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MaWiOr
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Insgesamt 3668 Bewertungen
Bewertung vom 24.09.2020
Celan, Paul

Todesfuge


ausgezeichnet

„Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends / wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts / wir trinken und trinken / wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng …“ – mit diesen Zeilen beginnt das wohl berühmteste deutsche Gedicht des 20. Jahrhunderts: „Todesfuge“ von Paul Celan (1920-1970). Das Gedicht – bekannt auch durch die Zeile „… der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ – wird gelesen, rezitiert, analysiert oder zitiert, dabei war es der eindrucksvolle Versuch, das Grauen des Holocausts mit lyrischen Mitteln zu fassen.

Das Gedicht, das Celan berühmt machte, hat ihn von der halböffentlichen Lesung auf einer Tagung der Gruppe 47 im Mai 1952 bis zu seinem Lebensende über ein Vierteljahrhundert verfolgt. Zum 100. Geburtstag von Paul Celan liegt nun eine Lesung von knapp 100 Celan-Gedichten (Laufzeit ca. 2 Std.) vor, die der Autor selbst in den 1950er bzw, 1960er Jahren eingelesen hat – teilweise lange Zeit unerkannt gebliebene Tonaufnahmen. Es sind ausgewählte Gedichte aus sieben Gedichtbänden und damit aus allen Schaffensperioden des Dichters.

Neben der Auflistung der Gedichte bringt das Booklet einen ausführlichen Begleittext des Medienhistorikers Hans-Ulrich Wagner, der die Rezitationen und die besonderen Qualitäten der Stimmkunst von Paul Celan beleuchtet: „literarische Stimmereignisse … seine Stimme sucht bis heute Gehör“.

Bewertung vom 24.09.2020
Kluge, Alexander

Das neue Alphabet


ausgezeichnet

„Das neue Alphabet“ ist ein literarisches, zweiteiliges Hörstück (2 CDs) von Alexander Kluge, in dem er sich mit der Problematik der Digitalisierung auseinandersetzt, wobei auch naturwissenschaftliche Fragestellungen behandelt werden. Es sind Gedanken, Gespräche und Anekdoten, die um diese Thematik kreisen. Dabei geht es auch kreuz und quer durch die deutsche Geschichte. Immer wieder hört Kluge mit geschlossenen Augen in sich hinein; dann stürmen Bilder auf ihn ein, die aber nicht gegenwärtig sind. Neben den SprecherInnen kommen auch Kluges Weggefährten wie Heiner Müller, Helge Schneider oder Kluges Tochter Sophie zu Wort. Inszeniert wurde die Produktion des Bayerischen Rundfunks von dem Regisseur Karl Bruckmaier.

Auf der dritten CD (Bonus-CD) findet man ein Porträt von Alexander Kluge, das von Bruckmaier in Form eines Gespräches verfasst wurde. Es gibt Auskunft über Kluges Leben und Werk. Ein ungewöhnliches, doch überaus interessantes Hörstück.

Bewertung vom 23.09.2020
Grimm, Jacob;Andersen, Hans Christian

Die Märchen von Grimm & Andersen 2 in 1. 40th Ed.


ausgezeichnet

Es war einmal … Märchen sind beliebt bei Groß und Klein und das schon seit über zweihundert Jahren. 1812 gaben die Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm den ersten Band ihrer Sammlung deutscher Volksmärchen heraus. Zunächst sollte es kein Kinderbuch werden sondern eine kulturhistorische Sammlung. Später übten die Märchen einen großen Reiz auf bildende Künstler aus und so entstanden zahllose illustrierte Märchenbücher, die den Geschmack der jeweiligen Zeit ausdrückten. Sie alle fanden aber ihre begeisterte Leserschaft und machten die Märchenwelt noch bekannter. Im 19. Jahrhundert entstanden auch die sogenannten Kunstmärchen, deren bekanntester Geschichtenerzähler der dänische Schriftsteller Hans Christian Andersen war, dessen Märchen ebenfalls weltweit Verbreitung fanden.

