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leseratte1310
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Niederrhein
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Insgesamt 3719 Bewertungen
Bewertung vom 15.05.2021
Webb, Katherine

Besuch aus ferner Zeit (eBook, ePUB)


sehr gut

Liv Molyneaux hat wenige Monate zuvor einen Schicksalsschlag erlitten, von dem sie sich immer noch nicht erholt hat. Sie hat in letzter Zeit alle Kontakte gemieden, auch den zu ihrem Vater. Doch dann ist ihr Vater Martin verschwunden und alle glauben, dass er Selbstmord begangen hat. Nur Liv klammert sich an die Hoffnung, dass er wieder auftauchen wird. Sie ist in sein Haus in der Christmas Steps in Bristol gezogen. Dort hofft sie, Abstand zu gewinnen und herauszufinden, was mit ihrem Vater geschehen ist. Aber etwas geschieht in diesem Haus. Sie hört Stimmen und ein Baby, das weint. Doch sie findet nichts? Bildet sie sich das alles nur ein?
Neben diesem Handlungsstrang in der Gegenwart gibt es einen weiteren, der uns zurückführt ins Jahr 1831, als Bethia Shiercliffe eine Landstreicherin namens Louisa in das von ihr betreute Armenhaus aufnimmt. Doch schon bald versetzt Louisa Bethia in Aufregung, denn Bethia hat ihre Geheimnisse und Angst, dass ihr angenehmes Leben schnell zu Ende sein könnte.
Dies ist mein erstes Buch von Katherine Webb. Sie hat mich mit der Geschichte gleich gepackt, auch wenn sie zwischendurch immer mal wieder Längen hatte.
Liv ist eine junge Frau, die schon mit einigen Widrigkeiten in ihrem Leben zurechtkommen musste. Ihr Vater hat die Familie verlassen, als Liv sechs Jahre alt war. Die Erklärung darüber hat sie akzeptiert. Die Mutter hat ihren Hass auf ihren Mann nie verbergen können. Obwohl die Mutter auch später Liv noch lenken wollte, hat Liv nie aufbegehrt. Erst als das Schicksal zuschlug, hat Liv begriffen, dass sie ihr Leben in die Hand nehmen muss und dass sie Zeit braucht, bis sie soweit ist. Im Haus ihres Vaters geschehen merkwürdige Dinge und sie will der Sache auf den Grund gehen. Als sie Tanya trifft, beginnt sie langsam sich zu öffnen. Je mehr ich von Liv erfahren habe, umso besser konnte ich mich in die junge Frau hineinversetzen.
Dagegen war mir Bethia von Anfang an unsympathisch. Sie hat Standesdünkel und sieht auf ihre schwarzen Hausangestellten herab, dabei sollte gerade sie die Nase nicht so hochtragen. Sie mischt sich in andere Leben ein und kennt keine Skrupel. Dass sie Angst hat, entschuldigt ihre Handlungen nicht.
Es gibt aber auch noch Rückblenden ins Jahr 1791, die für den Zusammenhang der Geschichte bedeutsam sind. Zwischendurch ahnte ich schon, wohin die Reise geht. Dennoch war es spannend so nach und nach aufzurollen, was geschehen ist, das bis in die Gegenwart nachwirkt.
Mir hat dieser Roman gut gefallen.

Bewertung vom 14.05.2021
Herzog, Katharina

Wie Träume im Sommerwind


sehr gut

Der Rosenhof auf Usedom ist schon lange im Besitz der Familie Jung. Hier sind die Schwestern Emilia und Clara großgeworden. Emilia war das alles zu eng, sie hat es nach Paris gezogen. Eigentlich wollte sie Parfums kreieren, doch leider hat es nicht geklappt und sie schlägt sich als Kellnerin durch. Als Clara nach einem Autounfall im Koma liegt, soll sich Emilia um deren Kinder kümmern. Damit ist Emilia aber schon überfordert, doch es kommt noch schlimmer, denn die Rosengärtnerei steht vor der Insolvenz. Zusammen mit dem besten Freund von Clara will Emilia den Betrieb retten und reist mit ihm und ihrer Nichte nach Kent. Sie konnte nicht ahnen, was für ein Geheimnis sie dort erwartet.
Dies ist mein erstes Buch von Katharina Herzog. Mir gefällt der Schreibstil der Autorin, der sich leicht lesen lässt. Ich liebe Rosen, daher hat mich dieser Roman auch gleich angezogen.
Die Personen sind gut beschrieben, so dass man sich in sie hineinversetzen kann. Die Schwestern sind ziemlich unterschiedlich. Blut ist dicker als Wasser, daher reist Emilia sofort zurück zur Familie, um zu helfen. Es ist schön, wie sich alle bemühen Clara auf die unterschiedlichste Weise ins Leben zurückzuholen. Mir hat Lizzy leidgetan, die sich schuldig fühlt, weil ihre Mutter den Unfall hatte und im Koma liegt. Mit Josh und Lizzy reist Emilia nach Kent. Dort findet sie nicht nur eine besondere Rose, sondern sie stößt auch auf die Geschichte einer großen Liebe. Dabei kommen auch ihre Gefühle für Josh wieder hoch.
Es ist eine emotionale Geschichte, die mir gut gefallen hat. Dazu passt auch das wunderschöne Cover sehr gut.

