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S.
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Berlin

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Insgesamt 1112 Bewertungen
Bewertung vom 26.08.2019
Backman, Fredrik

Wir gegen euch / Björnstadt Bd.2


ausgezeichnet

Wer denkt, es geht nur um Eishockey, irrt sich gründlich. Björnstadt und Hed sind Konkurrenten in vieler Hinsicht: Arbeitsplätze, medizinische Versorgung, Eishockeyclubs. Die größten Konflikte bestehen aber innerhalb der Stadt: nach einer Vergewaltigung ist nichts mehr, wie es war. Maya wird von Vielen als Störfaktor angesehen; die auf ihrer Seite stehen, erleiden Nachteile. Für die Zukunft des für die Stadt so wichtigen Klubs sieht es schlecht aus. Kann eine neue Trainerin etwas bewirken? Kann ein Politiker Björnstadt retten? Bekommen die Einwohner einen Neustart hin? Die Trainerin wird nicht akzeptiert, die Spieler haben persönliche Probleme, mögliche Sponsoren stellen Bedingungen, die stärksten Unterstützer sollen ruhig gestellt werden. Gewalt spielt eine große Rolle. Backman zeigt die düstere Stimmung, den Verfall von Anstand, die Auswirkungen von Vorurteilen, das Auseinanderbrechen von Familien, aber auch den Zusammenhalt Gleichgesinnter, den Mut Einzelner und Charakterstärke Weniger. Andeutungen bereiten auf Schreckliches vor, der Leser durchlebt eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Spannung, Freude, Trauer, Unverständnis und Entsetzen sind in großartiger Weise eingebunden. Doch die Hoffnung bleibt. Der typische und emotionale Schreibstil Backmans beeindruckt und bleibt im Gedächtnis. Ein großartiger Roman.

Bewertung vom 22.08.2019
Kreutner, Bernhard

Der Preis des Lebens


ausgezeichnet

Wenn in einem Sarg in Wien zwei Leichen liegen, stimmt etwas nicht. Zumal dem 2. Toten, einem eigentlich kerngesundem jungen Mann, die Leber entfernt wurde. Merkwürdigerweise wurden vorherige Untersuchungen in Richtung Organhandel gestoppt. Ein unerschrockener Ermittler und seine ebenso taffe Kollegin werden dank einer engagierten Ministerin zu einer Sondereinheit abberufen und sollen verdeckt ermitteln. Unterstützung wird zugesagt, sogar durch das Bundesheer. Aber: lassen sich Organhändler ihr überaus lukratives Geschäft verderben, zumal sie von einflussreichen Politikern gedeckt werden und beste Verbindungen ins kriminelle Milieu haben? Natürlich nicht.
Bernhard Kreuter schreibt einen packenden Thriller zu einem brisanten Thema. Für Geld werden gesunde Menschen ermordet und als „Ersatzteillager“ ausgeschlachtet. Bestens organisiert arbeitet eine effiziente Organmafia ohne Skrupel. Eine Horrorvorstellung!
Eine spannende Story, sympathische Ermittler, Originale und Wiener Schmäh sorgen für beste Unterhaltung, die aber auch nachdenklich macht: was passiert mit meinen Daten im World Wide Web, wie werden sie verwendet? Konsequenzen im privaten Bereich sollten gezogen werden.
Ein Pageturner mit etwas zu ausführlich geratenen philosophischen Anmerkungen aus dem Benevento Verlag.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2019
Lindell, Unni

Im Wald wirst du schweigen / Marian Dahle Bd.2


sehr gut

Ein Mädchen wird ermordet. Fünf Jahre ist es her, inzwischen ein Cold Case. Und es passiert wieder: an gleicher Stelle im Wald geschieht ein weiterer Mord. Allerdings gibt es einen großen Unterschied. Wegen der Ähnlichkeit dieser Taten wird Ermittlerin Marian, die den ersten Fall bearbeitet, auch hier eingesetzt. Sie verfügt über eine sagenhafte Intuition, hat schon viele Fälle gelöst. Privat jedoch hat sie Probleme. Die Spuren sind nicht ermutigend. Marian sucht verbissen nach Zeugen, Zusammenhängen und entdeckt Ungereimtheiten. Ihr Vorgesetzter nimmt sie aber nicht für voll. Mehrere Erzählstränge werden von Unni Lindell verwoben. Militäreinsätze in Afghanistan, Drohnentechnik, psychische Aüffälligkeiten, Enthymologie und die Liebe bilden ein Geflecht. Der Leser weiß schnell, wer der Mörder ist. Ausführlich geschildert werden die Suche nach ihm und seine Taten, um unerkannt zu bleiben. Hier gibt es diverse spannende Momente. Krimi einmal anders, aus dem Ullstein Verlag.

