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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2730 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2021
Engelmann, Gabriella

Ich dachte schon, du fragst mich nie


gut

Locker-leichter, mit Humor gewürzter Unterhaltungsroman

Sophie Hartmann ist ein Familienmensch und lebt in Hamburg, ihre Tochter Pauli ist im Pubertätsalter und hat Liebeskummer, die ältere Tochter Liv möchte mit Sophie das Cook-Up "Liv's" eröffnen. Leider passiert kurz vor der Restauranteröffnung ein Unfall, bei dem sich Liv die Hand bricht, nun muss ein Koch gefunden werden, sonst bleibt die Küche kalt.

Marc ist Unternehmensberater, lebt auf Mallorca und erholt sich in Hamburg von einer Panikattacke. Bei seinem Besuch in neu eröffneten Restaurant erfährt er, dass die Köchin im Krankenhaus ist und die Küche geschlossen ist. Er möchte gerne helfen, kommt ins Gespräch mit Sophie und meint sie zu kennen, doch woher?

Bei diesem Roman kommt Urlaubsfeeling auf, denn Sophie hat mit ihrer Schwester Geli vor kurzem auf Mallorca Urlaub gemacht. Das Lebensgefühl, die kulinarischen Leckerbissen und die Landschaft abseits von Ballermann lassen die Sonne scheinen und wecken Urlaubssehnsucht. In diesem Urlaub ist Sophie auch Marc begegnet, den sie sehr attraktiv findet, aber auch nach fünf Jahren als Witwe immer noch nicht frei für eine Beziehung ist.

Als Marc im "Liv's" hört, dass ein Koch gesucht wird, bietet er sich als leidenschaftlicher Hobbykoch an, einzuspringen. Damit ist die Möglichkeit einer wachsenden Romanze mit Sophie gelegt. Wechselseitig erzählt mal Sophie und mal Marc. Sophie muss erst wieder lernen, auf die Liebe zu vertrauen und verheimlicht Marc einiges und auch Marc hat noch Überraschungen im Ärmel. Beide Figuren konnte ich so näher kennenlernen, aber sie blieben etwas blass und wurden mir leider nicht sonderlich sympathisch. Die Handlung dreht sich um Sophies Familie und die erwartete Liebesbeziehung zu Marc und spielt sich in den Locations Hamburg und Mallorca ab.

Der Schreibstil ist wie gewohnt locker und leicht zu lesen und wird durch einige witzige Details am Kapitelanfang humorvoll aufgepeppt. Dazu gehört die Auflistung der jeweiligen Kühlschrankinhalte in den Wohnungen, genauso wie die Nennung bekannter Zitate und Sprüche wie "Liebe ist die beste Medizin", die mit Gegensprüchen der Figuren witzig angezweifelt oder widerlegt werden.

In dieser Geschichte passiert wirklich viel, man springt von einer Nebenhandlung zur nächsten, die sehr ins Detail auserzählt werden. Es gibt einige konstruiert wirkende Zufälle, damit wird die Handlung etwas unrealistisch und mir wurde der Spaß an der Geschichte etwas verleidet. Im Ganzen ist dieser Roman eine heitere Urlaubs-Unterhaltung mit Familienleben, Liebe und Mallorca-Atmosphäre.

Als reine Frauenlektüre mit dem Urlaubsfeeling gut zu empfehlen.

Bewertung vom 26.03.2021
Trinick, Loveday;White, Teagan

Das Museum des Meeres


ausgezeichnet

Mit diesem Buch kann man auch nachts ins Museum

"Das Museum des Meeres" von Loveday Trinick mit Illustrationen von Teagan White erscheint im Prestel Junior Verlag.

71% der Erdoberfläche sind von Meeren bedeckt. In diesem museumsartig aufgebauten Buch kann man entdecken, welche Bewohner in den Ozeanen der Welt leben. Wir reisen in die Ökosysteme des Arktischen, Atlantischen, Indischen, Pazifischen und Südlichen Ozeans!

Auf großformatigen Tableaus mit liebevoll und detailgetreu gezeichneten Gouache- und Aquarellmalereien der Illustratorin Teagan White sind – wie in einem Aquarium – Korallen, Quallen, Rochen, Schildkröten, Delfine, Wale und vieles mehr zu sehen. Jedes Kapitel befasst sich mit einer Gattung oder einem Lebensraum wie Nesseltiere, Säugetiere, Fische oder Korallenriffe.

