Benutzer
Benutzername: 
Leseigel
Wohnort: 
Villingen

Bewertungen

Insgesamt 1073 Bewertungen
Bewertung vom 01.03.2018
Oetker, Alexander

Chateau Mort / Luc Verlain Bd.2


ausgezeichnet

Tödliche Weinregion

Beim berühmten Marathon du Medoc stirbt der Winzer Hubert und ein Lokalpolitiker kommt nur knapp mit dem Leben davon. Die Nachforschungen ergeben, dass die Betroffenen etwas zu sich genommen haben müssen, das die gesundheitlichen Probleme ausgelöst hat. Der Verdacht fällt auf Richard, Winzer und bester Freund von Luc, dem ermittelnden Kommissar. Richard hat die Lebensmittel an die Läufer ausgegeben, die mit der Substanz verunreinigt waren. Er hätte auch ein Motiv. Er wollte Huberts Weingut kaufen, um einen drohenden Konkurs abzuwenden. Hubert hatte ihm mitgeteilt, dass er nun doch nicht verkaufen will. Die polizeilichen Ermittlungen in St. Emilion, dem Heimatdorf von Hubert, bringen folgende Erkenntnisse : Hubert hatte vor kurzem eine große Erbschaft gemacht, er selbst wollte ein Weingut kaufen und er war herzkrank. Dadurch geraten auch seine Tochter und der Konkurrent um das Weingut in Verdacht. Aber Luc stößt auch in St. Emilion immer häufiger auf Spuren seines Freundes. Als ihm die Apothekerin auch noch erzählt, dass Richard von Huberts Herzleiden wusste, scheint der Fall gelöst. Noch zögert Luc seinen Freund Richard zu verhaften, da beschuldigt ihn seine Kollegin und große Liebe Anouk der Strafvereitelung und droht die Beziehung zu beenden. Luch sucht verzweifelt nach einem Ausweg.
Das Buch bietet wunderbare leichte und spannende Unterhaltung. Der Autor schildert in wunderbaren Bildern sowohl die Landschaft als auch die kulinarischen Vorzüge des Aquitaine. Zudem bietet er interessante Einblicke in die Probleme der dort ansässigen Winzer. Luc ist ein charmanter Ermittler, treuer Freund und dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigt. Diese allzu menschlichen Züge machen ihn sehr sympathisch. Seine Kollegin Anouk dagegen ist mir fremd geblieben, da sie mir gelegentlich zu ruppig und zu launisch war. Die Auflösung des Falles habe ich so nicht erwartet, ist in der Darstellung jedoch absolut überzeugend.

Bewertung vom 01.03.2018
Rehm, Thorsten O.

Der Bornholm-Code


sehr gut

Archäologischer Abenteuerroman rund um den sagenhaften Schatz der Nibelungen
Frank Stebe, der früher als Archäologe gearbeitet hat und nun eine Tauchschule betreibt, erhält völlig unerwartet einen Anruf von seinem Kollegen Lars. Der Anruf weckt Erinnerungen an frühere Ereignisse. Frank hat damals zusammen mit Lars auf einem Expeditionsschiff vor Bornholm gearbeitet. Bei einem Tauchgang ist Franks Freund und Lehrer Sailer tödlich verunglückt.. Sie hatten antike Fundstücke geborgen, die für eine Sensation in Forscherkreisen sorgen sollten. Der damalige und heutige Leiter der Expedition Clausen zog damals die Theorie ins lächerliche. Enttäuscht und voller Schuldgefühle wegen des Todes seines Freundes hatte Frank seinen Beruf an den Nagel gehängt. Durch Lars Anruf sieht er eine Chance, sich zu rehabilitieren. Er kehrt auf das Forschungsschiff zurück. Dort herrscht ein Klima gegenseitigen Misstrauens. Frank beschließt Lars in seine Theorie einzuweihen, nachdem sie bei einem gemeinsamen Tauchgang ein Schwert und eine Maske bergen konnten.Er offenbart ihm, dass die gefundenen Gegenständet, endgültig seine Theorie belegen : Herman, der Sieger aus der Schlacht im Teutoburger Wald ist der Siegfried aus der Nibelungensage. Die vor Bornholm gefundenen Artefakte gehören zum Nibelungenschatz. Doch auch eine andere Gruppe hat Interesse an den Gegenständen, aber nicht aus wissenschaftlichen Gründen. Eine Gruppierung um den Adligen Hirschmann glaubt durch deren Besitz, die Weltherrschaft erringen zu können und schreckt auch vor Mord nicht zurück. Die Bedrohung erreicht ihren Höhepunkt, als Franks Ehefrau entführt wird.
Ich fand die Geschichte sehr fesselnd. Es gibt verschiedene Erzählstränge, was die Spannung zusätzlich erhöht, weil die Schauplätze ständig wechseln. Die Figuren sind realistisch und lassen sich zu Beginn nicht eindeutig als gut oder böse einordnen. Die Schilderung der Verschwörung zur Erlangung der Weltherrschaft fand ich sehr bedrohlich und so lebensnah dargestellt, dass ich manche Nachrichten zeitweise etwas misstrauisch betrachtet habe. Frank, der mir anfangs etwas fremd geblieben ist, entwickelt erst allmählich seine Persönlichkeit und wurde für mich dadurch sowohl menschlicher als auch sympathischer. Als Leser sollte man unbedingt Interesse für Geschichte mitbringen, da man sonst mit den Ausführungen zu Franks Theorie nichts anfangen kann und sie eher ermüdend findet. Ich fand es interessant, hätte mir aber gewünscht zu erfahren, was wissenschaftlich gesichert ist und was der Phantasie entspringt. Das allerdings nur am Rande. Auf jeden Fall ist es ein toller Abenteuerroman, der einen in seinen Bann zieht.

