth gewidmet. Erzählt wird dieses Leben aus der Perspektive des Protagonisten als Countdown in elf Kapiteln. Mellem beleuchtet das unstete Leben des Forschers, das dieser ganz seiner Vision von der Raumfahrt untergeordnet hatte. Oberth war kein idealtypischer Wissenschaftler, trotzdem fällt der Autor kein Pauschalurteil, vielmehr versucht er, in der Biografie von Oberth Anhaltspunkte für dessen Handeln aufzuspüren. Oberth war ein Mensch voller Widersprüche und diese werden in dem Erstlingswerk gut herausgearbeitet … und das unspektakulär, aber sehr lesenswert.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.10.2020
Rachilde

Monsieur Vénus


ausgezeichnet

In Deutschland ist die französische Schriftstellerin Rachilde (eigentlich Marguerite Eymery, 1860-1953) kaum bekannt. Zunächst wurde sie als Junge erzogen, doch dann entwickelte sie ein Verhältnis zum weiblichen Geschlecht. Ermutigt durch Victor Hugo fing Marguerite mit zwölf Jahren an zu schreiben. Mit 14 nahm sie ihren Künstlernamen Rachilde an und veröffentlichte bald erste Geschichten und Artikel. 1884 gelang ihr mit „Monsieur Vénus“ der literarische Durchbruch. Der seinerzeit skandalträchtige Roman wurde aus Angst vor der französischen Zensur zunächst in Belgien veröffentlicht.

Der Roman erzählt die Geschichte der 25-jährigen, wohlhabenden Pariser Adligen Raoule de Vénérande, die sich in Jacques Silvert, einen armen Künstler verliebt, der sich seinen Lebensunterhalt als Blumenmacher mit Kunstblumen verdient. Von vornherein ist die übliche Konstellation verändert: Raoule ist die dominierende Figur. Jacques ist stets vom Belieben seiner Herrin abhängig. Schließlich kommt es zur Aufhebung ihrer Geschlechter. Raoule heiratet Jacques, um sich seines vollen und endgültigen Besitzes sicher zu sein. Doch Jacques geht dermaßen in seiner Frauenrolle auf, dass er nach einem echten männlichen Liebhaber sucht, den er in einen Major findet. Schließlich kommt es zu einem Duell, in dem Jacques getötet wird.

Der Roman erschien zum ersten Mal auf Deutsch in ungekürzter Originalfassung - mit einem Nachwort der Literaturwissenschaftlerin und Expertin für weibliches Schreiben Martine Reid.

Bewertung vom 23.10.2020

Spannende Weihnachtsferien


ausgezeichnet

Langsam steht Weihnachten vor der Tür … da kommen kurzweilige und spannende Weihnachtsgeschichten gerade recht. Der Diogenes-Band bietet zwölf Beispiele von verschiedenen Autoren. Den Auftakt macht die Geschichte „Die üblichen Weihnachtsmänner“ des englischen Schriftstellers Mick Herron, der von einer Plünderung in einem Einkaufszentrum durch Weihnachtsmänner berichtet. Der „Weihnachtsmord auf Sandhamn (von Viveca Stein) geschieht während einer Firmenweihnachtsfeier. Da wollte jemand fingierte Rechnungen vertuschen.

Krimi-Altmeister Henry Slesar erzählt zwar von einem Mann, der Weihnachten liebt, dass er schon am 26. Dezember anfängt, das nächste Fest zu planen … doch dann ist er gerade am Heiligabend verschwunden. Am Ende gibt es eine fürchterliche Entdeckung. Die britische Krimi-Autorin P.D. James schildert einen „Mistelzweigmord“ und ihre schottische Kollegin Val McDermid erzählt die Geschichte von dem „Mädchen, das den Weihnachtsmann umbrachte“. Den Schlusspunkt setzt Luca Ventura, der für seine Capri-Krimis bekannt ist. Mit „Der heilige Stefano von Capri“ ist ihm ebenfalls eine spannende Geschichte gelungen.

Andere AutorenInnen sind Ulrich Knellwolf, Asa Larsson, Martin Suter, Ian Rankin, Ernest Hemingway und Colum McCann. Fazit: jede Geschichte eine unterhaltsame Lektüre für die langen Winterabende.