Was für ein wundervolles, überdimensional großes Sachbuch zum Thema Meere und Ozeane!

"Das Museum des Meeres" ist aufgebaut wie ein Museum, es hat neun Säle (Kapitel) und am Schluss eine Bibliothek mit Stichwortverzeichnis und Literaturangaben zum Weiterlesen.

Im Eingangsbereich werden die Tiefenzonen des Meeres und die Meeresströmungen gezeigt und mit Sachtext näher erklärt.

In den Sälen werden vorgestellt: Plankton, Nesseltiere, Weichtiere und Stachelhäuter, Gliederfüßer, Fische, Säugetiere, Vögel, Reptilien und abschließend das Weltmeer und der Mensch.

Die Sachtexte enthalten viel Wissenswertes über die Meeresbewohner und unterschiedlichen Lebewesen, aber auch wichtige Anmerkungen zu den Folgen des menschlichen Handelns. So begreifen Kinder die Ozeane als Ökosysteme, die es zu schützen gilt.

In diesem Buch kann man wunderbar blättern und die Gouache- und Aquarellmalereien bewundern. Absolut naturgetreu wirken die Bilder vom kleinsten Plankton, über die wunderschönen Seeanemonen, Krebstiere und Muscheln, Schnecken und Stachelhäuter, zu denen die Seesterne gehören.

Wunderschön anzusehen sind auch die Korallenfische, Rochen und Haie und die verschiedenen Säugetiere wie Wale, Robben und Seekühe.

Die fantastisch gemalten Bilder sind einfach eine Augenweide und dank der verständlichen Texte und Bildlegenden gibt es eine Menge über die Unterwasserwelt zu erfahren. Es weckt das Interesse für die Meere, lässt Kinder über manche Folgen nachdenken ist als Grundlage für ökologisches Verständnis sehr hilfreich. Sinnigerweise wurde dieses Buch klimaneutral produziert.

Dieses Buch hat ein sehr großes Format von 27 mal 37 cm, das hat den Vorteil, dass die Bilder richtig wirken können und auch mehrere Kinder vor dem Buch sitzen und es betrachten können.

Die Säle wecken Interesse an der Unterwasserwelt und gleichzeitig wird detailliertes Fachwissen altersgerecht vorgestellt. Aber auch Erwachsene können hier Neues entdecken oder dazulernen und es ist ein Buch für die ganze Familie.

Kurzweilige Präsentation als Museumsreise durch die interessante Unterwasserwelt mit großartigen Illustrationen. Es ist eine großartige Erfahrung und eine tolle Idee für Zuhause. Und solche Unternehmung ist als Abwechslung immer willkommen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2021
Edwards, Nicola

Mein Abc der Natur / Deine-meine-unsere Welt Bd.3


ausgezeichnet

Robustes Bilderbuch über das erste Abc

Für Kinder ab drei Jahren werden hier die Buchstaben des Alphabets gezeigt, jeweils in Groß- und Kleinschreibung und mit einem prägnanten Bild aus der Natur. Die Buchstaben werden in Fingerspuren aus Filz ausgeführt, die die Kinder nachspüren können. Die haptische Wahrnehmung lässt im Wortsinne begreifen und verleitet zum Nachspüren der Buchstaben.


Kinder lernen täglich Neues und das mit allen Sinnen. Dieses Buch gibt ihnen einen Eindruck, aus welchen Buchstaben sich das Alphabet zusammensetzt, es zeigt mit Pfeilen, wie sie geschrieben werden und macht damit neugierig auf eigene Schreibversuche.

Das Buch ist sehr robust aus dicker Pappe, die Fingerspuren der Buchstaben sind mit Filz unterlegt und die Naturbilder sind ausgesprochen realistisch dargestellt und zeigen Motive, die kleinen Kindern schon geläufig sind. So wird Lautmalerei mit den Buchstaben verbunden und Kinder lernen die Anfangsbuchstaben sprachlich und optisch zu verbinden. Die Fingerspuren kann man nachfahren, genau wie man den Buchstaben auch schreibt.

Sehr schön bunt präsentieren sich hier Tiere und Dinge aus der Natur in Verbindung mit nachfühlbaren Fingerspuren, die Kinder zum Schreiben und Lesen lernen animieren.



Dieses Buch führt mit Fotos aus der Natur in die Welt des Alphabets ein und macht neugierig auf das Schreiben.