Bewertung vom 27.02.2018
Dorweiler, Ralf H.

Das Geheimnis des Glasbläsers


ausgezeichnet

Abenteuerliche Suche nach der Rezeptur des Cristallos
Anlässlich seiner Hochzeit im März 1452 erhält König Friedrich zwei Gläser aus Cristallo vom Abgesandten des Dogen von Venedig geschenkt. Die Gläser sind eine Sensation zur damaligen Zeit. Friedrich beauftragt seinen Vertrauten Riederer, ihm die Rezeptur des Cristallos zu beschaffen. Simon, ein Glasbläser in der Vogtei Hauenstein, fällt in Ungnade, weil er der Vogtstochter standeswidrig den Hof macht. Um dem Tod zu entgehen, nimmt er den Auftrag an, nach Venedig zu reisern, um das Geheimnis des Cristallos zu lüften. Ihm wird Ulf zur Seite gestellt, der über große körperliche Kräfte verfügt, aber manchmal etwas langsam im Denken ist. Auf dem Weg nach Venedig müssen die beiden einige Abenteuer bestehen. Aus der anfänglichen Abneigung Simons gegenüber Ulf entwickelt sich eine tiefe und echte Freundschaft. In Venedig lernen die Freunde Serena kennen, die ein Freudenhaus betreibt und die Geliebte von Barovier ist, dem Entdecker des Cristallos. Serena verschafft ihnen eine Anstellung in Baroviers Glashütte auf der Insel Murano. Simon, der sich mal wieder unstandesgemäß in Baroviers Tochter Marietta verliebt, gelingt es tatsächlich die Rezeptur zu stehlen. da der Diebstahl mit dem Tode bedroht ist, müssen sie von der Insel fliehen. Erneut wird Serena zu ihrem Schutzengel. Serena erzählt ihnen, dass Marietta mit ihrem frisch angetrauten Ehemann nach Konstantinopel abgereist ist. Simon beschließt ihr nachzureisen und macht sich zusammen mit Serena, deren Diener Raffaele und Ulf auf den Weg. In Konstantinopel , das von den Türken belagert wird, angekommen müssen sie erfahren, dass Marietta aus der belagerten Stadt geflohen ist. Als die Weggefährten ihr folgen, geraten sie in die Gefangenschaft des Sultans, bei dem sich auch Marietta befindet. Durch eine glückliche Fügung können sie das Lager gemeinsam verlassen und treten den Heimweg an. Doch dann geschieht etwas, womit keiner gerechnet hat und plötzlich ist das Leben aller bedroht.
Das Buch nimmt einen mit auf eine Reise quer durch Europa bis nach Konstantinopel. Liebe, Abenteuer, Mord, Krieg, überraschende Wendungen und auch eine Prise Humor bekommt der Leser geboten. Für mich war Ulf die am meisten sympathische Figur, weil er vollkommen gut, ehrlich und treu war. Obwohl Simon Ulf zu Beginn nicht freundlich behandelt, ist er ihm dennoch ein verlässlicher Begleiter. Mit Simon musste ich mich erst anfreunden. Am Anfang ist er sehr überheblich und glaubt zu wissen, was richtig ist. Nachdem er schmerzlich erfahren muss, dass dem nicht so ist, entwickelt er sich zu einem treuen verantwortungsbewussten Freund. Seine Schwärmerei für Marietta entpuppt sich als echte Liebe, für die er bereit ist, sein Leben zu geben. Das Ende ist völlig überraschend und lässt den Puls nochmals erheblich steigen. Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und erhält von mir aus tiefster Überzeugung fünf Sterne.

