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Insgesamt 1638 Bewertungen
Bewertung vom 06.08.2019
Lafer, Johann

Johanns Küche


gut

Typisch Lafer!

Ein gutes Drittel des Buches besteht rein aus Informationen über Küchenutensilien, Lebensmitteln, Kräutern und Gewürzen. Wie viel davon für den Kochfan neu und wichtig ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich finde den Teil zu groß geraten. So viel Theorie muss nicht sein und hätte in einem dickeren Buch eher den passenden Platz.

In der Auflistung der Zutaten fehlt prinzipiell die Wassermenge. Die taucht im Text dann auf. Gut, man hat den Wasserhahn in der Küche, aber ich persönlich bevorzuge es, wenn wirklich alle Zutaten, auch das Wasser, untereinander ordentlich gelistet sind und ich alles vorrichten kann, ohne im Text Überraschungen zu finden oder suchen zu müssen.

Die Schritt-für-Schritt-Anleitungen sind gut gemacht, aber eben irgendwie typisch Lafer: Fast, als würde er Selbstgespräche führen und einfach immer in der Annahme, der Leser weiß so viel, wie er selbst. Also meiner Meinung nach nichts für Anfänger!

Die Gerichte selbst sind mir dann doch zu abgehoben für „einfach und gut kochen“. Sie sind noch immer typisch Lafer, noch immer weit weg von schnell und einfach. Das ist per se nicht schlecht, aber eben nicht das, was ich mir versprochen hatte. Selbst die Fotos sind für meinen Geschmack kühl und gestylt. Das schafft in meinen Augen Distanz und das stößt mir ein bisschen auf.

Insgesamt ein tolles Buch, besonders für Lafer-Fans. Aber es hält eben nicht, was es verspricht. Es ist voll mit tollen Gerichten, aber in meinen Augen einfach nicht „alltagstauglich“. Deshalb von mir drei Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.08.2019
Hirth, Johannes; Schmid, Jörg

Wildbakers on Tour (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Brot-Weltreise

An mir geht ja so einiges vorbei – so leider auch die TV-Sendungen und Auftritte der beiden Bäcker. Gut, dass ich zumindest dieses Buch entdeckt habe (das erste … ja, genau, ging an mir vorbei). Brot selbst backen ist genial und auch eine Herausforderung. Man weiß nie, wie es klappt, zu viele Faktoren spielen mit – nicht zuletzt auch das Wetter. Ich kann die beiden schon sehr gut verstehen, dass sie auf der Suche nach dem besten Brot sind. Bin ich ja auch, aber bequem von zu Hause aus.

Johannes Hirth und Jörg Schmid geben gleich zu Anfang eine Menge nützlicher Tipps zu Handhabung und Utensilien, die ich bisher noch in keinem meiner vielen Brotbackbücher gefunden habe. Schon beim Lesen macht es da „Aha!“ und das Umsetzen der Tipps ist einfach und unfassbar erfolgreich. Allein dafür schon ein dickes Dankeschön! Auch wenn ich kein Anfänger bin, sind für mich diese Tipps und Tricks echt Gold wert.

Die Rezepte selbst sind übersichtlich gestaltet und sehr gut erklärt – aber allesamt nix für eilige Bäcker! Hier braucht man Zeit! Dafür erhält man dann aber auch unfassbar leckere Backwaren. Meist sind die Mengen extrem großzügig bemessen, sodass man die Rezepte teils besser runterrechnet, wenn man nicht die halbe Nachbarschaft mitversorgen möchte. Beispielsweise gibt es ein Rezept für 20 Brezeln oder eins für 18 Seelen und auch die Brote sind meist sehr groß (gerne mal zwei Kilogramm).