Bewertung vom 26.03.2021
Archan, Isabella

Ein Traum aus Schaum (Badebuch)


ausgezeichnet

Amüsante Mordsgedanken in der Wanne
Der Kurzkrimi für die Badewanne "Ein Traum aus Schaum" von Isabella Archan erscheint bei Edition Wannenbuch.

Wer gerne ein Schaumbad nimmt und nebenbei liest und nun noch ein Buch zur Unterhaltung sucht, ist mit diesem kurzweiligen Badekrimi gut bedient. Das Buch ist wasserfest, was in der Wanne ja auch ganz praktisch ist. Wellige, feucht gewordene Bücher braucht kein Mensch und Büchermenschen erst recht nicht.

Inhaltlich geht es um eine Frau, die sich nach einem arbeitsreichen Tag zur Entspannung gerade ein Schaumbad eingelassen hat. Doch noch ehe sie ihren Fuß ins warme Wasser tauchen kann, taucht ihr Mann auf. Und schwupps, sitzt er im Badewasser. Möchte man die Wanne teilen? Mit dem jungen Ehemann vielleicht noch gerne, aber der ältere Göttergatte entwickelt dann doch schon einige Marotten und das Schaumbad wäre eher ein Albtraum. Da kommen Mordsgedanken auf, die tiefe Blicke in die eheliche Seele zulassen. Kann dieses Badeerlebnis gut ausgehen? Ich verrate es nicht, bade-lest es doch selber!

Der Erzählstil von Isabella Archan lässt an einen Sketch denken, die Gedanken einer Frau sind frei und ihre Mordsgelüste auch.

Meine volle Empfehlung für diese tolle Buch-Idee, die amüsant zu lesen ist, für eine spannende Überraschung gut ist und eine wirklich saubere Angelegenheit. In österlichem Gelb auch eine tolle Idee für das Osternest.

Bewertung vom 25.03.2021
Weiss-Tuider, Katharina

Expedition Polarstern - Dem Klimawandel auf der Spur


ausgezeichnet

Interessanter Blick hinter die Kulissen der Forschungsreise der Polarstern
Im cbj Verlag erscheint das Kindersachbuch "Expedition Polarstern - Dem Klimawandel auf der Spur" von Katharina Weiss-Tuider und Christian Schneider. Es empfiehlt sich ab dem Alter von 10 Jahren.

Wo unser Klima entsteht: Eine Forschungsreise ins Herz der Arktis

Ein Jahr lang dauerte die große Arktisexpedition des deutschen Forschungseisbrechers »Polarstern«. Das Schiff driftete, angedockt an eine Eisscholle, in extremer Kälte und monatelanger Dunkelheit durch das Nordpolarmeer. Die internationale Polarexpedition MOSAIC ist ein multinationaler Einsatz, das Forscherteam aus über 600 Crewmitgliedern und Wissenschaftler*innen aus über 20 Nationen sammelte wichtige Daten, die zeigen sollen, wie sich die Veränderungen in der Arktis auf das Weltklima auswirken. Denn die Polarregion gilt als sogenannte Klimaküche, hier erwärmt sich die Temperatur schneller als sonst irgendwo auf der Erde.

Die Forschungsreise der »Expedition Polarstern« fand von September 2019 bis Oktober 2020 statt. In diesem Buch wird von den Wissenschaftlern und ihren Forschungszielen berichtet, es stellt auch das historische Vorbild von Nansens Nordpol-Tour mit der Fram vor, erklärt Treibhauseffekte, klärt über Meereis-Fakten auf und zeigt interessante Auszüge aus dem Expeditions-Logbuch.

Doch zuerst muss man wissen, wie entsteht das Klima? Wie wirkt sich die Wetterküche der Arktis auf die klimatischen Bedingungen der Erde aus? Und welche Daten kann dieses Expedition sammeln?

Besonders anschaulich wird das Wissen durch die zahlreichen Fotos und wunderbaren Bilder begleitet, die das Erscheinungsbild sehr unterhaltsam aufwerten.

In diesem Buch erlebt der Leser das Abenteuer Nordpolarmeer durch die unterschiedlichen Teams aus nächster Nähe mit und erfährt vielseitiges und verständlich erklärtes Hintergrundwissen, das über das arktische Geschehen, über die globalen Auswirkungen und über die Expedition an sich aufklärt. Sehr interessant ist der Bericht über den typischen Arbeitsalltag im Eis und erstaunlich sind die verschiedenen Ausprägungen von Eis, verschiedenen Wolkenausprägungen und die sich die Lebewesen in dieser Wildnis an die extremen Verhältnisse angepasst haben. Man kann viel dazulernen, erfährt welche Auswirkungen bisherige Veränderungen gegen den Klimawandel haben und dass sogar am Nordpol Plastik gefunden wird.