Bewertung vom 18.02.2018
Boschwitz, Ulrich Alexander

Der Reisende


ausgezeichnet

Was macht einen Menschen aus ?
Der Roman beginnt am Abend der Kristallnacht. Der jüdische Kaufmann Otto Silbermann hat sich endlich entschlossen, Nazideutschland zusammen mit seiner arischen Ehefrau zu verlassen. Doch er möchte nicht ohne ausreichende Geldmittel seine Flucht beginnen. Aus diesem Grund will er erst die Rückkehr seines Geschäftspartners und Freundes Findler aus Hamburg abwarten, der dort ein Geschäft für ihn abschließen soll, dass eine erhebliche Summe Geldes bringen soll. Und Silbermann will sein Haus verkaufen. Als er mit dem Spekulanten, der sich Silbermanns Notlage bewusst und daraus seinen Vorteil ziehen will, um den Preis feilscht, klingelt es an der Wohnungstür. Um einer Verhaftung zu entgehen, flieht Silbermann und lässt seine Frau zurück. Er irrt durch das nächtliche Berlin, jederzeit mit einer Verhaftung rechnend, hoffend , dass seiner Frau nichts passiert ist. Telefonisch kann er sie nicht erreichen. Ihren Aufenthaltsort kennt er nicht. Da er sich nicht traut in einem Hotel zu übernachten und ihm Zweifel an der Zuverlässigkeit seines Partners Findler kommen, beschließt er ihm nach Hamburg mit der Bahn nachzufahren. Ohne aber mit Findler gesprochen zu haben - dieser ignoriert ihn - kehrt er nach Berlin zurück. Als Silbermann dort Findler zur rede stellt, muss er bitter erfahren, dass sein Freund ihm nur einen Teil seines Geldes aushändigen will. Enttäuscht und voller Zorn lässt Silbermann es geschehen, da er sich als Jude nicht dagegen wehren kann. er beschließt mit dem Zug Richtung belgischer Grenze zu fahren. im Zug fühlt er sich weniger ausgeliefert und vielleicht schafft er es über die Grenze. Die Flucht scheitert und Silbermann fährt ziellos mit der bahn durch Deutschland. Als ihm im Zug sein Bargeld gestohlen wird, verliert er damit seinen letzten Rest an Sicherheit und Selbstvertrauen. Drei Tage nach der Reichskristallnacht ist Silbermann zurück in seiner Wohnung. Doch er ist nur noch eine Hülle. Er beschließt, seinem Leben ein Ende zu setzen, indem er den Diebstahl seines Geldes anzuzeigen, um so in ein Konzentrationslager zu kommen. Die Behörden halten ihn für verrückt und er landet in einer Nervenheilanstalt.
Mich hat die Geschichte stark erschüttert durch die subtile Schilderung der Zerstörung eines Menschen. Die furchtbaren Berichte aus den Konzentrationslagern kennt man, diese sinnlose Zerstörung menschlichen Lebens. Das Buch zeigt sehr eindringlich, dass die Vernichtung schon viel früher beginnt. Nimm einem Menschen seinen Besitz, sein Zuhause, seinen Beruf, isoliere ihn von seinem sozialen Umfeld, erfülle sein tägliches Leben mit Angst und erkläre ihn für vogelfrei. Mit anderen Worten sprich ihm ab, ein Mensch zu sein und du vernichtest ihn. Dies zeigt die Figur des Otto Silbermanns anschaulich und eindrücklich. Und sie zeigt wie erschreckend schnell und leicht es geht und dies mitten im täglichen Leben und nicht irgendwo an einem mystischen Ort des Bösen.