Besonders Sauerteigfans werden mit diesem Buch auf ihre Kosten kommen. Die Mehrzahl der Rezepte wird mit Sauerteig gemacht. Für ein paar der Rezepte werden auch ausgefallene Zutaten benötigt. Dazu gibt es dann aber immer auch Bezugsquellen. Hier also ist gute Vorplanung nötig und spontanes Backen etwas schwierig. Doch ein paar einfachere Rezepte finden sich auch – und alle machen sie Appetit und Lust aufs Nachbacken!

Neben den Broten und Brötchen haben sich noch ein paar andere leckere Backwaren eingeschlichen, die ebenfalls sehr interessant und nachback-wert sind. Vom Guglhupf und Ofenschlupfer zu Apfelstrudel und Croissants – wer kann da schon widerstehen?

Insgesamt finde ich dieses Buch klasse, denke aber, es eignet sich nicht für Anfänger. Ein wenig Erfahrung ist meiner Meinung nach schon nötig. Das ist nicht dramatisch, sollte man vielleicht vor dem Kauf aber wissen.

Mich begeistert die kleine Brot-Weltreise und der Elan der Autoren. Sie sind gut drauf, wirken mit ihrer „Wildheit“ ansteckend und machen einfach gute Laune. Irgendwie liefern sie mit den Rezepten gleich Mut und Backlust mit! Von mir gibt es die vollen fünf Sterne für mein zweitliebstes (sorry!) Brotbackbuch!

Bewertung vom 03.08.2019
Shepherd, Catherine

Mooresschwärze


sehr gut

Rechtsmedizinerin Julia Schwarz

Rechtsmedizinerin Julia Schwarz gilt als Eislady. Niemand ahnt, dass sie selbst ein Trauma durchlebt hat und noch immer damit kämpft. Als sie im Moor zu einem Tatort gerufen wird, ist das erst der Anfang einer Kette von Ereignissen, die vieles wieder hochholt. Das Verschwinden der Leiche stellt Julia vor ein Rätsel. Bei der Suche nach ihr findet sie jedoch eine andere Leiche und entdeckt, dass eine große Bedrohung rasche Ermittlungen erfordert …

Die Bücher von Catherine Shepherd sind für mich immer gerade so außer Reichweite der vollen Punkte. Immer fehlt etwas oder es ist etwas zu viel. Die Serie um Julia Schwarz startet etwas verhalten – aber warten wir mal ab, was die weiteren Bände so bringen.

Ein bisschen bitter stößt mir auf, dass die Rechtsmedizinerin wie die Ermittlerin Laura Kern aus einer anderen Serie der Autorin in der Kindheit ein Erlebnis hatte, das sie bis ins Jetzt prägt und eine Laufbahn im kriminalistischen Bereich ergreifen hat lassen. Das wird ein bisschen langweilig – vor allem, wenn auch hier von Band zu Band immer nur ein klein wenig mehr darüber erzählt wird. Klar, das soll Spannung aufbaue – bei mir schlägt das aber in Genervtheit um.

Die Charaktere sind gelungen, auch wenn sie teils wirklich überzogen und damit unrealistisch sind. Die Taten sind grausam und regelrecht krank (Ist Mord das nicht immer? Ich denke aber, man versteht, was ich meine.). Als Leser mit gesundem Menschenverstand kann man einfach keinen Sinn darin erkennen.

Die Perspektivwechsel sind gelungen. Hannahs Faden hält alles zusammen und erklärt so viel, wie der Leser wissen muss, um bei der Sache zu bleiben. Der Stil ist unaufgeregt und einfach, aber gerade das macht das Buch zur idealen Entspannungslektüre. Fesselnd und spannend, aber nicht so sehr anstrengend und gut genug, um abschalten zu können.

Mir ist wichtig, dass ich die Entwicklungen nachvollziehen kann und keine zu großen Wunder zur Lösung eines Thrilles führen. Man muss nachvollziehen können, was geschehen ist. Das wird mir hier gut geboten.

Svenja Pages hat ein weiteres Mal einen sehr guten Job gemacht und den Figuren gekonnt Leben eingehaucht. Man hört ihr gern zu und ihre Stimme passt zu Julias Part ebenso, wie zu dem von Hanna.