Es liegt an jedem von uns, den Klimawandel aufzuhalten, hier wird erklärt, was jeder Einzelne tun kann und wie wir die Arktis schützen können, weil sie unsere Zukunft darstellt. Für kleine und große Forscher gleichermaßen interessant.

Dieses Buch zeigt ein faszinierendes Forschungsabenteuer in der Arktis, das die Auswirkungen auf den Klimawandel untersucht, vorstellt und aufklärt. Es inspiriert und macht neugierig auf Forschung und Experimente.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.03.2021
Seemann, Regine

Alsterschwan


ausgezeichnet

Spannende Ermittlungen um ein brisantes und erschreckendes Thema
Spannende Ermittlungen um ein brisantes und erschreckendes Thema

Der Kriminalroman "Alsterschwan" von Regine Seemann ist der dritte Band der Reihe um das Ermittlerduo Brandes und Kurtoğlu, der 2020 im Gmeiner Verlag erschien.

Der seit Wochen vermisste Fynn taucht blutüberströmt auf einer Halloween-Party auf, doch es ist kein Kostüm, kurz darauf bricht er tot zusammen. Er flüstert rätselhafte letzte Worte, die nach Nikolaus und Schwänen klingen. Kann das ein Hinweis auf die ebenfalls vermissten Jugendlichen Fenja und Yannick sein? Die Hamburger Kommissarinnen Stella Brandes und Banu Kurtoğlu übernehmen die Ermittlungen und müssen unter Zeitdruck die verschwundenen Jugendlichen finden.


Alsterschwan ist mein erstes Buch der Autorin, es lässt sich eigenständig und ohne Vorwissen der Reihe lesen und alle wichtigen Personen lernt man gut kennen.

In diesem Krimi werden zwei Handlungsstränge miteinander zu einer runden Geschichte verknüpft. Da sind einmal die aktuellen Ermittlungen im Fall des toten Fynn. Wir erleben ein ungleiches Ermittlerteam, das sich gut ergänzt. Einige Einblicke ins Privatleben unterhalten prima und entwickeln die Charaktere weiter, so lernt man die Frauen gut näher kennen. Im zweiten Strang tauchen wir in die 70iger Jahre ein und erleben wie schwer erziehbare Jugendliche in einem seltsam wirkendem Landheim untergebracht werden und dort täglich Spritzen erhalten. Welche Medikamente das sind, wird den Jugendlichen nicht mitgeteilt. In diesem Heim macht sich sofort ein gruseliges Gefühl breit und deshalb habe ich diesen Erzählstrang auch besonders fesselnd erlebt.

Mich hat auch der rasante Schreibstil mitgerissen, Regine Seemann erzählt bildhaft und ausgesprochen lebendig und lässt ihre Charaktere sehr authentisch und mit charakterlichen Eckpunkten versehen zu wiedererkennbaren Figuren werden. Die Ermittlerinnen ergänzen sich dank ihrer unterschiedlichen Art perfekt und verschmelzen zu einer Einheit. Die Polizeiarbeit erlebt man mit den Gedanken und Befürchtungen der Ermittlerinnen hautnah mit und kann sich selbst an der Tätersuche beteiligen.

Am meisten konnte mich der erschreckend anmutende Fall überzeugen. Nach und nach verknüpfen sich die beiden Handlungstränge und legen den Blick auf einen illegalen Medikamentenmissbrauch frei, der die Testpersonen ebenso skrupellos wie menschenverachtend ausnutzt. Das ist ein brisantes Thema, bei dem mir sofort die Impfstoffentwicklung gegen Coronaviren im Hinterkopf aufkommt.

Regine Seemann ist es hervorragend gelungen, die Mischung auch Krimiermittlung, Privatleben der Ermittlerinnen und den gruseligen Einblick in die Vergangenheit zu einer runden Story zu verknüpfen. Der Spannungsbogen hält sich auf durchgängigem Niveau und steigt am Ende noch einmal zu einem fesselnden Finale an. Die Gedanken an das Medikamententhema haben mich auch nach der Lektüre noch lange beschäftigt.