Bewertung vom 08.02.2018
Dunant, Sarah

Die letzte Borgia


sehr gut

Geschichte spannend und verständlich erzählt
Das Buch schildert die Geschehnisse um die Familie Borgia in den Jahren 1503/3.
Es sind die letzten Jahre des Borgia-Papstes und zugleich der Höhepunkt der Borgia-Macht.
Rodrigo Borgia kontrolliert als Papst Alexander VI den Vatikan und plündert dessen Kassen, um die Feldzüge seines Sohnes Cesare Borgia zu finanzieren. Cesare erobert systematisch Kleinstaaten, um in der Romagna einen Borgia-Staat zu errichten. Cesare eilt von Sieg zu Sieg und schlägt eine Verschwörung seiner Söldnerführer blutig nieder. Nichts und niemand scheint ihn aufzuhalten.
Lucrezia ist mit dem Erbprinzen von Ferrara verheiratet. Die Ehe soll Ferrara zur Neutralität verpflichten. Als Lucrezia an einem schweren Fieber erkrankt und den Thronerben verliert, scheint diese Allianz gefährdet. Gerade als Lucrezia zu ihren alten Vitalität zurück gefunden hat, stirbt Papst Alexander VI. Cesare, der ebenfalls schwer krank ist und deshalb nicht der Herr der Geschehnisse, verliert nach dem Tod seines Vaters und ohne dessen Unterstützung die eroberten Gebiete. Die Ära Borgia ist Geschichte.
Nachdem ich mich in den Erzählstil eingelesen hatte, haben mich die geschichtlichen Schilderungen stark gefesselt. Die Autorin ist es gelungen, die geschichtlichen Namen zu Menschen aus Fleisch und Blut zu machen mit all ihren Wünschen, Träumen und Fehlern. Besonders ans Herz gewachsen ist mir Lucrezia, die in den Geschichtsbüchern oft als Giftmörderin und Frau, die Blutschande treibt, beschrieben wird. Hier wird sie als junge kluge und starke Frau geschildert, die weiß, dass sie eine wertvolle Figur in den Machtspielen ihres Vaters und Bruders ist. Dennoch versucht sie, ein eigenbestimmtes und erfülltes Leben zu führen. Am Ende ist sie die Einzige aus der Familie, die persönliches Glück und Zufriedenheit erfährt.
Obwohl ich glaubte, die Geschichte der Borgia zu kennen, war vieles neu für mich und lässt mir die Familie in einem milderen Licht erscheinen. Interessant fand ich auch, dass Machiavelli florentinischer Gesandter bei Cesare Borgia war. Dies gibt der Autorin die Gelegenheit, auch dessen Leben näher zu beleuchten.
Wer sich für Geschichte interessiert und kein ausgesprochenes Sachbuch lesen möchte, kann getrost zu diesem Buch greifen.

Bewertung vom 30.01.2018
Tillmanns, Andrea

Tod im Wald der Engel


sehr gut

Unter falschem Verdacht
Die Künstlerin Anna gerät auf ihrer Vernissage mit dem Reporter Lanski in Streit, da er ankündigt, in seinem Artikel die Bilder als abartig zu bezeichnen. Um sich wieder zu beruhigen, geht Anna nach der Veranstaltung, nachdem eine Besucherin der Vernissage von der Ölgangsinsel bei Nacht geschwärmt hat, dort spazieren. Sie findet dort ein blutverschmiertes Kätzchen und eine Leiche. Da der Tote als Lanski identifiziert wird, gerät Anna unter Verdacht. Für die ermittelnde Beamtin Richards scheint Anna als Täterin festzustehen. Anna beschließt, sich selbst auf Mördersuche zu begeben.. Je mehr Anna über Lanski herausfindet, desto größer wird der Kreis der Verdächtigen. Lanski ist vor Diffamierungen nicht zurückgeschreckt, um Aufmerksamkeit für seine Artikel zu bekommen. Auch seine geschiedene Frau und seine Kollegen hätten Gründe für die Tat gehabt. Oder ist es doch eher so, dass jemand gezielt versucht, Anna zu schaden und Lanski hatte einfach Pech ?
Die Geschichte wird aus der Sicht Annas erzählt. Man nimmt teil an ihren Überlegungen hinsichtlich des möglichen Täters und erlebt mit ihr das ganze Gefühlschaos, das die Mordermittlung für sie mit sich bringt. Dadurch kann man sich gut mit ihr identifizieren und es macht Anna gleichzeitig sympathisch. Die Handlung ist spannend und ich wusste bis fast ganz am Schluss nicht, wer der Mörder war. Dabei gab es durchaus Hinweise, so dass die Lösung stimmig ist.
Der Krimi ist ein klassischer "Wer war`s" und zeigt, dass ein Buch auch spannend und unterhaltsam sein kann ohne Serienmörder.