Bewertung vom 11.08.2019
Bythell, Shaun

Tagebuch eines Buchhändlers


ausgezeichnet

In einer kleinen Stadt in Schottland lebte ein junger Mann, der sich entschloss, einen Buchladen zu führen. Er übernahm einiges vom Vorbesitzer und fährt zu Haushaltsauflösungen, um Bücher aufzukaufen. Manche werden ihm in den Laden gebracht und er prüft, ob ein Ankauf lohnt.
Ein ganzes Jahr, jeden Tag, an dem Shaun Bythell geöffnet hat, darf ihm der Leser über die Schulter schauen und seine Tageslauf verfolgen. Nicht nur eiskalte Räume und ein Versandhausmonopol machen ihm das Leben schwer, auch die Tücken der Technik und eigenwillige Angestellte machen es nicht besser. Die größte Herausforderung aber sind natürlich die Kunden oder Ladenbesucher, die nur nerven, feilschen, alles in Unordnung bringen oder nichts kaufen.
All das wird mit mal ironischem, mal mit bissigem, aber auch depressiven Anmerkungen erzählt. Zitate von George Orwell leiten jedes Kapitel, sprich: jeden Monat, ein. Jeder Tag beginnt mit der Anzahl der Online-Bestellungen und der erfolgten Erledigung und endet mit der Zahl der Kunden und des Umsatzes. Allein das ergibt schon eine aussagekräftige Story.
Shaun Bythell geht gern und oft angeln, ist einem Bier oder Whiskey nicht abgeneigt, engagiert sich für seine Heimatstadt und berichtet sehr anschaulich, was es heißt, einen Buchladen zu führen. Das ganze Drumherum hat man so noch nicht wahrgenommen, es liest sich authentisch und unterhaltsam. Da einige Titel im Original benannt werden, sind Englischkenntnisse von Vorteil.
Kein in einem Rutsch durchzulesendes Buch, sondern viele appetitliche Happen, die immer mal wieder für interessante Schmökerei sorgen.

Bewertung vom 24.07.2019
Hannig, Theresa

Die Unvollkommenen (eBook, ePUB)


sehr gut

Lila heißt eigentlich Paula. Gefällt ihr nicht, genauso wenig wie das herrschende System, welches seine Bürger permanent überwacht. Als ein in ihrer Terrorgruppe geplanter Mordanschlag misslingt, kommt sie in Verwahrung sprich ins Koma. Nach fünf Jahren gibt es Bewährung in einer luxuriösen Ostseevilla. Die Bewohner werden gemästet, an körperlicher Bewegung gehindert und so ruhig gestellt. Gehirnwäsche soll Gehorsam gegenüber Samson, der es „gut“ mit allen meint, erzeugen. Lila kann fliehen. Kann sie den Alleinherrscher jetzt besiegen? Können die Unvollkommenen helfen?
Beeindruckend, wie die Bevölkerung im Namen des Wohlbefindens für Alle manipuliert wird. Chips zur Optimierung des Seh- und Hörvermögens, zur Stimmungsverbesserung usw. werden implantiert. Dadurch muss jeder das machen, was dem Machthaber gefällt.
Theresa Hannig zeichnet eine erschreckende Zukunftsvision. Kann man deshalb Computer und Fortschritt verteufeln? Merke: Man sollte sich gut überlegen, wem man die Kontrolle überlässt.
Ein nachdenklich stimmender Roman aus dem Bastei Lübbe Verlag, gut zu lesen, manchmal etwas langatmige Lobeshymnen auf den scheinbar allmächtigen Samson, aber ein spannendes Thema. Besonders für jugendliche Leser.

Bewertung vom 21.07.2019
Decker, Anika

Wir von der anderen Seite


ausgezeichnet

Du wachst auf. Siehst ein Gespenst. Und stellst fest, dass dieses Gespenst du selbst bist. Gespickt mit Schläuchen, klapperdürr, schwach. So ergeht es Rahel. Ein überlasteter Arzt hatte nicht erkannt, dass ein Nierenstein lebenswichtige Prozesse unterbrach, multiples Organversagen folgte. Rahel wurde ins Koma, aus dem sie fast nicht mehr erwachte, gelegt. Es folgt: eine langwierige Behandlung, in deren Verlauf das Essen eines Joghurts einen Riesenerfolg darstellt und höchsten Genuss bringt. Zäh, selbstironisch und mit klaren Worten beschreibt Anika Decker, wie mühsam der Weg von „der anderen Seite“ zur Gesundung ist. Ärzte, die sich als Götter wähnen, Patienten unnötig Angst einjagen, sind nicht hilfreich. Aber es gibt sie auch, die kompetenten und einfühlsamen Ärzte sowie Krankenpfleger.
Eine starke Stütze sind Bruder Juri, die extravagante Mutter und der besonnene Vater.
Wunderbar, wie die Buchheldin den Anspruch vertritt, dass einmal nicht die Befindlichkeiten von Freunden, Vorgesetzten oder beliebigen anderen Menschen im Vordergrund stehen. Das braucht Kraft!
Dieses Buch ist teilweise nur schwer zu ertragen, macht aber Mut und lässt eigene Verhaltensweisen überdenken.

Bewertung vom 21.07.2019
Simsa, Marko

Klassik für Babys


ausgezeichnet

Eine gelungene Auswahl schönster klassischer Musik. Schön, dass Mozart und Beethoven zu hören sind, auch Bach eignet sich erstaunlich gut für diese CD. Die Stücke sind angemessen kurz, beruhigende Klänge herrschen vor. Perfekt für Babys Entspannung. Die Bilder sind angenehm übersichtlich, eignen sich gut zum Zeigen bei dem jeweiligen Stück. Mein Favorit: die Forelle. Baby mag den Schneemann und das Regenschirmbild, wahrscheinlich sprechen die kräftigen Farben an. Zum Forellenbild/ Musikstück gibt es von mir die schlängelnden Hand- und Kitzelbewegungen, das findet Bbaby toll. Aber sie liebt auch das Ankuscheln beim "Winter" und eben das Schneemannbild. Gewünscht hätte ich mir einmal ein anderes Instrument (Flöte/ Klarinette/Oboe?), vielleicht bei "Greensleeves?
Insgesamt eine wunderbare Kassette mit gelungener Musikauswahl und schönen Bildern.

Bewertung vom 20.07.2019
Grimm, Sandra

Edition Piepmatz: Wenn der Bauernhof erwacht


ausgezeichnet

Dieses Buch gefällt nicht nur dem Baby. Die Bilder sind in kräftigen, schönen Farben gestaltet. Alle Tiere sehen liebenswert aus und wurden mit einfachen, klaren Strichen gezeichnet. Gut zu erkennen, in verschiedenen Haltungen und bei verschiedenen Tätigkeiten zu sehen. Sprechblasen geben die unterschiedlichen Tierlaute und Geräusche vor; das hilft, das Vorlesen stets gleich und ritualisiert vorzunehmen, kann aber auch die Entdeckerlust der Kleinen anregen.
Der eigentliche Text erklärt die Bilder kindgerecht. Schön, dass die Worte nicht starr in Kastenform gepresst wurden, sondern entsprechend hüpfen, versetzt sind oder in die Bilder eingefügt wurden.
Viele Bilder für knapp 2-jährige und älter, witzig im Detail und zusammenfassend am Ende - ein tolles Kinderbuch aus dem Ravensburger Verlag.

Bewertung vom 16.07.2019
Scriverius, Henrike

Die Gärten von Monte Spina


sehr gut

Toni, 32, verwitwet, depressiv. Kann ihre Leidenschaft fürs Gärtnern sie aus ihrem Seelentief holen? Eine neue Umgebung, andere Menschen - nein, das bringt nichts. Sie nimmt das Angebot, auf einer kargen Insel einen Garten zu gestalten, an und spürt, dass diese harte Arbeit ein wenig hilft. Wäre da nur nicht der fiese Inselbesitzer Max Brohr, der sie behandelt wie seine Sklavin.
Der ein mieses Spiel mit ihr spielt. Warum lässt sie sich das bieten?
Henrike Scriverius gibt ihrer Protagonistin viel Raum, stattet sie mit viel gärtnerischem Engagement aus und kreiert eine stets auf das Gute im Menschen hoffende Heldin.
Man erfährt etwas über das Gärtnern, die Natur auf Lanzarote und menschliche Unzulänglichkeiten. Schnell nimmt man Anteil an Tonis Leben, versteht ihr Handeln aber nicht immer. Ein Buch, in das man sich gut einlesen, über deren Hauptpersonen man aber geteilter Meinung sein kann.