Bewertung vom 13.05.2021
Rusch, Veronika

Der Tod ist ein Tänzer / Die schwarze Venus Bd.1


ausgezeichnet

Ich liebe es, mit Büchern in vergangene Zeiten einzutauchen. „Der Tod ist ein Tänzer“ aus der Reihe „Die schwarze Venus“ führt uns in das schillernde Berlin der Zwanziger. Josephine Baker hat Paris begeistert und kommt mit ihrer Truppe nun nach Berlin. Doch es droht ihr Gefahr und Tristan Nowak soll sie vor einem Anschlag schützen. Obwohl er diesen Auftrag gar nicht annehmen wollte, ist er fasziniert von dieser außergewöhnlichen jungen Frau. Zunächst glaubt er nicht an die Bedrohung, doch schon bald erkennt er, dass die Gefahr größer ist als vermutet, denn es gibt dunkle Mächte, die rücksichtslos ihre Interessen verfolgen.
Mich hat diese Geschichte gleich gepackt. Die Atmosphäre in Berlin ist gut dargestellt und obwohl sich in Berlin vieles verändert hat, habe ich einige Örtlichkeiten wiedererkannt.
Josephine Baker ist eine interessante Persönlichkeit. Als sie nach Berlin kommt, ist sie erst neunzehn Jahre, aber sie hat schon viel Schlimmes erlebt. Sie ist lebensfroh, mutig und weiß genau, was sie will. Ihre Darbietungen sind anders und frivol, sie polarisiert. Es wundert mich nicht, dass ihr Tristan Nowak näherkommt, als er es gewollt hat. Aber Gefühle lassen sich nun einmal nicht steuern. Er ist vom Krieg traumatisiert und hat den Tod der Mutter nicht verwunden. Mit Boxen versucht er seine Dämonen in Schach zu halten. War er anfangs nur ein beauftragter Beschützer von Josephine, so wird die Sache für ihn immer persönlicher.
Auch die anderen Personen sind lebendig und vielschichtig dargestellt. Es gibt einige, die mir ans Herz gewachsen sind, wie beispielsweise Ahl, Helene, Fanny, Freddy, Ruben und der rote Graf, und solche, die mir leidtun obwohl sie mit nicht sympathisch sind. Aber es gibt auch solche, die schreckliche Überzeugungen haben oder einfach nur Böse sind. Es gibt auch fiktive Charaktere, die reale Vorbilder haben; man erkennt sie sofort, wenn man ein wenig über die damalige Zeit weiß.
Die politischen Verhältnisse sind instabil in jenen Zeiten. Die Politiker haben vollmundige Versprechungen gemacht und dann die Menschen im Stich gelassen. Viele Männer sind nach dem Krieg invalide und traumatisiert. Berlin hat zwar schillernde Seiten, aber es gibt auch die tiefdunklen. Die Not ist groß und jeder versucht zu sehen, wo er bleibt. Illegale Geschäfte sind an der Tagesordnung. Zunehmend machen sich die Nationalsozialisten breit, und die Enttäuschten und Gefrusteten werden zu Sympathisanten. Es hat mich wieder einmal erschreckt, wie die Rattenfänger ihre willigen Handlanger einfangen.
Was der geplante Anschlag bezwecken soll, habe ich früh geahnt, aber es ist ungeheuer spannend herauszufinden, was denn eigentlich geschehen soll und wer dahintersteckt. Nowaks Gegner sind skrupellos und nehmen Kollateralschäden billigend in Kauf. Außerdem scheinen sie immer einen Schritt voraus zu sein.
Es ist eine wirklich interessante und spannende Geschichte, die mich von Anfang an sehr gefesselt hat und daher bin ich schon auf die Fortsetzung „Die Spur der Grausamkeit“ gespannt. Absolutes Lesehighlight!