Grundsolide Unterhaltung, nicht perfekt, aber alles andere als Zeitverschwendung. Keine Weltliteratur, aber das verlange ich auch nicht von einem Thriller. Ich gebe vier Sterne.

Bewertung vom 03.08.2019
Steadman , Catherine

Something in the Water - Im Sog des Verbrechens


ausgezeichnet

Mal bist Du der Baum, mal der Hund

Erin liebt Mark mehr, als sie sagen kann. Auch als er seinen Job verliert und es schwieriger als gedacht ist, dass er eine neue Stelle findet, macht sie sich keine Sorgen. Dass er ein wenig angespannt ist, ist verständlich – immerhin hat er Angst, sie müssen das Haus aufgeben. Deshalb nimmt Erin es auch hin, dass die Flitterwochen kürzer als geplant ausfallen. Auf Bora Bora genießen die beiden wundervolle Tage. Als sie bei einem Tauchausflug eine Tasche finden, verspricht deren Inhalt das Ende all ihrer Sorgen. Erins neues Filmprojekt verschafft ihr Verbindungen, die ihr nützlich bei den Verkäufen des Tascheninhalts sind. Doch dann häufen sich seltsame Ereignisse und Erin und Mark erkennen, dass sie sich mit den Falschen angelegt haben …

Den Kniff, das Ende an den Anfang zu stellen, mag ich sehr. Mir nimmt das weder Spannung noch macht es für mich die eigentliche Story langweiliger. Störend empfand ich nur den Erzählstil in der Ich-Form und im Präsens. Das liest sich für mich dann in Kombination sehr schwierig.

Manchmal wollte ich Erin schütteln und sie fragen, ob sie hin und wieder auch mal nachdenkt, bevor sie handelt. Da waren so einige Momente, die mir viel Geduld abverlangt haben. Aber im Laufe des Buches merkt man, dass Erin einfach so ist. Möglicherweise war es die Absicht der Autorin, den Leser immer einen Schritt voraus sein zu lassen und exakt so zu empfinden. Es würde jedenfalls insgesamt ins Bild passen.

Die weniger netten Figuren in der Geschichte fand ich fast sympathischer, als Erin und Mark. Besonders Eddie finde ich genial – den würde ich im wahren Leben trotz allem sehr gern zu meinen Freunden zählen.

Der Untertitel „Im Sog des Verbrechens“ gefällt mir sehr und ich finde, er trifft die Sache viel besser. Erin ist eine nette, teils naive, junge Frau, die immer tiefer in eine Geschichte hineingezogen wird, die sie zu einer Verbrecherin macht. Beim Lesen wird einem jedoch schnell klar, dass man nicht viel anders gehandelt hätte. Nicht ganz so naiv und hoffentlich ein bisschen schlauer, aber von der Grundthematik her sehr ähnlich.

Es gibt einige Wendungen, die teils überraschend, aber immer passend sind. Ich hatte nie das Gefühl, dass die Autorin mit Gewalt Dinge zurechtbiegt. Alles ist sehr stimmig konstruiert und baut schön aufeinander auf.

Mir hat das Buch gefallen, auch wenn mir Erins Naivität und oftmals dumme Handlungen so manchen Nerv geraubt haben. So gut, dass ich das Hörbuch unbedingt auch noch hören werde. Trotz diverser Kritikpunkte gebe ich fünf Sterne, denn ich wurde wirklich sehr gut unterhalten und gefesselt!

Bewertung vom 02.08.2019

Kunstgeschichte als Brotbelag


gut

Vom Hashtag zum Buch

Dieses Büchlein lässt mich zwiegespalten zurück. Das hat weniger mit der tragischen Geschichte der Herausgeberin zu tun, als mit dem Werk selbst. Die Idee ist nicht schlechter, als die inzwischen täglich neu aus dem Boden sprießenden Challenges. Aber so manches Ergebnis treibt doch seltsame Blüten.