Mit Alsterschwan ist der Autorin ein sehr fesselnd geschriebener Krimi gelungen, der Medikamentenversuche mit ganz anderen Augen betrachten lässt. Diese Reihe werde ich weiter im Auge behalten. Von mir eine Leseempfehlung für alle Krimileser*innen.

Bewertung vom 24.03.2021
Jessen, Anna

Stürme des Lebens / Die Insel der Wünsche Bd.1


sehr gut

Herzergreifende Geschichte und ein gelungener Auftaktband der Helgoland-Reihe
"Die Insel der Wünsche - Stürme des Lebens" ist der Auftakt der Heldoland-Trilogie von Anna Jessen aus dem Goldmann Verlag.

Hamburg 1887: Tine Tiedkens lebt mit ihren 10 Geschwistern und ihren Eltern in ärmlichen Verhältnissen. Nachdem Tines Vater bei einem schrecklichen Unfall sein Bein verloren hat, ist die finanzielle Not groß. Tine verdient etwas als Blumenmädchen dazu, doch das Geld reicht vorn und hinten nicht. Sie trifft einen Helgoländer Hotelier, der in ihr den Wunsch von einem Leben mit einer gutbezahlten Arbeit als Zimmermädchen weckt. Sie nimmt ihr Schicksal in die Hand und wagt ihr Glück auf der Insel.

Wir begleiten die Protagonistin Tine Tiedkens, wie sie aus ihrer Armut entflieht und sich mutig aus ihrem alten Leben löst den Schritt ins Unbekannte wagt. Auf Helgoland findet sie eine Anstellung als "Mädchen für alles" in einer Pension und damit scheint sie endlich auf dem Glücksweg zu sein, doch auch hier werden einige Steine in den Weg gelegt, die sie erst mühsam und mit viel Fleiß, Freundlichkeit und Stärke überwinden muss. Und es zahlt sich aus, mit viel Willensstärke und Tatkraft wird sie schliesslich Hausdame in einem angesehenen Hotel. Dort verliebt Tine sich in den sympathischen Hotelbesitzer Henry Heesters, das Glück scheint nun endgültig auf ihrer Seite zu sein, aber das Schicksal schlägt erneut grausam zu.

Bei diesem Roman erlebt man wie Tine vom unerfahrenen Mädchen zu einer starken Frau heranreift. Was sie alles erlebt, berührt mich sehr und ich habe mit ihr gelitten, gehofft und mitgefiebert. Die Geschichte liest sich sehr anrührend, sie entführt uns in die Zeit der unüberwindbaren Unterschiede von Arm und Reich und zeigt gleichzeitig den geschichtlichen Werdegang Helgolands. Als Bade- und Kurort ließen sich die Wohlhabenden damals schon in der Sommerfrische verwöhnen. Die Atmosphäre der Insel und die wechselhafte Geschichte dieser strategisch so wichtigen Insel werden wunderbar eingefangen. Jahrelang kämpften Briten, Dänen und Deutsche um die Vormachtstellung.
Der Erzählstil ist bildhaft beschreibend, sehr detailreich und liest sich angenehm flüssig weg. Viele Szenen werden mir etwas zu ausführlich ausgeschmückt, wodurch aber auch ein umfassendes Bild entsteht, das das Zeitgeschehen gut darstellt.

Die Charaktere sind zahlreich und doch werden sie so liebevoll und eingängig beschrieben, dass man sie gut vor Augen hat. Tine ist die sympathische Heldin, der man von Anfang an nur Gutes gönnt und ihr eine Zukunft in Wohlstand und Glück wünscht.

Anna Jessen hat mit vielen Wendungen und schicksalshaften Fügungen den Roman interessant gestaltet und so immer wieder überraschende Momente eingebaut, denen man gefesselt folgt. Für mich ist dieser Roman ein sehr ergreifendes Buch, den ich gerne gelesen habe.


"Die Insel der Wünsche" ist ein fesselnder und unterhaltsamer Auftaktband vor der Kulisse Helgolands.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.03.2021
Piercey, Rachel

Wer wohnt denn da im tiefen Wald?


ausgezeichnet

Ein grandioses und wunderschön illustriertes Wimmelbuch
Das Wimmelbuch "Wer wohnt denn da im tiefen Wald?" von Rachel Piercey erscheint im Insel Verlag und richtet sich an Kinder von 4-10 Jahre. Freya Hartas hat die schönen Illustrationen geschaffen.