Bewertung vom 12.05.2021
Madsack, Sylvia

Enriettas Vermächtnis


gut

Die erfolgreiche Autorin Enrietta da Silva ist hochbetagt verstorben und nun sitzen die Erben vor dem Testamentsvollstrecker Dr. Andreas Leuthard. Die Erben, das sind: Dr. Emilio Volpe, ein Schönheitschirurg aus Argentinien, und die Schauspielerin Jana Horwarth aus Salzburg. Sowohl Jana als auch Emilio benötigen ein wenig Zeit, um die Sache zu überdenken. Während Emilio und Jana sich näherkommen, taucht unverhofft Armando da Silva in Zürich auf. Er ist der leibliche Sohn von Enrietta, die sich nie um ihn gekümmert und ihn verschwiegen hat. Nun will er seinen Anspruch anmelden, obwohl er selbst sehr reich ist, denn für ihn geht es um mehr.
Ich hatte wohl zu viel erwartet, denn wirklich fesseln konnte mich dieser Roman nicht. Es gab einige Längen und oft hatte ich das Gefühl, dass sich die Autorin verzettelt hat.
Keiner der Charaktere war mir wirklich sympathisch. Selbst als ich mehr über die Hintergründe für diese brodelnden Gefühle erfahren habe, hat sich das nicht geändert. Es wurde manches klarer, aber dennoch konnte ich einige Handlungsweisen nicht nachvollziehen. Emilio ist zielstrebig seinen Weg gegangen, aber glücklich geworden ist er wohl nicht. Als Armando in ihr Haus kommt, empfindet er dieses Baby als Störung. Er will nur Schlechtes in ihm sehen, denn schließlich wollte Enrietta ihn auch nicht. Armando fühlte sich unerwünscht und diese Verletzungen sind geblieben. Jana hat die Autorin erst sehr viel später kennengelernt und hat sich gut mit ihr verstanden. Aber Enrietta war nicht offen, sie hat nicht über die Vergangenheit reden wollen. Auch Testamentsvollstrecker Leuthard wusste nichts von Enriettas Geheimnis. Er ist viel zu sehr am Geschehen beteiligt.
Jeder hat in der Geschichte seine eigenen Interessen und das bietet durchaus Konfliktpotenzial. Aber die Protagonisten agierten so, dass es für mich nicht immer verständlich und glaubwürdig war. Auch das Ende hat mich nicht überzeugt, denn es blieben für mich Fragen offen.

Bewertung vom 11.05.2021
Golz, Manuela

Sturmvögel


ausgezeichnet

Emmy hat sechsundachtzig Sommer erlebt und blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Sie wurde auf einer kleinen Nordseeinsel geboren. Als Emmy in die Schule soll, findet ihre verbitterten Großmutter Alma das überflüssig, denn oft wird jede helfende Hand gebraucht. Als der 1. Weltkrieg ausbricht, ist es mit der Schule vorbei. Nachdem die Eltern und die Großmutter versterben, werden Emmy und ihre Geschwister auseinandergerissen. Mit vierzehn Jahren ist Emmy arbeitsfähig und kommt nach Berlin, wo sie als Dienstmädchen arbeitet. Hauke, der Sohn aus gutem Haus, zeigt Emmy das Leben und einiges mehr. Für sie wird es ein hartes Leben, doch sie nimmt es, wie es kommt und verliert auch ihren Humor nicht.
Die Geschichte ist einfach wundervoll erzählt. In Rückblicken erfahren wir aus Emmys Vergangenheit, so dass man sie gut verstehen kann und ihr nahe ist.
Als Emmy sich von ihren Geschwistern verabschieden muss, erwartet sie in Berlin zwar ein hartes Leben mit viel Arbeit. Aber sie trifft es im Haus ihrer Arbeitgeber eigentlich noch gut an. Die Köchin Luise kümmert sich um sie und gibt ihr Ratschläge. Aber was nutzt das alles, wenn man sich verliebt. Hauke zeigt Emmy eine andere Welt. Aber eine Ehe zwischen einem Dienstmädchen und einem Sohn aus gutem Haus ist unmöglich. Auch wenn es Emmy nicht leicht gemacht wird im Leben, sie ist eine Kämpferin und schafft es, ihre drei Kinder großzuziehen. Ihre Kinder sind sehr unterschiedlich, wie das so oft ist. Aber Emmy hat auch ein Herz für andere, die Hilfe brauchen, und so kümmert sie sich später auch noch um die kleine Anni. Emmy ist aber auch eine Frau, die ihre Geheimnisse hat, wie die Kinder unverhofft feststellen müssen. Das weckt Begehrlichkeiten, aber Emmy hat immer gewusst, was sie wollte und sie hat auch ihren Nachlass geregelt.
Mir hat dieser wundervolle Roman sehr gefallen, so dass ich ihn nur empfehlen kann.