Die Herausgeberin Noel Daniel hat nun eine Auswahl der beliebtesten Märchen der Gebrüder Grimm und von Hans Christian Andersen zusammengestellt und dabei besonderen Wert auf historische Illustrationen gelegt. So werden z.B. der „Froschkönig“ mit Farbholzschnitten von Walter Crane (GB, 1874) oder „Hänsel und Gretel“ mit Farblithografien von Heinrich Merté (D, 1881) wunderbar bebildert. Bei Andersens „Schneekönig“ sind es zweifarbige Zeichnungen aus dem Jahre 1929 oder bei „Der fliegende Koffer“ japanische Tuschezeichnungen.

Die Herausgeberin hat großen Wert darauf gelegt, die unterschiedlichsten Illustrations-techniken zu berücksichtigen, u.a. auch Aquarell und Scherenschnitt. Im zweigeteilten umfangreichen Anhang gibt es außerdem kompakte Künstlerbiografien sowie Hinweise zu den beiden Märchensammlungen. Insgesamt 35 Märchen werden vorgestellt, wobei die Illustrationen im Mittelpunkt stehen. Es sind teilweise sogar ganz- oder doppelseitige Abbildungen. Ein wirklich prächtiger Jubiläumsband (40 Jahre Taschen), der immer wieder zum Blättern einlädt. Und preiswert zudem, wenn man bedenkt, was illustrierte Märchenbücher von diesem Umfang sonst kosten. Für Groß und Klein.

Bewertung vom 23.09.2020
Schirach, Ferdinand von

GOTT


ausgezeichnet

Vor ein paar Tagen hatte das neue Stück „Gott“ von Ferdinand von Schirach im Berliner Ensemble Uraufführung. Mit dem Stück griff der Autor nach dem Bühnenerfolg von „Terror“ wieder ein vieldiskutiertes Thema auf: die Beihilfe zum Suizid. Von April 2019 bis Februar 2020 diskutierte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eine seit Jahren schwelende, unerlöste Debatte – den ärztlich assistierten Suizid.

In dem neuen Stück möchte der 78-jährige Richard Gärtner sterben, obwohl geistig und körperlich gesund. Doch nach dem Tod seiner Frau will er einfach nicht mehr weiterleben; er sieht darin keinen Sinn mehr. Sein Hausarzt verweigert ihm die Beihilfe. Nun diskutiert die Ethikkommission den Fall. Doch am Ende müssen die Zuschauer – oder im Fall des vorliegenden Hörbuches die Zuhörer – selbst ein Urteil fällen.

Die Hörspielinszenierung des neuen Theaterstücks ist eine Produktion des Hörverlages selbst mit bekannten SprecherInnen – von Cathlen Gawlich bis Florian Lukas. Ein wichtiges Thema, das sicher viele Hörerinnen und Hörer beschäftigt. Im umfangreichen Booklet findet man drei informative Essays zu diesem sensiblen Thema, die natürlich nicht die eigene Meinung oder eine Diskussion im Bekannten- oder Freundeskreis ersetzen.

Bewertung vom 21.09.2020
Baaske, Edwin

Ostkarten


ausgezeichnet

Historische Ansichtskarten sind ein beliebtes Sammlerobjekt – vor allem, wenn es sich um ein „verschwundenes Land“ wie die ehemalige DDR handelt. Sie wecken Erinnerungen, sind aber auch wichtig für die Geschichtsforschung. Die Herausgeber Edwin Baaske und Florian Ücker haben alte Postkarten aus den jetzigen ostdeutschen Bundesländern zusammengetragen und sie teilweise heutigen Fotoaufnahmen gegenübergestellt, um so die Veränderungen sichtbar zu machen.

Jedes Bundesland wird mit einem kurzen Informationstext eingeleitet. Dann folgen auf jeder Seite eine Ansichtskarte – zumeist in Schwarz-Weiß, aber auch farbige Karten werden vorgestellt. Zu jeder Ansicht gibt es Erläuterungen mit historischen Informationen. Es ist eine fotografische Reise durch die DDR von der Ostseeküste bis ins Erzgebirge. Interessant sind vor allem Straßenszenen mit Markttreiben, alten Fahrzeugen oder Geschäften. Zwischendurch sind auch einige DDR-Sonderbriefmarken abgebildet.

Dieser Bildband ist eine Entdeckungstour durch eine Zeit, die vor dreißig Jahren eine Wende erfuhr. Nostalgisch, aber sehr informativ.

Bewertung vom 21.09.2020
Mak, Geert

Große Erwartungen


ausgezeichnet

Nach seinen beiden großen Darstellungen „Amerika!“ und „In Europa“ widmet sich der niederländische Publizist Geert Mak wieder dem europäischen Kontinent und beleuchtet die Geschichte der letzten beiden Jahrzehnte.

Zunächst wirft er einen kritischen Blick auf die 1990er Jahre zurück, an deren Ende die Geburt des Euros vorbereitet wurde. Danach setzt sich Mak als versierter Historiker mit der Entwicklung und dem Zustand Europas im 21. Jahrhundert auseinander. Es waren zwei Jahrzehnte, in denen eine Krise die nächste ablöste. Für seine Bestandsaufnahme war Mak in fast ganz Europa unterwegs – von Norwegen im Norden bis nach Lampedusa und Lesbos, auf die Mittelmeerinseln, die zu Anlaufpunkten für Flüchtlinge wurden. Aber auch europäische Metropolen wie London, Paris oder Moskau besuchte er mit wachsamem Auge. Von seinen zahlreichen Begegnungen berichtet er ausführlich.

Überall in Europa stieß er auf Problemfelder wie Terror, Finanzkrise, Ukraine, Flüchtlingszustrom oder Nationalismus … und natürlich die Klimakrise. Die Pandemiekrise hat dem Autor bewusst gemacht, wie anfällig all die internationalen Produktionsketten sind. Und auch unsere Solidarität stößt an Grenzen. Gern würde der Autor den Menschen in fünfzig Jahren über die Schulter blicken und wissen, wie das alles ausgegangen ist.

Für Mak ist ein Umdenken in Europa wichtig. Als Wirtschafts- und Weltmacht müsste man viel mehr Verantwortung übernehmen. Doch poltische Abstimmungen und Entscheidungen dauern immer noch zu lange. Und so entwirft er auf den 640 Seiten auch Vorschläge für eine langfristige Weiterentwicklung des europäischen Kontinents. Manchmal blickt er auch pessimistisch in die europäische Zukunft: „Endphase von fünf Jahrhunderten bürgerlicher Kultur, europäischer Aufklärung und Demokratie" … doch der optimistische Grundton hat eindeutig das Übergewicht, schließlich lautet der Titel des Buches „Große Erwartungen“.

Bewertung vom 08.09.2020

Landlust - Backen


ausgezeichnet

Der zweite Band versammelt weitere beliebte Backrezepte aus der Landlust. Die Rezepte reichen von leckeren Obstkuchen über festliche Torten, klassischen Blechkuchen bis zu knusprigen Brot und pikantem Gebäck.

Den Auftakt bei den Obstkuchen macht Rhabarber-Streuselkuchen und endet bei Dinkel-Zwetschgenkuchen mit Frischkäse. Unter den Tortenrezepten befinden sich neben der klassischen Schwarzwälder Kirschtorte auch neue Rezepte wie Lebkuchentorte oder Mohn-Marzipantorte. Ebenso bei den Blechkuchen: zu der beliebten Donauwelle gesellen sich Quarkschnitten mit Rosinen oder Möhrenkuchen. Für saftiges Apfelbrot oder Wurzelbrot mit Röstzwiebeln findet man ebenfalls Rezepte. Für alle Rezepte werden die Zutaten angeführt und die Zubereitung in einer kompakten Anleitung erläutert. Außerdem gibt es noch ein aussagekräftiges Farbfoto. Durch die Ringbindung lässt sich das Rezeptbuch während der Küchenarbeit gut und dauerhaft aufschlagen.

Fazit: Backrezepte für jeden Geschmack und jeden Anlass.