Der kleine Bär wohnt im Wald und zeigt uns sein Zuhause im Wechsel der Jahreszeiten und bei verschiedenen Anlässen und Festen. Natürlich sind alle seine Freunde mit dabei: Kaninchen, Frau Eule, die Wiesel, Mama Fuchs, Papa Maus und einige mehr. Du musst sie nur suchen!

Dieses Wimmelbuch hat eine beachtliche Größe, einen stabilen Einband mit wunderschön verziertem Buchrücken und wunderschöne Reime über all die vielen Tiere. Schon die Kleinsten hören die Texte sehr gern und freuen sich, auf den bunten Wimmelseiten viele Dinge zu entdecken.

Die verschiedenen Jahreszeiten verändern das Bild des Waldes und die Feste und Veranstaltungen sorgen für wuselige Aktivitäten, bei denen die Tiere all die Dinge machen, die auch Kinder kennen. Im Frühling draußen spielen, ein Picknick im Sommer, Theater spielen, Schlafen gehen und sogar Wintersport betreiben.

Die Illustrationen bezaubern mit vielen kleinen liebevollen Details, sie wirken sehr naturgetreu und haben einen nostalgischen Touch. Das gibt dem Buch einen besonderen Anstrich. Auch die gereimten Texte sind toll, denn Reime bringen Kindern Sprache auf eine andere Art und Weise näher, die den eigenen Sprachausdruck fördern und Interesse an der Sprache wecken.

Hauptaugenmerk wird auf das Suchen von Dingen, Personen oder Gegenständen gelegt. Eine wunderbare Beschäftigung mit Kindern, die nicht nur einer Geschichte zuhören, sondern aktiv mitmachen wollen. Am Ende des Buches finden sich auf zwei Doppelseiten Spielideen zu einzelnen Szenen im Buch, so kann man auch immer wieder Neues entdecken. Ein Beispiel dreht sich um singende Vögel: Höre ihnen zu, welche Klänge machen sie?

Ein ausgesprochen schönes Kinderbuch, das schon beim Ansehen Freude macht, Kindern etwas beibringt und Spaß beim Suchen und Finden bereitet. Grandioses Kinderbuch mit wimmeligen Einzelheiten, die immer wieder überraschen und begeistern.

Bewertung vom 22.03.2021
Geraghty, Ciara

Das Leben ist zu kurz für irgendwann


ausgezeichnet

Ein anrührender Roman über das Geschenk des Lebens

Terry ist zu Besuch bei ihrem dementen Vater im Seniorenheim, aufgrund eines Schädlingsbefalls nimmt sie ihn mit zu ihrer Freundin Iris, die Geburtstag hat. Als Terry feststellt, das ihre beste Freundin Iris, die an Multipler Sklerose erkrankt ist, nicht zu Hause ist, sondern auf dem Weg in die Schweiz, um ihr Leben dort zu beenden, zögert sie nicht lange und reist ihr mit ihrem dementen Vater hinterher. Das ist kein einfaches Unterfangen und sie will Iris auf jeden Fall von ihrem Entschluß abbringen. Terry erreicht sie in letzter Minute und weil Iris nicht von ihrem Entschluß abzubringen ist, starten sie zu dritt einen abenteuerlichen Roadtrip. Was für Iris die schlimmsten Tage werden sollte, erlebt sie als ihre besten. Denn sie entdeckt ungeahnte Seiten an sich und merkt, das Leben ist ein Geschenk von dem jeder einzelne Tag zählt.

Bei diesem Roman hatte ich nicht so eine tiefgründige, emotionale und dennoch humorvolle Geschichte erwartet. Es entpuppte sich als echtes Leseerlebnis, eine Hommage an die Freundschaft, an das Leben und voller Respekt für andere Menschen.

Die Geschichte wird so kurzweilig, liebenswert und humorvoll erzählt, dass man nur so durch die Seiten fliegt. Die Themen Demenz und Sterbehilfe sind keinesweg lustig und doch gelingt es Ciara Geragthy mit leichter Feder die positiven Seiten zu betonen und die erschütternden Hintergründe nicht zu dramatisieren, sondern als gegebene Voraussetzungen zu sehen. Es wurde nie rührselig oder negativ, sondern mit jeder Seite erlebenswerter. Über die Demenz erfährt man nur einen kleinen Einblick in diesem Buch, die die vielen schwierigen Dinge nicht in dem Maße aufzeigen, wie sie wirklich stattfinden. Dennoch passt es für diesen Roman, der Fokus liegt meiner Meinung nach mehr auf Freundschaft und Abschiednehmen.