Bewertung vom 11.05.2021
Maar, Paul

Der kleine Troll Tojok


ausgezeichnet

Immer wieder gelingt es dem Autor Paul Maar mit seinen Geschichten Klein und Groß zu begeistern. Dieses Mal ist es der kleine Troll Tojok, den wir begleiten dürfen. Tojok bester Freund ist Mommo, der Wildkater. Gemeinsam erleben die beiden tolle Abenteuer.
Es ist ein wirklich schönes Kinderbuch, das uns gut gefällt. Der Schreibstil ist leicht verständlich und geeignet für die Altersgruppe ab 5 Jahren. Die Liedtexte zwischendurch bereiten auch Freude, und die Illustrationen sind kindgerecht und passend.
Tojok ist eine Figur, mit der sich Kinder identifizieren können, denn der kleine Troll ist gar nicht so anders wie Menschenkinder, abgesehen von seinen grünen strubbeligen Haaren, die schon mal mit einem Grasbüschel verwechselt werden können. Diese Frisur erinnert ein wenig an das Sams, auch wenn das Sams rote Haare hat. Tojok mag Pfannkuchen sehr gerne, auch das verbindet ihn mit Kindern. Auch traut er sich einiges zu und macht mit seinem Freund einen Ausflug. Am Ende erlebt er noch einen richtigen Krimi, denn ein Dieb ist im Wald unterwegs. Uns ist der kleine Troll gleich ans Herz gewachsen, denn er ist unternehmungslustig und ein toller Freund.
Die Geschichten sind unterhaltsam und bereiten Spaß. Sie eignen sich zum Vorlesen, als auch zum Selberlesen für Leseanfänger. Wir können dieses Kinderbuch nur empfehlen.

Bewertung vom 08.05.2021
Dunmore, Evie

Verwegen / Die Rebellinnen von Oxford Bd.1


sehr gut

Annabelle Archer muss ihrem Cousin Gilbert sehr vorsichtig beibringen, dass sie eine Zusage für ein Studium in Oxford hat. Damit sie das Stipendium bekommt, muss sie die Frauenbewegung unterstützen. Es wäre sehr vorteilhaft für die Suffragistinnen, wenn sie die Unterstützung des Herzogs von Montgomery gewinnen könnte. Die Chance ist da, als Annabelle und ihre Freundinnen auf das Landgut von Sebastian Devereux eingeladen werden. Die Anziehungskraft zwischen Annabelle und Sebastian ist groß, aber eine Verbindung zwischen einem Herzog und einer mittelosen Jungfer vom Land ist unmöglich.
Dies ist der erste Band aus der Reihe „Die Rebellinnen von Oxford“. Der Schreibstil ist einfühlsam und liest sich sehr angenehm. Da die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird, war ich immer sehr nahe an den Protagonisten.
Auch die Charaktere sind gut und lebendig dargestellt. Annabelle ist eine sympathische Person und eine starke Frau, die weiß, was sie will. Sie ist aber auch geradeheraus und eckt damit schon mal an, aber sie weiß die Herren der Schöpfung aber auch einzuschätzen, so dass sie ihre Interessen durchsetzen kann. Das imponiert Sebastian vom ersten Moment an. Doch er verfolgt seine politischen und privaten Interessen, ohne auf persönliche Belange Rücksicht zu nehmen. Das er wartet er aber auch von anderen und besonders sein Bruder Peregrin hat darunter zu leiden. Nach außen wirkt der Herzog sehr hart und gefühllos, doch in ihm sieht es anders aus. Aber auch bei Annabelle herrsch Gefühlschaos. Mir hat auch gut gefallen, wie Annabelle in den Kreis der sehr unterschiedlichen Frauen aufgenommen wird, und schnell Freundinnen gewinnt, für die sie sich aber auch einsetzt.
Ein wesentlicher Punkt in diesem Roman ist die Rolle der Frau. Ehen werden arrangiert, wobei man auf den Stand achtet. Von der Mitgift hatte die Frau nicht, da sie auf den Ehemann überging, und auch sonst hatte der Gatte das Sagen. Das haben die Frauen lange genug hingenommen und nun treten sie für ihre Interessen ein.
Ich hätte mir gewünscht, dass ich mehr über das Studium und die Gegebenheiten in Oxfort erfahren hätte. Das und die Aktivitäten der Frauenbewegung kamen mir etwas zu kurz gegenüber der Liebesgeschichte zwischen Annabelle und Sebastian. Dass es am Ende ein Happyend gibt, hatte ich erwartet und fand es auch passend. Allerdings ging mir das am Ende alles ein bisschen zu abrupt.
Trotzdem hat mich diese Geschichte gut unterhalten.