Bewertung vom 28.01.2018
Andres, Jan Peter

Die Schlüssel von Ormor / Schwertläufer Bd.2


ausgezeichnet

Die abenteuerliche Reise der Gefährten geht weiter
Der Band nimmt die Handlung des vorangegangenen Buches unmittelbar auf. Nachdem der erste Schlüssel Khor gefunden wurde, müssen die Gefährten auch den zweiten Schlüssel Khirt finden, um ihre Mission erfolgreich abschließen zu können. Die Suche führt sie durch fremde Länder und ständig besteht die Gefahr des Scheiterns. Als die Zwerge in den Besitz des Schlüssels kommen und die Freunde in Gefangenschaft geraten, scheint ihr Unternehmen gescheitert. Doch auch zuhause in Fornland steht es nicht zum besten. Wilde Horden haben die Heimat der Abenteurer überfallen und die Bewohner geknechtet. Die Zeit läuft den Freunden davon.
So wie ich schon vom ersten band begeistert war, hat mich auch die Fortsetzung in ihren Bann gezogen. Es sind so viele Abenteuer zu bestehen und die Gefährten treffen auf mannigfache Kreaturen, dass es mir unmöglich ist, sie alle zu benennen. Hervorheben möchte ich aber die Episode in der Zwergenstadt Tinura, die sehr detailliert beschrieben wird und für mich einer der Höhepunkte im Buch war. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch der Besuch bei den Pimperlingen, der einen heiteren Moment in die Geschichte bringt.
Dem Autor gelingt es eine wundervolle Welt voller liebenswerter Helden, verabscheuungswürdiger Schurken, gefährlicher Abenteuer und phantasievoller Geschöpfe zu erschaffen, in die man vollkommen eintaucht und dabei die reale Welt um sich und die Zeit vergisst.

Bewertung vom 28.01.2018
Sauer, Beate

Echo der Toten / Friederike Matthée Bd.1


ausgezeichnet

Mordermittlungen im Hungerwinter 1947
Januar 1947 in Köln. Die Auswirkungen des verlorenen Krieges sind allgegenwärtig.
Friederike Matthee arbeitet seit kurzem bei der weiblichen Polizei in Köln, nicht aus Neigung sondern aus der Not heraus. Ihre Vorgesetzte Gesine Langen würde sie wegen Disziplinlosigkeit gerne entlassen. Da sie über gute Englischkenntnisse verfügt, soll sie den britischen Militärpolizisten Richard Davies bei der Aufklärung des Mordes an einem Schwarzmarkthändler unterstützen. Ein paar Tage später wird ein aus dem Konzentrationslager entlassener Priester auf die gleiche Weise ermordet. Will der Täter verhindern, dass Verbrechen aus der Nazizeit ans Licht kommen ? Spuren führen zum Mord an einem jüdischen Viehhändler, der nie aufgeklärt wurde. Die Ermittlungen sind schwierig, da mögliche Zeugen tot sind oder vermisst werden. Zeugen schweigen , weil sie selbst nicht ohne Schuld sind und aus Misstrauen gegenüber der Besatzungsmacht.
Ich habe das Buch regelrecht verschlungen. Am meisten beindruckt haben mich die Schilderungen der damaligen Zustände. Diese Mischung aus dem täglichen Überlebenskampf, diese Atmosphäre von Misstrauen, dem Wunsch auf der einen Seite zu vergessen und dem Schrei nach Vergeltung auf der anderen schaffen einen beklemmenden Rahmen für die Mordermittlung. Für mich überzeugend ist die Figur der Friederike, die anfangs aus der Not heraus als Polizistin arbeitet und sich dann immer mehr für den Beruf erwärmt. Gleichzeitig kämpft sie mit den seelischen Folgen ihrer Flucht aus Ostpreußen und den elenden Lebensumständen. Ebenso eindringlich ist die Schilderung von Richard Davies, dem Vertreter der Siegermacht. Zwischen Gleichgültigkeit und Ablehnung der deutschen Bevölkerung kämpft er mit seinen eigenen Dämonen und kann doch nicht verhindern, dass er Gefühle für Friederike entwickelt.
Für mich war der Krimi sehr spannend. Zugleich hat mich die Geschichte auch tief berührt. Ich gebe eine absolute Leseempfehlung.