Finde ich es witzig, oder finde ich es schlimm, dass mit Lebensmitteln „gespielt“ wird? Ehrlich gesagt, kann ich mich noch nicht mal hier entscheiden. Manche der Brote sind sehr schön gelungen und man möchte hineinbeißen. Andere sind tatsächlich in mehrerlei Hinsicht ungenießbar. Denke ich an die wunderbaren Obst- und Gemüseschnitzereien auf so manchem Buffet, dann sage ich mir, auch „Bilder“ kann man essen und sind keine „Sünde“. Insofern wäre ich vielleicht positiver gestimmt, wenn alle Brote wirklich essbar wären. So im Stile der wunderbaren Schnittchen, die manche Frauen und Männer für die Kids oder auch für Partys zaubern können. Nur eben noch eine Stufe kunstvoller.

Die Ideen hinter den Bildern finde ich allerdings wirklich gut. Da haben sich (die meisten) Leute echt Gedanken gemacht. Aber eine Scheibe Brot mit Nägeln darin finde ich dann doch komplett und im wahrsten Sinne des Wortes geschmacklos.

Mich stört auch, dass die „Künstler“ der Brote erst im Anhang aufgelistet werden. Besser hätte ich gefunden, das stünde gleich neben dem Bild. Vielleicht sogar mit ein wenig mehr Info.

Was nun also? Nett war das Büchlein, das einen Querschnitt aus den Bildern besteht, die durch die Instagram-Idee entstanden sind. Aber ob ich es mir noch mal ansehen werde? Vermutlich eher nicht. Deshalb gebe ich drei Sterne.

Bewertung vom 30.07.2019
Möller, Hildegard

Express-Abendessen (eBook, ePUB)


sehr gut

Alles andere als Standard und langweilig

Hildegard Möller stellt hier schnelle Rezepte vor, die noch dazu zum Teil recht ausgefallen sind. Auf keinen Fall sind sie langweilig oder alltäglich – es sind schon Highlights, möchte ich sagen. Die Zutaten hat man auch nicht unbedingt so schon vorrätig. Einige muss man schon gezielt suchen gehen. Dennoch sollte der gut sortierte Supermarkt hier helfen können.

Es ist an jeden Geschmack gedacht und die Auswahl ist wirklich kunterbunt. Auch Stullen und Wraps werden vorgestellt und genau das finde ich klasse. Ein Brot belegen kann doch jeder? Klar. Aber ob es dann so toll schmeckt? Wohl kaum! Geben wir es doch zu – wenn wir an ein belegtes Brot denken, ist es selten mehr als Brot, Butter, Belag. Hier wird raffiniert belegt und in Kombinationen, die einfach herrlich schmecken.

Die Gerichte werden per Foto vorgestellt. Dazu gibt es die Zutatenliste und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Vegane Gerichte sind am Symbol des schwarzen Blattes auf den ersten Blick erkennbar. Alles ist sehr gut beschrieben und lässt sich entsprechend gut und einfach nacharbeiten.

Am Ende gibt es noch einige nützliche Informationen, Tipps und Tricks.

Das Buch gefällt mir, haut mich aber nicht so ganz vom Hocker, wie andere Kochbücher aus dem GU-Verlag. Vielleicht sind mir die Gerichte insgesamt doch zu exotisch und zu wenig bodenständig. Auch wenn sie wirklich gelungen sind und auch für Gäste geeignet, hatte ich ein wenig andere Vorstellungen.

Dennoch – ich finde das Buch gelungen und modern. Dafür gebe ich vier Sterne.

Bewertung vom 28.07.2019
North, Alex

Der Kinderflüsterer


ausgezeichnet

Der Junge im Boden und das Mädchen mit den abstehenden Haaren

Tom Kennedy und sein kleiner Sohn Jake ziehen nach Featherbanks. Dort wollen sie über den Tod von Jakes Frau und Jakes Mutter Rebecca hinwegkommen und neu anfangen. Der Start ist nicht ganz so schön, wie Tom sich das gewünscht hätte. Jake hat in der Schule Anschlussschwierigkeiten und beginnt, sich seltsam zu verhalten. Er hat eine imaginäre Freundin und sagt, er höre ein Flüstern unter seinem Fenster. Nach und nach findet Tom Erschreckendes heraus …

Zugegeben, ich hatte nicht viel von diesem Buch erwartet. Wieder einmal ein Buch, um das extrem viel Wind gemacht wird, überall Werbung und Aktionen – diese Art Bücher enttäuscht mich mit Regelmäßigkeit. Nun, hier habe ich die Ausnahme der Regel! Und was für eine Ausnahme! Von der ersten bis zur letzten Seite gab es keine Stelle, die ich langweilig oder schlecht gemacht fand. Der ganze Aufbau der Geschichte ist in sich stimmig, rund und handwerklich perfekt. Die Spannung steigt ganz langsam, kommt quasi von hinten angeschlichen, und lässt einen dann nicht mehr los.

Die Spur Übersinnliches, Mystisches, die North eingebaut hat, ist gerade genug, um zu wirken, und wenig genug, um das Buch nicht in eine falsche Ecke abdriften zu lassen. An vielen Stellen habe ich mich an das eine oder andere Buch von Stephen King erinnert gefühlt. Auch er schafft es meisterlich, über weite Strecken recht harmlos zu schreiben und am Ende dann dem Leser die Keule auf den Kopf zu schlagen.

Die kleinen „Besonderheiten“, die North eingebaut hat, gefallen mir sehr. Sie geben dem Buch genau das, was vielen fehlt: Das gewisse Etwas, das „Alleinstellungsmerkmal“. Das, was ein Buch zu einem Bestseller machen kann. North kommt mit wenig Blut aus, benutzt dafür viel Psychologisches. Die Seele des kleinen Jake, sein Gefühlsleben, sein Trauma, das sind hier die Schwerpunkte, auf die North aufbaut und mit denen er arbeitet. Das ist wunderbar gelungen und trifft mitten ins Herz, geht tief unter die Haut.

Die Perspektivwechsel sind sinnvoll und klug angelegt. Nur Toms Part ist in der Ich-Perspektive gehalten. So transportiert North die Stimmungen und Gefühle noch eindringlicher. Alles zusammen ergibt ein Gesamtbild und der Leser wird quasi von allen Seiten informiert. Die Figuren sind wunderbar gelungen. Jede hat ihren ganz eigenen Charakter, ohne bis ins Detail beschrieben werden zu müssen.

Für mich ist dies tatsächlich einer der besten Spannungsromane der letzten Jahre. Die Entwicklung der Story ist logisch aufgebaut und die Charaktere sind gut gelungen. Die Folgen der Ereignisse vor zwanzig Jahren ergeben schrecklich viel Sinn. Auch die vielen kleinen Wendungen und zunächst so harmlos oder auch unwichtig erscheinenden Szenen finde ich mehr als gelungen. Die ist ein Buch, das nicht mit der Holzhammermethode, sondern sehr subtil arbeitet und genau das gefällt mir.

Diesen Autor muss ich mich merken. Ganz klare fünf Sterne!

Bewertung vom 24.07.2019
Lange, Maurice

Kochen? Läuft!


ausgezeichnet

Jung, modern, spritzig, mit viel Spaß – und noch dazu leeeeeeeeeeeecker!

Mag sein, dass ich einfach eine Generation zu alt bin, aber YouTube-Kanäle interessieren mich nur marginal. Deshalb kannte ich Mori (oder Maurice Lange) auch nicht. Deshalb finde ich es genial, dass auch die „YouTube-Generation“ nach einem Buch von ihm gerufen haben. Hier ist es und es ist – es lässt sich nicht anders sagen – einfach genial!

Analog ist also noch immer in, auch in Zeiten der Digitalisierung und den Smombies! Wunderbar! Um dennoch modern zu sein, gibt es per QR-Code zu jedem Gericht auch ein Video. Das finde ich sogar richtig gut. Klappt etwas nicht, hilft ein Blick ins Video vielleicht auf die Sprünge. Wenn nicht – sie sind unterhaltsam!

Wunderbar finde ich auch die Idee der Kategorien von Noobs bis Vollprofis, von Tutorial bis zum Bonus-Level für „echte Profis“. Das passt zum zweiten Faible von Mori, den Games. So sind die Schwierigkeitsstufen eben Level, wie in Spielen. Und so lockern auch immer wieder „Mori & Friends Specials“ das Buch auf – das eigentlich gar keine Auflockerung benötigt!

Ja, es macht echt Spaß, das Buch. Von der Aufmachung, von den Rezepten und den kleinen Features. Ich mag es sehr! Die Gerichte sind wunderbar bunt gemixt und fast alle lassen mir geradezu das Wasser im Munde zusammenlaufen. Klar, es gibt immer irgendetwas, das jemand so gar nicht gern essen mag. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand alle, wirklich alle Gerichte eines Kochbuchs in sein Repertoire übernommen hat. Aber dieses hier ist echt verdammt nah dran!

Der Aufbau der Rezepte ist übersichtlich und klar. Angaben zu den Zutaten, Arbeitszeit und Nährstoffen sind klar und verständlich. Die Zutaten sind auch so gewählt, dass man sie in jedem guten Lebensmittelgeschäft bekommt. Die Schritt-für-Schritt-Anleitungen sind auf den Punkt gebracht. Selbst die einfachen Gerichte sind raffiniert und kein bisschen langweilig. Auch als erfahrene Köchin finde ich da ganz viele Anregungen und Nachmach-Gerichte, die mich begeistern. Und da ich ein totaler Fan von Fotos bei Rezepten bin, freue ich mich über die unverschnörkelten Bilder der fertigen Gerichte. Kein Schnickschnack, keine Edeldeko, einfach nur Essen auf Tellern. Wunderbar!

Hach! Das ist ein flottes, modernes, wunderbares Kochbuch, das frischen Wind in die Küche und auf den Teller bringt. Ich finde es absolut gelungen und gebe die vollen fünf Sterne! Läuft!

Bewertung vom 20.07.2019
Brohm-Badry, Michaela

Das gute Glück


sehr gut

Neustart

Michaela Brohm-Badry überlebt nicht zuletzt dank der Hilfe ihres „Problemhundes“ Nike ein geplatztes Aneurysma im Kopf. Dieses Erlebnis ist quasi eine Initialzündung und sie begibt sich auf die Suche nach dem wahren Glück im Leben.

Eigentlich sagt die Kurzbeschreibung des Buches tatsächlich schon alles, was man über dieses Buch wissen muss. Die Mischung aus Forschungsbefunden und Assoziationen aus Musik, Geschichte und Literatur eng verwoben mit autobiografischen Passagen ergibt ein vielschichtiges Buch. Man erfährt, was uns hindert, glücklich zu sein, wie wir uns selbst Steine in den Weg legen und wo wir uns selbst dabei unterstützen können, das bereits vorhandene Glück zu sehen und noch auszubauen. Vieles davon ist wissenschaftlich erklärbar, ein wenig auch etwas esoterisch angehaucht.

Mir persönlich haben die autobiografischen Teile am besten gefallen. Teils war das Buch etwas trocken, wenn es zu wissenschaftlich wurde. Ein bisschen wurde auch wiederholt oder ähnelte sich einfach stark. Doch ist es nicht so, dass man durch Wiederholung Wissen festigt?

Ich würde mir wünschen, dass dieses Buch mithilft, ein wenig Ruhe ins Leben zu bringen. Zu entschleunigen. Den Lesern zu zeigen, dass das Glück schon da ist und gar nicht erst gefunden werden muss.

Gerade wenn Brohm-Badry über den Unterschied von harmonischer und obsessiver Leidenschaft spricht, legt sie den Finger tief in die Wunde, die so ziemlich jeder von uns hat. Wo fängt Leidenschaft an, Leiden zu schaffen? Wenn man diesen Punkt identifiziert, ist es der erste Schritt, das wahre Glück zu finden.

Das Buch ist interessant zu lesen und es bringt zum Nachdenken. Schon allein das ist nicht so einfach hinzubekommen. Mithilfe von Schaubildern und Fragekatalogen wird der Leser involviert. Die persönliche Anrede mit „du“ verstärkt diesen Effekt noch.

Vielleicht könnte man sagen, dass die Kernaussage gut zu Achtsamkeit passt. Auf alle Fälle ergänzen sich beide prima. Ich gebe vier Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.07.2019
Sabbag, Britta

Blackwood - Briefe an mich


gut

Zu oberflächlich, nichts geht in die Tiefe

Von Wien nach Irland verschlägt es Gesine, weil ihre Mutter gestorben ist. Hier soll sie bei Verwandten leben. Sie findet alle und alles ein wenig seltsam, denn hier glauben die Leute noch an Mysterien, die für Gesine nur Märchen sind. Doch dann erhält sie Post. Und zwar von sich selbst, von ihrem erwachsenen Ich. Und noch dazu tauchen diese Briefe in einem alten Schreibtisch auf …

Zugegeben, ich hatte mir mehr und häufigeren Briefwechsel erwartet. Die Briefe sind jedoch eigentlich nur Beiwerk und spielen erst rückwirkend betrachtet überhaupt eine Rolle. Oder anders gesagt – ihre eigentliche Bedeutung kommt erst am Ende heraus. Das allein ist schon ein bisschen schade, aber dann ist die Story, die Gesine, genannt Ge, zu erzählen hat, ein bisschen arg fad. Die üblichen Eifersüchteleien zwischen Teenagern, erste Verliebtheit, Trauer um die Mutter – das ist nicht so rübergekommen, wie es machbar wäre. Auch fehlt mir der irische Zauber. Davon wird zu wenig erzählt. Und wenn, dann nur auf eine ironische Weise.

So wirklich ans Herz gewachsen ist mir niemand. Die interessanten Figuren kommen zu kurz und Gee selbst ist trotz ihrer Lage nicht einer jener Teenies, die man einfach mögen muss. So ein klein bisschen nervig ist sie für mich schon gewesen. Klar, kein Grund, dass ihr neues Umfeld negativ eingestellt sein sollte. Das war mir auch ein bisschen zu krass. Statt sich zu freuen und anzuerkennen, dass eine Österreicherin in Irland mit der Sprache klarkommt, wird sie gehänselt, weil sie aus dem „Schnitzelland“ kommt. Dass sie nicht alle Bräuche kennt, wird ihr auch negativ ausgelegt – keiner erklärt ihr rechtzeitig irgendetwas.

Ge ist ein Tollpatsch, Ge bringt überall neue Ideen ein, Ge bekommt die Hauptrolle, Ge löst das Rätsel um Arians Mom – hm. Alles gar nicht so übel, aber dann doch drüber, obwohl nur angeschnitten und nichts, wirklich gar nichts vertieft wird.

Die Auflösung des Ganzen ist schon gelungen und geht auch unter die Haut. Dennoch gefällt mir der Weg dahin nicht so gut, dass ich das Buch lobpreisen möchte. Milena Karas hat es sehr gut eingelesen und klingt wirklich blutjung. Spaß gemacht haben auch die Radio Blackwood Einlagen und die Musik. Dennoch finde ich mich vom Klappentext in die Irre geleitet und bleibe ein wenig „leer“ zurück. Drei Sterne. Mehr geht nicht.