Bewertung vom 06.05.2021
Fuchs, Katharina

Lebenssekunden


sehr gut

Die Autorin Katharina Fuchs erzählt in diesem Roman die Geschichte von zwei Mädchen in der Zeit kurz vor dem Mauerbau. Beide wurden im Sommer 1940 geboren. Auch wenn sie die Kriegsjahre noch miterlebt haben, so haben sie erst die Nachkriegszeit bewusst erlebt.
Angelika Stein lebt mit ihrer Familie in Kassel und träumt davon Fotografin zu werden. Doch dann fliegt sie von der Schule und niemand will ihr eine Lehrstelle geben. Doch zum Glück trifft sie einen Fotografen, der kürzlich aus der DDR gekommen ist und der ihr eine Chance gibt. Zeitgleich bereitet sich in Ostberlin die Leistungsturnerin Christine Magold auf die Olympischen Spiele vor. Sie wird auf dieses Ziel hin gedrillt und hat keine Möglichkeit zu entscheiden, was sie wirklich will. Dann treffen die beiden jungen Frauen unter dramatischen Umständen aufeinander.
Die Autorin erzählt eindringlich über die damalige Zeit und das Leben der jungen Frauen. Abwechselnd wird mal aus der Sicht von Angelika und mal aus der Perspektive von Christine erzählt. Die Verbindung zwischen den beiden handlungssträngen ergibt sich erst ziemlich zum Schluss.
Angelikas Vater ist ein Künstler und hat daher einige Freiheiten, die zu der Zeit nicht unbedingt normal waren. In der Schule läuft es für Angelika nicht so gut und dann erfolgt sogar der Rauswurf. Es ist aber auch nicht leicht, wenn die kleine Schwester fast schon ein Streber ist. Angelikas Mutter sieht vieles wesentlich enger als der Vater. Natürlich möchte sie das Beste für ihre Tochter, aber bitte in einem für Frauen angemessenen Beruf. Für sie ist Fotografieren brotlose Kunst.
Aber auch Christine hat es nicht leicht. Für sie gibt es neben der Schule nur den Sport. Ihre Mutter erhofft sich Vorteile, wenn ihre Tochter erfolgreich ist. Aber auch der Trainer macht Druck. Dann lernt Christine Thomas aus Westdeutschland kennen und sie verliebt sich. Doch wie soll das gehen?
Ich konnte mich gut in beide Protagonistinnen hineinversetzen und habe ihnen gewünscht, dass sich ihre Träume erfüllen, denn beide hatten es nicht leicht.
Mir hat dieser Roman gut gefallen.