Die wunderbar gezeichneten Charaktere wirken sehr glaubwürdig und finden sofort den Weg zu meinem Herzen, ich konnte mitreisen, mitlachen, mitweinen und fühlte mich ganz nah bei ihnen. Es war so schön zu erleben, wie liebevoll Terrys Vater umsorgt wurde und wie stark und bedingungslos die Freundschaft der Frauen war.
Demenz und Sterbehilfe sind keine leichten Themen, doch Ciara Geraghty hat es geschafft, einen sehr emotionalen Plot so in Worte zu fassen, dass er anstatt Angst vor dem Sterben, Lust auf das Leben macht.


Anrührend, liebenswürdig, bewegend und witzig und dennoch von Traurigkeit erfüllt, zeigt dieses Buch, welch großes Geschenk das Leben ist.

Bewertung vom 21.03.2021
de Walmont, Anne

Und an den Rändern nagt das Meer


ausgezeichnet

Allein auf einer Insel

In einer Holzhütte und allein unter Vögeln lebt Anne de Walmont ganze sieben Monate auf der Vogelinsel Trischen vor der Dithmarscher Nordseeküste. Als Vogelwartin kümmert sie sich für den Naturschutzbund (Nabu) um die Tierwelt.

Trischen liegt mitten im Wattenmeer und darf von niemandem außer der Vogelwartin Anne de Walmont betreten werden. Sie erhält Lebensmittel und Trinkwasser durch ein Versorgungsschiff, die Hütte ist einfach, aber zweckdienlich mit Herd, Kühlschrank und Solarzelle ausgestattet. Wer hier lebt, ist umgeben von der Weite des Meeres, von den Gezeiten, dem Rauschen des Windes und der Wellen. Allein, aber nicht einsam, denn die Natur und die Vogelwelt sind ebenso unterhaltsam wie einzigartig. Und Anne geht auf in ihrer Aufgabe und dem Leben in der Natur. Hier auf Trischen gibt es außer Salzwiesen, Dünen und Weite nur die bunte Vogelwelt des ostatlantischen Vogelzugs zu beobachten. Und die ist zahlreich, Annes Aufgabe ist die Zählung und Dokumentation der Vogelpopulationen von Brandgänsen, Seemöwen, Strandläufern, Kormoranen u.a..

Auf sehr unterhaltsame Weise berichtet Anne von ihren Aufgaben als Vogelwartin, beschreibt ihre persönlichen Erlebnisse, lässt uns an ihren fantastischen Naturbeobachtungen teilhaben und bringt mich mit ihren kleinen Anekdoten zum Schmunzeln. Wenn ein Zilpzalp zu Besuch in der Toilette vorbeikommt, oder wie ihr Waschtag abläuft, macht einfach Spaß zu lesen. Sehr schön empfand ich auch die Schilderung der Jahreszeiten, die von Anne bei ihrer täglichen Arbeit im Freien sehr direkt zu erlebt werden. Man lernt Anne auch als Menschen kennen, sie gibt tiefe Einblicke in ihre Gedanken und es kommt ihr Seelenleben zum Vorschein. Das alles macht klar, für diese Aufgabe braucht es einen außergewöhnlichen Menschen, der mit Ruhe und Abgeschiedenheit klarkommt.

Ich war gern mit Anne inmitten dieser Naturidylle, habe die Vogelschwärme erlebt, die Sonnenuntergänge vor meinem geistigen Auge bewundert, den Wind in den Haaren gespürt und das Salz auf der Haut. Neben diesen schönen Naturbildern trüben aber auch manche Dinge den verklärten Blick. Anne berichtet von den Mengen an Treibgut, der am Spülsaum des Meeres angetrieben wird. Das Treibholz nutzt sie zum Heizen, aber der Plastikmüll zeigt das Ausmaß an Umweltverschmutzung in den Meeren und sollte uns allen eine Mahnung sein.

Anne de Walmont gibt in diesem Buch sehr detailliert und interessant einen umfassenden Eindruck über das Leben in der Natur, über Selbstfindung und Einkehr zu sich selbst. Diese Zeit hat sie intensiv erlebt und man spürt beim Lesen die Faszination der Natur. Wer die Natur und die Nordsee liebt, wird auch dieses Buch mögen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.