Bewertung vom 07.09.2020
Müller, Jürgen

Bruegel. Sämtliche Gemälde. 40th Ed.


ausgezeichnet

Der flämische Maler Pieter Bruegel (auch Brueghel) der Ältere (um 1525/30-1569) war ein Spross der weltberühmten Maler-Dynastie Bruegel aus Antwerpen. Er war die wohl herausragende Figur der niederländischen Kunst im 16. Jahrhundert. Seine Gemälde wurden besonders von den habsburgischen Statthaltern in den Niederlanden und vom deutschen Kaiser, Rudolf II., sehr gesucht. Durch diese besondere Vorliebe kamen viele seiner Bilder auch nach Prag und Wien, wo es heute noch reiche Sammlungen Bruegelscher Werke gibt.

Im Taschen Verlag ist zum 40jährigen Verlagsjubiläum eine opulente, aber preiswerte Ausgabe seiner sämtlichen Werke erschienen. Neben der reichen Illustration überzeugt der Prachtband auch durch informative Texte zu Bruegel und seinem Werk. Zunächst wird seine Biografie beleuchtet, über die relativ wenig bekannt ist. Dabei wird gleichzeitig auf die historischen Hintergründe im 16. Jahrhundert eingegangen.

Das umfangreiche künstlerische Werk Bruegels wird dann in thematischen Kapiteln vorgestellt – von den sogenannten „Wimmelbildern“ über die Bauerndarstellungen, den Winterbildern bis zu seinem Spätwerk. Dabei ist es Anliegen des Buches, bei der Vielfalt der Themen einen roten Faden zu finden, der das Gesamtwerk verbindet. Die einzelnen Bildkapitel werden durch Fachtexte begleitet, denen umfangreiche Studien vorausgingen. Zu zahlreichen Reproduktionen gibt es außerdem Detailansichten, die nicht nur auf Einzelheiten aufmerksam machen, sondern auch die Malweise des Künstlers verdeutlichen. Im abschließenden Katalog der Gemälde (immerhin ca. 80 Seiten) gibt es neben den Gemäldeinformationen (u.a. Größe, Entstehungsjahr, Museum) auch eine kompakte Beschreibung jedes Werkes (mit weiteren Literaturhinweisen).

Fazit: Eine umfassende und reich illustrierte Bruegel-Darstellung, die mit seinem vielschichtigen Werk vertraut macht. Dazu eine ausgezeichnete Papier- und Druckqualität.

Bewertung vom 31.08.2020
Salzwedel, Kathrin;Madani, Ramin

Klaraslife- Vegane und vegetarische Wohlfühlgerichte


ausgezeichnet

Vegane und vegetarische Gerichte sind voll im Trend. Kathrin Salzwedel und Ramin Madani betreiben bereits seit Jahren den Food-Blog „Klaraslife“, wo sie ständig neue Rezepte entwickeln und vorstellen. Mit ihrem ersten Kochbuch wollen sie auf einfache Art und Weise zeigen, wie es mit wenigen regionalen und qualitativ hochwertigen Zutaten ein gutes und schmackhaftes Mahl gelingt. Zunächst gibt es aber Tipps für nachhaltiges Einkaufen und Kochen – z.B. saisonale Lebensmittel oder welche Zutaten sich durch andere ersetzen lassen.

Die Rezepte unterteilen sich in mehrere Kapitel. Unter „Für Naschkatzen“ werden Kuchen, Gebäck und Süßspeisen vorgestellt – wie Schwedische Zimtschnecken oder Brownies mit Lemon-Frosting. Unter „Sattmachersalate und Bowls“ werden u.a. Osmanischer Bulgur-Salat oder eine Bunte Quinoa-Platte serviert. Auch Suppen werden präsentiert (Walisische Kartoffelsuppe oder Mangold-Kohlrabi-Suppe …). Schließlich gibt es auch Rezepte für den großen Hunger – z.B. Erbsenrisotto mit schwarzen Oliven oder Spaghetti mit Tofu-Bolognese.

Für alle Rezepte werden die Zutaten und die Zubereitungszeit angeführt. Stichpunktartig wird die Zubereitung erläutert, was ein Nachkochen erleichtert. Außerdem gibt es ein ganzseitiges Farbfoto, das schon einmal Appetit macht.