Bewertung vom 05.05.2021
Eyssen, Remy

Verhängnisvolles Lavandou / Leon Ritter Bd.7


ausgezeichnet

Am Stand von Le Lavandou wird eines Morgens eine Leiche angespült und stört damit die Idylle des Ortes. Der tote Junge trägt ein Kleid und ist verschnürt wie ein Paket. Capitaine Isabelle Morell und Rechtsmediziner Leon Ritter wollen herausfinden, warum der Junge sterben musste. Die Spuren führen zu einem katholischen Internat. Aber sie stoßen auf eine Mauer des Schweigens. Doch dann passieren weitere Morde. Während Polizeichef Zerna keine Zusammenhänge sieht, verlässt sich Ritter lieber auf seine Intuition und bleibt an der Sache dran.
Dies ist der siebte Band aus der Reihe um den Rechtsmediziner Leon Ritter. Bis auf den ersten Band habe ich alle gelesen.
Der Schreibstil ist wie immer flüssig und angenehm zu lesen. Man bekommt auch einen guten Einblick in das Leben in der Provence und somit ein wenig Urlaubsatmosphäre.
Ich mag den unkonventionellen sympathischen Rechtsmediziner, der sich in Frankreich gut eingelebt hat. Am Tatort hat er einen besonderen Blick für Ungereimtheiten. Wenn ihm etwas auffällt, geht er der Sache nach, auch denn er damit anderen auf die Füße tritt. Mit Capitaine Isabelle Morell bildet er nicht nur beruflich ein tolles Team, die beiden sind privat liiert. Auch zu Isabelles Tochter Lilou hat er eine gute Beziehung. Mit dem Polizeichef aber kommt es immer wieder zu Schwierigkeiten.
Der Fall ist verzwickt und es gibt Konflikte zwischen Alteingesessenen und Einwanderern. Der Spannungsbogen blieb bis zum Schluss erhalten. Auch war nicht unbedingt vorherzusehen, was hinter allem steckt.
Mir hat dieser spannende und atmosphärische Krimi wieder gut gefallen.

Bewertung vom 05.05.2021
Kröhn, Julia

Zeit des Wandels / Die Alster-Schule Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hamburg 1931: Felicitas Marquardt will in Hamburg ihre erste Stelle als Oberlehrerin antreten. Sie will ihre Schüler für das Lernen begeistern. Daher ist sie von der Reformpädagogik überzeugt, welche die Kinder abholt und bestärkt, statt ihnen den Stoff einzubläuen. Doch sie übersteht ihren ersten Unterrichtstag nicht. Sie bittet ihren Freund Emil um Hilfe und kommt so an die Alster-Schule. Hier kann sie aufatmen. Doch die Zeiten ändern sich und die Nazis bestimmen nun auch an ihrer Schule. Die Lehrer müssen sich entscheiden, ob sie ihren Idealen treu bleiben oder ob sie die Konsequenzen tragen. Auch Felicitas‘ beste Freundin Anneliese, die als Hauswirtschaftslehrerin unterrichtet, sorgt für Konflikte, weil sie sich in Emil verliebt.
Julia Kröhn hat einen mitreißenden Schreibstil, und die Geschichte hat mich von Anfang an gefesselt.
In der Zeit der Weimarer Republik war es üblich, dass Schüler gezüchtigt werden. Die Angst war an den Schulen stets gegenwärtig. Durch die Reformpädagogik wehte ein frischer Wind durch die Schulen, der aber bei den Meisten nicht gut ankam. Auch in den Schulen, wie die Alster-Schule, waren längst nicht alle Lehrer von diesen Methoden überzeugt. Doch unter den Nazis wurde es noch schlimmer. Die Jungen sollten zu Soldaten erzogen und ausgebildet werden, die Mädchen sollte auf ihre Rolle als Mutter vorbereitet werden, um so Nachwuchs für das Heer heran zu ziehen.
Felicitas mit ihren Überzeugungen eckt natürlich an, aber auch sie muss bald erkennen, dass sie keine Chance hat. Ich konnte mit ihr fühlen, wenn die Wut in ihr hochkam, die sie aber unterdrücken musste. Sie schöpft Kraft beim Tanzen. Emil ist ein Mensch, der keine Gefühle zeigen will. Felicitas nennt ihn „Zinnsoldat“. Doch etwas zieht ihn zu ihr, aber er will es nicht wahrhaben, doch deckt er Felicitas immer wieder. Anneliese war immer für Felicitas da. Sie ist eine naive Person mit einem festgelegten Rollenbild. Das Ziel ihrer Träume ist es, eine Familie zu haben. Daher passt sie eigentlich so gar nicht zu der lebensfrohen Felicitas. Obwohl ich Felicitas gleich mochte, so war meine Lieblingsfigur doch der stille und bücherverrückte Levi. Aber auch Paul und Helene Löwenhagen haben mir imponiert. Dagegen war mir Dr. Waldemar Grotjahn sehr unsympathisch und seine Frau Carin fand ich mit ihrer übergriffigen Art sogar noch schlimmer.
Dieser Roman spielt in einer furchtbaren Zeit. Innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums verändert sich Deutschland und das Leben der Menschen in einer drastischen Art. Meinungen werden unterdrückt und Menschen zu Denunzianten gemacht, weil die Angst regiert. Ich habe mitgelitten und Ängste ausgestanden.
Diese Geschichte ist nicht leicht wegzustecken, aber mir hat der Roman gut gefallen und ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt.