Benutzer
Benutzername: 
yellowdog

Bewertungen

Insgesamt 2103 Bewertungen
Bewertung vom 05.05.2021
Maron, Monika

Was ist eigentlich los?


ausgezeichnet

Monika Marons eigenwillige und kompromisslose Äußerungen der letzten Jahre haben ihren Ruf teilweise angegriffen und manche haben sie klar in die ganz Rechte Ecke gestellt.
Wenn man sich aber diesem Sammelband die Essays der letzten Jahre ansieht, kommt man zum Schluß, dass es sich um eine konservative, aber demokratisch gesinnte Autorin handelt.

Monika Maron besteht auf ihrer Meinung, natürlich beklagt sie sich auch viel, was man auch als Masche ansehen kann.
Aber es lohnt sich, die Texte vorurteilsfrei zu lesen. Auch wenn ich oft nicht mit ihrer politischen Auslegung übereinstimme, ist es doch legitim das alles zu thematisieren. Die AfD und Pegida verharmlost sie jedoch meiner Meiner Meinung nach. Doch ich kann Monika Marons streitbaren Texten und Meinungen mit Toleranz begegnen.
Stilistisch sind die Essays messerscharf und nicht gerade langweilig.
Einige Beiträge erzählen glaubhaftes über ostdeutsche Gefühlslage.

Zu den schönsten Essays gehören dass über ihren Hund Bruno, das mich leicht an Bonnie Propeller erinnert und der Beitrag über Sarah Wagenknecht , die sie dafür interviewt hat.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.05.2021
Han, Byung-chul

Undinge


sehr gut

Von Dingen und Undingen

Der deutsch-koreanische Philosoph Byung-Chul Han hat ein interessantes neues Buch vorgelegt.

Undinge ist ein für mich überraschender Text über Information und Kommunikation mit Umbrüchen in der heutigen Zeit. Das ist mit einem deutlich kritisch Ton unterlegt.
Erstaunlicherweise sieht Byung-Chul Han seine These zum Teil als Erweiterung von Heideggers Seins-Begriff. Auch Hannah Arendt und Walter Benjamin werden erwähnt.

Gut gefallen haben mir die Bezüge zu Roland Bathes Fotografiebuch Die helle Kammer, das er als Eloge der analogen Fotografie bezeichnet.
Nicht nur deswegen wurde Selfies mein Lieblingskapitel des Buches.

Es gibt sogar immer wieder literarische Verweise, z.B. zu Musil, Satre, Rilke, Robert Walser, Antonie de Saint-Exupery, Peter Handke und Kafka.

Mit einem Exkurs zur Jukebox erhält das Buch zum Ende hin noch einen Höhepunkt.

Bewertung vom 03.05.2021
McCreight, Kimberly

Eine perfekte Ehe


sehr gut

Intelligent geschriebenes Justizdrama

Der Roman Eine perfekte Ehe von Kimberly McCreight ist eine Mischung aus Justizthriller und Gesellschaftsdrama. Das funktioniert gut zusammen.
Lizzie Kitsakis ist eine junge Anwältin, die einen Mordfall übernimmt, als sie ein alter Freund aus dem Gefängnis heraus anruft und sie bittet ihn zu vertreten. Zach hatte seine Frau tot aufgefunden.

Während der Hauptplot Lizzies Ermittlungen und ihren eigenen Eheproblemen folgt, ist ein weiterer Handlungsstrang mit dem Mordopfer einige Tage vor der Tat angesiedelt ist. Dann gibt es zwischendurch noch Vernehmungsprotokolle mit möglichen Zeugen des Falles vor der Grand Jury.

Das Buch ist so geschrieben, dass man als Leser nicht mehr weiß als Lizzie. Dazu gehört auch, dass man Zach nicht wirklich richtig einschätzen kann. Er könnte auch schuldig sein.
Diese Erzählhaltung schätze ich. Außerdem mag ich es auch, dass der Roman in New York handelt.

Bewertung vom 03.05.2021
Brunntaler, Marie

Piz Palü


sehr gut

Marie Brunntaler gelingt es in ihre, Roman eine vergangene Zeit in vielen Facetten zu beschreiben. Es ist 1957 in der Schweiz. Piz Palü ist ein Gebirgsmassiv nahe dem Hotel Grand Arnold.
In diesem Hotel versammeln sich einige originelle Figuren, aus die man als Leser auch nicht immer auf Anhieb schlau wird. Sie sind ziemlich eigen und offensichtlich haben sie ihre Geheimnisse.
Mit dabei, der Schauspieler O.W.Fischer, sehr beliebt zu dieser Zeit.
Zu Anfang reist Frau von Hoppe an, zusammen mit der jungen Corinne. Sie befreundet sich mit dem Chauffeur Baralo.
Spät hinzu kommen noch ein Kommissar und seine Kollegin, da es einen Mord im Hotel gab.
Ein Clou des Romans besteht dann darin, die Verknüpfungen der Figuren miteinander zu erkennen.

In nur 256 Seiten packt Marie Brunntaler viel in ihren Roman, der mich zwar nicht ganz so packte, wie ihr letztes Buch Wolf, der mich aber dennoch beeindruckte.

Bewertung vom 02.05.2021

Wolfgang Pehnt. Städtebau des Erinnerns


sehr gut

Wolfgang Pehnt hat mit Städtebau der Erinnerns ein kompaktes Buch erschaffen. Er betrachtet insgesamt 12 Städte und stellt Verbindungen her, z.B. wo eine Stadt von der anderen beeinflusst wurde. Das weist er an diversen Bauten nach, die als Zitate gelten.
Der Buchuntertitel „Mythen und Zitate westlicher Städte“ hat seine Berechtigung.
Von den hier betrachteten Städten war ich erst oder immerhin in vier.
Pehnts Bezüge waren mir nie aufgefallen. Er weckt mit diesen Buch den Leser und ermöglicht einen neuen Blick auf Städte.
Was man noch zum Buch sagen kann:
Viel Text, kleine Fotos, alle in schwarzweiß. Warum eigentlich? Das nimmt den Fotos jedoch nicht die Qualität.

Bewertung vom 01.05.2021
Benedict, Marie

Lady Churchill / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.2


gut

Geschichte schreiben

Lady Churchill von Marie Benedict ist nach Frau Einstein der zweite Band der Reihe Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte. Er ist vollkommen eigenständig.

Indem die amerikanische Schriftstellerin Marie Benedict über Clementine, die spätere Lady Churchill schreibt wirft sie einen anderen Blickwinkel auf Winston Churchill. Einer von außen, aber sehr privat und zugeneigt.
1908 heiratet Clementine Winston Churchill in London.

Clementine ist eine intelligente Frau. Man kann ihren Gedanken folgen, die sich auch welt- und gesellschaftspolitische Themen widmen. Sie ist auch engagiert, z.B. für das Frauenwahlrecht und natürlich bei Churchills Wahlkämpfen. Clementine ist eine mutige, entschlossene Frau. Möglicherweise ist ihre Rolle hier in den Entscheidungen Churchills aber doch leicht überzogen.

Die Handlung ist nicht ohne Pathos und über Jahrzehnte angelegt, die auch die zwei Weltkriege umfassen.
Es ist also teilweise auch ein patriotisches Zeitporträt Englands, dass die Autorin sprachlich sanft, aber ansprechend malt.

Bewertung vom 01.05.2021

Michael Wesely


sehr gut

Das Projekt Neue Nationalgalerie Berlin in Langzeitbelichtung von Fotograf Michael Wesley ist schon faszinierend. Zum einen, weil es über einen langen Zeitraum von mehreren Jahren angelegt war und zum anderen, weil Michael Wesel aus einem Umbau einen künstlerischen Aspekt abgewinnt.

Bei den einleitendem Text „Spuren der Verwandlung“ von Joachim Jäger zum Werk des Künstlers leuchtet mir der Vergleich zur Musik von John Cage ein.
Erwähnenswert ist auch der abschließende Text „Der Fotograf ist abwesend“ von Thomas Weski.

Die Texte im Buch sind zweisprachig gehalten (Deutsch/Englisch)

Bewertung vom 28.04.2021
Hacker, Katharina

Alles, was passieren wird


sehr gut

Katharina Hacker, die 2006 den Deutschen Buchpreis gewann, hat jetzt ein hervorragendes Jugendbuch geschrieben. „Alles, was passieren wird“, erschienen bei Fischer Sauerländer. Es zeigt ein Mädchen in Nöten, deren Mutter gestorben ist und deren Vater ihr keinen Halt geben kann. Sie sind finanziell schlecht gestellt und müssen in eine billigere Wohnung umziehen. Man kann Iris Gefühlswelt kennen lernen und ihre Probleme.
Iris Liebe gilt den Tieren, besonders der Schimmelstute Bellina und den Hunden Werwolf und Waswolf. So gibt es einige Passagen auf einem Pferdegestüt, in das Iris sich flüchtet. Hier kümmert sie sich intensiv um die Stute und das hilft auch ihr.

Bewertung vom 28.04.2021
Shinkai, Makoto;Nagakawa, Naruki

Das Geschenk eines Regentages


sehr gut

Das Geschenk eines Regentages ist ein schönes Buch für Katzenliebhaber und es handelt in Japan.
Die Protagonistin Miyu findet einen ausgesetzten Kater in einer Schachtel während eines Regentages und nimmt ihn bei sich auf. Chibo, der Kater ist ebenso wie die menschliche Hauptfigur Erzähler der Geschichte. Die Zuneigung zwischen Mensch und Tier ist deswegen besonders greifbar.
Weitere Katzen und Menschen aus der Nachbarschaft werden eingeführt, wie in einem Reigen.
Das Buch ist sehr angenehm geschrieben und gut lesbar. Für uns Leser ist dieser Roman von Makoto Shinkai und Naruki Nagakawa das Geschenk!

Bewertung vom 28.04.2021
Mafi, Tahereh

Wie du mich siehst


ausgezeichnet

Wie du mich siehst ist ein US-amerikanischen Jugendbuch mit Coming-of-Age-Elementen und der Besonderheit, dass eine junge Muslima an einer amerikanischen Schule im Mittelpunkt steht. Shirin ist eine großartig gemachte und starke Figur, die mit ihren Gedanken und Emotionen den Roman ganz und gar trägt. Dabei bleibt sie doch realistisch.

Aufgrund vieler negativer Erfahrungen am mehreren Schulen hat sie viel Wut in sich und bleibt lieber für sich. Sie trägt Kopftuch, das macht sie zur Exotin, dabei ist sie sonst eine typische amerikanische Jugendliche, die sich für Mode und Breakdance interessiert. Als sie und die Basketball-Nachwuchshoffung Ocaen sich ineinander verlieben, eskaliert die öffentliche Stimmung an der Schule gegen das Paar.

Die in den USA geborene Schriftstellerin Tahereh Mafi hat iranische Wurzeln und kann wirklich schreiben und die verschiedenen situativen Stadien in Shirins Leben nachvollziehbar darstellen.